Kamera, Test, Top-Story: 21.05.2007

Vergleichstest HDV-Camcorder: 3er-Bande

Immer mehr Profis entscheiden sich für HDV. Aber welcher Camcorder ist der richtige für welchen Zweck? www.film-tv-video.de hat drei aktuelle HDV-Camcorder ausprobiert und verglichen. (Die druckfreundliche PDF-Version mit 1,4 MB Dateigröße und 11 Din-A4-Seiten enthält eine Vergleichstabelle und weitere, zusätzliche Informationen. Sie steht am Textende zum Download bereit.)

Es gibt leistungsfähigere HD-Formate als HDV. Aber keines davon erlaubt so preisgünstiges Produzieren wie HDV. Das ist — neben der Möglichkeit die Camcorder auch im DV-Modus zu benutzen — der Hauptgrund, weshalb sich HDV trotz aller Probleme und Limitationen des Formats innerhalb kurzer Zeit im Markt etablieren konnte.

Derzeit buhlen drei neue Camcorder in der HDV-Liga um die Gunst der Profis: Canons XH G1, JVCs GY-HD251 und Sonys HVR-V1. Ohne lange um den heißen Brei zu reden: Alle drei Camcorder bieten viel für vergleichsweise wenig Geld. Die Netto-Listenpreise liegen zwischen 4.600 und rund 9.500 Euro, die Straßenpreise haben sich schon deutlich niedriger eingependelt: 500 Euro unter Liste sind zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels durchaus drin.

Behält man diese recht moderaten Preise als Maßstab im Hinterkopf, dann erreichen die Geräte eine wirklich beeindruckende Bildqualität und bieten vergleichsweise gute Ausstattung. Natürlich sind Kompromisse unvermeidlich, wenn man Profiansprüche an diese Camcorder stellt, aber man kann mit gewissen Abstrichen durchaus professionell mit HDV arbeiten — wie viele Anwender schon mit früheren HDV-Camcordern bewiesen haben. Festzustellen, welcher Camcorder am besten zu den jeweiligen Anforderungen passt, dafür soll dieser Vergleich erste Anhaltspunkte bieten. Da der teuerste Camcorder im Test mehr als doppelt so viel kostet wie der günstigste, wäre jeder andere Vergleich unfair.

Dieser Artikel konzentriert sich auf die Unterschiede zwischen den getesteten Camcordern. Umfangreiche Einzeltests mit weiteren Informationen zu den einzelnen Geräten finden Sie in Form von Einzeltests hier: HVR-V1 von Sony, XH G1 von Canon, GY-HD251 von JVC.

Eckdaten

Der G1 ist mit drei 1/3-Zoll-CCD-Chips bestückt und zeichnet ein HDV-Signal mit 1.440 x 1.080 Bildpunkten auf. Eine Besonderheit des Camcorders ist sein HD-SDI-Ausgang, außerdem bietet der Camcorder 25p-Aufzeichnung. Ohne SDI-Ausgang heißt der Canon-Camcorder A1 und kostet rund 2.500 Euro weniger (Netto-Listenpreis).

JVCs GY-HD251 ist ein kompakter Schultercamcorder aus der 200er-Reihe dieses Herstellers. Er ist als einziger Camcorder im Test mit einem Wechselobjektiv ausgerüstet und als Schultercamcorder ausgeführt. Er nutzt drei 1/3-Zoll-CCD-Chips als Bildwandler und zeichnet HDV mit 720 Zeilen und 24, 25, 30 — und das ist eine Besonderheit des Camcorders — wahlweise auch mit 50 und 60 Vollbildern auf, aber stets mit progressiver Bildfolge. Rein äußerlich unterscheidet er sich vom Vorgänger HD100 durch einen fest mit dem Gerät verbundenen Adapter an der Rückseite, der zusätzliche Anschlüsse bietet — unter anderem HD-SDI. Eine Version ohne HD-SDI bietet JVC mit dem GY-HD201 ebenfalls an.

Der Sony HVR-V1 zeichnet wie der Canon-Camcorder HDV-Signale mit 1.440 x 1.080 Bildpunkten auf, nutzt also die 1080i-HDV-Variante. Dabei arbeitet er mit drei 1/4-Zoll-CMOS-Sensoren. Eine Besonderheit des V1 ist seine Fähigkeit, neben 50i auch mit 25 Bildern pro Sekunde aufzeichnen zu können. Der Camcorder fasst in diesem Modus je zwei identische Halbbilder zu einem Vollbild zusammen.

Alle drei Camcorder können außer HDV- auch DV-Signale aufzeichnen, der Sony V1 beherrscht zusätzlich das DVCAM-Format.

