Kurznachrichten: 23.09.2021

News: Kurz und knackig – KW 38/2021

Streaming: Lange nicht gesättigt. PayTV: Mehr »Originals« vs. Streamer. Cookies: 10% rechtlich bedenklich. Cybercrime: Attacken per Bot-Netz. Audio: Podcasts im Aufwind. Polen: Debatte um Mediengesetz.

Unternehmen

Das US-Medienhaus Curiosity Stream Inc., gegründet von John Hendricks (gründete Factual Media und Discovery), steigt mit 32% bei SpiegelTV Geschichte und Wissen ein. SpiegelTV und Autentic (Oberhaching) behalten je 34% der Anteile. Die KEK gab den Deal frei.
Vivendi (mit StudioCanal und Kinowelt in Deutschland) kauft weitere 18% am französischen Medienkonzern Lagardère für 610 Mio. € von Amber Capital. Nach Zustimmung der Regulierer kann  Vivendi mit nun 45,1% der Aktien bzw. 36,1% der Stimmrechte die Übernahme anpeilen.
Sky UK-CEO Dana Strong ist nicht an Channel4 interessiert, falls die Regierung den ÖR-Sender verkauft. Die britische Produktions- und Senderlandschaft stehe auf solider Grundlage. Strong setzt auf den Erfolg eigener britischer Inhalte und Storytellings.
Canal+ erwirbt 70% der niederländischen Firma, die weltweit über 40 TV-Kanäle betreibt. Der PayTV-Riese stärkt damit u.a. im Heimatland Frankreich und in Polen seine ohnehin starke Basis im Filmvertrieb.

Broadcast

Erstmals übernimmt der RBB für 2022 den Vorsitz der neun ARD-Anstalten, Intendantin Patricia Schlesinger wird ARD-Vorsitzende. Wie üblich fungiert ihr Vorgänger Tom Buhrow (WDR) nun als ihr Stellvertreter.
Unter Druck der Streamer will der Pay-Sender 2022 die Serien-»Originals« seiner drei Sprach-Präsenzen auf 60 ausbauen. Darunter ist auch Staffel 4 von »Babylon Berlin«.
Frankreichs Medienbehörde CSA will DVB-T und Interaktivität koppeln – Red Button-Anwendungen und Abrufdienste sind erwünscht, jedoch keine Wiederholkanäle. Eine Konsultation läuft.

Streaming, Interaktiv

Streaming erreicht noch lange keine Marktsättigung. Laut CEO Reed Hastings hat die Hälfte der US-Haushalte keinen SmartTV. »Es wird noch zehn oder sogar 20 Jahren dauern, bis lineares Fernsehen ganz verschwindet.« Wachsen will der Konzern u.a. mit Spielen: In Polen wird eines zur Serie »Stranger Things« getestet.
Der Streamer übernimmt 35 »Schätze der Deutschen Kinemathek« vom Berliner Filmmuseum. Diese entsprechen 5 Themen mit Titeln von »Panzerkreuzer Potemkin« bis »Gorleben – Traum von einer Sache«. Kostenloser Zugang mit dem Ausweis einer öffentlichen Bibliothek.
Der Streamer soll (nach UK und Kanada in 2022) ab 2023 auch in die DACH-Länder kommen. Die skandinavische Nent-Gruppe will ihren Abo-Bestand in dann 16 Ländern auf 10,5 bis 12 Mio. erhöhen, von denen 6 Mio. international gewonnen werden.

Filme, Kino, Festivals

Programmkinos und Arthouse-Filme haben 2020 63% Prozent Umsatz verloren, der Gesamtkinomarkt 69%. »Kein Kino ist im eigentlichen Sinne ‚gut‘ durch die Krise gekommen, aber die allermeisten haben überlebt und können weitermachen. Das vielbefürchtete Kinosterben hat auch bei den Programmkinos bisher nicht stattgefunden«, so FFA Vizevorstand Frank Völkert vor Kinobetreibern. Im Juli wurden Tickets für 57,51 Mio. € umgesetzt – mehr als im Fußball- und Jahrhundertsommer 2018 und obwohl nur die Hälfte der Sitze verkauft werden darf. Zahlen und Fakten zu Programmkinos, Filmen, Besuchern.

Radio, Audio

Italiens ÖR-Anstalt peilt laut Direktor Alberto Sergio eine branchenweite Verständigung über einen UKW-Ausstieg bis 2030 an. UKW verhindere Investitionen in DAB+; ein UKW-Ausstieg werde wegen der noch geringen DAB+-Verbreitung blockiert. Diesem Dilemma müsse man entrinnen. Das käme der Energiebilanz und dem Programm zugute.

