Editorial, Kommentar, Top-Story: 03.03.2010

Sublime Botschaften

Manch einer vermutet ja hinter allem einen größeren Plan. Wie man mit dieser Haltung umgeht, dafür gibt es viele individuell abweichende Varianten. Ein paar grundlegende Typen lassen sich dabei aber unterscheiden.

Wer religiös ist, versucht meist, sich damit abzufinden, dass man den göttlichen Plan als Mensch leider nicht verstehen kann. Andere dagegen meinen, man müsse nur wissen, die Zeichen zu deuten, dann könne man den Plan erkennen und verstehen. Mit der Sehnsucht nach solchen Erkenntnissen und der fiktiven Jagd danach, hat etwa der Bestseller-Buchautor Dan Brown offenbar einen Nerv unserer Zeit getroffen und mit seinen ausschweifenden Schilderungen solcher Themen ein Vermögen verdient.

Einen Schritt weiter in puncto »Masterplan« gehen Esoteriker und Sektierer: Hier herrscht die Ansicht vor, dass die jeweils eigene Gruppe zumindest Teile des ganzheitlichen Plans anhand einzelner Aspekte verstehen, deuten und ausbalancieren oder beeinflussen könne. Dafür sind dann verschiedene rituelle Handlungen nötig: in den harmloseren Ausprägungen beschränkt sich das auf den Genuss kosmisch zentrierten Mineralwassers in Vollmondabfüllung oder das meditative Schlagen einer geweihten, spirituell gereinigten Trommel im Beisein eines Schamanen.

Eine weitere Kategorie von »Plan-Gläubigen«, die Verschwörungstheoretiker, befasst sich dagegen nicht mit der Frage nach der Religion oder dem großen Weltenplan, sondern nimmt konkrete Ereignisse ins Visier, hinter denen böse Mächte vermutet werden, die uns manipulieren, ausbeuten, knechten und versklaven wollen. Diese Mächte wollen demnach die Weltherrschaft wahlweise bewahren oder erringen und sie treiben dieses Ziel mit ausgeklügelten Geheimplänen und raffinierten Methoden voran. Dem Großteil der Menschheit wird zu diesem Zweck natürlich eine ganz andere Lage vorgespiegelt. Als Fernsehserie heißt das »Akte X«, im Kino »James Bond« und im Internet »9/11-Verschwörung«.

Wenn nun also die »Plan-Gläubigen« verschiedener Couleur auf die reale Welt stoßen, werden sie nach versteckten Zeichen suchen und diese in reicher Zahl finden: Überall sind Rätsel und geheime Hinweise verborgen. Und ist es nicht so, dass der Mensch durch unterschwellige Botschaften unbewusst programmiert werden kann?

In den Medien lässt sich das natürlich besonders leicht umsetzen: Unter dem Stichwort »Backward Message« oder »Rückwärtsbotschaft« etwa bietet das Internet einen Einblick in diesen paranoiden Kosmos. Und stimmt es etwa nicht, dass viele deutsche Filmautos Nummernschilder mit der Buchstabenkombination B AD, also »böse« tragen? Und was ist mit dem »Tatort«-Auto von Kommissar Kopper mit dem Nummernschild LU ZF 4? Wenn das kein klarer Hinweis auf Luzifer ist? Sollen wir alle durch das Fernsehen zum Teufelskult bekehrt werden? Freimaurer, Illuminaten, Okkultisten und Logenbrüder an jeder Ecke!

Gibt es nicht zahlreiche Indizien dafür, dass der echte Paul McCartney schon längst tot ist (»Paul is dead«-Theorie) und betreiben anderseits nicht Elvis, Michael Jackson und Kurt Cobain gemeinsam eine Tankstelle in der Wüste von Nevada?

Wenn Sie also das nächste mal von Außerirdischen entführt werden, weisen Sie diese bitte freundlich darauf hin, dass Sie einfach durch die Vielzahl der versteckten Botschaften verwirrt waren und deshalb die Signale der Aliens und den damit verbundenen Auftrag nicht verstanden hatten.

Sie werden sehen.

P.S.: Auch in diesem Text ist natürlich eine geheime, sublime Botschaft versteckt. Falls Ihnen die Suche danach zu mühsam ist, hier der Klartext mit einem simplen Auftrag, dem Sie sich nicht entziehen sollten. Stellen sie sich für die richtige Wirkung bitte eine tiefe, leicht verfremdete Stimme mit viel Hall vor, die Ihnen hypnotisch zuraunt: Besuche regelmäßig film-tv-video.de, klicke dort auf die Werbung und schalte selbst welche!