Veranstaltung: 03.07.2017

AUF-Podiumsdiskussion zu Fairness und sozialer Nachhaltigkeit

Die Allianz Unabhängiger Filmdienstleister (AUF) veranstaltete beim Filmfest München eine Podiumsdiskussion über die Arbeits- und Lebensbedingungen von Filmschaffenden, Dienstleistern und Filmproduzenten.

Wieviel Fairness und soziale Nachhaltigkeit steckt in den filmpolitischen Agenden der Parteien? Um diese Frage sollte es bei einem Panel gehen, das die Allianz Unabhängiger Filmdienstleister (AUF) mit Partnern im Rahmen des Münchner Filmfests ausrichtete.

Teilnehmer des Panels waren: 

  • Jörg Langer, Langer Media Research & Consulting
  • Dr. Otmar Bernhard,  CSU, MdL Bayern, Vorsitzender CSU-Filmkommission, BR-Rundfunkratsmitglied, Staatsminister a. D.
  • Daniel Föst, FDP-Generalsekretär Bayern und Direktkandidat für München Nord
  • Niels Maier, Vorstandsmitglied der AUF, Inhaber und Geschäftsführer von Maier Bros
Filmfest, AUF, Podiumsdikussion
Die Allianz Unabhängiger Filmdienstleister versuchte mit Partnern, während des Filmfests München eine Plattform für die Diskussion über die Markt-, Wirtschafts- und Arbeitssituation der Branche zu schaffen.

Die AUF hatte im Vorfeld noch weitere Panel-Teilnehmer anderer Parteien angefragt und teilweise auch angekündigt, die aber aus verschiedenen Gründen nicht teilnehmen konnten oder wollten. So ließ sich der Ansatz, parteiübergreifend zu diskutieren, leider nicht umsetzen.

Die Ausrichter thematisierten zu Beginn der Veranstaltung auch die Frage, warum keine Frau auf der Bühne zu finden war. »Wir wollten eine weibliche Moderatorin und mindestens die Hälfte der Teilnehmer sollten Frauen sein. Leider mussten uns alle, die dafür in Betracht kamen, aus verschiedenen Gründen absagen«, hieß es dazu.

Einen interessanten Twist erhielt dieser Aspekt, als es am Ende der insgesamt leider etwas ungeordnet verlaufendenen Podiumsdikussion, auch um Gleichberechtigung in der Filmbranche ging. Vielleicht ist es symptomatisch für diese Branche, wenn fünf Männer auf der Bühne Frauenfragen diskutieren und Frauen nur vom Publikumsraum aus Fragen und Statements dazu beisteuern …

Jörg Langer hielt die Keynote.
Keynote von Jörg Langer

Jörg Langer eröffnete die Veranstaltung mit einer Keynote, in der er ausgewählte Ergebnisse einer Studie vorstellte. Aus der Befragung von Branchenteilnehmern hatte sich demnach ergeben, dass das durchschnittliche Jahreseinkommen in der Branche unter 40.000 Euro liege, die Filmschaffenden vielfach keine soziale Absicherung hätten, Frauen oft diskriminiert würden und zudem die Vereinbarung von Familie und Beruf sehr schwer sei. Insgesamt ergaben die im einzelnen genannten Zahlen ein deprimierendes, entmutigendes Bild der Branche.

Dass dennoch alljährlich unzählige junge Menschen Film- und Medienschulen besuchen, um in diesem Bereich zu arbeiten, führt Jörg Langer darauf zurück, dass die Branche nach wie vor über eine hohe Strahlkraft verfüge, die in den Augen vieler die eklatanten Nachteile aufwiege.

Podiumsdiskussion

Dass die Arbeitssituation vieler Filmschaffender zunehmend prekärer werde, liegt aus der Sicht des AUF auch mit daran, dass es zu viele Produktionsunternehmen gebe, die sich nicht an Tarifverträge hielten und gesetzliche Vorgaben bezüglich der Arbeitszeit vielfach missachteten. Ein Aspekt, den Moderator Peter Hartig in der Diskussion noch mehrfach aufgriff.

