Kommentar, Top-Story: 03.08.2001

»Die UMTS-Technologie wird sich gewaltig verzögern«

So äußerte sich Intel-Chef Craig Barrett vor wenigen Tagen im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung und ergänzte im weiteren Gesprächsverlauf: »Es gibt nach wie vor keine überzeugenden Anwendungen, nach denen sich die Verbraucher sehnen.«

Damit bringt der Intel-Mann auf den Punkt, woran derzeit so mancher Wirtschaftsbereich krankt: Bei den groß angekündigten Technologien der vergangenen paar Jahre ging es eigentlich nie um die Interessen der Verbraucher und Anwender. Es ging letztlich auch nie wirklich darum, adäquate Einsatz-Möglichkeiten für neue Technologien zu entwickeln. In einer Mischung aus blindem Fortschrittsglauben, Börsenfieber und Globalisierungstaumel wurden absurde Wachstumsprognosen aufgestellt, wahnwitzige Gewinne projiziert und die Aussicht, schnell ganz groß Kasse zu machen, verstellte oft den Blick aufs wahre Leben. Erst WAP, dann UMTS und auch der größte Teil dessen, was sich unter dem Oberbegriff Streaming versammelt, sind gute Beispiele hierfür.

Ohne Gewinnstreben funktioniert die freie Wirtschaft nicht. Aber dass es auf die Dauer einfach nicht ausreicht, Luftschlösser zu bauen und diese anderen zum Höchstpreis zu verkaufen, hat sich in den vergangenen Monaten mehrfach gezeigt.

So mancher selbst ernannte Experte prognostizierte, mitunter auf vielen bunten Seiten dargelegt, dass mit UMTS selbst für den Broadcast-Bereich nachhaltige Veränderungen unmittelbar vor der Tür stünden. In der Realität gab und gibt es hierfür jedoch so gut wie keine Indizien. Betrachtet man WAP als Vorstufe von UMTS, dann trifft sogar eher das Gegenteil zu: Wer zu der absoluten Minderheit gehört, die sich per WAP-Handy ins Internet einloggt, braucht dafür mehr Geduld und Enthusiasmus, als die meisten übrig haben. Beim Thema Streaming verhält es sich nicht anders: Wer verspürt beim Anblick kleiner, ruckeliger Fitzelbildchen den unmittelbaren Wunsch, zum »privaten Broadcaster« zu mutieren? Eigentlich absehbar, dass es so nicht funktionieren kann.

Sich aus Lust an der Krise in Rage zu reden und die neuen Technologien pauschal ins Abseits zu stellen, ist aber ebenso falsch, wie es der übertriebene Optimismus war. Schlussendlich befindet sich die gesamte Branche in einer Phase, in der die absurden Gewinnerwartungen der vielen neuen Märkte wieder auf Normalmaß gestutzt werden.

Es stellt sich langsam wieder die Erkenntnis ein, dass es eben doch nicht ganz ohne vernünftige Produkte und sinnvolle Anwendungen geht. Sie werden sehen.