Kurznachrichten: 23.03.2023

News: Kurz und knackig – KW 12/2023

ÖR-Reform: Mehr Transparenz. ARD: Mehr Streaming. Mediathek: Klassik für Kids. Broadcast: Tschüß Deutsche Welle. Werbung: Rückfall vor Corona. Allianz: Lücke im Weltall schließen. AWS: Wolkig mit Massenentlassung.

Unternehmen

Aufgrund des schwächelnden Werbemarktes rechnet die RTL-Gruppe für 2023 mit einem Umsatzanstieg von 7,3 auf nur 7,4 Mrd. €, während der Gewinn (Ebita) von 1,05 auf 1,0 Mrd. € sinkt. Das Streaminggeschäft – u.a. mit RTL+ – hat 5,5 Mio. (+44,3%) mehr Abonnenten, die Anlaufverluste werden auf 200 Mio. € reduziert.
Nachdem bereits Anfang 2023 rund 18.000 Entlassungen mitgeteilt wurden, stehen nun weitere 9.000 Jobs in der Cloud-Sparte AWS und beim Livestreamer Twitch zur Disposition. Angesichts der »ungewissen Wirtschaftslage« sei das »am besten für das Unternehmen«, so CEO Jassy im Firmenblog.
Vodafones britische Breitband-Tochter plant laut Medienberichten die Übernahme des defizitären Wettbewerbers Cityfibre, der seine Reichweite auf 8 Mio. britische Haushalte ausbauen will. Die Versorgungsgebiete sollen sich um 50% überschneiden.
Vodafones Konzernmutter Liberty Global bietet für die restlichen 41% der Telenet-Anteile je 22 €. Der belgische Telekom-Netzanbieter wird bereits seit 2007 über 59% der Anteile kontrolliert.

Broadcast

Zum 60. Geburtstag holt das ZDF vom 26.3. bis 1.4. u.a. die Programmansage zur Primetime auf den Bildschirm zurück. Vor allem der Abend steht im Zeichen spezieller Sendungen. Die Mediathek fasst Kultserien, Jubi-Highlights und mehr zusammen.
Das Auslands-TV der Bundesregierung wird den deutschsprachigen Broadcast bis Jahresende herunterfahren; so würden weltweit nur 250.000 Menschen erreicht. In Berlin und Bonn fallen 100 Stellen weg. Forciert wird die digitale Verbreitung u.a. in regionalen Sprachen. Dies seien »präventive Schritte« im Vorfeld der Etatberatungen des Bundestags für 1924. DW sendete 2022 mit 400 Mio. € in 32 Sprachen.
Seit dem 22. März wird der regionalisierte Kanal BBC One über die Plattformen terrestrisch (Freeview) und hybrid (YouView) in HDTV verbreitet, in SD nur noch, wo HD nicht verfügbar ist. Die Umstellung erfolgt schrittweise. Ein Upgrade für mit dem Internet verbundene Empfänger sichert dem neuen Kanal Platz 1 der Programmliste.

Radio, Audio

Der Kabelnetzer begann mit der Abschaltung analoger Radiosender (auf UKW-Frequenzen) im Bereich des übernommenen Anbieters Unitymedia im Raum Erkrath. Digitale Kabelradiosender werden mit DVB-C Settopboxen und Fernsehern oder mit wenigen handelsüblichen Kabelradiomodellen empfangen.

Streaming

»Mehrere hundert Millionen Euro« will die ARD u.a. in ein gemeinsames Streaming-Netz mit dem ZDF investieren, so der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke. Die ARD soll bis Ende des Jahrzehnts relevantester Streaming-Anbieter Deutschlands werden. Technische Investitionen seien erforderlich, um den internationalen Plattformen paroli zu bieten.
Klassik für Kinder von 3 bis 12 Jahren bietet die ARD nun auf Abruf an: Es handelt sich um Kinderkonzerte mit Anke Engelke oder Juri Tetzlaff, aber auch Brickmovies. Vielfach werden Anleitungen zum Bau einfacher Instrumente (Gartenschlauch-Horn etc.) angeboten.
Die Mediathek-Inhalte des Bayerischen Rundfunks sind ab dem 1. April ausschließlich im BR-Channel der ARD-Mediathek zu finden. Auch ARD Alpha wechselt zur ARD-Plattform, in der alle Inhalte der Anstalten gebündelt werden.
Seine kostenlose Werbeplattform startete Disney+ mit einer Preiserhöhung der werbefreien Abos. 5% der Abonnenten hätten daraufhin gekündigt, so ein US-Analyst. Im Startmonat hätten 20% der Neukunden einen werbefinanzierten Tarif gebucht, im 3. Monat sogar 36%. In Vergleichszeiträumen erreichten Netflix Neukunden-Anteile der Werbeplattformen von 9 bzw. 19% und HBOmax 14 bzw. 21%.

