Broadcast, IP, Top-Story: 06.09.2018

Plazamedia nimmt IP-basiertes Sendezentrum in Betrieb

Plazamedia hat in ein komplett IP-basiertes Sendezentrum investiert, das im August den Betrieb aufgenommen hat. Dabei setzt der TV-Dienstleister auf ein innovatives Konzept, das Flexibilität mit Nachhaltigkeit kombiniert.




IP ist in der Branche ein großes Thema, wenngleich es nach wie vor etliche Hürden gibt, die neue Technologie tatsächlich einzusetzen. Der TV-Dienstleister Plazamedia hat sich dennoch für IP entschieden. Das hat viele Gründe, doch zwei sind besonders wichtig: Zum einen hat Plazamedia bei der Produktion der Sport1-Fußballsendung »Doppelpass« schon einen Remote-Workflow auf Basis von Nevion-Komponenten umgesetzt und durchweg positive IP-Erfahrungen gemacht; zum anderen wollte sich das Unternehmen bei seinem aktuellen IP-Projekt möglichst viel Flexibilität für zukünftige Entwicklungen verschaffen.

Jens Friedrichs, Vorsitzender der Geschäftsführung von Plazamedia, sagt: »Wir haben unser neues Sendezentrum auf maximale Flexibilität und Skalierbarkeit ausgelegt. Damit können wir zukünftig IP-basiert ein deutlich höheres Volumen an Projekten als bisher parallel, auch kurzfristig, realisieren – und das bei günstigeren Betriebskosten.«

Die Idee

Plazamedia-Projektmanager und Konzeptentwickler Jürgen Konrad berichtet, dass man in der Planungsphase für das neue Sendezentrum abgewogen habe, welche Möglichkeiten jeweils eine Umsetzung mit Baseband- und eine mit IP-Technik bieten würde. »Mit erhöhtem Aufwand hätten wir unsere Anforderungen auch mit Baseband-Technik abbilden können, aber uns war es auch wichtig, für Erweiterungen sowie die absehbaren technischen Entwicklungen wie etwa UHD und HDR gerüstet zu sein«, erläutert er.

Plazamedia hat sein IP-basiertes Sendezentrum in Betrieb genommen.

Martin Späth, der das Plaza­media-Projekt als externer Projektplaner begleitet hat, berichtet, dass bei einer Installation dieser Größenordnung im Vorfeld natürlich viele Parameter evaluiert werden. Letztlich aber hätten die Themen Skalierbarkeit und Flexibilität den Ausschlag für IP gegeben.

Jens Friedrichs, Vorsitzender der Geschäftsführung von Plazamedia.

»Natürlich birgt ein IP-Projekt dieser Größenordnung Risiken, aber auch viele Chancen – und sie überwiegen aus unserer Sicht. Deshalb haben wir uns für IP entschieden«, resümiert Jens Friedrichs.

Das neue Sendezentrum wurde von Plazamedia selbst geplant – mit Technologien und Know-how der Broadcast-Spezialisten Nevion, Logic und Lawo, die eine zentrale Rolle bei der Planung und Realisierung spielten. SonoVTS war als ausführender Systemintegrator für den Einbau der neuen Technik verantwortlich.

Teamarbeit
Plazamedia-Projektmanager Jürgen Konrad.

Wer heutzutage bei einem Projekt IP-Technik einbaut, sichert sich damit eine flexible, für etliche Eventualitäten gewappnete Infrastruktur, muss aber auch bereit sein, Lehrgeld zu zahlen und an der ein oder anderen Stelle gemeinsam mit den Herstellern Entwicklungsarbeit zu leisten. Plazamedia war sich darüber durchaus im Klaren, erläutert Martin Späth: Bei Planungsbeginn habe man deshalb mit einigen Herstellern gesprochen und deren Produkte umfangreich evaluiert. Am Ende blieben Nevion und Lawo übrig. Sie mussten ihre Fähigkeit unter anderem bei einem dreiwöchigen Plugfest unter Beweis stellen, in dessen Verlauf man alle möglichen Szenarien und Systemanforderungen getestet wurden.

Nevion-Equipment im Einsatz.

»Mit Nevion und dem Systempartner Logic haben wir bei der Sendung ›Doppelpass‹ schon sehr gute Erfahrung gemacht,« berichtet Jürgen Konrad. »Nevion schätzen wir besonders für sein Netzwerk und Monitoring-Know-how, aber auch für seine Near-seamless-switching-Funktionali­tät für ein baseband­ähnliches Schaltverhalten.«

Lawo wiederum habe mit VSM ein sehr leistungsfähiges Steuerungssystem, das man schon in der Vergangenheit genutzt habe und auch künftig weiter nutzen wolle.

Martin Späth, Projektleiter.

Zudem hätten die Produkte der V-Matrix-Reihe mit ihrem Plattformansatz und dem konsequenten Softwarekonzept für den Hersteller gesprochen, so Konrad.

Damit waren die zentralen Hersteller, Systeme und Partner für das Projekt gesetzt.

 
Mehr als eine IP-Kreuzschiene
Plazamedia entschied sich für den Einsatz einer Spine-Leaf-Architektur..

Eine zentrale Aufgabe des Projekts bestand darin, alle bisherigen Verbindungen und die Bestandstechnik in die IP-Welt einzugliedern. Plazamedia entschied sich für den Einsatz einer Spine-Leaf-Architektur. Spine-Leaf-Architekturen erlauben eine dynamische Erweiterung auf der Backend- (Spine) und Access-Seite (Leaf) und lassen sich non-blocking realisieren.

Jürgen Konrad erläutert: »Unsere SDI-Infrastruktur ist über die Jahre immer weiter gewachsen, sodass wir schlussendlich 17 Kreuzschienen in Betrieb hatten. Mit einer IP-Lösung kann man die Signale nun flexibel und ohne großes Nachdenken wie in einem einzigen großen Router mit­einander verschalten.«

Haci Cengiz, Projektplanung Logic.

Für das Design der neuen Netzwerk-Infrastruktur war der Systempartner Logic verantwortlich. Haci Cengiz von Logic erläutert, dass man sich beim neuen Setup der ­Plazamedia letztlich für vier Mellanox-Spine-Switche entschieden habe. An diese sind zwölf weitere ­Nevion-Leave-Switche der Emerge-Serie angebunden. Hier finden sämtliche Audio- und Video-Komponenten Anschluss.

Auch Bestandstechnik wurde übernommen.

Geräte aus der »alten Welt« werden mit Hilfe von Edge Devices von Nevion und Lawo entsprechend adaptiert. Das ist eine wichtige Aufgabe, denn nach wie vor gibt es bei Plazamedia umfangreiche Bestandstechnik, die ins neue Setup eingebunden wurde. Jürgen Konrad erläutert: »Mit dieser Lösung bildet Plazamedia in der momentanen Nutzung 1500 Video- und 6000 Audio-Ein- und Ausgänge ab. Der Gesamtdatendurchsatz unseres Systems von bis zu 12,8 Terabit pro Sekunde bietet uns in nächster Zeit ausreichend Reserve.«

Lawo V-Matrix IP-Technik im Geräteraum. 

Das sind Zahlen, die verdeutlichen, wie leistungsfähig dieses IP-Setup ist – und bei denen künftige Anwendungen und geplante Erweiterungen bereits berücksichtigt ­wurden.

Für maximale Ausfallsicherheit seien sämtliche Komponenten der Infrastruktur redundant ausgelegt worden, von der Stromversorgung über die Klimaanlagen bis hin zur Datenanbindung, Streamübertragung, Steuerung und Überwachung, erklärt Jürgen Konrad.

 

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