Preis und Leistung

Klar: Wer heute in der Produktion arbeitet, muss versuchen, Geld zu sparen, wenn er in neues Equipment investiert, sonst ist er nicht konkurrenzfähig. Dennoch kann der Preis nur ein Kriterium unter vielen sein, wenn es darum geht, den passenden Camcorder auszuwählen. Wer an der falschen Stelle spart, den holen oft hohe Folgekosten in der Postproduktion ein. So können etwa auch die Ein- und Ausgänge eines Camcorders eine entscheidende Rolle spielen, nicht nur was das Ein- und Ausspielen von Bild und Ton betrifft, sondern auch in Bezug auf externe Synchronisierung und Timecode-Funktionalität. Die Buchsen und die dahinter stehende Elektronik und Funktionalität wirken sich aber auch auf den Anschaffungspreis aus.

Der teuerste Camcorder im Testfeld ist der GY-HD251 von JVC: Der Hersteller bietet ihn inklusive 16-fach-Objektiv von Fujinon und HD-SDI-Ausgang zum Netto-Listenpreis von 9.450 Euro an. Darin ist allerdings noch kein Akkusystem enthalten. JVC markiert damit die obere Preislinie dieses Vergleichs.

Canon bietet den XH G1 zum Netto-Listenpreis von 6.100 Euro an, zu diesem Preis bringt der Camcorder wie der 251er von JVC einen HD-SDI-Ausgang mit. Der G1 verzichtet aber auf ein Wechselobjektiv.

Der günstigste Camcorder im Testfeld ist Sonys HVR-V1. Er kostet 4.600 Euro (Netto-Listenpreis).

XLR-Buchsen für den Ton haben sich zur Zugangberechtigung entwickelt, um im Profibereich mitspielen zu dürfen: Alle drei Camcorder sind damit ausgestattet und signalisieren so ihren Anspruch, nicht nur Hobbyfilmern zu dienen.

Bauform und Objektiv

JVC setzt auf die von den meisten professionellen Anwendern gewünschte Bauform: Der HD251 ist als Schulter-Camcorder ausgeführt und verfügt über ein Wechselobjektiv-Bajonett und Anschlüsse für ein professionelles Akkusystem.

Einer der großen Kritikpunkte am Vorgänger GY-HD100 war das Fujinon-Objektiv Th16x5.5 BRMU, das der Hersteller als Standard mit dem Camcorder ausliefert. Chromatische Aberration heißt das Abbildungsproblem, mit dem dieses Objektiv zu kämpfen hat: an Objektkanten im Bild zeigen sich leicht versetzte Farbkanten. Das Problem wurde teilweise sicher überbewertet, aber ein qualitativ höherwertiges Objektiv kann diese Probleme beheben und die Bildqualität verbessern.

Auch den HD251 liefert JVC mit dem einfachen Objektiv aus, hat es aber geschafft, das Farbkantenproblem zu reduzieren: Objektiv und Signalverarbeitung wurden besser aufeinander abgestimmt, JVC hat in die Elektronik eingegriffen, um die negativen Effekte zu minimieren. Wem die Qualität des mitgelieferten 16fach-Objekivs von Fujinon dennoch nicht ausreicht, der kann auf nunmehr vier weitere direkt ans Bajonett des 251er passende Wechselobjektive von Fujinon und Canon zurückgreifen, mit einem ebenfalls verfügbaren Adapter passen auch zahlreiche weitere Objektive an JVCs HD-Camcorder.

Sony und Canon setzen im Unterschied zu JVC bei ihren aktuellsten HDV-Camcordern auf Henkelmann-Design. Beide Camcorder sind vergleichsweise kompakt und stabil ausgeführt und beide schlagen beim Zoomfaktor das Standardobjektiv des JVC-Camcorders.

Auf ein Wechselobjektiv haben die Sony-Entwickler beim V1 verzichtet – wohl aus gutem Grund. Professionelle Ausstattungsmerkmale dieser Art sind bei Sony der XDCAM-Klasse vorbehalten. Das 20fach-Objektiv, das Sony dem V1 spendiert hat, liefert aber ordentliche Ergebnisse. Es ist mit zwei Ringen bestückt, von denen einer fürs Zoomen und der andere fürs Fokussieren vorgesehen ist. Die Ringe sind nicht mechanisch mit dem Linsensystem verkoppelt, sondern fungieren als Signalgeber für die Stellmotoren, die im Inneren werkeln. Ein Anschlag fehlt daher, was für Profis etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Besonders gut gefiel den Testern an der kompakten Bauform des V1 die große und ebene Standfläche des Camcorders, die dafür sorgt, dass der Camcorder auf dem Stativ satt und sicher aufliegt.

