Kamera, Test, Top-Story: 29.07.2021

Praxistest: Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro

Das Innenleben dieser 6K-Kamera ist schon bekannt: Bringen die Pro-Features echte Vorteile? film-tv-video.de hat es ausprobiert.










Belichtung, ND-Filter

Das neue Display ist für eine Kamera in dieser Preisklasse hervorragend und ein sehr guter, verlässlicher Indikator für die Belichtungssteuerung. Als weitere Hilfe gibt es auch das Histogramm auf dem Display, das mit der neuen Firmware auch in RGB angezeigt wird.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Wechselt man das Objektiv, werden die ND-Filter automatisch abgeschaltet.

Leider bietet das Zebra nur eine Einstellung von 100 bis zu 75 %, ist also als Leitlinie für Interviews nicht besonders brauchbar. Die Falschfarben-Darstellung, die sich auf eine Funktionstaste legen lässt, bietet eine wesentlich genauere Möglichkeit, die Belichtung beurteilen zu können. Allerdings ist das kaum eine Hilfe zum Nachkorrigieren während eines laufenden Drehs, sondern besser zum Einstellen vor der Aufnahme geeignet.

Die drei ND-Filter, um den Bildeindruck um 2, 4 oder 6 Blenden abdunkeln zu können, werden über Plus- und Minus-Tasten gewechselt. In vielen Drehsituationen ist es wesentlich komfortabler, so die Belichtung einzustellen. Allerdings reicht das nicht aus, um an einem sonnigen Tag mit einer Blende von F/1.4 aufzunehmen, selbst bei ISO 100. Sogar eine Blende von F/2.8 lässt sich damit nicht immer erreichen.

Hier muss man doch wieder den Shutter zur Hilfe nehmen oder einen zusätzlichen ND-Filter vor dem Objektiv verwenden. Angesichts der Flexibilität mit dem Dual-ISO wären 2, 6 und 10 Blenden die bessere Option.

Die ND-Filter führen nicht zu irgendwelchen sichtbaren Verschlechterungen in den Bild-Details, hatten zumindest beim Testgerät aber einen leichten Blau-Stich. Das ist mit einem neuen Weißabgleich schnell behoben, und bei Raw-Dateien ist es ohnehin kein Problem, diesen Unterschied in der Postproduktion zu beseitigen.

Wechselt man das Objektiv, werden die ND-Filter automatisch abgeschaltet. Wer bei dokumentarischen Aufnahmen von innen nach außen wechselt und dabei im On die ND-Filter zuschalten will, wird diese Aktion aber immer auch deutlich in der Atmo hören, auch bei einem externen Richtmikrofon, weil das Umschalten ein Geräusch verursacht.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Der kompakte Sucher wird kabellos aufgesteckt.
Sucher, Schärfe

Der optional erhältliche, aufsteckbare Sucher lässt sich um rund 70 Grad nach oben klappen. Er bleibt gut in jeweils der Position stehen, in die er ausgerichtet wurde. Der Sucher bietet eine Einstellmöglichkeit um +4 bis -4 Dioptrien.

Leider sitzen jedoch die Augenmuscheln sehr locker und fallen schon bei leichter Berührung ab. Das kostet Nerven, nach kurzer Zeit haben wir daher die Augenmuscheln weggelassen.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Display und Sucher schalten per Annäherungssensor um.

Der Sucher hat einen Annäherungssensor und schaltet sich automatisch ein, sobald man sich auf ein bis zwei Zentimeter annähert. Gleichzeitig wird dann das in die Kamera integrierte Klapp-Display automatisch abgeschaltet. Dabei reagiert die Kamera sehr schnell und aktiviert die entsprechende Anzeige sofort. Leider gibt es aber keine Option, beide Anzeigen immer aktiv zu lassen.

Bei der Farbe ist der Sucher schon ohne Kalibrierung recht genau. Auch zur Belichtung eignet sich der Sucher bei einem sonnigen Tag definitiv besser als das Display — gar nicht unbedingt wegen der Helligkeit des Displays, sondern weil man nicht mit den Spiegelungen zu kämpfen hat.

Leider ist der optionale Sucher aber nicht besonders scharf und eignet sich eindeutig schlechter, um die Schärfe zu beurteilen als das eingebaute Display.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Der Sucher dürfte die meisten Anwender nicht wirklich überzeugen.

