Kurznachrichten: 01.12.2022

News: Kurz und knackig – KW 48/2022

Fußball-WM: Ohne Quoten-Kick. ARD: 3/4 für Externe. Absturz: RBB-Medienhaus. Medienfrauen: Hassbotschaften verfolgen. Studie: Finger weg von UHF. Gerücht: Frisst Apple Disney? Twitter: »Krieg« gegen Apple. Meta: 910 Mio. € Strafen.

Unternehmen

Die Wiederberufung von Bob Iger an die Disney-Spitze löste ein Gerücht aus: US-Medien spekulieren unter Berufung auf anonyme Informanten über die Möglichkeit des Verkaufs des Disney-Konzerns (Wert: 180 bis 200 Mrd. $) an Apple.
Nach einer User-Abstimmung werden gesperrte Accounts freigeschaltet, gegen Falschinfos zu Corona wird nicht mehr vorgegangen. Entscheidungen der Firma finden sich nur auf dem Account von Elon Musk. Weil Twitter angeblich aus dem Appstore entfernt werde, aber auch wegen eingestellter Werbung, erklärt er den »Krieg« gegen Apple. Der Deutsche Skiverband lässt seinen Account ruhen; es sei unklar, wohin sich die Firmenphilosophie entwickelt.
Die US-Medienbehörde FCC verbietet Handel und Import neuer Produkte von fünf chinesischen TK-Herstellern, darunter Huawei und ZTE. Erstmalig werden Zulassungen wegen Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit versagt, so die FCC.

Broadcast

Im Kampf gegen Piraterie verpflichtete der Sportstreamer Dazn den Verschlüsselungsspezialisten zu seinem Premium Multi-DRM-Partner.
Laut Wirtschaftsplan plant der NDR für 2023 – nach bereits laufenden Sparmaßnahmen für 300 Mio. € — ein Minus von 4,7 Mio. €. Bis 2024 werden fast 200 Stellen gestrichen.
Nach Abschaltung von vier SD-Kanälen der ARD sendet auch der Kanal »ARD-Test-R« in HD (11.053 H, SR 22000, FEC 2/3, 8 PSK). Dort wechseln automatisch im Minutentakt »Tagesschau24« und »One«. So wird die Empfänger-Eignung für diese »PMT-Umschaltung« getestet, etwa z.B. für die Regionalzeiten der Dritten.
Auch der ARD/ZDF-Zielgruppenkanal Kika bietet nun die Ton-Option »Klare Sprache« über Sat, Kabel und Antenne. Das Live-Streaming folgt. Die Audiospur reduziert Hintergrundgeräusche und verbessert die Sprachverständlichkeit.

Fußball-WM

Das Interesse an der Fußball-WM in Katar ist in Deutschland vergleichsweise niedrig. Das Eröffnungsspiel sahen laut AGF-Forschung nur 6,21 Mio. Menschen (2018: 10 Mio., 2014: 16 Mio.). Die nachmittägliche Niederlage der Nationalelf gegen Japan verfolgten 9,23 Mio. (59,7%). Vergleichbar ist die Partie gegen Ecuador von 2006 mit 21 Mio. Zuschauern (80%). Das Primetime-Spiel gegen Spanien am Sonntag schalteten erstmals mehr als 10 Mio. ein: 17,05 Mio. Zuschauer entsprachen 49,3% Marktanteil. Im Sommer 2018 hatte kein Deutschland-Spiel unter 25 Mio. Zuschauern.

Produktion

Laut Produzentenbericht 2021 investierte die ARD 2021 851,2 (2020: 857,1) Mio. € in Auftrags-, Ko- und Mischproduktionen sowie für Senderechte. 75,9 (2020: 75,1)% des Volumens ging an unabhängige Produktionsfirmen, 24,1 (24,9)% an abhängige Firmen und Lizenzgeber. Die Übernahme von Corona-bedingten Mehrkosten wurde bis Mitte 2023 verlängert.

Radio, Audio

Auf die Betriebssicherheit des Rundfunks und die Rolle von Digitalradio-Diensten für das »Modulare Warnsystem« (MoWaS) verweist das Digitalradiobüro im Vorfeld des bundesweiten »Warntags« am 8. Dezember um 11 Uhr. Der Verband forciert einen neuen DAB+-Dienst, durch den Behörden ab 2023 über Durchsagen hinaus geeignete Radios aus dem Standby aktivieren können.
Wegen der hohen Energiekosten dürfen kommerzielle UKW-Sender seit dem 15.11. die Abstrahlleistung für maximal 1 Jahr um bis zu 3 dB reduzieren, so der niederländische Regulierer »Agentschap Telecom«.

Netze, Frequenzen

Das vom Mobilfunk beanspruchte UHF-Restband bis 694 MHz soll für TV-Terrestrik und Produktionsfunk (PMSE) erhalten bleiben, so die EU-Studie »Shaping Europe’s digital future«. Dem stehe das noch im Test stehende 5G nicht entgegen. Die Frequenz-Nutzung sei effektiv, obwohl die Entwicklungen bei PMSE nur den wachsenden Bedarf befriedigen.
Weil die Vorgabe verpasst wird, bis Jahresende 500 4G-Funklöcher zu schließen, könnte die Bundesnetzagentur (BNetzA) von Telekom, Vodafone und O2 Zwangsgelder erheben. Der Netzbetreiber 1&1 verschiebt die Auflage, 1.000 5G-Antennen zu betreiben, von Ende Dezember auf Sommer 2023.

