Kamera, Test, Top-Story: 29.07.2021

Praxistest: Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro

Das Innenleben dieser 6K-Kamera ist schon bekannt: Bringen die Pro-Features echte Vorteile? film-tv-video.de hat es ausprobiert.










Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
6K auszureizen, erfordert auch sehr hochwertige Objektive.
Bildeinstellungen, Bildqualität

Ob man die 6K-Auflösung des Sensors in der Praxis überhaupt nutzen kann, hängt von vielen Faktoren ab — und unter anderem hängt das auch sehr stark von den eingesetzten Objektiven ab. Da es sich um einen Bayer-Sensor handelt, der immer etwas Reserve in puncto Auflösung benötigt, bietet die nominale Auflösung von 6K zumindest ein echtes 4K-Bild in sehr guter Qualität.

Das kann man auch bei einem Vergleich zwischen 6K-Raw-Aufnahmen und 4K-ProRes-Aufnahmen sehen, die in der Schärfeleistung fast identisch sind. Verwendet man in ProRes beispielsweise die Schärfenanhebung auf Medium, ist die Bildschärfe in 4K sogar etwas besser.

Allerdings sind Raw-Aufnahmen ja ohnehin letztlich immer dafür gedacht, in der Postproduktion bei Bedarf nachschärfen zu können.

Sowohl die Raw- als auch die ProRes-Aufnahmen, die wir mit der BPCC6KPro realisierten, sind in der Farbdarstellung sehr ausgewogen. Auch im Extended Video Modus sind die Farben hervorragend und weniger intensiv als im Video-Modus. Selbst für Aufnahmen, die keine umfangreiche Look-Gestaltung nach sich ziehen sollen, eignet sich Extended Video am besten. Er gibt einem doch sichtbar mehr Kontrast und erfordert in den meisten Fällen nur eine leichte Justierung der Schwärzen und der Sättigung.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Es gibt diverse Optionen, mit der BPCC6KPro in 6K aufzuzeichnen.

Der Log-Modus heißt »Film«. Zwar erlaubt der Film-Modus noch etwas mehr Kontrast, aber hier muss man auch immer noch gehörig am Kontrast und vor allem den Farben drehen, um ein verwertbares Bild zu erhalten. »Video« verfügt über einen deutlich geringeren Kontrast und ist die beste Option, wenn man ohne Nachbearbeitung schon gesättigte Farben und tiefe Schwärzen benötigt. Vor allem an den Highlights kommt es sehr viel schneller zu ausgebrannten Stellen, wenn der Bildkontrast zu groß ist.

Wie sich die neue Color-Science genau niederschlägt, ist schwer zu beurteilen und meist nur für die Aufnahmen in ProRes wirklich relevant. Da die Kamera sowieso fast hauptsächlich auf einen Raw-Workflow ausgelegt ist, ist das für die meisten Nutzer wahrscheinlich kein wirklich entscheidender Faktor.

Auch die beiden neuen Optionen, Raw-Dateien mit konstanter Qualität aufzunehmen (Q0 und Q5), mögen in wenigen Fällen eine echte Rolle spielen. Bei Q0 geht es darum, die maximale Qualität bei vielen bewegten Bilddetails zu erhalten. Dabei soll das Q0-Format im Durchschnitt der 3:1-Kompression entsprechen und Q5 weitgehend der 12:1-Kompression. Vor allem bei Q0 ist es schwer, die Datenmenge einzuschätzen, da sich die Datenrate nach der Informationsmenge im Bild richtet. Das kann man auch direkt an der Anzeige für die restliche Aufnahmedauer erkennen, die während der Aufnahme schnell mal um einige Minuten nach oben oder unten springt.

Blackmagic, 6K-Kamera, BPCC6KPro, © Nonkonform
Angesichts der Objektive, die wir zum Test zur Verfügung hatten, sind Schärfetests hier nur bedingt aussagekräftig.

Bei unseren Tests schafften wir auf einer CFast-Karte mit 256 GB im Durchschnitt 16 Minuten Raw-Material. Zu Beginn zeigte die Anzeige 14 Minuten an. Allerdings zeigte sich auch, dass die Karte zwar alle anderen Raw-Varianten ohne Unterbrechung packte, in Q0 gab es aber einige Male Abbrüche, da hierbei die Datenrate für die Karte zu hoch wurde.

Angesichts der Objektive, die wir zum Test zur Verfügung hatten, sind Schärfetests hier nur bedingt aussagekräftig. Die meisten Tests wurden mit dem Canon 50 mm UMS F/1.4 und dem Canon 24 mm USM F/2.8 ausgeführt. Zum Vergleich hatten wir auch noch das Kit-Objektiv Canon EF-S 18-55 mm verwendet, das vor allem bei weiter geschlossener Blende weit davon entfernt ist, überhaupt 21 Millionen Pixel abbilden zu können.

