Kamera, Test, Top-Story: 29.07.2021

Praxistest: Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro

Das Innenleben dieser 6K-Kamera ist schon bekannt: Bringen die Pro-Features echte Vorteile? film-tv-video.de hat es ausprobiert.










Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Mehr Power: Für die BPCC6KPro gibt es einen optionalen Battery-Grip.
Handling, Praxis

Viele Anwender hatten sich an der relativ kurzen Akkulaufzeit der 6K-Basisversion gestört: Je nach Einsatz erreichte diese kaum mehr als eine halbe Stunde Laufzeit pro Akkuladung. Bei der Pro-Version hält Blackmagic nun dagegen: Jetzt werden intern NP-F570-Akkus verwendet, und zusätzlich gibt es einen optionalen Battery-Grip, der zwei weitere NP-F570-Akkus aufnehmen kann (Listen-Endpreis 255 Euro).

Verwendet man die BPCC6KPro aber mit dem Battery-Grip, wird sie natürlich noch einmal signifikant größer und schwerer. Ohne Zusatzakku und Objektiv wiegt die Kamera schon rund 900 g, mit Battery-Grip und einem leichten Objektiv können das leicht zwei oder mehr Kilos werden. Längere Aufnahmen aus der Hand werden da zu einer Herausforderung.

Mit dem Battery-Grip lässt sich die Kamera auch Hochkant gut halten, sollte man damit Snapchat-Videos produzieren müssen oder ein anderweitiger Freund des Hochkant-Formates sein.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Der Sucher kann kabellos aufgesteckt werden.

Neben dem Akkugriff hatten wir auch den optionalen Sucher Cinema Camera Pro EVF im Test. Angesichts von dessen mäßiger Auflösung von 1.280 x 960 Pixel ist der Preis für diesen Sucher aber mit 575 Euro aus Sicht der Tester verhältnismäßig hoch. Mit dem Sucher werden vier Augenmuscheln, je zwei für das linke und rechte Auge, mitgeliefert.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Blackmagic liefert verschiedene Augenmuscheln mit.

Trotz des Plastikgehäuses macht die Kamera insgesamt einen stabilen und recht robusten Eindruck.

Der EF-Mount hat aber wie üblich bei Blackmagic etwas Spiel in der Drehachse. Bei rastenden Foto-Objektiven wird dies kaum auffallen, bei analogen Festbrennweiten könnte das beim Schärfeziehen aber zu einer minimalen, ungewollten Rotation führen.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Die wichtigsten Bedienelemente während der Aufnahme geben eine taktile Rückmeldung.

Die Schaltelemente der Kamera bleiben etwas schwammig, die wichtigsten Bedienelemente während der Aufnahme geben aber eine taktile Rückmeldung.
Die Kamera ist bereits drei Sekunden nach dem Einschalten bereit für die Aufnahmen, das bemerkt man aber leider auch durch den dann deutlich hörbaren Lüfter. Zumindest auf der Vorderseite der Kamera ist dieser Ventilator stets klar wahrnehmbar.

Wechselt man zwischen ProRes und Raw, dauert es ebenfalls rund drei Sekunden, bis die Kamera wieder aufnahmebereit ist.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Mit dem mit Akkus bestückten Handgriff wiegt das Gesamtpaket auch ohne Objektiv schon an die 2 kg.

Mit dem Handgriff und den damit vorhandenen drei internen Akkus wiegt das Gesamtpaket auch ohne Objektiv schon an die 2 kg. Kleine Fotolinsen, wie die im Test verwendeten 50 und 24 mm von Canon, tragen dann schon gar nicht mehr viel zusätzliches Gewicht bei. Zooms wie das 18-80 mm — mit dem etwa das erste 6K-Modell bei film-tv-video.de getestet wurde — führen natürlich zu einem insgesamt doch recht hohen Gesamtgewicht — in der Regel zu viel für das Drehen aus der Hand. Für ein paar Minuten Aufnahme aus der Hand kann es aber mit einem Foto-Objektiv noch ganz gut eingesetzt werden.

Wer Hochkant-Videos aufnehmen will, der hat mit dem Akkugriff tatsächlich eine erhebliche Arbeitserleichterung für Aufnahmen aus der Hand. Das Anbringen auf einem Stativ im Hochkant-Format ist dann schon wesentlich komplizierter und kippgefährdeter.

ISO, Blende und Weißwert können jeweils per Funktionstaste aktiviert und mit dem Blendenrad verändert werden. Das geht auch während der Aufnahme. Wie bei der Blende geht die Einstellung stufenweise vonstatten. Alternativ können alle Werte auch direkt auf dem Touchscreen eingestellt werden, was gerade bei größeren Sprüngen schneller geht.

© Blackmagic
Die Bedienung ist angesichts der Bauform …

Die Bedienung ist angesichts der Bauform gut durchdacht: Mit der rechten Hand am Griff hat man schnellen Zugriff auf Blende, ISO, Shutter und den Weißabgleich. Mit dem Zeigefinger gibt es auch noch mit leichtem Umgreifen Zugriff auf die drei Funktionstasten. Alle diese Tasten haben einen deutlichen Druckpunkt.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
… gut durchdacht.

