Unternehmen: 14.12.2010

Avid: Weitere Personalkürzung und Sparprogramm

In einer Meldung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC, weist Avid eine Summe von 10 bis 12 Millionen US-Dollar für zukünftige Abfindungen aus, berichten verschiedene US-Medien. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass bei Avid weitere Entlassungen geplant sind. Außerdem sollen teilweise auch Niederlassungen geschlossen oder verkleinert werden.

Die geplanten Entlassungen sind demnach Teil eines Restrukturierungsplans für das kommende Geschäftsjahr des Unternehmens. Ziel der Restrukturierung sei es, interne Abläufe zu vereinfachen, in effizientere Organisationsstrukturen zu investieren und Teile bestimmter Niederlassungen zu schließen. Avid plant laut SEC-Mitteilung auch rund 4 Millionen US-Dollar für die Schließung oder Verkleinerung von Niederlassungen in »Regionen mit niedrigerem Wachstum« ein. Die Restrukturierung soll in der ersten Hälfte 2011 umgesetzt werden.

Für das dritte Quartal 2010 hatte Avid zwar einen Verlust von rund 10 Millionen US-Dollar ausgewiesen, aber insgesamt wieder Aufwind gespürt: Die aktuellen Softwares des Unternehmens wurden im Markt positiv aufgenommen, die Umsätze waren wieder gestiegen und auch der Aktienkurs war im Aufwärtstrend. Deshalb kommen die neuen Ankündigungen einigermaßen überraschend.

Offizielle Angaben zur Zahl der betroffenen Mitarbeiter und zu den betroffenen Regionen gibt es nicht. Inoffiziell ist aber die Rede von etwa 120 Mitarbeitern, deren Entlassung geplant sei. Wenn man sich in Erinnerung ruft, dass Avid vor rund einem Jahr schon mehr als 400 Mitarbeiter entlassen hat, was damals rund 15 % der Gesamtmitarbeiterzahl entsprach, wird deutlich, dass die zweite Welle des Personalabbaus einen tiefen Einschnitt bedeutet: Große Redundanzen dürfte es in einem Unternehmen, das im Vorjahr schon 15 % seiner Mitarbeiter entlassen hat, kaum geben.

Auch vor dem Hauptquartier des Unternehmens in Tewksbury machte die Restrukturierung nicht Halt: Als Firmensitz gibt Avid nun Burlington, Massachussetts an. Die bisherige Zentrale in Tewksbury taucht etwa auch auf der Website des Unternehmens nur noch in Archivmeldungen auf.

Nun werden erste Stimmen laut, dass das Turnaraound-Management-Team um Gary Greenfield und Kirk Arnold die falsche Strategie verfolge: Sich auf Avid als Kernmarke zu konzentrieren, statt wie früher Avid, Pro Tools, M-Audio, Pinnacle und Sibelius, mehr oder weniger unabhängig zu führen, war bisher von den meisten Analysten positiv bewertet worden — ebenso wie der Kauf von Euphonix. Nun sehen einige Branchenexperten darin Entscheidungen, die nicht zielführend seien.

Das sagt Avid dazu

Von Avid liegen nun ergänzende Statements vor, in denen die aktuelle Lage aus Sicht des Unternehmens dargestellt wird. Diese sind im folgenden wörtlich wiedergegeben.

»Im Zuge der Veränderungen unserer Geschäftsbereiche investiert Avid derzeit in Wachstumsgebiete, zum einen geografische, aber auch technisch-innovative Märkte. Wir möchten ausdrücklich daraufhin hinweisen, dass es sich bei den angesprochenen Maßnahmen um keine Kostenreduktion handelt.

Auf Konzernebene konzentrieren wir uns weiterhin auf den Plan, den wir bereits 2008 beschrieben haben, und seine drei Phasen: Gesunden der Unternehmensbereiche, Wachstum und Transformation. Zur Zeit bewegen wir uns über die »Gesundungs«-Phase hinaus und bauen unser Unternehmen für Wachstum auf, das wir zum Beispiel geografisch in Ländern wie Brasilien, Russland, Indien, China und den Golf-Staaten sehen. In diesem Zusammenhang gleichen wir unser Stellenangebot den sich in diesen Regionen bietenden Wachstumsmöglichkeiten an.

Unser Plan für 2011 sieht vor, hier zu investieren, Positionen in diese Bereiche zu verlagern und dabei unsere Ausgaben stabil zu halten.

Wir haben bereits in einigen, kleineren Regionen, in denen sich mehrere Avid-Niederlassungen befanden, diese zusammengeführt. So zum Beispiel in der Bay-Area bei San Francisco, wo nun alle Hardware-Entwicklungsingenieure in unserem Büro in Mountain View arbeiten. Zudem haben wir einige Infrastruktur-Ressourcen zentralisiert.«