Kurznachrichten: 30.03.2023

News: Kurz und knackig – KW 13/2023

Lolas: »Im Westen nichts Neues« rennt. Gemeinsam: D-Streaming? SES/Intelsat: Fusion im Orbit? RBB: Weniger AT-Jobs. UHF: Wegfall schädigt Radios. Musik: Streaming bringt’s global.

Unternehmen

Die beiden Betreiber von Satellitensystemen verhandeln über eine Fusion. Das bestätigte jetzt die Luxemburger SES, die u.a. die Astra TV-Satelliten betreibt. Laut Bloomberg sollen Ergebnisse in den nächsten Wochen vorliegen.
Der TV-Konzern zielt weiter auf Gewinne durch Werbung im Entertainment-Geschäft mit besonderer Rolle des Streamers Joyn. Auch Zukäufe und »Kooperationen mit unterschiedlichen Branchenpartnern« stellt sich CEO Bert Habets vor. Die Termine zur Bekanntgabe der 2022-Zahlen und der Aktionärsversammlung wurden kürzlich verschoben.
Die Leipziger expertplace solutions GmbH nimmt ihren alten Namen Ceiton Technologies GmbH wieder an. Das soll die Rückkehr zu den Wurzeln und die Konzentration auf die u.a. bei MDR, YLE und RAI eingesetzte gleichnamige Workflow-Software verdeutlichen.
Bis zu 7.000 Beschäftigte werden dieser Tage gekündigt. Betroffen sein sollen der Bereich Entertainment und die Parks. Später könnte laut Berichten u.a. auch der Sender ESPN folgen. Das ist Teil einer Umstrukturierung, wodurch in den nächsten Jahren 5,5 Mrd. $ gespart werden sollen.

Broadcast

Verdi appellierte an Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), sich für ein starkes Programm und für die berufliche Existenz der beim Auslandssender beschäftigten Freiberufler einzusetzen. Wie berichtet werden bis zu 100 Stellen wegen Sparmaßnahmen gestrichen, betroffen sind weitere 100 Mitarbeitende.

Radio, Audio

In Schleswig-Holstein beginnen Privatsender den DAB+-Regelbetrieb am 1. April in vier Regionen: 8 Programme sind im Norden, 5 im Westen zu hören. Kiel und Umgebung werden mit 7 Wellen versorgt. Das Bouquet für den Raum Lübeck bringt 9 Programme. In allen Regionen senden Deltaradio, R.SH und Radio Bob regionalisierte Inhalte. Weitere Sender folgen. Für die Plattform zeichnet Media Broadcast verantwortlich.
Sachsens landesweiter DAB+-Multiplex für Privatradios sendet seit Montag neun von 11 zugelassenen Programmen im Block 12A. Das Rundfunk-Kombinat, ein Zusammenschluss der Freien Radios (ausstehende Förderentscheidung der Medienanstalt SLM) des Bundeslandes, sowie das neue Radio Galaxy Sachsen folgen später. Plattformbetreiber Media Broadcast versorgt 90% der Sachsen über fünf Senderstandorte.
Die regionalen DAB+-Multiplexe für den Südwesten, den Osten und den Norden Sachsens mit je 11 bis 12 Programmen sollen nach Tests regulär ab dem 3. April senden. Im Mai komplettiert ein Stadt-Ensemble für Dresden (8 Programme, Block 8C) die lokalen Angebote für Leipzig, Freiberg und Chemnitz. Netzbetreiber ist Divicon Media.
Kreise des Friseurhandwerks folgen dem von der Reisebranche initiierten Trend zu Firmensendern: Radio Dauerwelle bringt ab dem 1.4. rund um die Uhr on Air Tipps und Songs fürs Waschen, Schneiden, Legen, Färben etc. Natürlich will man unter dem Motto »Ob kurzes oder gar kein Haar. Hauptsache ist: Die Welle klar!« als Dauerwelle auch unter der Haube präsent sein.

