Kurznachrichten: 12.06.2019

News: Kurz und knackig – KW 24/2019

Die beiden großen deutschen Privat-TV-Familien platzieren sich gemeinsam auf dem erwarteten Milliardenmarkt personalisierter Werbung. Schalten ARD/ZDF SD im Alleingang ab? Wie viel Streaming-Dienste und Sprachassis nutzen die Deutschen? Das und mehr lesen Sie in den Kurznachrichten der Woche.

Branche

ProSiebenSat1 und die RTL-Gruppe gründeten eine Plattform zur automatisierten Buchung von Addressable TV und Online-Video ihrer Sender. Bereits 18 Mio. TV-Geräte im deutschsprachigen Raum sollen für individualisierte Werbung geeignet sein. 2022 könnte in Deutschland ein einstelliger Milliardenbetrag mit diesen Werbeformen umgesetzt werden. Die Zustimmung des Bundeskartellamts steht noch aus.
Mit Dokumentaristin Annekatrin Hendel und Maskenbildnerin Heike Merker starten Christian Schwochow und Susanne Bormann in die dritte Staffel der Podcast-Interviewreihe »Close Up«; wöchentlich kommen vier weitere Beiträge hinzu. Die bisherigen Beiträge hatten 70.000 Downloads.

Unternehmen

Das Programm der KKR-Investoren will künftig ohne Dienst-PKWs und Inlands-Flugreisen auskommen. Seit Jahren bezahle man die ÖPNV-Jahreskarten der Mitarbeiter. Einkäufen im Web bei Konzernen, »die in Europa keine Steuern zahlen« und Lieferungen durch »Paketdienste mit schlecht bezahlten Mitarbeitern« will man »auf ein Minimum reduzieren«.
Der Berlusconi-Konzern will die italienischen und spanischen Sendertöchter mit seiner niederländischen Investment-Tochter zu Media For Europe (MFE) verschmelzen. Dort wird auch der gerade erworbene 9,6 Prozentanteil von ProSiebenSat1 angesiedelt. So will man »eine Schlüsselrolle im Kontext eines möglichen zukünftigen Konsolidierungsszenarios in der europäischen Videomedienbranche spielen«, hieß es aus Rom. Damit wird auch auf Gerüchte um einen Mehrheitserwerb von ProSiebenSat1 angespielt, den der deutsche Konzern ablehnt.
Auch die US-Broadcaster Viacom und CBS sollen fusionieren. Das betreibt u. a. beider Vice President Shari Redstone, Miteigentümerin der redstone-eigenen Familienfirma National Amusements, die an beiden Networks die Mehrheit hält. Ein Merger war zuvor schon zweimal gescheitert.

Broadcast, Streaming

Die ARD hält den Ausstieg aus der SD-Verbreitung über Satellit im 2. Halbjahr 2020 für möglich, so WDR-Produktionsdirektor Wolfgang Wagner – auch mit dem Kostenargument im Hintergrund. Die frei empfangbaren HD-Sender von ARD und ZDF nutzen laut Wagner 80 Prozent der Haushalte und sogar 95 Prozent sind für HD ausgestattet. Auch das ZDF, so Produktionsdirektor Michael Rombach, würde lieber in Content investieren. Die Privaten sind jedoch verpflichtet, SD über Sat und Kabel bis Ende 2022 anzubieten. Für deren verschlüsselte HD-Kanäle (HD+, Freenet, Diveo etc.) zahlen nur 20 Prozent der Haushalte.
Der Streaming-Dienst von ProSiebenSat1 und Discovery soll am 18. Juni 2019 zunächst als kostenlose Mediathek starten. Im Winter sollen werbefreie Bezahlinhalte dazu kommen. ProSiebenSat1-Chef Max Conze hofft auf zehn Millionen Zuschauer in zwei Jahren.
Das Software-Unternehmen mit schwedischen Wurzeln hat den OTT-Dienst der Telekom MagentaTV für Amazon Fire TV implementiert.
Das Kinder-TV Venture von Disney und RTL will Toggo und Toggolino zu eigenständigen multimedialen Markenwelten umbauen und verzichtet auf den Sendernamen in Logos. So will man die Kinderangebote von der Primetime für Erwachsene des linearen TV abgrenzen.
Die werbefinanzierten Streams bündeln 30 Sender. Nachdem Viacom das US-Startup Anfang 2019 für 340 Mio. US-Dollars kaufte, kann das Portal auf Inhalte von MTV und Nickelodeon und über Sky Ticket und FireTV anbieten.
Der italienische Newcomer will acht 4k Filmkanäle (HDR und Dolby digital) über DVB-T2 verbreiten. Nagravision verschlüsselt, über die R2-Plattform von Mediaset wird abgewickelt.  Ein Dongle für Smartphones und Tablets wurde angekündigt.

Studien, Statistiken

22,7 Mio. Deutsche nutzten im 1. Quartal 2019 kostenpflichtige Streamingdienste. Im Vergleich mit Q4/2018 stieg der Anteil der über 50-Jährigen um 4 auf 19 Prozent. 70 Prozent der 1,4 Mrd. Abrufe entfallen auf Serien. Die Neukunden von 2018 wohnen häufiger in Mehrpersonenhaushalten außerhalb der Großstädte.
32 (plus 12) Prozent der Deutschen nutzen trotz deren Datensammelei Sprachassistenten. Bei den unter 40-Jährigen sind es fast 48 Prozent; sie bevorzugen Apple Siri (28 Prozent) vor Google Assistant (27 Prozent). Insgesamt führt Google (19 Prozent) vor Apple (15 Prozent) und Alexa (8 Prozent).

Personalia

Die Geschäftsführung der bayerischen Landesmedienanstalt übernimmt ab dem 1. September Thorsten Schmiege, bisher Referatsleiter Medienpolitik/Rundfunkrecht der Staatskanzlei. Vorgänger Martin Gebrande geht nach 30 Jahren als Geschäftsführer in den Ruhestand.
Manuel Cubero, der nach dem Erwerb von Kabel Deutschland zum Geschäftsführer für den Consumer-Bereich der Muttergesellschaft avancierte, verlässt den Konzern zum 1. Juli. Seine Aufgaben übernimmt Andreas Laukenmann, der seit 2004 Leitungsaufgaben bei Vodafone ausübt.
Der Dachverband der Digitalindustrie wählte Achim Berg (Atlantic Private Equity) als Präsidenten wieder. Im höchsten Gremium der 1.800 Mitgliedsfirmen sind u. a. die Telekom, SAP, Microsoft, Bosch, IBM und Samsung vertreten.
Der neugewählte Intendant Kai Gniffke wird sein Amt am 1. September von Peter Boudgoust übernehmen, der seit 2007 den SWR führte. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre.