Kurznachrichten: 15.03.2023

News: Kurz und knackig – KW 11/2023

P7S1: Kommt Berlusconi? Orbit: Bald auch Ama-Zone? Neue Perspektive? Kommission für ARD/ZDF. Lineker: Tweetet wieder. Lokalradio: Call für NRW.

Unternehmen

Der TV-Konzern geht Übernahmeplänen entgegen: Die Berlusconi-Holding MFE will ihre Chefin Katharina Behrends im Aufsichtsrat von P7S1 sehen und drängt auf einen weiteren Sitz. Den beansprucht auch die tschechische PPF-Holding, die 10,1% hält. Dem ging der Rücktritt des P7S1-CEO Rainer Beaujean, eines Übernahme-Gegners, voraus.
Die Sachsen Fernseh Gruppe hat über ihre Dresden-Tochter 65% am Lokalradio WSW (Weißwasser/Oberlausitz) übernommen. Der Sendestart in der DAB+-Region Ostsachsen (Dresden und 4 Landkreise) wird kurzfristig erwartet.
2022 spielte die französische PayTV-Gruppe 515 Mio. € (EBITA) ein. Sie ist mit 5,87 Mrd. € am 9,959 Mrd. €-Konzernumsatz der Mutter Vivendi beteiligt. Außerhalb Frankreichs hat man 16 (plus 1,3) Mio. Abonnenten.
Der Facebook-Konzern setzt weitere 10.000 Menschen auf die Straße, so Mark Zuckerberg. Im November wurden bereits 13% der Belegschaft – 11.000 Menschen – entlassen. Während der Pandemie wurde von 45.000 (Ende 2019) auf 87.000 (11/22) Mitarbeitende ausgebaut.

Broadcast

Der Luxemburger Sat-Betreiber und das ZDF vereinbarten die langfristige Weiterverbreitung der ZDF-Programme in HDTV über Astra 19,2 Grad Ost. Astra versorgt nach eigener Angaben 17 Mio. deutsche Haushalte mit Programmen.
Der britische Kommerzsender wird seinen Kinderkanal nach 17 Jahren zum Beginn der Sommerferien nicht mehr broadcasten. Erweiterte Inhalte für 6- bis 12jährige gibt es dann nur auf der AVoD-Plattform ITVX Kids. Vorschulsendungen soll es weiter auf ITV2 geben.

Radio, Audio

Die Medienanstalt LfM lädt Radioveranstalter in NRW bis zum 30.3. zum »Call for Interest« ein. Nach Auswertung werde im Q4 für sechs DAB+-Senderegionen ausgeschrieben – zusammen eine landesweite Abdeckung. In NRW gibt es mehr als 40 Lokalradios; das gemeinschaftliche Radio NRW liefert ein Mantelprogramm und vermarktet die Wellen.
Sechs thüringische Bürgerradios können sich bis Ende Mai bei der Medienanstalt TLM um die Verlängerung ihrer UKW-Frequenzen ab Januar 2024 bis Ende 2027 bewerben. Die TLM vereinnahmt Gebühren von 1.000 €. Die Sendekosten von ca. 250.000 € pa und die Abgeltungen für Musikrechte werden »zumindest für die erste Hälfte der Lizenzperiode« von der TLM übernommen. Ein Umstieg auf DAB+ werde gemeinsam entschieden.
Technische Tests des Plattformbetreibers Media Broadcast kündigen den Regelbetrieb des landesweiten DAB+-Multiplexes für Sachsen im Frequenzblock 12A an, der laut Meldungen am 3. April beginnen soll. Zum neuen Konzept für Privatradios gehören drei regionale Multiplexe und ein lokaler für Dresden des Netzanbieters Divicon Media.

Streaming

Für die nächsten Wochen kündigen ARD und ZDF übergreifende Empfehlungen zu Dokus und Kultur-Inhalten ihrer Mediatheken an. Nach Auswertung erster Erfahrungen wird das auf alle Genres erweitert. Im Plan sind gemeinsames Login und Suchfunktion für beide Plattformen.

Netze, Frequenzen

Der Verkauf von 50% der Glasfaser-Tochter FibreCo an Altice wurde nach der EU-Zustimmung abgeschlossen. Gemeinsam will man binnen sechs Jahren bis zu 7 Mio. deutsche Haushalte an Glasfasernetze bringen. 7 Mrd. € werden u.a. durch Kredite von 4,6 Mrd. € finanziert.
Der US-Konzern will erste Satelliten seines orbitalen Dienstes »Kuiper« im Mai starten. 2024 soll die Hälfte von 3.200 Satelliten im Orbit sein. Mit hauseigenen Chips (»Prometheus«) will man den 450 €-Endgerätepreis des Wettbewerbers Musk unterbieten.

Standards

Die Version 2.0.4 des HbbTV-Standards integriert Sprachassistenten und barrierefreie Funktionen (Dialogverbesserung, Vergrößerung der Benutzeroberfläche). Der neue DVB-I-Standard ermöglicht die Kombination von HbbTV Red Button-Anwendungen mit gestreamten Live- und linearen TV-Diensten.

Filme, Kinos, Festivals

Nach neun Nominierungen schnitt die Remarque-Neuadaption »Im Westen nichts Neues« bei den 95. Oscars herausragend ab: Statuetten gingen an Edward Berger (bester fremdsprachiger Film), James Friend (Kamera), Volker Bertelmann (Komposition) und die Szenenbildner Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper. Bei 7 von 11 Nominierungen räumte der SciFi-Film »Everything Everywhere All at Once« ab – u.a. für den besten Film und für Regie und Drehbuch (Daniel Kwan, Daniel Scheinert). Seinen zweiten Oscar bekam Richard Baneham (mit Eric Saindon, Daniel Barrett) für die VFXe von »Avatar 2«. Alle Gewinner und Nominierungen.