Streaming

Nach dem Wechsel von RTL an die Spitze von ProSiebenSat1 votiert Bert Habets für eine gemeinsame Streaming-Plattform von ARD, ZDF, RTL und P7S1. Gemeinsam müsse man »für Vielfalt und Qualität stehen« und »einen verläßlichen Gegenpol« gegen die »Flut der Desinformationen« aufbauen.
Nach anderen Streamern bietet Amazon mit »Luna« jetzt drei Spielebibliotheken, u.a. von Ubisoft, im Monatsabo (5 bis 18 €) für Deutschland an. Das System läuft auf Amazons AWS-Cloud, gespielt wird auf Fire-Produkten, unter Windows, MacOS und Android.
Der Streaming-Primus erreicht mit seinem werbefinanzierten »Basic«-Angebot jetzt allein in den USA mehr als eine Mio. aktive Nutzer. Von insgesamt 231 Mio. Netflix-Kunden waren 74 Mio. in den USA.
France Télévisions, M6 und TF1 haben ihre Streamingplattform Salto am Montag abgeschaltet. Nur Amazon und die TF1-Schwester Bouygues Télécom hatten die Inhalte »Made in France« an 800.000 Abonnenten vermarktet.

Netze, Frequenzen

Im Vorfeld der Frequenzkonferenz WRC-23 fordern die Verbände der Privatsender den vollständigen Erhalt der UHF-Frequenzen 470 bis 694 MHz nach 2030. Entfielen die »Kulturfrequenzen«, würden die Besitzer der Senderstandorte die verlorenen Einnahmen aus DVB-T2 etc. auf ihre Tarife für UKW und DAB+ umlegen. Die Bundesregierung soll bei der WRC-23 ein klares »No Change« vertreten, um die Radiobranche zu schützen. Der Verlust des UHF-Restbandes würde auch zu schweren Einschnitten bei der Medienproduktion führen und eine künftige Radioverbreitung mit 5G verhindern.

Forschung, Entwicklung

Im Rahmen des Forschungsprojektes »Cátedra« plant Spaniens ÖR-Sender mit Firmen und Institutionen einen 8K-Test über DVB-T2. Zum Bild von 7.680×4.320 Pixeln kommen HDR und WGC, HFR und NGA-Audio. Dafür entwickelt die spanische Softwarefirma SAPEC einen 8K-Encoder auf der Basis von Cisco-Hardware.

Filme, Kinos, Festivals

Mit Nominierungen als Bester Film und in 11 weiteren der 17 Kategorien haben u.a. James Friend (Kamera), Frank Petzold und Viktor Müller (Visuelle Effekte) mit »Im Westen nichts Neues« allerbeste Chancen beim Deutschen Filmpreis. Das BKM dotiert die nominierten und die von den Mitgliedern der Deutschen Filmakademie am 12. Mai in Berlin ausgezeichneten Filme mit insgesamt 3 Mio. €.

Märkte, Studien, Statistiken

Bis zu 18 Mio. Menschen – etwa ein Viertel der Deutschen ab 16 Jahren – verfolgen Gaming-Streams, stellt YouGov für den Branchenverband game fest. Jeder 10. unter den 24jährigen tut das täglich. Streams als Kaufimpuls? 24% der Spielenden, sogar 54% der bis 24jährigen, seien durch Influencer auf Produkte aufmerksam geworden, über deren Kauf sie nachgedacht hätten.
Rund 14% der deutschen Webnutzer kündigten ein Streaming-Angebot aus wirtschaftlichem Grund. Wegen der Inflation seien 10% auf eine günstigere und 9% auf eine kostenlose Plattform gewechselt. Dies zeige, »dass die wirtschaftliche Lage einen kleineren Effekt auf Streaming-Abos hat als erwartet«, so der TV-Streaming Report 2023 von Zattoo. Live-TV gewinne 2023 »weiter an Bedeutung«.
Die Umsätze mit Musikprodukten stiegen 2022 weltweit um 9% auf 26,2 Mrd. $. Laut der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) tragen 589 Mio. Streaming-Abos dazu 12,7 Mrd. $ (+10,3%)  bei. Inklusive werbefinanziertem Streaming wurden 17,5 Mrd. $ (+11,5%) umgesetzt – das sind 67% des Gesamtumsatzes. Physische Datenträger spielen nur noch 17,5% ein, Downloads sacken auf 3,6% ab. Die zweite Grafik zeigt die Entwicklung der Spartenumsätze seit 1999.
Rund ein Viertel der globalen Investitionen in geskripteten Content leisten Streamer. Die Analysten von Ampere erwarten 2023 Ausgaben von 26 Mrd. $. 90% davon gelten Krimis und Thrillern für SVOD-Dienste. Das Interesse an nicht Geskriptetem (z.B. True Crime) wachse leicht.