Der Daumen sitzt an einer Mulde und erlaubt so einen festen Griff. Hier sitzen auch die beiden Tasten für die Auto-Blende und den Autofokus, die jeweils immer nur aktiviert werden, solange man auf die Schalter drückt. Kurz drücken, und die Blendenautomatik stellt den höchsten Kontrast ein, oder der Autofokus stellt die Schärfe zunächst immer auf die Mitte. Bei der Blende ist das ein guter Ausgangswert, um die Belichtung des Motivs entsprechend anzupassen.

Allerdings funktioniert der Autofokus bei der BPCC6KPro etwas schlechter als bei der 4K-Version der Kamera, bei der die Kamera meist recht schnell die richtige Ebene findet. Vor allem das Pumpen beim Einstellen der Schärfe ist so stark, dass diese Funktion nicht während der Aufnahme verwendet werden kann. Zwar findet die Kamera die Schärfe auch bei mittlerem Kontrast recht schnell, stellt aber zunächst immer auf die Nahgrenze und dann gleichmäßig auf die Ebene in der Mitte des Bildfeldes.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Autofokus-Funktionalität gehört nicht zu den Stärken der BPCC6KPro.

Um einen anderen Fokuspunkt auszuwählen, muss man in die entsprechende Stelle des Bildes im Display tippen und halten. Dann wird dieser Punkt als Fokus-Punkt festgelegt, und die Fokustaste fokussiert auch auf diesen Teil des Bildes. Leider funktioniert dieses Feature aber nur bedingt. Häufig legt man den Finger auf das Display und es passiert nichts oder man aktiviert versehentlich das Slate-Menü oder die Bildvergrößerung. Oft funktioniert es erst beim zweiten Antippen.

Um den Fokus wieder auf die Mitte zurückzustellen, muss man den Fokus-Schalter zweimal drücken. Manueller Fokus ist auch bei der BPCC6KPro einfach schneller…

Um die Tasten für die ND-Filter, High-Frame-Rates, die Fokuslupe, das Menü und die Wiedergabe zu verwenden, muss man die Kamera entweder mit der zweiten Hand stabilisieren oder diese mit der linken Hand bedienen. An sich sind die Tasten aber gut positioniert, nur die Fokuslupe wäre aus Sicht des Testers auf der Oberseite der Kamera besser aufgehoben.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Die drei Funktionstasten auf der Oberseite haben einen stärkeren Druckpunkt als die anderen.

Die drei Funktionstasten auf der Oberseite haben einen stärkeren Druckpunkt als die anderen und können in zwei Varianten verwendet werden. Einmal lassen sie sich mit Funktionen wie Peaking, Zebra oder LUT belegen, zum anderen mit Preset-Werten, beispielsweise einem Weißwert. So können diese Tasten also auch für den schnellen Wechsel von stark unterschiedlichen Farbtemperaturen verwendet werden. Auch fixe ISO-, Blende-, Shutter- und FPS-Werte können so einer Taste zugeordnet werden.

Will man zuvor abgedrehte Aufnahmen kontrollieren, dann erleichtert die BPCC6KPro das durch eine Kleinigkeit, die aber wirklich super ist: Man muss sich bei der Wiedergabe nicht mit Tasten durch das Video navigieren, sondern kann mit einer Mini-Timeline durch den Clip fahren.

Ein paar mechanische Anmerkungen und Handling-Aspekte noch: Der Akku-Handgriff führt dazu, dass die Optik sehr weit oben sitzt und dadurch schnell kopflastig wird. Selbst mit einem kleinen Foto-Objektiv bleibt die Kamera nicht mehr alleine stehen. Man muss entweder eine lange Kameraplatte montieren oder man muss die Kamera immer bewusst ablegen.

Der Akku-Handgriff lässt sich zwar mit einem Drehrad schnell befestigen, aber er lockert sich im Lauf der Zeit immer wieder etwas, so dass das Spiel zwischen Kamera und Griff immer stärker wird. Leider ist somit fast immer etwas Spiel vorhanden, und das kann dazu führen, dass die Kamera auch auf dem Stativ bei Schwenks gelegentlich etwas in der vertikalen Achse wackelt.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Der Akku-Handgriff lässt sich mit einem Drehrad schnell befestigen.

Das Akkufach des Griffs lässt sich einfach entfernen, und die beiden NP-F-Akkus lassen sich schnell entnehmen. Dennoch ist das insgesamt natürlich etwas langwieriger als das Wechseln eines einzelnen Akkus. Dazu kommt, dass man den dritten Akku in der Kamera nur wechseln kann, wenn man den Handgriff abschraubt.

Ein Nebenaspekt, der ebenfalls erwähnenswert ist: Blackmagic-Kameras können auch bei Zeitlupen die Tondatei in Normalgeschwindigkeit aufnehmen. Diese lassen sich dann einfach in der Postproduktion strecken oder loopen, um den gewünschte Sound auch gleich mit zu erhalten. Das erspart viel Arbeit bei den Aufnahmen und in der Postproduktion.

Die Kamera lässt sich auch per Bluetooth bedienen.
 

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Seite 4: Handling, Praxis
Seite 5: Belichtung, ND-Filter / Sucher, Schärfe
Seite 6: Stromverbrauch, Menü
Seite 7: Bildeinstellungen, Bildqualität
Seite 8: Fotofunktionalität, Ton
Seite 9: Marktumfeld
Seite 10: Fazit

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Autor
Christoph Harrer, (Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller)

Bildrechte
Harrer (1), Nonkonform (13), Blackmagic (13)

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