Kurznachrichten: 21.12.2023

News: Kurz und knackig – KW 51/2023

Dickens: KI zum Fest. RBB: Staatsvertrag verabschiedet. UHF: Weiter offen. Information: Web überholt TV. DAB+: Druck auf UKW.

Ohne Joker

Mit dieser Ausgabe verabschieden sich die Kurzmeldungen in den (Kurz-) Urlaub zwischen den Feiertagen. Unseren Leser_innen wünschen wir ruhige Festtage und einen guten Rutsch – und uns allen ein gesundes, erfolgreiches und friedliches neues Jahr! Auf Wiedersehen am 4. Januar 2024. (Foto: Dieser frühe analoge Bildermischer wurde seinerzeit wahlweise für 32 oder 52 Bildkanäle ausgeliefert.)

Letzte Nachricht: TV-Besetzung in Polen

Die neue polnische Regierung feuerte Führung und Aufsichtsgremien der öffentlich-rechtlichen Sender, unter deren Leitung die PiS-Partei offen unterstützt und die Opposition verunglimpft wurde. Der PiS-Vorsitzende Kaczynski, der abgewählte MP Morawiecki und weitere Parlamentarier besetzten das Gebäude des Fernsehens, nachdem sie eine Abstimmung im Parlament über die Wiederherstellung »der Unparteilichkeit und Zuverlässigkeit der öffentlichen Medien« boykottierten.

Unternehmen

2024 plant die Anstalt einen buchhalterisch ausgeglichenen Haushalt von 1,61 Mrd. € (inkl. Abschreibungen). Bei den realen Ausgaben und Einnahmen ist ein Defizit von 112,7 Mio. € geplant, das aus Angespartem ausgeglichen wird.
Meta startete »Threads« jetzt auch in der EU. Dieser Dienst könnte hier eine Lücke füllen, wenn Elon Musk tatsächlich »X« (Ex Twitter) wegen wegbrechender Finanzierung durch Werbung aufgrund demokratie- und menschenrechtsfeindlicher Inhalte dichtmacht, so Spekulationen.
Das Management des französischen Medienriesen prüft eine Dreiteilung. Künftig könnten Canal+ (25 Mio. Kunden in 50 Ländern inkl. M7 und SPI), Havas (Werbung, Kommunikation) und der Verlag Lagardère eigenständig an der Börse gehandelt werden.
Der Sportstreamer sucht Investoren für 1 Mrd. $ (927 Mio. €). Der Gründer, der ukrainischstämmige Milliardär Blavatnik, könnte das alleine stemmen, wolle das Unternehmen aber für andere Investoren öffnen, mutmaßt Bloomberg.

Broadcast

Digitalisierung und Regionalisierung sehen die Intendanten im Zentrum der laufenden ARD-Transformation. Die zweiteilige Selbstverpflichtung mit Papieren zu Bilanz und Ausblick ist online abrufbar.
Mit »Genau Deins« wirbt der neue TV-Sender der Münchner Gruppe MTI Teleport/Cinepostproduction. Ab dem 1. Januar will man zunächst über Astra in HD unverschlüsselt »lizenzierte Formate des Senders ServusTV« sowie »Eigenproduktionen im Bereich Entertainment, tägliche Newsinhalte und exklusive Sportrechte« sowie Material in »Kooperation mit DAZN« senden.
Das neue Conditional Acces Module CI Plus 2.0 USB CAM setzt mit erweiterten Funktionen für den Contentschutz auf CI Plus 1.4 auf. Neu ist der PCMCIA-Formfaktor; der Verbrauch soll gegenüber Settopboxen bei 10% liegen. Das Modul wird in China von Skardin produziert.

Produktion

Ein Special der Serie »Unter uns« nach Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte mit 15 Schauspielern ist »eine KI generierte Melange« aus Charakteren der Serie und des Dickens-Klassikers. »Die KI hat hier stark den kreativen Prozess unterstützt, aber nicht verantwortet«, so Produzent Guido Reinhardt (ausführlich).

Filme, Kinos, Festivals

Das deutsche A-Filmfestival (15.- 25.2.2024) hat erste Filme für die Sektionen Panorama, Retrospektive und Spotlight bekannt gegeben. Darunter sind neue Arbeiten von Nora Fingscheidt, Josef Hader, Helke Misselwitz und anderen.

Radio, Audio

Deutschlandradio plant für 2024 Ausgaben von 288,2 Mio. €. Die Differenz zu den 275,7 Mio. € Erträgen ist aus eigenen Mitteln gedeckt, so der Rundfunkrat. Die 44 Plätze im Gremium werden ab Januar neu besetzt, die konstituierende Sitzung ist am 11. Januar.
2023 wuchs die Zahl der DAB+-Radios in Deutschland (stationär und Kfz) um 4,4 (+19%) auf 28,3 Mio. Die Zahl der UKW-Radios fiel um 5,5 Mio. Stück, UKW bleibt aber der größte Empfangsmarkt. DAB+ ist besonders stark in Bayern (41% der Haushalte), Sachsen (40%) und Sachsen-Anhalt (36%). Media Broadcast erweiterte die Sendenetze der »Bundesmuxe« 1 und  2 auf 165 bzw. 82 Standorte. Deutschlandradio legte seit 2018 über 40 UKW-Sender still.
Die NRW-Medienanstalt LfM will – nach dem aktiven landesweiten Multiplex – eine weitere landesweite, jedoch regionalisierte DAB+-Struktur für Privatradios ausschreiben. Für zwei der geplanten sechs Regionen wurde dem Frequenzplan für das Münsterland und Duisburg/Essen aus dem Ausland widersprochen.
Die Reichweite der DAB+-Privatradios in Thüringen wurde durch die Aufschaltung an den Standorten Inselsberg und Jena auf 1,55 Mio. (outdoor) nahezu verdoppelt. Die Wettbewerber Antenne und Landeswelle geben Teile ihrer Ressourcen zugunsten von je drei Regionalkanälen und einem von Plattformbetreiber Divicon betriebenen Datenkanal ab, ergänzt die Landesmedienanstalt.
Der Deutsche Journalistenverband kritisiert die Teil-Zusammenlegung der ARD-Inforadios als »gefährliche Gleichmacherei« und Sparmodell auf Kosten Festangestellter und freiberuflicher Mitarbeiter.