Medienrecht, Medienpolitik

Der Journalistenverband fordert ARD, ZDF und D-Radio auf, bei ihren Budget-Anmeldungen die Inflationsrate angemessen zu berücksichtigen. Preissteigerungen sind durch einen höheren Rundfunkbeitrag aufzufangen. Alles andere würde zum Abbau von Programmen und Personal führen, so Bundesvorsitzender Frank Überall.
Während die bei den Medienanstalten für den Rundfunkbeitrag zuständige KEF-Kommission Ende April die Etat-Anmeldungen von ARD, ZDF und D-Radio noch erwartet, fachen interessierte Kreise die Angst vor einer Beitragserhöhung an. »Business Insider« (Springer SE) spekuliert um einen Monatsbeitrag von mehr als 20 € ab 2025.
Ab 2024 stellt Österreich die ORF-Finanzierung auf eine Haushaltsabgabe nach deutschem Vorbild um. 15 € monatlich werden mit zusätzlichen Abgaben der Bundesländer erhoben. 400.000 Haushalte mehr werden dadurch herangezogen. Es bleibt bei dem Sparauftrag über 300 Mio. € bis 2026. Die ORF-Sparte Sport+ bleibt entgegen früherer Pläne im Broadcast erhalten.
Eine neue Lizenz der Medienbehörde Ofcom gibt u.a. 70 Aufgaben für Großbritanniens ÖR-Sendeanstalt vor, darunter ein Mindestvolumen von Nachrichten und Aktuellem sowie britischen Originalcontent auf den Online-Plattformen der BBC.

Der Schlesinger-Skandal und die Folgen

Die Zahl der außertariflich bezahlten RBB-Angestellten wird von 31 auf 17 und später auf die Hälfte reduziert. Neben Mitgliedern der Geschäftsleitung bekommen künftig nur HA-Leiter AT-Verträge – mit monatlich brutto 1.200 € über dem höchsten Tarifgehalt im Sender.
Vor dem Arbeitsgericht scheiterte eine Einigung zwischen dem RBB und Christoph Augenstein. Der entlassene Produktionsdirektor fordert 1,2 Mio. € aus Ruhegeldern, 455.000 € Schadenersatz für entgangene Nebentätigkeiten und 25.000 € Schmerzensgeld. Ein Gütetermin mit Hagen Brandstäter steht bevor. Gegen die Kündigungen klagen auch die Ex-Intendantin Schlesinger und die Juristische Direktorin.

Personalia

Intendant Tom Buhrow schlägt dem WDR-Rundfunkrat Dominique Hoffmann als Leiterin der Direktion Technik und Produktion vor. Sie ist Leiterin der HA Distribution und Entwicklung beim SWR und soll beim WDR Wolfgang Wagner folgen, der in den Ruhestand geht. Gewählt wird am 12. Mai.
Ab dem 1. Juli ist Hendrik Lünenborg Direktor des NDR-Landesfunkhauses Hamburg. Beim NDR begann er 1994 als Freiberufler und kam ab 2009 in Leitungsfunktionen, u.a. als Vizedirektor in Hamburg. Seit 2020 verantworte er die strategische Unternehmensentwicklung und leitet die NDR-Intendanz.
Sarah Fischer, bisher HR-Chefin der Leonine-Holding, avanciert als Chief People & Sustainability Officer (CPSO) und Geschäftsführerin der Tochter i&uTV in die Geschäftsleitung von Leonine Studios.
Beim Erich Pommer Institut übernimmt Filmuni-Kanzler Andreas Mues die Geschäftsführung ad interim ab dem 1. Mai. Vorgänger Philipp Künstle reduziert sein Engagement auf den Aufbau des Weiterbildungsverbunds Media Collective und den AK Fachkräftestrategie Film- und Fernsehen.
Die Nordwest Mediengruppe schickt Harold Grönke als Geschäftsführer zur Magdeburger Tochter VMG. Bei deren Tochter Radio SAW wurde ein Streik ausgesetzt, weil sich die Beschäftigten von dem neuen Chef die zuvor vermißte Bereitschaft zu Verhandlungen über ihre Lohnforderungen erhoffen.

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Nach aufmerksamer Lektüre haben sie natürlich gleich gewusst, dass »Radio Dauerwelle« durch die Radioableger von Unternehmen wie der Kreuzfahrt-Reederei Aida und dem Farbenhersteller Brillux im bundesweiten DAB+-Angebot sowie durch das Datum des kommenden Samstages inspiriert ist.