Branche: 26.10.2009

Zukunftsforum DVB-T

Beim »Zukunftsforum DVB-T« in Mainz diskutierten öffentlich-rechtliche und private Sender sowie Endgerätehersteller, Entwickler, Netzbetreiber und Medienanstalten über die Weiterentwicklung von DVB-T.

Mit DVB-T wurde in Deutschland seit 2003 das digitale Antennenfernsehen eingeführt. Ende vergangenen Jahres wurde diese Entwicklung abgeschlossen und der letzte analoge Fernseh-Grundnetzsender in Deutschland vom Netz genommen. Seither gibt keine analogen terrestrischen TV-Signale mehr in der Bundesrepublik.

Die Beteiligten werten — so die Teilnehmer des »Zukunftsforums DVB-T« — die Einführung von DVB-T in Deutschland als Erfolgsgeschichte. Dabei wird darauf verwiesen, dass es heute eine Basis von nahezu 20 Millionen fest installierten DVB-T-Empfängern in Deutschland gebe. In Deutschland ist es allerdings so, dass nach wie vor die überwiegende Mehrzahl der TV-Zuschauer das Programm entweder via Kabel oder per Satellit empfängt, was prozentual betrachtet nahezu 90 % des Fernsehkonsums abdeckt. Dennoch: DVB-T ist mittlerweile fester Bestandteil der TV-Landschaft, und mit der zunehmenden Verfügbarkeit von HD-Programmen in Deutschland muss natürlich auch DVB-T in die nächste Entwicklungsrunde gehen.

Die Weiterentwicklung von DVB-T war deshalb ein zentrales Thema der Vortragenden beim »Zukunftsforum DVB-T«, das Media Broadcast in Mainz während des Rhein-Main-Events ausrichtete. Dabei waren sich die Teilnehmer weitgehend darüber einig, dass neue Techniken für die Terrestrik erschlossen werden müssen, um zukünftig beispielsweise Flachbildschirme mit hochauflösendem Fernsehen (HDTV) zu versorgen oder Interaktivität zuzulassen.

Für Eckhard Matzel vom ZDF ist beispielsweise klar, dass als mittel- bis langfristige Strategie ein großer Technikwechsel von DVB-T und MPEG-2, hin zu DVB-T2 und zu MPEG-4 erfolgen sollte. Matzel ist sich allerdings sicher, dass es nicht ganz einfach wird, diesen Technikwechsel auch verbraucherfreundlich zu gestalten — also so, dass nicht jeder seine aktuellen DVB-T-Empfänger durch neue Modelle austauschen muss.

In England und den skandinavischen Staaten ist man hier schon einen Schritt weiter. Teppo Ahonen von Digita Oy aus Finnland glaubt, dass der Weg hin zu DVB-T2 sehr schnell erfolgen werde, zumal sich England und die skandinavischen Staaten schon jetzt auf die Spezifikationen geeinigt hätten.

Dr. Oliver Ecke von TNS Infratest beleuchtete den Status Quo von DVB-T und berichtete, dass DVB-T insbesondere in jenen Regionen besonders erfolgreich sei, in denen per DVB-T zahlreiche Kanäle von öffentlich-rechtlichen wie auch von privaten Kanälen angeboten würden — also in der Regel in den Ballungsräumen, wo DVB-T durchaus auch 20 % Marktanteil erreichen könne, während der Durchschnitt eher bei 10 % liege.

Jörg Robert von der TU Braunschweig beleuchtete technische Aspekte der Weiterentwicklung von DVB-T. Für ihn ist klar, dass DVB-T2 mehr ist, als die Weiterentwicklung von DVB-T für die Übertragung von HD. Vielmehr gehe es auch darum, bei DVB-T2 eine Toolbox insbesondere auch für den mobilen Empfang zur Verfügung zu stellen und ganz generell die Sendeleistung zu verbessern.

Bei der Privatsendergruppe RTL arbeitet man schon jetzt an neuen Konzepten und versucht, die bestehende DVB-T-Plattform um neue Pay-TV-Angebote zu erweitern. Horst Indek berichtet hierzu von Feldversuchen, die derzeit in Stuttgart und in Kürze auch in Sachsen laufen sollen.

Von solchen Pay-TV-Angebot hält BR-Mann Herbert Tillmann nicht viel: Für ihn ist eindeutig, dass Pay-TV-Versuche die Akzeptanz von DVB-T und somit auch die Weiterentwicklung dieser Plattform gefährden. Er sieht die Entwicklung von DVB-T2 ebenso wie ZDF-Mann Matzel als mittel- bis langfristiges Ziel, das es zu erreichen gilt.

Roland Bohl von Loewe Opta betrachtete die aktuellen Entwicklungen von der Herstellerseite her und macht die größten Wachstumsraten bei den Endgeräten derzeit in der 42-Zoll-Geräteklasse aus — und somit bei einer Größe, für die DVB-T derzeit letztlich nicht ausreichend gute Qualität bietet. Bohl merkt aber auch an, dass man sehen müsse, dass Kabel und Satellit derzeit den Löwenanteil beim Empfang ausmachten und man sich letztlich hinsichtlich der Weiterentwicklung von DVB-T2 entscheiden müsse, ob man ein System »fürs Wohnzimmer oder ein Medientablett für Nebenräume« entwickle.

Andreas Fischer rundete die Veranstaltung mit Berichten von Feldversuchen der LMA Niedersachen ab, und Berthold Heil von Media Broadcast schloss die Vortragsreihe mit Vorschlägen und Ideen, wann DVB-T2 starten könnte.

Im sich anschließenden Diskussionsteil der Veranstaltung wurden dazu verschiedene Varianten diskutiert und erörtert. Übereinstimmung bestand auch dahingehend, dass die Zukunft des digitalen Antennenfernsehens direkt mit der Verfügbarkeit des notwendigen Frequenzspektrums verknüpft ist. Eine weitere Beschneidung der dem Rundfunk heute zugeordneten Frequenzen hätte zwangsläufig den Verzicht auf zukünftige programmliche und unternehmerische Entwicklungspotenziale der Terrestrik zur Folge und sei deshalb nicht hinnehmbar — so die Panel-Teilnehmer.

Weitere Gespräche, engere Kooperation

Die Teilnehmer des »Zukunftsforums DVB-T« verständigten sich auf die Fortsetzung und Intensivierung der Zusammenarbeit, um gemeinsam die zukünftigen Entwicklungslinien der digitalen Terrestrik erfolgreich zu gestalten.