Branche, Broadcast, IP: 17.06.2020

Schlag gegen Streaming-Piraterie

Ein großer illegaler Streaming-Anbieter, der Live-Sport, Filme und Serien per Streaming an zwei Millionen Nutzer lieferte, wurde in Spanien ausgehoben und abgeschaltet.

Video-Screenshot des Streaming-Piraterie-Aktionstags, bereitgestellt von Europol.

Ein illegaler Streaming-Anbieter, der unter anderem Inhalte von Sky, Netflix, Amazon Prime Video und HBO Max unrechtmäßig vertrieb und damit auch Rechte der DFL und LaLiga verletzte, wurde zerschlagen.

Die illegal genutzten Inhalte verbreiteten die Streaming-Piraten nach Behördenangaben über ein weltweites Netz mit mehr als zwei Millionen zahlenden Abonnenten. Dabei war es für die Endkunden nicht klar ersichtlich, dass sie ein illegales Angebot nutzten. Die Tarnung ging dabei so weit, dass die Piraten den Abonnenten über eine eigene Online-Plattform Kundenbetreuung anboten, technische Unterstützung leisteten und sogar Qualitätskontrolle eingerichtet hatten.

Der von den Piraten aufgesetzte IPTV-Dienst wurde laut Europol auch Wiederverkäufern angeboten, womit sie ihre eigene Marke und ihren illegalen Dienst als Franchise anbieten konnten. Die Endkundenpreise lagen unter denen von Anbietern wie Netflix oder Amazon Prime Video.

Die Zentrale der illegalen Streaming-Aktivitäten lag in Spanien, dort griff die spanische Nationalpolizei (Policía Nacional) im Rahmen einer von Europol unterstützten Aktion zu. 50 Server in verschiedenen Ländern Europas wurden im Rahmen der Anti-Piraterie-Operation abgeschaltet.

Einige der Geschädigten, so etwa die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die spanische Fußballliga (LaLiga), dankten der spanischen Nationalpolizei und den Strafverfolgungsbehörden in ganz Europa für das harte Vorgehen gegen das internationale illegale IPTV-Streaming-Netzwerk. Zusammen mit Nagra und Nordic Content Protection hatten die DFL und LaLiga Strafanzeigen bei der spanischen Polizei erstattet und die Behörden unterstützt.

Europol, Fahne
Europol unterstützte die Untersuchung.
Erfolgreicher Aktionstag

Aktionstag war der 3. Juni 2020: Strafverfolgungsbehörden in weiten Teilen Europas führten demnach 15 Hausdurchsuchungen durch, verhafteten elf Personen (vier in Spanien, eine in Deutschland, drei in Schweden, drei in Dänemark) und verhörten 16 weitere Personen. Europol unterstützte die Untersuchung, indem es den Informationsaustausch erleichterte und die Finanzermittlung unterstützte.

Während des Aktionstages wurde bei Europol ein virtueller Gefechtsstand eingerichtet, um die operative Koordinierung sowie den Echtzeit-Informationsaustausch und die operative Analyse anhand der Datenbanken von Europol zu erleichtern.


Videomaterial des Aktionstags, bereitgestellt von Europol.

Polizei und Justiz in Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Rumänien, Schweden, der Schweiz, Tschechien und den USA arbeiteten zusammen. Mehr als 40.000 illegal beschaffte Filme, Serien, Dokumentationen und Fernsehkanäle wurden über mehrere Webseiten eines internationalen Server-Netzwerks bereitgestellt.

Die Betreiber erzielten laut den Behörden geschätzte illegale Gewinne von mehr als 15 Millionen Euro. Die Aktionen führten zur Beschlagnahmung von 4,8 Millionen Euro, darunter Immobilien im Wert von mehr als zwei Millionen Euro, vier Autos im Wert von etwa einer halben Million Euro, Luxusuhren, Bargeld, Kryptowährungen und elektronische Geräte. Die Strafverfolgungsbehörden nahmen den Piraten 50 IP-Adressen und einen Teil der kriminellen Online-Infrastruktur ab, elf Bankkonten mit einem Gesamtwert von 1,1 Millionen Euro wurden eingefroren.


Videomaterial des Aktionstags, bereitgestellt von Europol.
Europol, Den Haag
Die Gewinne für das kriminelle Netzwerk beziffert Europol auf insgesamt schätzungsweise 15 Millionen Euro.

Die Ermittlungen zu den Aktivitäten des kriminellen Netzwerks begannen schon 2019, als die spanische Nationalpolizei mehrere Websites entdeckte, die illegal audiovisuelle Inhalte in verschiedenen Ländern in Europa, Asien und dem Nahen Osten verbreiteten.

Die Verbreitung der illegalen Dienste, die offenbar gegen die Rechte an geistigem Eigentum verstießen, wurden via IPTV eingerichtet und von Spanien aus verwaltet. Das kriminelle Netzwerk bot die illegal verwendeten Inhalte über Websites an, die auf einem internationalen Server-Netz gehostet wurden.

Der illegale Dienst wurde laut Europol über eine attraktive Web-Umgebung zu Preisen angeboten, die weitaus günstiger waren als die des legalen Markts. Das kriminelle Netzwerk hatte eine ausgeklügelte technische Unterstützung und sogar Qualitätskontrolle durch eine eigene Online-Plattform für die Kundenbetreuung eingerichtet.

