Broadcast, Grafik, OTT, Sport, Top-Story: 25.02.2016

Daytona 500: OTT-Kanäle und Live-Grafiken von Vizrt

In der Berichterstattung vom 500-Meilen-Rennen in Daytona setzte der US-Sender Fox für unterschiedlichste Zwecke neue Lösungen von Vizrt ein: Bei der Online-Berichterstattung via App und auch in der TV-Berichterstattung.

Die Daytona 500 sind ein jährliches Autorennen, das auf einem Ovalkurs in Daytona Beach (Florida) als Teil der Rennserie Nascar Sprint Cup durchgeführt wird. Dabei müssen die Rennwagen auf dem Daytona International Speeedway 500 Meilen (805 km) zurücklegen. Der Kurs erlaubt Geschwindigkeiten von mehr als 300 km/h. Das Rennen gilt als sehr prestige- und publikumsträchtig, es ist zudem mit dem höchsten Preisgeld aller amerikanischen Autorennen prämiert. Die Daytona 500 haben im US-Autorennsport eine ähnliche Wertigkeit wie der »Super Bowl« im Football: Dieses Rennen erreicht die höchsten Fernsehquoten aller Autorennen in den USA.

Entsprechend aufwändig fällt auch die Berichterstattung über die Daytona 500 aus und die Rechteinhaber versuchen, ganz besondere Eindrücke zu vermitteln. So auch in diesem Jahr: Der US-Broadcaster Fox Sports setzte etwa im Bereich Grafik und in der Online-Berichterstattung neue Maßstäbe.

OTT-Produktion für Nutzer der Fox Sports Go App

Gleich auf mehreren Kanälen berichtete Fox Sports live vom Rennen und lieferte Videoinhalte und Renndaten auch an unterschiedliche portable Endgeräte aus: auf Basis von iOS, Android und Amazon Fire. Speziell für die Daytona-500-Übertragung wurde ein neues Feature innnerhalb der App eingerichtet: Driver Channels. Damit konnten Fans bestimmter Nascar-Fahrer das Rennen insgesamt verfolgen und gleichzeitig zusätzliche Bilder und Informationen über ihre jeweiligen Lieblingspiloten bekommen.

Die Driver Channels sind Teil des »TV Everywhere Programms« von Fox Sports, das die Fans näher an ihren Sport und ihre Idole bringen soll. Bei den Daytona 500 gab es den »88 Car Channel«, der sich um den Fahrer Dale Earnhardt Junior drehte, den Sieger von 2014 (Chevrolet). Auf dem »18 Car Channel« drehte sich alles um den Piloten Kyle Busch. Wer Joey Logano, dem Sieger von 2015 (Ford), folgen wollte, wählte den »22 Car Channel«. Acht weitere Driver Channels waren während der sogenannten »Speed Week« aufrufbar.

Jeder Driver Channel zeigte ein grafisches Interface, das Fox Sport mit der Grafik-Software Viz Artist gestaltet hatte. In diese Oberfläche waren drei Live-Videofenster eingebettet, die synchron den Rennverlauf zeigten: Im großen Fenster wurde dabei das Live-Programmsignal eingeklinkt, wie es auch im Fernsehprogramm übertragen wurde, hier konnte man also den Rennverlauf insgesamt verfolgen. Die beiden kleineren Fenster darunter zeigten jeweils fahrerspezifische Inhalte, etwa In-Car-Aufnahmen oder Bilder des jeweiligen Autos innerhalb des Renngeschehens. In vier kleineren Fenstern auf der linken Seite wurden diverse Telemetrie-Daten des jeweiligen Fahrzeugs dargestellt — etwa als Tacho und Rundenanzeiger.

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Die Oberfläche der Driver-Channel-App.

Für jeden dieser Driver Channels wurden also drei separate Videofeeds zu einem Screen kombiniert. Diese Aufgabe erledigte auf der Produktionsseite Viz Engine, also das Echtzeit-Compositing-System von Vizrt. Jeder Driver Channel war dabei auf der Produktionsseite mit vier Ein- und zwei Ausgängen konfiguriert. Um alle Inputs von einem gemeinsamen Interface aus kontrollieren zu können, hatte Fox Sports einen Go-App-Controller entwickelt, der während der Live-Übertragungen für die Synchronisation der HD-SDI-Quellen mit den Datenfeeds sorgte.

»Wir konnten zwei Driver Channel mit bis zu acht Videoquellen und weiteren automatisierten Datenanzeigen innerhalb einer einzigen Box realisieren«, sagt Zac Fields, Senior Vice President Graphic Technology and Integration bei Fox Sports. »Mit vorkonfigurierten Dateneinblendungen und automatisiertem Videoswitching hatten wir die Möglichkeit, den Fans noch mehr zusätzlichen Content zu präsentieren.« Fox Sports erwägt, die Technologie künftig auch für andere Nascar-Rennen einzusetzen — und auch für andere Sportarten.

Gewonnen hat die Daytona 500 im Jahr 2016 übrigens Denny Hamlin auf Toyota.

Echtzeit-Compositing mit Viz-Engine wurde bei den Daytona 500 für die Erzeugung der Driver Channels genutzt.
Echtzeit-Compositing mit Viz-Engine wurde bei den Daytona 500 für die Erzeugung der Driver Channels genutzt.

Vizrt und Stype realisierten virtuelle Grafik für Daytona-500-Übertragung von Fox Sport

Die Fox Sports Media Group nutzt schon seit Ihrer Gründung im Grafikbereich Vizrt-Technologien. Zusätzlich zu den »normalen« On-Air-Grafiken setzte das Unternehmen für die Daytona 500 auch auf neue, in den Bildinhalt eingebettete Augmented-Reality-Einblendungen (AR): So konnten etwa Renndaten, Platzierungsübersichten, Fahrerinformationen und Sponsoren-Logos so realistisch eingeblendet werden, als wären sie auch wirklich vor Ort auf der Rennstrecke zu sehen.

Sportbegeisterte in Deutschland kennen etwas technisch ähnliches von der Fußball-WM-Berichterstattung aus Brasilien: Dort wurde ein virtueller Bildschirm auf der Moderatorenterrasse eingeblendet (siehe kurze und lange Meldung hierzu).

Um diese neue Form der Grafikeinblendungen in einer Live-Sendung nutzen zu können, setzte Fox Sports auf die Kombination einer Echtzeit-Grafiklösung von Vizrt mit einem Kamera-Tracking-System des Herstellers Stype. Mit den Tracking-Daten des Stype-Systems wurde also ein 3D-Grafiksystem von Vizrt gefüttert, das dann die realistisch wirkende, virtuelle Platzierung von Grafiken innerhalb der Szenerie erlaubte — in Echtzeit, während der Live-Übertragung.