Broadcast, Live, Top-Story: 13.07.2017

G20 in Hamburg — technische Aspekte der TV-Produktion

Der G20-Gipfel in Hamburg war neben vielem anderen, natürlich auch ein TV-Ereignis. film-tv-video.de sprach über die technische Umsetzung mit NDR-Mitarbeiter Björn König, dem technischen Koordinator des entsprechenden ARD-Projekts, über diese ganz besondere Produktion.




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Der G20-Gipfel und besonders die Geschehnisse in seinem Umfeld sind in der öffentlichen Diskussion und in den Medien in höchstem Maße präsent.

Der G20-Gipfel in Hamburg war schon im Vorfeld ein unter vielen Aspekten heftig umstrittenes Treffen. Am 7. und 8. Juli 2017 fanden sich die Staats- und Regierungschefs der nach Veranstalterdefinition 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer hier ein. Neben zahllosen friedlichen Protestaktionen, begleiteten auch heftige Krawalle das Treffen der Politik- und Wirtschaftsführer — und der Gipfel konnte letztlich nur unter massivem Polizeieinsatz realisiert werden. Seit seiner Durchführung ist das Ereignis in der öffentlichen Diskussion und in den Medien in höchstem Maße präsent.

Die TV-Übertragungen von zentralen Ereignissen dieses Groß-Events realisierten ARD, ZDF, DWTV, Phoenix, N-TV und N24 gemeinsam. Federführend innerhalb der ARD war der NDR.

G20, Messe, Ü-Wagen
Mit den Ü-Wagen HD1 des RBB und Ü2 des NDR wurde während des G20-Gipfels das Weltbild produziert.

Eine Großstadt wie Hamburg für die Austragung eines G20-Gipfels zu wählen, wurde unter verschiedensten Aspekten im Vorfeld kritisiert: Sicherheitsaspekte, massive Nachteile und Einschränkungen für Anwohner und unbeteiligte Bürger waren einige davon. Was dann in Hamburg stattfand, übertraf aber selbst die schlimmsten Befürchtungen. Und so wurde es ein Gipfel, bei dem die Krawalle im Schanzenviertel alles andere überlagerten. Unter diesen Bedingungen war auch die TV-Berichterstattung über den G20-Gipfel alles andere, als eine Standardaufgabe.

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NDR-Mitarbeiter Björn König, Technischer Koordinator der ARD beim G20-Gipfel.

Schon im Vorfeld hat der Host Broadcaster versucht, eine möglichst stabile, sicher funktionierende, temporäre technische Infrastruktur zu errichten, mit der sich der Gipfel TV-technisch abbilden ließ. Während des Gipfels musste das Produktionsteam aber noch etliche zusätzliche Hürden bewältigen und etwa SNGs oder ganze Teams aus gefährdeten Lagen abziehen, Straßensperren berücksichtigen und generell längere und schwierigere Wege einplanen.

Wie das realisiert und bewältigt wurde, darüber sprach film-tv-video.de mit Björn König, dem Technischen Koordinator der ARD beim G2o-Gipfel.

Basisinfos

Beim G20-Gipfel treffen sich in regelmäßigen Abständen die Staats- und Regierungschefs der wichtigen Industrie- und Schwellenländer. Auch Repräsentanten weiterer Länder, sowie von Organisationen und Institutionen, sind üblicherweise zu flankierenden Treffen und Gesprächen eingeladen — etwa Uno, IWF, Weltbank, OECD und WTO, um nur einige zu nennen.

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Hauptort der des G20-Gipfels im engeren Sinn war das Messegelände, das entsprechend intensiv geschützt wurde.

Die Ausrichtung eines solchen politischen und wirtschaftlichen Gipfels bedeutet zunächst, einen Strom von rund 6.500 Delegierten zu bewältigen, von denen viele unter permanentem Personenschutz stehen. Das bringt also höchste Sicherheitsvorkehrungen mit sich.

Bei Großveranstaltungen mit allgemeinem, öffentlichem Interesse kooperieren die deutschen TV-Sender im sogenannten »Berliner Modell«. Darin ist die Zusammenarbeit und Aufgabenteilung zwischen ARD, ZDF, DWTV, Phoenix, N-TV und N24 sowie innerhalb der ARD für die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Sendern und dem ARD-Hauptstadtstudio geregelt. Dabei hat die Planung für das Weltbild Priorität, aber natürlich müssen die Anforderungen und Bedürfnisse der einzelnen Partner berücksichtigt werden. Federführer beim G20-Gipfel war der NDR.