Für Daniel Föst, FDP-Generalsekretär in Bayern, war das nur schwer nachvollziehbar, denn schließlich gebe es in Deutschland Gesetze, an die man sich halten müsse. Das sah auch Dr. Otmar Bernhard von der CSU so, der konkrete Beispiele forderte, auf deren Basis dann die Politik und letztlich der Gesetzgeber aktiv werden könnten. Pauschale Aussagen und Vorwürfe, etwa auch in Richtung der öffentlich-rechtlichen Sender, wies Bernhard zurück, auch wenn er etliche Missstände schon darauf zurückführte, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die KEF in Deutschland dringend reformiert werden müssten.

In letzteren Aspekten pflichtete ihm Daniel Föst bei, der zudem sagte, dass es in Deutschland viele Bürger gebe, die den Rundfunkbeitrag als Steuer empfänden und die Frage berechtigt sei, ob es die Vielzahl der ÖR-Sender tatsächlich brauche.

Filmfest, AUF, Podiumsdikussion
Consultant Jörg Langer, CSU-Vertreter Dr. Otmar Bernhard, Moderator Peter Hartig, FDP-Vertreter Daniel Föst und AUF-Vorstandsmitglied Niels Maier diskutierten Branchenthemen.

Für Niels Maier ist es allerdings auch keine Lösung, nur noch einen »Staatssender« zu haben. Seiner Meinung nach geht es für die Branche und letztlich auch für die Gesellschaft darum, eine Vision zu entwickeln, wo man in zehn Jahren stehen wolle und wie sich das System und die Film- und Fernsehlandschaft verändern müssten.

Daniel Föst betrachtet das Thema aus marktwirtschaftlicher Sicht: es sei keine Lösung, nur am staatlichen Fördertopf zu hängen – jede Branche müsse auch daran arbeiten, sich so auszurichten, dass sie auch attraktiv für risikofreudige Investoren sei.

Angeregt durch Einwürfe aus dem Publikum mäanderte die Diskussion dann um diverse, durchaus tatsächlich beklagenswerte Zustände in der Branche — aber leider ohne eine klare Linie.

Niels Maier vom AUF wies schließlich auf eine andere, diskussionswürdige Situation in der Branche hin, als er berichtete, dass er bei seiner Arbeit als Vorstandsmitglied der AUF sehr oft höre, »dafür sind wir nicht zuständig« oder »das ist gesetzeskonform«. Vor allem letzteres müsse sich ändern, so Maier, der konstatiert, dass es zu viele Gesetze gebe, die eine ungerechte Marktsituationen zementiert hätten.

Die Beiträge aus dem Publikum verdeutlichten auch, dass es in der Branche viele Filmschaffende gibt, die verärgert sind über die zunehmend schlechten Arbeitsbedingungen — aber auch darüber, dass etwa Frauen in vielen Jobs in der Medienbranche nahezu chancenlos sind — etwa auch als Regisseurinnen oder Kamerafrauen. 

Keine Lösung in Sicht

Man muss der AUF ganz sicher positiv anrechnen, dass sie auch während des Filmfests versuchte, eine Plattform für die Diskussion über die Markt-, Wirtschafts- und Arbeitssituation der Branche zu schaffen. Und ganz sicher kann man auch nicht erwarten, dass eine Panel-Diskussion konkrete Lösungsansätze erarbeitet — das wäre zweifellos zu viel verlangt.

Leider ging aber das Konzept, im Wahljahr einen Parteien-Check zu Branchenthemen zu realisieren, nicht auf: Der Vertreter der Grünen musste wegen eines Unfalls kurzfristig absagen, die SPD wollte nicht teilnehmen — für beides kann der Veranstalter natürlich rein gar nichts, aber es torpedierte dennoch das Konzept der Veranstaltung. Ob andere Parteien angefragt waren, kam nicht zur Sprache.

Was blieb, war dass die Partei- und Verbandsvertreter auf dem Panel und im Publikum jeweils ihre eigene Agenda verfolgten, was natürlich nicht zu einer stringenten Diskussion führte. Am Ende blieb letztlich nur das Ergebnis, dass man im Gespräch bleiben müsse, wenn man langfristig etwas erreichen wolle.