Unternehmen: 10.04.2003

NAB2003: HD auf allen Kanälen

Dass HD zur NAB2003 ein großes Thema ist, überrascht wohl niemanden, hatte doch Sony schon lange im Vorfeld seine Neuheiten in diesem Marktsektor angekündigt. Aber jenseits der Kameras und Recorder füllen nun auch viele andere Produkte, auch von kleineren Firmen, die Lücken in der Produktionskette, die bislang noch offen blieben. Sie machen also mit ihren Produkten das Arbeiten mit HD handlicher, einfacher und komfortabler.

Besonders auffällig: Hohe Aktivität herrscht bei den Displays, wobei es hier natürlich nicht um Endgeräte geht, sondern um Monitore, die professionellen Ansprüchen genügen und sich in der Produktion und Postproduktion einsetzen lassen. Damit schließt sich eine klaffende Lücke, die im Angebot an HD-Equipment noch offen stand.

Ab Mai 2003 will Sony einen HD-Farbsucher für seine HD-Camcorder und Kameras ausliefern: den HDVF-C30W. Eine Grauskala-Option für die präzise Belichtung, eine Fokussierungshilfe mit Vergrößerungsfunktion und die Möglichkeit des direkten Sichtens durch ein abnehmbares Okular hebt Sony als Besonderheiten des Suchers hervor.

Einen sehr interessanten HD-Sucher hat auch die kleine schottische Firma AccuScene entwickelt. Der helle, scharfe Farbsucher bietet eine native Auflösung von 1.280 x 720 Bildpunkten und arbeitet mit einer neuen Display-Technik: die transparente, bildgebende Schicht nutzt die Microdisplay-Technik (Ferro-Electric Liquid Crystal on Silicon Microdisplay), als Hintergrundbeleuchtung dienen LEDs. Wenn der Sucher gegen Mitte 2003 verfügbar wird, soll er mit einem HD-SDI-Interface bestückt sein. Das Sucherbild sieht sehr natürlich aus, bietet einen recht hohen Kontrastumfang und sehr gute Helligkeit.
Der Sucher wird nicht direkt an die Kamera, sondern an eine 150 x 80 x 55 mm große Box angeschlossen, in der die gesamte Signalverarbeitung sitzt. Die Farbmatrix dieser Box lässt sich per On-Screen-Menü oder von einem PC aus einstellen. Damit kann ein filmähnliches Bild im Sucher simuliert werden. Setzt man den Sucher an der Thomson-Viper-Kamera ein, die ja nur Rohdaten abgibt, die unkorrigiert auf einem Bildschirm flau und grünlich aussehen, kann der Sucher so eingestellt werden, dass er diese Daten korrigiert, also farbrichtig und mit vernünftigem Kontrast anzeigt.

Panasonic stellt den BT-LH900 vor, einen LC-Schirm mit einer Bilddiagonalen von rund 20 cm und einer Auflösung von 1.024 x 768 Bildpunkten. Das Gerät wiegt 2,5 kg misst 22 x 17 x 6 cm und ist für den mobilen Einsatz konzipiert, was auch der 12-V-Anschluss zeigt. Die SDI-Eingänge des Monitors lassen sich zwischen HD und SD umschalten, zudem stehen Anschlüsse für analoge Komponenten- (YUV) und analoge RGB-Signale zur Verfügung. Direkt verarbeiten kann der Schirm laut Panasonic 1080/24P, 1080i, 720p, 576i (PAL), 280p und 480i (NTSC). Zum Nettopreis von rund 6.000 Euro soll der BT-LH900 ab August 2003 auch in Deutschland zu haben sein.

Sony hat auch neue HD-LCD-Studiobildschirme im Programm: die Luma-Baureihe umfasst zwei Schirme. Der LMD-230WS und der LMD-170WS stellen ohne weiteres Zubehör neben HD auch SD-Signale dar. Aus Sicht von Sony eignen sich die für Broadcast-Studiozwecke konzipierten und optimierten Schirme besonders für nonlineares Editing und andere Desktop-Applikationen, aber auch für den Ü-Wagen-Einsatz.

ERG zeigt einen neuen, portablen HD-LCD-Monitor mit 6-Zoll-Bildschirm. Der HDM-EV30D akzeptiert HD-Signale mit 1080 oder 720 Zeilen, kann aber auch NTSC- oder PAL-Signale verarbeiten.

Der japanische Hersteller Astro (D-Vertrieb: PTV) präsentiert einen neuen HD/SD-LCD-Monitor, den DM-3005. Der unterstützt laut Hersteller 17 verschiedene Formate , darunter 1080i, 1080sf, 1080p, 720p und 480i. Es können analoge und digitale Signale eingespeist werden. Neben diesen Signal-Features bietet der Flachbildschirm auch einen deutlich vergrößerten Blickwinkel als frühere HD-LCD-Monitore. Das optionale Zubehör macht klar, dass der Monitor auch »on-the-road« nutzbar ist: Sonnenblende, Montageklemmen und Gleichstromversorgung sind optional verfügbar, das Monitorbild kann per Knopfdruck auf den Kopf gestellt werden.