Netze, Frequenzen

Die Weltfunkkonferenz vereinbarte den Erhalt der »Kulturfrequenzen« zwischen 470 und 698 MHz für Rundfunk und drahtlose Mikrofone. Um eine Verwässerung zu verhindern, begleiten die Initiativen »SOS – Save Our Spectrum« und »Allianz für Rundfunk- und Kulturfrequenzen« die Entscheidung der Bundesregierung am Runden Tisch des Verkehrsministeriums im Februar (ausführliche Meldung hier).
Der europaweite Verbund von 600 Firmen und Organisationen des AV-Sektors Association of Commercial Television and Video on Demand Services (ACT) und Vaunet begrüßen die EU-Entscheidung gegen die Ausweitung des Geoblocking auf den AV-Sektor.

Märkte, Studien, Statistiken

Neue Studien zur Mediengewichtung und zu »Intermediäre und Meinungsbildung« zeigen: Das Internet hat mit 52% erstmals das Fernsehen (50%) als Info-Medium mit höchster Tagesreichweite überholt. Jedoch informieren sich nur 86% (2022: 89%) aus Medien; dieser Trend ist bei den unter 50-Jährigen überdurchschnittlich. Jeder Dritte der unter 30-Gruppe informiert sich auf Instagram, das Google überholt.

Fast 70% der Besucher europäischer Filme in 28 Märkten sahen 2022 Filme mit niedrigen und mittleren Einspielergebnissen. Weniger als 100 Filme hatten mehr als 1 Mio. Besucher. Im Vergleich der letzten Dekade war die Konzentration auf Top10-Titel (34%) und Top 20-Titel (48%) sehr hoch.

Medienrecht


Die Zweiländer-Medienanstalt fordert Schleswig-Holstein auf, die Förderung für Minderheitensprachen im Rundfunk zu ändern. Die nahezu vollständige Steuerfinanzierung von Plattradio verstoße gegen den Grundsatz der »Staatsferne« des Rundfunks, also das Verbot staatlicher Einflussnahme auf das Programm.

Die britische Medienbehörde Ofcom stellte einen weiteren Bruch unverzichtbarer Regeln durch den rechtslastigen Kanal GB News fest. Der Sender führt eine eigene gebrandete Kampagne gegen Bargeld als Zahlungsmittel und warb im Programm für Unterschriften. Nach britischem Medienrecht dürfen Veranstalter ihr Medium nicht nutzen, um eigene politische Ziele zu propagieren.

Schlesinger-Skandal – Die Folgen

Nach Zustimmung der Parlamente von Berlin und Brandenburg und kurzfristigem Austausch der Ratifikationsurkunden kann der neue RBB-Staatsvertrag mit den umstrittenen Vorschriften am 1. Januar in Kraft treten. Die Regierungsfraktionen stimmten dafür. In Brandenburg stimmten AfD und FW dagegen, die Linksfraktion enthielt sich. In Berlin enthielten sich Linke und Grüne, AfD votierte dagegen.
»Umfangreiche Sparmaßnahmen stellen solide wirtschaftliche Basis her« – das ist das Credo des RBB-Budgets für 2024. Kalkuliert sind Erträge von 526,4 (2023: 538,8) Mio. € mit einem Überschuss von 3,8 Mio. €. Der Rundfunkrat wies auf den Sparzwang von 49 Mio. € in 2023/24 hin. Personalverträge in allen Bereichen werden nicht verlängert oder nicht nachbesetzt, Sendungen gestrichen, Investitionen von 21,1 auf 14,1 Mio. € dramatisch reduziert.

Aus- und Weiterbildung

Zur Diversifizierung will das im Herbst gegründete Programm für den Jobeinstieg von Menschen aus marginalisierten Gruppen in die Film- und TV-Branche – vor allem in Crews – beitragen. Gesellschafter sind X-Filme und DCM, Kooperationspartner die Produzentenallianz.

Personalia

Walter Schmich verlässt den BR zum Jahresende; er geht 60-jährig aus gesundheitlichen Gründen in den Vorruhestand. Seit 1989 beim BR war er zuletzt Programmbereichsleiter für die Radios Bayern 1 und Bayern 3 und den trimedialen Jugendkanal Puls.
Intendant Tom Buhrow steht für eine dritte Amtszeit nach dem 30.6.2025 nicht zur Verfügung. Er scheidet Ende 2024 vorzeitig aus, »um bis zum Beginn der neuen Beitragsperiode ab 2025 einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen«, so Buhrow vor dem Rundfunkrat.

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