Es gab also während des G20-Gipfels zwei unterschiedliche Produktionsarme, deren Umsetzung der NDR leitete und koordinierte: Einerseits die Produktion des Weltbilds und andererseits die Produktion der nationalen Berichterstattung im ARD- und NDR-Programm.

TV-Übertragung G20-Gipfel
Panoramafoto des ARD-Aufbaus im 23. Stock des Emporio-Hochhauses.

Als temporäre Zentrale für die nationale TV-Produktion der Bilder des G20-Gipfels im ARD- und NDR-Programm richtete der NDR im Emporio-Hochhaus ein komplettes Sendezentrum ein. Das Emporio ist ein Bürogebäude mit einer Event-Etage im 23. Stock und einer Event-Fläche im 2. UG, die für diesen Zweck beide angemietet wurden.

TV-Übertragung G20-Gipfel
Im Emporio wurden zwei Studiosets mit zugehörigen Regien installiert.

In der Event-Etage im 23. Stock installierte der NDR zwei Studiosets mit dazugehörigen Regien und Geräteraum, sowie umfangreiches Equipment für Schnitt, Ingest und Signal-Processing. Weiteres Equipment wurde auf der Fläche im 2. UG installiert. So wurde die temporäre technische Basis für eine umfassende, vernetzte Berichterstattung für TV, Radio und Online geschaffen.

Im Emporio entstand also das auf dem Weltbild und zusätzlichen Quellen basierende und mit weiteren Prorammteilen angereicherte G20-Programm von NDR und ARD.

Haupt-Venues: Messe und Elbphilharmonie
TV-Übertragung G20-Gipfel
Auf dem Messegelände tagten die Gipfelteilnehmer.

Die beiden zentralen Veranstaltungsorte des G20-Gipfels in Hamburg waren die Messe Hamburg im Stadtteil St. Pauli und die Elbphilharmonie in der Hafen-City.

Daneben spielten natürlich auch der Flughafen und die Hotels der Gäste eine wichtige Rolle in der Berichterstattung. Hinzu kamen noch weitere neuralgische Punkte in der ganzen Stadt, etwa das Schanzenviertel, und die Rote Flora, ein ehemaliges, von linksautonomen Gruppen besetztes Theater, das für G20-Gegner als Organisationszentrale und Anlaufstelle fungierte.

Weltbild

Das Weltbild umfasste zwei unabhängige Signale. Diese wurden mit zwei Ü-Wagen produziert, die direkt am Messegelände stationiert waren. Dabei handelte es sich um den HD1 des RBB und den Ü2 des NDR. Diese beiden Fahrzeuge produzierten also zwei unabhängige Feeds, die auf zwei Uplinks geschickt wurden.

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NDR-Ü-Wagen im Einsatz.

Dabei konnten die beiden Ü-Wagen jeweils auf alle zugelieferten Bilder zugreifen. So lieferte N-TV Bilder vom Flughafen zu, also überwiegend von Ankunft und Abreise der Gipfelgäste. N24 steuerte die Bilder und Töne aus den Pressekonferenzen bei, der NDR war an der Elbphilharmonie präsent und das ZDF deckte weitere Aspekte des Geschehens auf dem Messegelände ab, wo die eigentlichen Gipfelgespräche stattfanden. Deutsche Welle und Phoenix waren zudem mit zwei SNGs in Hamburg unterwegs, um je nach Bedarf über bilaterale Gespräche, Statements oder andere Ereignisse rund um den Gipfel berichten zu können.

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Das Weltbild war auch die Grundlage für die Berichterstattung von ARD und ZDF — und natürlich auch für das Programm des NDR.

Das Weltbild war auch die Grundlage für die Berichterstattung von ARD und ZDF — und natürlich auch für das Programm des NDR, wo die Gipfelberichterstattung aber naturgemäß noch umfassender ausfiel, denn schließlich hatte der Gipfel unmittelbaren Einfluss auf Leben und Arbeit von knapp zwei Millionen Hamburger sowie die Bevölkerung im Umland. Aus diesem Grund ergänzten unilaterale Einrichtungen die Gipfel-Berichterstattung bei ARD und NDR.

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