Branche: 30.06.2015

Olympia: künftig bei Eurosport und Discovery

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) vergibt sämtliche TV- und Multiplattform-Übertragungsrechte in Europa für die Olympischen Spiele 2018 bis 2024 als Paket an Discovery, deren Tochter Eurosport die Spiele übertragen wird. Bei praktisch allen vergangenen Olympischen Spielen hatten ARD und ZDF die Rechte für die Übertragung der Spiele in Deutschland erworben, auch die kommenden Spiele in Rio werden in Deutschland noch bei ARD und ZDF zu sehen sein.

Das IOC unter Leitung von Thomas Bach hat die TV- und Multi-Plattform-Übertragungsrechte für Europa für die insgesamt vier Olympischen Spiele von 2018 bis 2024 (Sommer- und Winterspiele) als länderübergreifendes Paket an Discovery Communications verkauft. Für Europa bedeutet das aller Voraussicht nach, dass die Olympischen Spiele ab 2018 bei Eurosport gezeigt werden, denn Eurosport gehört mehrheitlich (zu 51 %) zu Discovery.

IOC-Präsident Thomas Bach sagt: »Zwischen Discovery und dem IOC wurde ein wichtiger Vertrag geschlossen, und wir freuen uns, dass Eurosport der neue Partner des olympischen Sports ist. Diese Vereinbarung sorgt für eine umfassende Berichterstattung über die Olympischen Spiele in ganz Europa, und dazu gehört die Garantie einer umfangreichen Free-TV-Berichterstattung in allen Märkten. Discovery und Eurosport demonstrieren ein großes Engagement für die Olympischen Spiele, für den olympischen Sport und für die Zukunft der olympischen Bewegung. Mit dem durch diese langfristige Partnerschaft erwirtschafteten Umsatz wird das IOC die olympische Bewegung finanzieren und die Entwicklung des Sports in aller Welt unterstützen. Discovery und Eurosport haben sich zudem verpflichtet, gemeinsam mit dem IOC einen neuen Olympia-Kanal für den europäischen Raum zu entwickeln. Vor allem aber sorgt diese Vereinbarung dafür, dass Sportbegeisterte in ganz Europa in der Lage sein werden, eine hervorragende Reichweite der Übertragungen der Olympischen Spiele und des olympischen Sports zu genießen, sowohl während der Spiele als auch in den Monaten davor und danach. Und das Ganze auf der Plattform ihrer Wahl.«

Discovery erwarb die auf 1,3 Mrd. Euro geschätzten Exklusivrechte für alle Plattformen, einschließlich Free-TV, Abo/Pay-TV, Internet und mobile Endgeräte, in allen Sprachen, in 50 Ländern und Gebieten auf dem europäischen Kontinent.

Offiziell heißt es zu den weiteren Rahmenbedingungen: In Übereinstimmung mit den Anforderungen des IOC und der lokalen Märkte hat sich Discovery verpflichtet, die Olympischen Sommerspiele mindestens 200 Stunden und die Olympischen Winterspiele mindestens 100 Stunden lang während des Zeitraums der jeweiligen Spiele im frei empfangbaren Fernsehen zu übertragen. Darüber hinaus wird Discovery einen Teil der Rechte in vielen europäischen Märkten sublizenzieren.

Die Vereinbarung umfasst die XXIII. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang 2018, die XXXII. Olympischen Sommerspiele in Tokio 2020 sowie die Olympischen Spiele 2022 und 2024, deren Austragungsorte noch nicht feststehen. Hamburg bewirbt sich neben Paris für die Olympischen Sommerspiele 2024 — da sehen einige schon die Felle der deutschen Olympia-Bewerbung davonschwimmen, denn Eurosport sitzt in der Nähe von Paris und würde es sicher begrüßen, wenn die Spiele dort stattfänden.

Jean-Briac (JB) Perrette, Präsident von Discovery Networks International, sagt dazu: »Seit einem Jahr gehört Eurosport jetzt zu Discovery — damals begann unsere langfristige Aufgabe, die Marke und ihre Netzwerke neu zu beleben und zu stärken. Die heutige Ankündigung ist ein unglaublich wichtiger Meilenstein auf dieser Reise. (…)«

Bisher hatten in Deutschland ARD und ZDF die Spiele übertragen. Die beiden Sender kommentieren die Entscheidung des IOC wie folgt: »ARD und ZDF nehmen die Entscheidung des IOC, die Rechte für die Live-Übertragungen der Olympischen Spiele von 2018 bis 2024 an die Sender Discovery und Eurosport zu vergeben, zur Kenntnis. ARD und ZDF hatten ein angemessenes Angebot abgegeben. ARD und ZDF sind langjährige Partner des IOC und berichten nicht nur bei den Olympischen Spielen, sondern auch in den Jahren zwischen den Spielen kontinuierlich über olympische Sportarten. Damit tragen ARD und ZDF in wesentlichem Maße zur Popularisierung der olympischen Sportarten bei. Aus der Pressemitteilung des IOC geht nicht hervor, was die Rechtevergabe an die internationale Sendergruppe für den deutschen Fernsehmarkt bedeutet. Hieraus ergeben sich Fragen an das IOC und den DOSB.«

Noch ist also unklar, ob ARD und ZDF möglicherweise Sublizenznehmer von Discovery werden, also ob und wenn ja, in welchem Maß es im genannten Zeitraum bei den öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland Olympiaberichterstattung geben wird, die über das Vermelden von Ergebnissen in den Nachrichtensendungen hinausgeht.

In der Branche wird die Sachlage unterschiedlich aufgenommen: Dienstleister aus dem Sportberichterstattungsbereich, die eng mit ARD und ZDF verbunden sind, nehmen diese Nachricht natürlich als bedrohlich auf, andere hoffen, vielleicht im Auftrag von Eurosport zum Zug zu kommen. Manch einer gibt sich gar der Hoffnung hin, dass öffentlich-rechtliches Sendergeld, das nicht für Sportrechte ausgegeben wird, in anderen Produktionsbereichen zur Verfügung stehen könnte.

Empfehlungen der Redaktion:

01.02.2014 – Olympia in Sotschi: So übertragen ARD und ZDF die Winterspiele 2014
23.08.2012 – ARD/ZDF: Bandlos-Workflow bei Olympia und Euro 2012
23.08.2012 – Olympia bei ARD und ZDF: The Big One in London
04.07.2015 – Höher, weiter, teurer: Ab 2018 kein Olympia mehr bei ARD und ZDF?
10.10.2014 – Wissenswertes über Aserbaidschan?
25.06.2014 – Fußballfest in Zuckerhut-Land: So übertragen ARD und ZDF die WM2014 aus Brasilien
14.02.2014 – Olympia in Sotschi: Geht die Rechnung auf?
03.02.2011 – ARD und ZDF: Abkehr von der Tour de France