Netze, Frequenzen

Um Lücken im globalen »Internet der Dinge« (IoT) u.a. längs der See- und Luftwege zu schließen, arbeitet Magenta mit Intelsat (Satelliten) und Skylo (Connectivity) zusammen. Ein erstes kommerzielles Angebot für einen Sat-Dienst wird im Q2/2023 avisiert.

Filme, Kinos, Festivals

Volker Schlöndorff erhält bei der Vergabe der diesjährigen Lolas am 12. Mai einen Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den deutschen Film. Mit »Der junge Törless« legte er 1966 sein Regiedebut vor, »Die verlorene Ehre der Katharina Blum« brachte ihm 1975 den Durchbruch. Internationale Beachtung fand seine Grass-Adaption »Die Blechtrommel«. Zuletzt drehte er die Doku »Der Waldmacher«.

Märkte, Studien, Statistiken

Laut einer Studie der CDU-nahen Konrad Adenauer-Stiftung vertrauen 2023 70% der Befragten (2019: 78%) der politischen Berichterstattung der ÖR-Sender. Im Westen sind es 73%, im Osten nur 58%. AfD-Anhänger misstrauen den Berichten zu 80%. Während Linken- und FDP-Sympathisanten zu 23 bzw. 30% skeptisch sind, vertraut deren Mehrheit und die der Klientels von SPD (81%) und CDU (78%) den drei Anstalten mit großer Mehrheit.
Nach kleiner Steigerung im Januar sackten die Werbeumsätze laut Nielsen im Februar zum Februar 2022 um 8,0% auf 2,17 Mrd. € ab. Besonders betroffen waren Radio (117,7 Mio. €, -13,2%), TV (1,065 Mrd. €, -11,9%) und Online (273,3 Mio. €, -10,3%). Im Vergleich von Februar 2021 zu 2022 waren die Monatsumsätze allerdings – wohl coronabedingt – um 31,8% nach oben gesprungen.
Der achte Report »Key Trends 2022/2023« fasst die Entwicklungen für Kino, TV und Streaming in 43 Ländern Europas zusammen und kann kostenlos heruntergeladen werden.

Medienkrieg Russland/Ukraine

Polskie Radio wird seine Welle »Dla Ukraini« für Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet über die ursprüngliche Befristung auf ein Jahr hinaus produzieren. Die Verbreitung erfolgt online und via DAB+.

Medienrecht, Medienpolitik

Nach der RBB-Krise verschärften die MPs der Bundesländer die Vorgaben zur Transparenz der Gremienarbeit von ARD, ZDF und Deutschlandradio im Entwurf des Medienstaatsvertrages. Die Anstalten müssen ein Compliance-Management einrichten und Personen mit wirtschaftlicher oder rechtlicher Expertise in die Verwaltungsräte entsenden. Der Vertrag wird am 1.1.2024 wirksam, wenn die Parlamente aller 16 Bundesländer bis dahin zustimmen.
Europas Sender-Zusammenschlüsse EBU (ÖR) und ACT (Private) befürworten den Entwurf der World Intellectual Property Organization (WIPO) für ein Weltabkommen zum Schutz programmtragender Broadcast-Signale als wirksame Maßnahme im Kampf gegen Piraterie. Die Entscheidung liegt bei den 193 WIPO-Mitgliedsstaaten.
Webbetreiber mit EU-Sitz können in Deutschland nicht wegen  ihrer Entscheidungen über Löschung oder Sperrung strafrechtlich relevanter Inhalte zur Verantwortung gezogen werden. Ein entsprechender Paragraph im Netzwerk-Durchsetzungsgesetz (NetzDG) sei nicht mit EU-Recht vereinbar, so das OVG Münster. Es gelte das Recht im Niederlassungsland – in dem Fall Irland für Facebook/Meta.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) soll zentrale Anlaufstelle für Cyberangriffe werden. Das schlug Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) angesichts der aktuellen Bedrohungslage vor.
Der Suchmaschinist muss der Verwertungsgesellschaft Corint Media 5,8 Mio. € zahlen. Das entschied das Deutsche Patent- und Markenamt. Für die Nutzung von rund 1/3 der deutschen Presseerzeugnisse hatte Corint 420 Mio. € gefordert. Google hatte Zahlungen zunächst verweigert und bot Corint später jährlich 3,2 Mio. €.

Personalia

Erster Grüner im ZDF-Verwaltungsrat ist Baden-Württembergs MP Winfried Kretschmann, nachdem Markus Söder (CSU) wegen »umfangreicher Verpflichtungen« (Wahlkampf) zurücktrat. Vier der 12 Räte werden von den Bundesländern ernannt, acht vom Fernsehrat des Senders gewählt.
Nach 19 Jahren als Projektleiterin der Berlinale Talents verlässt Christine Tröstrum das Festival. Die Position neben Programmleiter Florian Weghorn wird neu besetzt. Tröstrum wechselt im Sommer als geschäftsführende Gesellschafterin in eine Unternehmensberatung.

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