Kurznachrichten: 09.11.2023

News: Kurz und knackig – KW 45/2023

Berlusconi jr.: Drehen statt kaufen. ARD/ZDF: CC-Lizenzen. USA: Fake-Accounts gegen Serienkritik. Netflix: Kündigungswelle?

Unternehmen

Der Medienkonzern bilanziert seit Januar 14,6 Mrd. € Umsatz und erwartet »einen insgesamt positiven Geschäftsverlauf« für 2023. Das Wachstum von Penguin Random Haus, BMG, Arvato und der Education Group glichen die Probleme des TV-Geschäfts »mehr als aus«.
Im Q1-3/23 meldet Bertelsmanns AV-Sparte ein Umsatzminus von 6,9% auch aufgrund »geringerer Umsätze des Produktionsgeschäfts«. Mit 6,2 Mio. Abos für RTL+ (D, HU) und Videoland (NL) verzeichne das Streaming ein Plus von 30% (Abos) bzw. 21% (Umsatz).
Der US-Anbieter von Routing-, Server- und Speicherprodukten überprüft sein SaaS- und Breitband-Geschäft. In den letzten Monaten habe es »Anzeichen von Interesse« dafür gegeben; ob eine Transaktion erfolge, bleibe aber offen.
Der spanische Konzern will die fehlenden 28,19% am deutschen Ableger O2 kaufen. Der Umsatz lag im Q3 bei 2,1 Mrd. €; 400.000 Mobilfunk-Kunden seien gewonnen worden.
20%-Eigner Vivendi protestiert gegen den Verkaufsbeschluss der Festnetzsparte von Telecom Italia (TIM) an die US-Investoren KKR für mindestens 18,8 Mrd. € und weiteren bis zu 100 Mrd. €. Vorherige Vivendi-Nachfragen zum geplanten Deal seien von den TIM-Direktoren und Behörden ignoriert worden. Die Kaufzustimmung des Board of Directors sei rechtswidrig.
Disney übernimmt die restlichen 33% der Streaming-Plattform von NBC Universal (Comcast) für mindestens 8,6 Mrd. €. Den Endpreis soll eine Bewertung des Unternehmens ermitteln.

Broadcast

Silvio Berlusconi jr., Sohn des verstorbenen Medienmoguls, will die Holding Media for Europe (Ex-Mediaset, hält knapp 30% an ProSiebenSat1) zur europäischen TV-Plattform gegen die Multis ausbauen. Man wolle keine Sender in Frankreich oder Deutschland kaufen, plane aber eigene nationale Produktionen »hoffentlich bald auch in Deutschland«.

Streaming

Seit dem Monatswechsel wird Disney+ mit einem (nicht ganz) werbefinanzierten (ab 5,99 € monatlich) und zwei werbefreien Abos (Standard 8,99 €; Premium 11,99 €) vermarktet.
Das Abo mit Werbung hat laut Netflix 15 Mio. User. Ab Q1/2024 bekommen Nutzer nach drei Serienfolgen eine vierte werbefrei. Für den US-Markt sollen QR-Codes in die Werbespots eingebettet werden.
Wer in UK die ITV-Sender über British Telecom gestreamt bekommt, kann seit dem 6. November die Werbung nicht mehr überspringen oder mit Fast Forward beschleunigen.
Am 8. November startete das kostenlose Streaming Nasa+ mit allen Bewegtbild-Angeboten der US-Raumfahrtagentur. Lineare und abrufbare Inhalte einschließlich der Live-Übertragungen sowie Animationsserien sollen auch mittels iOS, Android und auf Playern wie Roku, AppleTV und FireTV nutzbar sein.

Filme, Festivals, Kinos

Mit Produktionsstätten in Madrid und Shepperton lenkte Netflix 2022 einen großen Teil europäischer Fiktion-Drehs für Streamer nach Spanien und UK. 2022 entstanden 228 europäische Originals nach 127 in 2021. Netflix (50%) und Amazon (17%) waren die größten Auftraggeber, so ein aktueller Bericht.
Eine neue Studie stellt die Top25-Kinofilme des ersten Halbjahres in Zusammenhang mit soziodemografischen und kino- bzw. filmspezifischen Aspekten.