Filme, Festivals, Kinos, Förderungen

Zum 33. Deutschen Kamerapreis kann bis zum 13.1.2023 eingereicht werden. Erstmals wird nach Medium getrennt und für folgende Kategorien ausgeschrieben: Fiktion Kino, Fiktion Screen, Doku Kino und Doku Screen. Unverändert bleiben die Kategorien Kurzfilm und Aktuelle Kurzformate. Die Auszeichnungen werden am 26. Mai verliehen.
Im »Förderprogramm Filmerbe« bekommen 27 Spielfilme, 14 Dokus, fünf Animationen, fünf Experimental-, ein Kinderfilm sowie eine Kurzfilm-Kompilation Förderungen von 2.25 Mio. Euro. Das Spektrum reicht von »Ansichten eines Clowns« (1975, nach H. Böll) über »Zar und Zimmermann« (1975, DEFA-Oper) bis »Wenn der weiße Flieder wieder blüht« (1953, mit R. Schneider und G. George).

Märkte, Studien, Statistiken

Corona veränderte das Freizeitverhalten der 12- 19-Jährigen: Laut der Studie »Jugend, Information, Medien« (JIM) von SWR und den Medienanstalten LFK und RP treffen sie sich öfter mit Freunden und besucht mehr Sportveranstaltungen. Die Online-Nutzung erreicht mit täglich 204 Minuten das Niveau vor der Pandemie (2021: 241 Min., 2020: 258 Min, 2019: 205 Min).

Medienkrieg Russland/Ukraine

Nachdem ein Appell an Frankreichs Regulierungsbehörde Arcom verhallte, will Reporter ohne Grenzen vor Gericht die Abschaltung der russischen Stationen Rossiya1, Perviy Kanal und NTV über Eutelsat erreichen. Die ukrainische Medienbehörde drohte dem französischen Sat-Betreiber wegen der Verbreitung russischer Sender mit Sanktionen.

Medienrecht

Wegen der Veröffentlichung von 533 Mio. Datensätzen von Facebook-Kunden muss der Mutterkonzern Meta in Irland 265 Mio. € Strafe zahlen. Damit erreichen die von der Datenschutzbehörde DPC in den vergangenen 14 Monaten wegen Datenschutz-Verletzungen verhängten Strafen 910 Mio. €. Facebook gibt sich schuldlos: Kriminelle hätten öffentlich zugängliche Daten abgeschöpft.
Die ARD-Intendant_innen haben einen einheitlichen Compliance-Standard beschlossen. Aufgrund unterschiedlicher Landesgesetze handelt es sich um Mindestanforderungen an Führungsgrundsätze, Risikoanalyse und Ähnliches.

Verbände

Rund 350 Medienfrauen fordern, Shitstorms mit Hassbotschaften nachzugehen, die nicht nur die Kolleginnen, sondern die Pressefreiheit und den ÖR-Rundfunk gefährden. Notwendig sei auch »mehr Berichterstattung über die feministische Revolution im Iran«. Kritisch festgestellt wurde, dass nur 6% der Gema-Meldungen Songs von Frauen betreffen; der Frauenanteil auf Festivals liege bei nur 16%.
RTL Zwei trat dem Branchenverband bei, der nun über 50 Mitglieder zählt. Arbeitsgebiete sind technische Grundlagen der TV-Verbreitung.

Der Schlesinger-Skandal und die Folgen

Wird das finanziell ausufernde RBB-Projekt »Digitales Medienhaus« beerdigt? Laut »Business Insider« (Springer SE) liegt dem Verwaltungsrat am 1.12.2022 dieser Vorschlag der Geschäftsleitung vor. Das Bauvorhaben habe bereits 8,8 Mio. € gekostet, auch für dubiose Beraterverträge. Die Ermittlungen gegen die Ex-Intendantin Schlesinger, den Verwaltungsratschef Wolf und andere betreffen auch dieses Projekt.

Personalia

Für die Nachfolge von Intendantin Karola Wille ab 1.11.2023 sucht der MDR eine »führungserfahrene, integre, empathische und mit der Region verbundene Persönlichkeit«. Der Verwaltungsrat nimmt Bewerbungen bis zum 18.12. an. Die Wahl erfolgt bis April 2023.
Ab 2023 leitet Yorck Polus, seit 2000 beim Zweiten, die Hauptredaktion Sport. Anke Scholten hatte sie nach dem Wechsel von Thomas Fuhrmann in die Intendanz kommissarisch geleitet.
Der Verwaltungsrat verlängerte den Vertrag des Leiters Information/NDR Chefredakteur Adrian Feuerbacher um fünf Jahre bis zum 31.1.2028. Er baute den crossmedialen Bereich auf und leitet ihn seit 2021 mit Andreas Cichowicz.
Silke Buhr, Prof. für Production Design, ist neu im Präsidium der Babelsberger Filmuni »Konrad Wolf«. Wiedergewählt wurden die Vizepräsidenten Martin Hagemann (Internationales) und Daniela Schlütz (Forschung, Transfer) auf Vorschlag der Uni-Präsidentin Susanne Stürmer.
Susanne Stürmer wurde zur Präsidentin der European League of Institutes of the Arts (Elia) gewählt, einem Netzwerk von 260 Kunsthochschulen in 48 Ländern Europas.

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