Postproduction, Test, Top-Story: 14.12.2000

Coole Sache

Die Fast Multimedia AG liefert den Laptop-Editor Purple-Field ab dem Jahresende 2000 aus. Was bietet die mobile Schnittstation?

Mit der Ankündigung des DV-Editing-Systems Purple brachte Fast Multimedia im Sommer 2000 frischen Wind ins Geschäft und stellte seinem Schnittsystem Silver eine reine DV-Editing-Lösung zur Seite, die zudem auch noch wesentlich preisgünstiger ist als das Sony-DV-Editing-System ES-3. Noch mehr Aufsehen erregte das Unternehmen, als es nur kurze Zeit später — passend zur Profimesse IBC2000 ankündigte, Purple werde ab dem Jahresende zusätzlich in einer Laptop-Variante ausgeliefert.

Davon waren nicht nur Kunden und potenzielle Nutzer beeindruckt, sondern auch die Konkurrenz: Avid etwa ließ nicht lange auf sich warten und zauberte einen DV-Laptop-Editor aus dem Hut, auf dem die Avid-Xpress-Schnitt-Software läuft.
Fast Multimedia hält jedoch das gegebene Terminversprechen und ist damit wieder einen Schritt voraus: Der Laptop-Editor Purple.Field wird ab Jahresende 2000 ausgeliefert. Das System ist ab 19.000 Mark (Nettolistenpreis) zu haben.

Der Laptop-Editor Purple.Field arbeitet mit dem Betriebssystem Windows 2000 und ist grundsätzlich mit der Fast-Studio-Software in der XL-Variante bestückt. Zum Praxistest trat ein Beta-Release der neusten Version 2.55 an.
Intern wird bei Purple.Field mit einem DV-Software-Codec gearbeitet, der es ermöglicht, DV-, DVCAM– und auch DVCPRO-Material direkt einzuspielen, ohne dass dabei das Signal zusätzlich gewandelt, de- oder rekomprimiert würde. Das ist natürlich sehr komfortabel und speziell für den Schnitt vor Ort sehr nützlich.

Schon nach wenigen Minuten Testbetrieb wird klar: Editing mit Purple.Field ist cool. Selten springt der Funke beim Schneiden so schnell über, wie bei diesem System. Wer einmal mit dem Editing-Laptop arbeitet, hätte gerne selber einen zu Hause, und zwar möglichst bald: kein Kabelsalat, Easy-Going mit der vorinstallierten Software.

Effektlastige Produktionen, bei denen es auf feine Bilddetails ankommt, möchte man mit Purple.Field natürlich nicht schneiden, denn der Laptop erlaubt nur den Single-Monitor-Betrieb. Dabei ist es eben nicht möglich, auf der begrenzten Schirmfläche die Bedien-Elemente der Fast-Studio-Software schön übersichtlich zu verteilen. Auch ein großer, möglichst guter Röhrenmonitor zur qualitativen Bildbeurteilung dürfte unterwegs in den wenigsten Fällen mit von der Partie sein.
Auch ein zweiter Prozessor, der gerade bei den Effekten dafür sorgen könnte, dass sie schneller und effektiver berechnet werden, lässt sich in Laptops nicht unterbringen. Ganz generell ist die CPU-Kapazität eines Laptops naturgemäß beschränkter als die eines Desktop-Rechners. Das gilt auch für die Festplattenkapazität und die Echtzeitfunktionalität eines Laptops.

Trotz all dieser Einschränkungen: die Faszination bleibt. Man kann wirklich zum ersten Mal nur mit einem Laptop und einem Camcorder bewaffnet, abseits jeglicher Studio-Infrastruktur, ernsthaft schneiden.

Fast hat Purple.Field für zwei Laptops zertifiziert. Zum einen läuft die Software auf dem Omnibook 6000 von Hewlett Packard, zum anderen auf dem Vaio PDC F809 K von Sony. Das HP Omnibook ist etwas umfangreicher ausgestattet als der Sony Vaio, dafür ist letzterer standrdmäßig mit Firewire- Buchsen ausgestattet, an die sich auch problemlos externe Firewire-Platten anschließen lassen. Damit lässt sich die Standard-Speicherkapazität des Rechners vergrößern, so dass noch mehr Material verarbeitet werden kann.

Purple.Field ist ein coole Sache. Wer mit dem mobilen Editing-System einmal gearbeitet hat, möchte unweigerlich eines besitzen oder möglichst bald damit arbeiten. Auch wenn man versucht sachlich zu bleiben, hat diese neue Dimension des professionellen Editings eine Faszination, der man sich nur schwer entziehen kann. Natürlich muss man sich darüber im klaren sein, dass aufwändige Projekte nach wie vor besser bei einem Desktop-System aufgehoben sind. Doch für den mobilen, nonlinearen Schnitt vor Ort ist Purple.Field die richtige Wahl. Das sieht übrigens auch das ZDF so: Der Sender hat noch vor Jahresende 2000 für seine News-Applikationen zehn Purple.Field-Systeme gekauft.

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T_1200_Purple_Field.pdf