Auch Canon hat den G1 mit einem 20fach-Zoom-Objektiv ausgerüstet. Im HDV-Modus überzeugt es durch seine enorme Weitwinkelwirkung, die sowohl JVC wie auch Sony in diesem Vergleichstest schlägt. Im normalen Drehalltag erweist sich ein weitwinkligeres Objektiv meist als vorteilhafter: Fehlende Telewirkung kann oft kompensiert werden, in dem man sich näher ans Objekt bewegt, bei fehlender Weitwinkligkeit steht man — im wahren Wortsinn — meist schneller mit dem Rücken an der Wand. Aber dank 20fach-Zoom ist auch die Telewirkung des G1-Objektivs stattlich. Auswechseln lässt sich das Objektiv jedoch nicht, nur der teurere Canon H1 (Test hier) ist mit einem Wechselobjektiv ausgerüstet.

Das Canon-Objektiv bietet drei Ringe für manuelles Einstellen von Fokus, Brennweite und Blende — allerdings alle ohne mechanische Kopplung: Auch hier pegeln die Ringe die Steuerspannung für die ins Objektiv integrierten Elektromotoren.

Schwachpunkt Display

Alle drei Camcorder des Vergleichstests teilen einen gemeinsamen Schwachpunkt: Weder die eingebauten Sucher noch die Ausklappdisplays erlauben per se eine zuverlässige Schärfekontrolle. Die Displays sind zu klein und bieten zu wenig Auflösung, um damit manuell sicher scharfstellen zu können.

Um diesem Mangel abzuhelfen, bauen die Hersteller verschiedene Scharfstellhilfen ein: Entweder sind das Vergrößerungsfunktionen, die einen Ausschnitt aus dem Bild vergrößert darstellen, oder im Sucher und/oder Ausklapp-Display wird dem Bildsignal ein zusätzliches Signal

überlagert, das die Objektkanten betont, die in der Schärfeebene liegen (Peaking). Diese Kanten werden aufgesteilt oder farbig markiert.

Entweder muss man einen größeren Monitor mit mehr Auflösung an den Camcorder anschließen — der dann leicht mehr kosten kann, als der ganze Camcorder — oder man muss sich mit den Hilfsmitteln arrangieren und mit dem Restrisiko leben. Beim G1 von Canon und beim V1 von Sony kann man sich dabei immerhin noch auf einen Autofokus verlassen, den bietet JVCs 251er nicht.

Das Ausklapp-Display des G1 von Canon ist eigentlich recht hell und scharf, aber das kleinste im Test und damit aus Sicht der Tester einfach ein bisschen zu klein. Wie das Canon-Flaggschiff H1 bietet auch der G1 zusätzlich zum Ausklappdisplay auch noch einen Farbsucher. Der G1 bietet hier mit 269.000 Pixel etwas mehr Auflösung, aber in der Praxis wirkt sich dieser Unterschied nicht besonders gravierend aus und die Auflösung reicht einfach nicht aus.

Bleibt beim manuellen Fokussieren die Bildvergrößerungsfunktion, die beim G1 auf Tastendruck den aktuellen Bildausschnitt vergrößert. Peaking kann ebenfalls aktiviert werden. Damit wird es leichter, die korrekte Schärfe zu sehen. Trotzdem gibt es immer wieder Situationen, in denen man mit den integrierten Bildschirmen nicht sicher manuell Scharfstellen kann. Auf den Autofokus ist beim Canon-Camccorder aber in den allermeisten Situationen Verlass: Er arbeitet schnell, nicht zu nervös und trifft den Schärfepunkt in der Regel sehr zuverlässig, ohne zu pendeln.

Als wenig hilfreich erweist es sich bei Sonys V1, den Farbsucher auf schwarzweiß zu schalten: Auch dann bleibt manuelles Fokussieren ein Glücksspiel. Aber auch beim Sony-Camcorder lässt sich per Tastendruck der Bildausschnitt vergrößern, so dass es leichter ist, die Schärfe zu beurteilen. Diese Funktion heißt beim V1 Expanded Focus, sie lässt sich günstig vorne am Objektiv auslösen und funktioniert recht gut. In Kombination mit der Peaking-Funktion, einer elektronischen Kantenaufsteilung, die sich wahlweise gelb, weiß oder rot einblenden lässt, kann man so einigermaßen zielsicher scharfstellen.

Wie schon erwähnt, fehlt dem HD251 eine Autofokusfunktion, die in manchen Fällen doch ganz nützlich wäre, auch wenn sich Puristen meist lieber ausschließlich auf den manuellen Fokus verlassen. Die Schärfe lässt sich dank des griffigen Fokusrings am mitgelieferten Objektiv gut einstellen – eben wie man das von einem — wenn auch einfachen — professionellen Objektiv verlangt.