Das Beurteilen der Schärfe ohne Peaking und Ausschnittsvergrößerung fiel uns mit dem Display immer leichter als mit dem Sucher. Beim Sucher kann man sich oft nicht wirklich sicher sein, ob man die Schärfe getroffen hat.

Die Display-Lupe ist schnell mit einer Taste aktiviert und funktioniert auch im Sucher. Zum Einstellen der Position muss man dann weiterhin den Touchscreen verwenden und dann wieder in den Sucher blicken.

Zunächst gibt es immer nur eine Verdoppelung der Anzeige. Zieht man mit Daumen und Zeigefinger bei der Vergrößerung nach außen, zoomt man weiter in das Bild (Pinch-to-Zoom). Das geht bis zu 8facher Vergrößerung. Die Vergrößerung kann man auch mit dem Blenden-Rad einstellen, wenn die Vergrößerung aktiviert ist, was sehr viel genauer geht, denn das Einstellen mit dem Touchscreen kann schon etwas schwierig sein. Allerdings kann man keinen anderen Wert mehr einstellen, wenn man sich in der Lupe befindet, da dann das Rad nur für die Lupe verwendet werden kann.

© Blackmagic
Übersicht der Bedienelemente.

Aktiviert man jetzt die Ausschnittsvergrößerung, bleibt die Kamera dabei, bis man sie wieder ausschaltet. Dann startet man wieder mit der zweifachen Vergrößerung. So gibt es zwar die Möglichkeit einer tatsächlichen 1:1-Pixel-Darstellung auf dem Display, ein fester Wert, den man sich im Menü einstellen kann, wäre aber die einfachere Option.

Der Fokus-Assistent »Peak« zeigt scharfe Bilddetails mit einer angehobenen weißen Kante, mit »Colored Lines« können diese Kanten dann rot, grün, blau, schwarz und weiß angezeigt werden. Letzteres ist in der Darstellung sehr viel deutlicher.

Der Schärfe-Assistent verfügt über drei Einstellungen, Low, Medium und High. In den meisten Fällen sind Medium und Low die beste Option. Das High-Setting eignet sich nur für die Aufnahme im Film-Modus, wenn man keine LUT verwendet, denn ansonsten zeigt diese Einstellung zu viele Bildelemente, die sichtbar schon unscharf sind, als scharf an.

Um die Stärke des Schärfe-Assistenten zu ändern, muss man ins Menü. Legt man diese Funktion auf eine der Nutzer-Tasten, stellt die Taste immer genau diese Stärke ein. Es ist nicht möglich, per Tastendruck die Stärke durchzuwechseln, und es geht auch nicht, zwei unterschiedliche Stärken auf zwei Nutzertasten zu legen. 

Das Display bietet in vielen Fällen einen guten Schärfeeindruck, und in Kombination mit dem Assistent und der Ausschnittsvergrößerung kann man die Schärfe in den meisten Fällen gut beurteilen. Vor allem bei sehr dunklen Bildern und geringem Kontrast kann es dann doch etwas schwieriger werden.

Mit der Autofokus-Funktionalität aktueller Canon-Kameras kann sich der Schärfeassistent der BPCC6KPro leider nicht messen.

Um die Schärfe im Film-Modus richtig sehen zu können, muss man meist eine LUT verwenden. Hierfür sind vier LUTs vorinstalliert, jeweils eine Übersetzung von Film in Video, Extended Video HLG- und PQ-Gamma. Eigene LUTs im Cube-Format lassen sich im mitgelieferten DaVinci Resolve (Praxistest) ganz einfach selbst gestalten und via USB-C-Platte, SD- oder CFast-Karte importieren.

 

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Seite 4: Handling, Praxis
Seite 5: Belichtung, ND-Filter / Sucher, Schärfe
Seite 6: Stromverbrauch, Menü
Seite 7: Bildeinstellungen, Bildqualität
Seite 8: Fotofunktionalität, Ton
Seite 9: Marktumfeld
Seite 10: Fazit

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Autor
Christoph Harrer, (Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller)

Bildrechte
Harrer (1), Nonkonform (13), Blackmagic (13)

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