Radio, Audio

Pendler können in Hamburg jetzt zusätzlich NDR1 Welle Nord und NDR1 Niedersachsen per DAB+ (Block 10A; auch im Elbtunnel) hören. Die bisherige Ausstrahlung des Schleswig-Holstein Muxes am Standort Moorfleet wurde auf das Hamburger Paket umgestellt. Für MVP nahm der NDR den 5kW-Sender Zehna bei Güstrow in Betrieb.
Antenne Thüringen und Landeswelle erweiterten ihre DAB+-Verbreitung vom Großraum Weimar/Erfurt durch den Standort Inselsberg erheblich. Eine vierte Senderanlage sei kurzfristig im Raum Jena geplant. Vorab nahmen beide Stationen je drei Regionalversionen ins Bouquet.
Die Unit AudioAlliance will deutsche RTL-Podcasts international vermarkten. Das wurde mit dem dänischen StartUp Podster vereinbart, das bereits u.a. mit der BBC zusammenarbeitet.

Märkte, Studien, Statistiken

Nach der jüngsten Preiserhöhung wollen rund 40% der US-Kunden kündigen. Laut einer Umfrage von Civic Science wollen weitere 31% auf einen günstigeren Vertrag wechseln. Nur 29% wollen den werbefreien Zugang für nun 15,49 $ monatlich behalten; das Abo mit Werbung kostet 6,99 $.

Medienrecht

Die Initiative Urheberrecht, 140.000 Urheber über deren Verbände vertretend, kritisiert öffentlich-rechtliche Sender, die jetzt Creative Commons-Lizenzen fordern. Das »widerspricht existierenden Tarif-Verträgen und Vergütungsregelungen« und gefährde »den ohnehin labilen sozialen Frieden zwischen den Sendern und der freien Produktionslandschaft nachhaltig«.
Nach Verhandlungen vor dem Bundespatentgericht und einem Unterlassungsurteil des LG München fordert das Technik-Unternehmen Schadensersatz von Netflix für die Verletzung des Patents EP 2 575 366 zum HEVC H.265-Coding. Laut Broadcom sind für jeden Stream an deutsche Kunden mit dieser Technologie bis zu 250.000 € oder 6 Monate Haft fällig.
Casey Bloys, CEO des Streamers von Warner Discovery, musste sich entschuldigen: Um negative Bewertungen einiger Shows zu konterkarieren, soll ein Mitarbeiter beauftragt worden sein, u.a. gefakte Twitter-Accounts einzurichten. »Rolling Stone« berichtet das aus dem Prozess des Mitarbeiters gegen seine Entlassung.
Dem internationalen Verband gegen AV-Piraterie gelang es, die von Vietnam aus operierende Plattform 2embed auszuschalten. Diese versorgte weltweit mehr als 300 Pirateriesites mit 2,8 Mrd. Visits  in den vergangenen beiden Jahren mit illegalem Material.

Medienkrieg Russland/Ukraine

RSF/ROG plant ein Satelliten-TV mit unabhängigen Informationen in russischer Sprache namens »Svoboda« (Freiheit). Kommissionen sollen beste journalistische Standards sichern. Die Verbreitung wurde mit Eutelsat vereinbart.

Kriegsberichterstattung

Ein ARD-Team wurde bei Hebron (Westjordanland) von bewaffneten Israelis festgehalten, mit Waffen bedroht und beschimpft. Es befand sich auf den Rückweg von einem Dreh über die Gewalt radikaler Siedler gegen Palästinenser. Die Situation der akkreditierten Journalisten konnte erst nach Hinzuziehung regulärer Soldaten und der Polizei geklärt werden. Das vom BR geleitete ARD-Studio Tel Aviv prüft juristische Maßnahmen.

Personalia

Die Gremienvertreter der 14 Landesmedienanstalten bestätigten Albrecht Bähr (MA Rheinland-Pfalz) für weitere zwei Jahre als Vorsitzenden der Gremienvertreterkonferenz (GVK) und Martin Gorholt (MABB) als seinen Stellvertreter. 
Neuer Co-Geschäftsführer der Bayerischen Lokalradio-Werbung ist Fabian Steigerwald neben Andreas Lang. Steigerwald, seit Januar auch COO der Holding Die Neue Welle Nürnberg, folgt dem BLW-Gründer Roland Finn, der andere Aufgaben übernimmt.
Am 4. Dezember übernimmt Hugh F. Johnston, von PepsiCo kommend, die Aufgaben eines Vizepräsidenten und Finanzschefs (CFO) bei Disney.

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