Mehr als zwei Millionen Abonnenten erhielten diese illegalen Dienste, sodass die Gewinne für das kriminelle Netzwerk bei insgesamt schätzungsweise 15 Millionen Euro lagen. Die Untersuchung konzentrierte sich darauf, die Server herunterzufahren, die IP-Adressen abzuschalten sowie relevante Informationen zur effektiven Zerschlagung der kriminellen Gruppe zu erhalten.

ACE, Logo
»Die Alliance for Creativity and Entertainment (ACE) begrüßt die erfolgreichen Aktionen der Strafverfolgungsbehörden.«
Das sagen die Geschädigten

Die Alliance for Creativity and Entertainment (ACE) war im Namen der Inhaltsindustrie beteiligt, leistete nach eigenen Angaben substanzielle Hilfe und begrüßt die Bemühungen der Strafverfolgungsbehörden.

Karyn Temple, Senior Executive Vice President der ACE und Global General Counsel bei der Motion Picture Association: »Die Alliance for Creativity and Entertainment (ACE) begrüßt die erfolgreichen Aktionen der Strafverfolgungsbehörden, einschließlich der spanischen Nationalpolizei, Europol und Eurojust, und wir freuen uns, dass wir sie bei dieser beispiellosen globalen Operation unterstützen konnten. Nachdem wir uns dafür eingesetzt haben, dieses illegale Unternehmen zu stoppen und die Rechte unserer Mitglieder zu schützen, ist dies ein starkes Beispiel für unser Engagement, den wachsenden legalen Markt für kreative Inhalte zu schützen und die Piraterie einzudämmen.«

Die ACE ist eine globaler Verband, der sich für den Schutz kreativer Inhalte und die Reduzierung der Online-Piraterie einsetzt. Mitglieder der ACE sind etwa Amazon, AMC Networks, BBC Worldwide, Bell Canada und Bell Media, Canal+ Group, CBS Corporation, Channel 5, Charter Communications, Constantin Film, Discovery, Foxtel, Grupo Globo, HBO, Hulu, Lionsgate, Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), Millennium Media, NBC Universal, Netflix, Paramount Pictures, SF Studios, Sky, Sony Pictures Entertainment, Star India, Studio Babelsberg, STX Entertainment, Telefe, Telemundo, Televisa, Univision Communications Inc. , Viacom Inc., Village Roadshow, Walt Disney Studios Motion Pictures und Warner Bros. Entertainment Inc.

Melcior Soler, Audiovisueller Direktor von LaLiga, sagte: »Wir sind der spanischen Nationalpolizei und allen an dieser Operation Beteiligten dankbar für die Zusammenarbeit zum Schutz und zur Verteidigung der Rechte der Eigentümer von Inhalten. Piraterie ist ein globales Problem, und es ist für die gesamte Branche von entscheidender Bedeutung, zusammen zu kommen, um sie zu bekämpfen, Wissen auszutauschen und Schlüsselpartnerschaften und Technologien zur Bekämpfung der Piraterie zu nutzen, um hochwertige Inhalte für unsere Fans zu erhalten – sei es im Sport oder in anderen Unterhaltungsbereichen. Gemeinsam können wir einen Unterschied machen und die Piraterielandschaft verändern.«

Dr. Holger Blask, Direktor für audiovisuelle Rechte bei der DFL: »Die DFL begrüßt diese transnationale Anti-Piraterie-Operation, die gleichzeitig mit der Wiederaufnahme großer Europameisterschaften einhergeht. Die Bekämpfung großer Raubkopien an der Quelle ist eine Schlüsselkomponente im Kampf gegen den Diebstahl großer Inhalte. Wir freuen uns, dass sich die Industrie mehr und mehr gegen Piraterie zusammenschließt, in diesem Fall haben sich sowohl der Sport als auch die Inhaltsindustrie zusammengetan, um dies zu ermöglichen.«

Pascal Métral, VP Legal Affairs und Leiter der Anti-Piraterie-Ermittlungen, Nachrichtendienste und Rechtsstreitigkeiten bei Nagra: »Wir danken der spanischen Nationalpolizei dafür, dass sie diese Anti-Piraterie-Bemühungen zu einem erfolgreichen Ergebnis geführt hat. Diese Ergebnisse wären ohne eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten — Inhabern von Inhalten, staatlichen Stellen und Unternehmen, die gegen Piraterie vorgehen — nicht zu erreichen gewesen, und dies ist ein klarer Beweis dafür, wie solche Bemühungen einen echten Einfluss auf die Eindämmung der Verbreitung von kommerzieller Piraterie haben können. Es ist uns eine Ehre, diese Bemühungen durch unsere Ermittlungen und Geheimdienstteams zu unterstützen und die Interessen der Sport- und Inhaltsindustrie zu vertreten, um den Schutz ihrer Rechte zu gewährleisten.«

Anders Braf, CEO bei Nordic Content Protection: »Nordic Content Protection gratuliert der spanischen Nationalpolizei und anderen nationalen Strafverfolgungsbehörden in ganz Europa, die diese sehr erfolgreiche Operation durchgeführt haben. Mit Vermögenswerten und Geld im Wert von sechs Millionen Euro, die von den Piraten beschlagnahmt wurden, ist es ein starkes Signal an andere Piratenorganisationen, dass sich organisierte IP-Kriminalität letztendlich nicht auszahlt.«