Editorial, Kommentar, Top-Story: 28.01.2015

Aloha from Hawaii!

Elvis Presley hätte am 8.1.2015 seinen 80. Geburtstag gefeiert. An diesem Tag ließen aber die Berichterstattung über die Attentate in Paris und die allgemeine Stimmung so gut wie keinen Raum für ein so leichtes Thema, wie den Geburtstag des »King«.

Nun wollen wir dem Jubiläum des King aber doch noch Respekt zollen. Zwar haben die Elvis-Sichtungen in den letzten Jahren abgenommen und man darf annehmen, dass auch diejenigen, die der »Elvis-lebt«-Bewegung anhängen, ihm mittlerweile den Ruhestand gönnen werden. Es wäre schließlich in seinem Alter ganz in Ordnung, wenn er sich seltener an der angeblich von ihm betriebenen Tankstelle in Nevada oder in der Burger-King-Filiale in Kalamazoo/Michigan zeigen würde als früher. Und falls er tatsächlich von Außerirdischen entführt wurde, spielt das Alter für ihn vielleicht gar keine Rolle. Näheres ist der Redaktion in all diesen Fällen allerdings nicht bekannt.

Doch eines ist sicher: Elvis hat nicht nur die Musikgeschichte maßgeblich beeinflusst, sondern auch in der Broadcast-Welt Impulse hinterlassen und einen wichtigen Meilenstein gesetzt — obwohl er sich selbst wohl kaum um diesen Aspekt seines Wirkens und um die damit verbundenen Details gekümmert haben dürfte.

Am 14. Januar 1973 jedenfalls trat Elvis im Honolulu International Center auf Hawaii auf und dieses legendäre Konzert wurde per Satellit in rund 40 Länder der Erde übertragen. Mit Kosten von über 2,5 Millionen US-Dollar soll es sich um die bis dahin teuerste TV-Produktion der Welt gehandelt haben. Erstmals wurde das Konzert eines Solokünstlers gleichzeitig in mehreren Ländern live ausgestrahlt. Viele weitere Länder zeigten die Aufzeichnung des Konzerts zeitversetzt. Ein paar Monate später wurde zudem eine um fünf Songs längere Version des Konzerts in den USA ausgestrahlt. Innerhalb weniger Wochen sollen so weit über eine Milliarde Zuschauer das Konzert im TV gesehen haben. Das sind Zahlen, mit denen der »King« durchaus für sich in Anspruch nehmen kann, auch TV-Geschichte geschrieben zu haben.

Auch heute, über 40 Jahre später, gilt die Inszenierung aufwändiger Live-TV-Spektakel als Königsdisziplin im Fernsehbereich – und vielen Sendern als probates Mittel, um inmitten all der TV-Angebote noch besonders hervorzutreten. Insofern war es — je nach Auslegung — fast schon prophetisch oder vielleicht auch nur größenwahnsinnig, als der Elvis-Manager Colonel Tom Parker die Idee zum Aloha-Konzert entwickelte und tatsächlich auch genügend Partner fand, um das Konzert zu realisieren.

Wie viel sich seither in der TV-Welt, aber natürlich auch in der allgemeinen Wahrnehmung verändert hat, kann man selbst feststellen, wenn man sich die Aloha-Konzertaufzeichnung heute ansieht: Look, Design, Schnitt, Tempo — alles ist heute grundlegend anders. Aber am Anfang standen bloß eine Idee und der Wille, diese Idee umzusetzen — und dafür einen neuen Weg zu gehen. Noch ist das Jahr jung und vielleicht bietet auch 2015 mal wieder einen »Aloha-Moment«.

Sie werden sehen.

P.S.: Sie wollen noch mehr über das Elvis-Konzert in Honolulu wissen? Hier noch ein paar Zusatzinfos:

Um sich technisch abzusichern, zeichneten die Macher die Generalprobe zwei Tage vor dem eigentlichen Konzert auf — doch als Backup musste diese Show nie eingesetzt werden, denn trotz einiger Herausforderungen ging die Live-Übertragung in alle Welt gut über die Bühne.

Viele Länder sendeten das Aloha-Konzert zeitversetzt — auch Deutschland gehörte dazu. Gemeinsam mit Österreich und der Schweiz erwarb man die Rechte und sendete das Konzert rund zwei Monate später im März 1973. In den USA war das Konzert sogar erst drei Monate nach der Aufzeichnung zu sehen, aber  NBC erzielte damit gigantische Quoten.

Die gesamte Produktion soll rund 2,5 Millionen Dollar gekostet haben. Eine voluminöse Bühnenkonstruktion mit einem Laufsteg ins Publikum und ein aufwändiges Bühnenlicht gehörten damals zum neuesten »hot shit« — so wie auch der eindrucksvolle Jumpsuit, in dem Elvis die Bühne betrat: der weiße Bühnenanzug mit den ausgestellten Hosenbeinen, tiefem V-Ausschnitt und American Bald Headed Eagle Design auf dem Cape ging ebenfalls in die Geschichte ein.

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Autor
Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller

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