Märkte, Studien, Statistiken

Das Finale der 40 Mio. €-Eventserie »Der Schwarm« nach Frank Schätzings Umweltthriller sprach mit den Doppelfolgen 5/6 und 7/8 nach 6,8 Mio. am Starttag noch jeweils gut 4,5 Mio. Zuschauer an. Im Durchschnitt waren es 5,5 Mio. (19,9%). Mit rund 1,97 Mio. Zuschauern erreichten die Folgen 1/2 den besten Serienstart der Mediathek seit Bestehen, so das ZDF.
In Europa wurden zwischen 2015 und 2021 jährlich rund 1.100 Fiktion-Titel (Filme, Serienstaffeln) mit 22.000 Folgen und 14.000 Stunden Länge produziert. Beteiligt waren 13.000 Drehbuchautoren und 7.000 Regisseure sowie 1.400 Firmen. COVID-19 bremste das Wachstum aus, so  der Bericht Audiovisual fiction production in Europe – 2021 figures der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle.
Der Dachverband der Elektro- und Digitalindustrie meldet gegenüber Januar 2022 den Umsatzanstieg um 16,1% auf 18,7 Mrd. €. Den um 10,3% höheren Auftragseingang dominieren Orders aus dem Inland (+18,3%); der Euro-Raum gewinnt 5,8%, das übrige Ausland 3,5%.

Medienkrieg Russland/Ukraine

Russland plant laut Alexei Volin, Chef der Russian Satellite Communications Company RSCC, ausländische Produkte durch eigene Satelliten und eigene Systeme für Raumfahrtkommunikation und Missionskontrolle des Landes zu ersetzen. Ausländische Zulieferer hätten die Wartung »einfach eingestellt«. 150.000 VSAT-Empfänger seien gegen eigene Produkte auszutauschen.

Medienrecht, Medienpolitik

Nach langer ergebnisloser Debatte über die Aufgaben von ARD/ZDF berufen die Bundesländer einen »Zukunftsrat«. Ex SRG-Chef Roger de Weck, HFF-Präsidentin Bettina Reitz, Urheberrechtlerin Nadine Klass, Ex-Bundesverfassungsrichter Peter M. Huber, Medienrechtler Mark D. Cole, Journalistin Maria Exner, die frühere G+J-Chefin Julia Jäkel und die Digitaljournalismus-Professorin Annika Sehl sollen Empfehlungen zur langfristigen Perspektive der ÖR-Anstalten erarbeiten.
Die Spitze des britischen ÖR-Senders scheiterte mit dem Rauswurf des Ex-Fußballprofis Gary Lineker wegen eines regierungskritischen Tweets (die »unermeßlich grausame Politik« nutze eine Sprache, die »der von Deutschland in den 30er Jahren nicht unähnlich ist«). Fußball-Prominenz und Kollegen zeigten sich solidarisch mit dem Moderator der wichtigsten Sportsendung »Match of the Day«. Lineker wurde in sozialen Medien »überwältigend« unterstützt. Ex-Generaldirektor Greg Dyke on air: Die BBC hat die »eigene Glaubwürdigkeit untergraben«. Zuvor wurde eine Sendung von Sir David Attenborough über Umweltzerstörungen aus dem Programm gekippt. Die BBC will ihre Vorschriften für die Nutzung von Social Media nun überarbeiten.
Im Kreuzfeuer britischer Medien bleibt der BBC-Vorsitzende Richard Sharp. Er habe dem Ex-Premier Johnson zu einem 800.000 £-Kredit verholfen. Kurz darauf wurde er von Johnson zum Senderchef ernannt.

Verbände

Zum zweiten Mal vergibt der Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater (VdA) sein »Bernhard-Hoestermann-Stipendium« an Nachwuchsagenturen. Die Vergabe erfolgt auf einer Gala zum 25. Jubiläum des VDA im Juni. 70 Mitglieder vertreten mehr als 3.600 Schauspieler, Regisseure, Autoren und weitere Gewerke.

Personalia

Martin Gradl, Chefredakteur Magazine, wird Co-Geschäftsführer neben Stephan Schmitter und leitet RTL News operativ. NTV-Chefredakteurin Sonja Schwetje wird zusätzlich Programmgeschäftsführerin. Den neuen Bereich Strategische Programmplanung RTL/RTL+ leitet Florian Lüke, weiterhin auch für das gruppenweite Inhalte- und Formatscouting zuständig. Barbara Middeldorf soll die operative Programmplanung der Gruppe zusammenführen.
Ab November ist Ralf Ludwig, bisher Verwaltungsdirektor des MDR, für sechs Jahre Intendant des Dreiländersenders. Er wurde mit 33 Ja-, 12 Neinstimmen und 3 Enthaltungen gewählt und folgt Karola Wille, die nach zwei Amtszeiten nicht kandidierte.
In außerordentlicher Sitzung wählte der RBB-Rundfunkrat Oliver Bürgel (Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege Berlin) zum Vorsitzenden. Stellvertreterin wurde Elisabeth Herzog-von-der-Heide (kommunale Spitzenverbände Brandenburg). Sie amtieren für zwei Jahre.
Bei dem global aktiven Ausstatter für Verteilungsnetze mit dänischen Wurzeln leitet Anaitz Goia als Head of Technology die Bereiche Research & Development und Kundensupport.

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