Equipment wie der miniaturisierte HD-Down-Konverter HD10C2 von Aja (D-Vertrieb: PTV) schlägt die Brücke zwischen HD und SD: Digitale 10-Bit-HD oder -SD-Signale wandelt dieses Gerät in analoge Signale um, die von Standard-SD-Videomonitoren und Projektoren verarbeitet und dargestellt werden können. Bessere Bildqualität bietet ein zweiter Betriebsmodus des Geräts: Es kann auch ein SVGA-Signale ausgeben, was das HD-Monitoring mit SVGA-Multisync-Computermonitoren ermöglicht. Das damit erreichbare Bild kann sich zwar sicher nicht mit dem auf einem Digital-HD-Monitor messen, das benötigte Equipment kostet aber auch sehr viel weniger. Kompakt heißt dabei beim HDC10C wirklich kompakt, denn das Gerät hat nur die ungefähre Größe einer Zigarettenschachtel.

Weitere HD-Down-Konverter von Aja und anderen Herstellern sind mittlerweile in verschiedensten Variationen verfügbar. So bietet etwa Miranda neben etlichen anderen HD-Geräten mit dem DVC-800 auch einen speziellen, miniaturisierten Konverter für den HDCAM-Camcorder HDW-F900 von Sony oder die HD-Kamera AJ-HDC27A von Panasonic an, der aus dem digitalen HD-Signal ein DV-Signal erzeugt.

Gleich mehrere neue HD-Videomischer zeigt Snell & Wilcox: Neben dem HD3060, einem 3-M/E-HD-Mischer für aufwändige Live-Produktionen, sind das drei sehr kompakte Mischer der neuen SwitchPack-Baureihe für kleinere Live- und für Postproduction-Einsätze.

Taucht man tiefer in den Modular-Bereich, also in der Welt der Prozessoren, Wandler, Verteilverstärker, Geräteträger und Kreuzschienen ein, bleibt HD natürlich trotzdem ein großes Thema. Axon (D-Vertrieb: Videor Technical) stellt für seine Synapse-Familie mehrere HD-Boards vor, darunter den Verteilverstärker HDR07, den HD-Audio-Embedder HEB10 und mit dem HBD10 den passenden De-Embedder.

Auch Leitch (D-Vertrieb: Inphase) baut mit HD-Modulen seine Produktpalette aus, so etwa die Neo-Baureihe: In HD-Ausführung hat Leitch neue Timing-, Wandler- und Logo-Inserter-Steckkarten im Angebot. Ebenfalls HD-fähig: LogoMotion II von Leitch, eine umfangreiche, leistungsfähige Lösung für Logo-Insertion. Logos und Animationen lassen sich in bis zu vier unabhängigen Layern einfügen, die Grafiken können via Ethernet eingespielt und gespeichert werden. Ebenfalls neu: die HD-fähige Leitch-Kreuzschiene Integrator Gold.

Neu ist auch die Kreuzschiene Halo von ProBel (D-Vertrieb: Chyron GmbH). Sie beherrscht HD wie SD und ist in 16 x 16 oder 32 x 32 verfügbar. Die HD-fähige Pro-Bel-Kreuzschiene Sirius wird nun auch in einer 256 x 256 Version angeboten. Die Besonderheit dabei: Die Kreuzschiene selbst wandelt Video und Audio je nach Bedarf zwischen analoger and digitaler Signalform um. Eine kleine HD-Kreuzschiene hat Pesa mit neuen Versionen von Ocelot im Programm: für HD-SDI mit 8 x 8, 16 x 8 oder 16 x16 Anschlüssen.

Mit HD-Signalverarbeitung beschäftigt sich auch Snell & Wilcox, ein Unternehmen, das in diesem Jahr sein 30. Firmenjubiläum feiert. Für seine Alchemist-Normwandler zeigt Snell & Wilcox die Option Deft Plus, mit der sich Probleme lösen lassen, die beim 3:2-Pulldown und beim Einsatz von 24P im Zusammenspiel von HD und SD auftreten können. Deft Plus erlaubt die Konversion in beiden Richtungen also von und zu HD. Für die Formatwandlung in beide Richtungen ist auch das neue, einfachere Produkt Ukon entwickelt, eine »Universal Format Conversion Platform«.

Netzwerk-Spezialist Omneon (D-Vertrieb: Netorium) hat die HD-Funktionalität seines Media-Server-Systems erweitert und verbessert. Im Zusammenspiel des eigenen Geräts MIP 1002 mit einem HDCAM-En- und -Decoder von Evertz (D-Vertrieb: Vision4tv) zeigt Omneon die Verteilung, Aufnahme und Wiedergabe von HDCAM-Datenströmen über ein Netzwerk.

Mit zahlreichen Boards werden nun nicht nur High-End-Postproduction-Workstations HD-fähig, sondern auch die an vielen anderen Stellen in der Produktionskette eingesetzten Computer. Ein Beispiel dafür: Timecode-Boards von Adrienne, die nun auch 24fps und HDTV unterstützen.

Auch die Messtechnik ist natürlich beim Thema HD mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Ein Highlight aus diesem Bereich ist zweifellos der WM-3004 von Astro, ein Vektorskop und Waveform-Monitor zur Darstellung und Überwachung von HD-Signalen. Der LCD-Schirm ist handlich und tragbar, er kann auch mit Akku betrieben werden.