Netze

Automatisierte Angriffe ersetzen zunehmend manuelles Hacken, so der Cybercrime Report von Lexisnexis. Im HJ1 nahmen Attacken über Bot-Netze um 41% auf etwa 1,2 Mrd. Fälle zu – rund die Hälfte gegen Finanzdienstleister. Die meisten Aktionen wurzeln in den USA.

Statistiken, Studien

Nach OnDemand gewinnen Podcasts beim Convergence Monitor 2021 der AG Videoforschung. Der Anteil an der Audio-Nutzung stieg um 34,1% auf 42,6%. Musik und Hörspiele sind mit 70,6% beliebtestes Feature mit SmartSpeakern – vor Radio (54,3%). Für das Internet wird der Fernseher wichtiger: Die Nutzung stieg von 16,1% (2020) auf 30,0%: Kommunikation (88,4%) und Medien (53,2%) führen dort vor Shopping und Banking (80,6%).
Im August stiegen laut Nielsen die Werbeumsätze um 11,3% auf 2,75 Mrd. €. Fernsehen (1,225 Mrd. €, +17,5%) und Out-of-Home  (244,167 Mio. € , +24,3%) sind die Gewinner. Das Kino (4,38 Mio. €, +42,6%) holt nach den Schließungen auf. Nach dem Minus des Vormonats entwickelt sich die Radiowerbung (146,742 Mio. €, +4,0%) wieder positiv.

Recht

Der BGH bestätigt die Schlichtung zwischen dem ZDF und den Urheberverbänden BVK, BVS und VSK. Damit haben laufende Verfahren zur Aufstellung einer gemeinsamen Vergütungsregel eine klare Grundlage, so die Urheber Allianz. Das ZDF hatte argumentiert, es sei bei Eigen-und Auftragsproduktionen kein Werknutzer und müsse nicht über Urheber-Abgeltungen verhandeln.
Die Cookie-Banner von rund 10% von 949 getesteten Websites sind rechtlich falsch oder liegen in juristischer Grauzone. Die Verbraucherschützer mahnten 100 Firmen ab, darunter Lieferando und AI-Fitness. 66 Unterlassungserklärungen wurden erwirkt.
©Europäisches Parlament Das EU-Parlament verurteilt »die anhaltende Verschlechterung der Medienfreiheit und der Rechtsstaatlichkeit in Polen«. Die »Lex TVN« sei der »Versuch, kritische Inhalte zum Schweigen zu bringen und ein direkter Angriff auf den Medienpluralismus«, der gegen EU- und Völkerrecht verstoße.

Verbände

Der Kabelnetzer-Verband beschloss den Rauswurf des neuen Bild TV aus den Netzen, weil für die Weiterleitung keine Gebühr entrichtet werde. Die Mittelständler seien gegenüber den Großen im Nachteil, weil diese sich von allen Sendern für die Einspeisung bezahlen lassen.

Personalia

Kulturradio-Chefin Anja Würzberg avanciert ab 1.11. zur Leiterin des neuen crossmedialen Programmbereichs Kultur. Zeitgleich wird die Abteilungsleiterin Vorabend TV-Magazine Sabine Doppler stellvertretende HA-Leiterin im Programmbereich Gesellschaft.
Am 1.11. übernimmt Marieke Reimann, vom Zeit-Verlag kommend, die Zweite Multimediale Chefredaktion mit der Abteilung Zentrale Information, die alle Audio-Nachrichten und Jugendformate produziert. Vorgängerin Gabi Biesinger berichtet seit 1.8. fürs Radio aus London.
Nachdem sie seit 2017 den Privatsender Puls4 leitete, kehrt Stefanie Groiss-Horowitz als TV-Direktorin zum ORF zurück, wo sie Kathrin Zechner folgt. Der neue Intendant ließ Ingrid Thurnher (ORF3-Chefin) zur Radiodirektorin, Eva Schindlauer (ORF-Gf) zur Finanzdirektorin und Harald Kräuter (GIS) zum Technikchef ab Januar 2022 bestellen.
Andrew Neil, Ex-Moderator und Ex-Vorstand des britischen Fox-Pendants, rechnet in einem BBC-Talk ab: »Fox handelt mit Unwahrheiten, Verschwörungstheorien und Fake News«. Er habe im Vorstand allein vergeblich für eine Linie votiert, »ohne in die Nähe von Fox News zu geraten«. Der offen parteiische UK-Newskanal verpflichtete den Brexit-Protagonisten Farage.

 

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