© Blackmagic
Soll der Sensor volle Qualität erreichen, sind sehr hochwertige Objektive erforderlich.

Zumindest im Sweetspot bei Blende F/4 bis F/5.6 müssten die beiden USM-Modelle diese aber erreichen. Zwischen F/2.4 und F/8 lieferten die beiden USM-Objektive scharfe und kontrastreiche Bilder. Dennoch macht auch die Kombination aus 6K-Sensor und einem etwas schlechteren Objektiv einen Unterschied.

Die finale Bildqualität ist letztlich immer eine Kombination aus Objektiv, Sensorauflösung und verwendetem Codec.

Ein Detail, das Canon-Kameras in Verbindung mit deren eigenen Objektiven meist sehr gut im Griff haben, ist die Reduktion von chromatischen Aberrationen direkt in der Kamera. Andere Hersteller haben das meist weniger gut im Griff, und das gilt auch für die BPCC6KPro: Gerade bei Gegenlicht kann diese Kamera durchaus stark ausfallen und muss dann in der Postproduktion beseitigt werden.

Das mitgelieferte DaVinci Resolve 17 bietet hierfür aber gute Werkzeuge. Das gilt übrigens auch für das nachträgliche Schärfen der Aufnahmen, die man sichtbar erhöhen kann und zwar ohne stark übertriebene Kantenanhebung.

Verwendet man BM-Raw, ist das Bild insgesamt trotzdem auf der weichen Seite. In ProRes gibt es dann zusätzlich noch die Möglichkeit, drei verschiedene Schärfe-Werte einzustellen. In der Grundeinstellung liefert diese auch in ProRes ein weiches Bild. Wem das nicht reicht, der kann das Detail Sharpening im Menü auf Medium oder High einstellen.

»Medium« entspricht dabei der fernsehüblichen Schärfeästhetik, wie sie vor allem 1/3- bis 2/3-Zoll-Camcorder in den Grundeinstellungen haben. »High« zeigt dann doch deutliche Kantenaufstellungen im Bild und fällt schon stark als nachgeschärftes Bild auf.

© Blackmagic
Mit zwei nativen ISO-Werten von 400 und 3.200 kann die Kamera auch in Lowlight-Situationen gut eingesetzt werden.

Mit zwei nativen ISO-Werten von 400 und 3.200 kann die Kamera auch in Lowlight-Situationen gut eingesetzt werden. Das Bildrauschen kann mit den beiden De-Noisern von DaVinci Resolve wieder auf ein unauffälliges Maß reduziert werden, zumindest bis ISO 4.000 und je nach Geschmack sogar bis 6.400.

Vor allem das blaue / rote Farbrauschen fällt ab ISO 6.400 erst einmal deutlich auf. Mit mehr ISO kann man immer noch brauchbare Bilder produzieren, aber der De-Noiser führt doch zu einer sichtbaren Reduzierung der Schärfe.

Bei ISO 1.250 wechselt die Kamera automatisch die Basis-ISO von 400 auf 3.200. Bei ISO 1.000 rauscht es in etwa so stark wie bei ISO 6.400. Der Gesamtkontrast verringert sich beim Wechsel auf den zweiten ISO-Basiswert von 3.200 aber um etwa mehr als eine Blende. Ab ISO 8.000 schrumpft der Kontrast weiter, was aber bei Lowlight-Aufnahmen meist weniger ins Gewicht fällt. Nachtszenen mit Straßenlaternen oder Innenaufnahmen nur mit einer Zimmerlampe sind bereits gut realisierbar.

 

Seite 1: Einleitung, Eckdaten
Seite 2: Auflösungsstufen, Formate, Speicherung / Mount, Objektive
Seite 3: Anschlüsse, Display
Seite 4: Handling, Praxis
Seite 5: Belichtung, ND-Filter / Sucher, Schärfe
Seite 6: Stromverbrauch, Menü
Seite 7: Bildeinstellungen, Bildqualität
Seite 8: Fotofunktionalität, Ton
Seite 9: Marktumfeld
Seite 10: Fazit

Anzeige: BPCC6KPro-Händler, direkter Link zur Kamera

Anzeigen: Direkte Links zu passendem Zubehör — Stative, Taschen

Autor
Christoph Harrer, (Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller)

Bildrechte
Harrer (1), Nonkonform (13), Blackmagic (13)

Schlagwortsuche nach diesen Begriffen
Kamera, Test, Top-Story