Unternehmen: 13.01.2010

N24: Management Buyout zusammen mit Stefan Aust?

Verschiedene Medien berichten, dass es beim defizitären Nachrichtenkanal N24 Pläne für einen Management Buyout gebe. Neben den N24-Geschäftsführern Torsten Rossmann und Frank Meißner sowie weiterem Führungspersonal des Senders, will sich demnach auch der frühere Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust daran beteiligen, den News-Sender aus der ProSiebenSat1-Gruppe herauszukaufen.

Gestern informierte die Geschäftsleitung von N24 die Mitarbeiter per E-Mail und in einer Betriebsversammlung über diese Pläne, die aber frühestens zum Beginn des zweiten Quartals 2010 in die heiße Verhandlungsphase gehen können, denn ProSiebenSat.1 will erst Ende des ersten Quartals entscheiden, ob N24 überhaupt verkauft wird. Der Vorstandschef von ProSiebenSat1 Thomas Ebeling hatte aber in jüngster Zeit mehrfach in Interviews einen möglichen Verkauf angedeutet.

Das Team, das den MBO anstrebt, besteht nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus den N24-Geschäftsführern Dr. Torsten Rossmann und Frank Meißner, sowie dem kaufmännischen Leiter Karsten Wiest und der Chefin der N24-Tochter Maz&More Maria von Borcke. Von außen kommen noch Stefan Aust und dessen Geschäftspartner Thorsten Pollfuß dazu, die zusammen das TV-Produktionsunternehmen Agenda Media betreiben.

N24 produziert am neuen Standort am Potsdamer Platz neben dem eigenen 24-Stunden-Programm auch die täglichen Nachrichten für die anderen Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe (P7S1): Sat.1, ProSieben und Kabel Eins. Zukünftig könnten auch weitere Aufträge aus dem P7S1-Konzern, etwa für Boulevard-Magazine, oder auch die News-Produktion für andere Auftraggeber dazukommen, so die ersten Grundzüge eines Zukunftskonzepts nach der Herauslösung.

Wenn der MBO klappt, will das Management-Team offenbar auch die N24-Tochter Maz&More übernehmen, die unter anderem in den Fernsehwerft-Studios das Sat.1-Frühstücksfernsehen produziert und in vielen anderen Aspekten für N24 tätig ist. Entscheidend dafür, ob der Deal zustande kommt und sich eine tragfähige Lösung abzeichnet, wird sicher sein, wieviel Programm P7S1 künftig von N24 zu welchem Preis abnimmt. Die Sendergruppe will nämlich die Kosten für die Nachrichtenanteile im Programm reduzieren, die Rede ist von einer Kürzung auf etwa 20 Millionen Euro pro Jahr, was etwa die Hälfte dessen ist, was P7S1 bisher für N24 jährlich ausgeben musste.

Interessant wird je nach Ausgang des möglichen Verkaufs von N24 auch dessen Auswirkung auf die bisherige Konstruktion der Medienproduktion für P7S1 in Berlin. Die Berliner Firma Fernsehwerft übernahm zum 1. Juli 2009 rund 150 festangestellte Mitarbeiter der ProSiebenSat.1 Berlin Produktion und schloss mit der Sendergruppe einen Vertrag über Produktionsdienstleistungen, die bis zur Übernahme durch die Fernsehwerft der Berliner Standort der Konzerntochter P7S1 Produktion mit seinen 350 Mitarbeitern lieferte. Die Fernsehwerft ist auf Basis dieses Vertrags für mindestens fünf Jahre strategischer Partner für Technik und Produktion für den Nachrichtensender N24 und für Maz&More. So kam es auch zur Produktion des Sat.1-Frühstücksfernsehens in den neuen Fernsehwerft-Studios.

Aufgrund der defizitären Lage von N24 gehen Insider davon aus, dass der Verkaufspreis für den Sender wohl nicht sehr hoch sein werde. Technisch bekommt der Erwerber dafür aber eine moderne Infrastruktur, denn P7S1 hatte N24 erst im Jahr 2008 komplett modernisiert und neu ausgestattet (siehe Meldung zum Sendestart aus dem neuen Studio). Auf insgesamt 7.400 Quadratmetern entstand in Berlin einer der modernsten Nachrichtensender Europas (Meldung zu Installation). Mehrere Etagen des ehemaligen Debis-Gebäudes wurden umgebaut und neu gestaltet, um so den Ansprüchen eines zeitgemäßen Nachrichtensenders gerecht zu werden. Herz des News-Senders ist dabei naturgemäß der Newsroom, der auf dem Sony -Produktionssystem Sonaps basiert.