Dennoch bleibt bei JVCs 251er beim manuellen Fokussieren das Problem, dass weder der Sucher noch der Ausklappschirm des Camcorders von Größe und Auflösung ausreichen, um damit ohne weiteres sicher manuell scharfstellen zu können. Deshalb greift man auch beim HD251 gerne auf die Hilfe der recht guten Peaking-Funktion zurück. Sie markiert die elektronisch aufgesteilten Kanten farbig, sobald exakt scharfgestellt ist und erleichtert es so, die korrekte Schärfeposition zu finden. In Kombination mit Focus Assist, einer Funktion, die zudem den Sucher oder das Display schwarzweiß schaltet, kann man so die Schärfe mit etwas Zusatzaufwand doch recht zuverlässig einstellen.

Den Testern gefiel letztlich im manuellen Betrieb ohne Zusatzmonitor die JVC-Lösung am besten, auch wenn man dabei etwas Vertrauen braucht: Das Ausklapp-Display des JVC misst zwar stattliche 72 x 51 mm und ist damit das größte Display im Vergleichstest, es ist aber in in 4:3 ausgeführt und die Auflösung ist mit 230.000 Bildpunkten weit von HD-Qualität entfernt. Das HDV-Bild wird im Camcorder so skaliert, dass es auf den Bildschirm passt und teilweise zeigt das Display dann Treppeneffekte an Objektkanten, die auf der Aufnahme gar nicht zu sehen sind und auch die Nachzieheffekte bei schnellen Objekten sehen im Display schlimmer aus, als bei der Vorführung auf einem größeren, besseren Schirm. Man muss also beim Drehen mit dem GY-HD251 erst lernen, mit diesen Unzulänglichkeiten zu leben und sich darauf zu verlassen, dass das Peaking zur richtigen Schärfe leitet und das aufgezeichnete Bild besser aussieht, als das, was man auf dem Display sieht.

In diesem Aspekt besteht aber bei allen drei HDV-Camcordern der jüngsten Generation ganz klar Verbesserungsbedarf.

Bildqualität

Alle drei Camcorder liefern in der HDV-Klasse eine sehr gute Bildqualität, die im oberen Bereich anzusiedeln ist. Ein zum Vergleich mit den Testgeräten parallel mitlaufender Consumer-HDV-Camcorder zog durchgehend deutlich den kürzeren. Dennoch gibt es natürlich auch zwischen den insgesamt vorne und eng zusammenliegenden Testgeräten Unterschiede.

Aus Sicht der Tester liefert mit JVCs HD251 der teuerste Camcorder im Test auch das Bild, das der Realität am ehesten entspricht: Die Farbwiedergabe ist nüchtern, während Canon und Sony ihre Camcorder in der Grundeinstellung wärmer und »bunter« abgestimmt haben, deren Bilder also stärker ins Gelbe tendieren und mit höherer Farbsättigung arbeiten. Das lässt sich jedoch bei allen Camcordern mit zahlreichen Einstellmöglichkeiten korrigieren und so einstellen, wie es dem individuellen Geschmack entspricht: Alle Camcorder bieten weiter reichende Möglichkeiten, den Bildern einen bestimmten »Look« zu verpassen, als die meisten Anwender das jemals nutzen werden. Somit kommt es auf die wirklich grundlegenden Faktoren der Bildqualität an.

Details löst der der JVC HD251 sehr gut auf, auch wenn er die Kanten teilweise etwas zu stark aufsteilt, was sich aber ebenfalls im Menü korrigieren lässt.

In puncto Schärfe und Detailwiedergabe kann der G1 mithalten: Die Bilder sind scharf, nuancenreich, ruhig und ausgewogen. Selbst Motive mit vielen Details werden etwa absolut knackig und rauscharm dargestellt, ohne dabei jedoch künstlich und plastikhaft zu wirken.

Auch Sonys V1 liefert ein enorm scharfes Bild mit vielen feinen Details, doch bei manchen Motiven wirkt die Schärfe einen Tick zu unnatürlich. Reduziert man diesen Eindruck via Einstellmenü, gehen auch rasch Details verloren, hier wandelt der V1 auf einem schmaleren Grat als die Konkurrenten — vielleicht ein Tribut an die Bildwandler, denn der V1 arbeitet als einziger Camcorder im Test mit CMOS-Sensoren.

Insgesamt lässt sich aber sagen: die drei Testkandidaten liegen bei der Bildqualität eng zusammen, wobei aus Sicht der Tester JVC mit knappem Vorsprung vor Canon und Sony ins Ziel geht, wenn man eine Gesamteinschätzung abgibt, die zahlreiche ganz unterschiedliche Aufnahmesituationen berücksichtigt.

In einem Aspekt hat der JVC dagegen ganz deutlich die Nase vorn: Wenn es um die Auflösung von schnellen Bewegungen geht. Die sehen mit dem JVC-Camcorder eindeutig am besten aus — aber nur dann, wenn der Camcorder im 50p-Modus betrieben wird. Hier bietet der 251er, viel flüssigere und auch schärfere Bilder, was aber nur dem etwas nutzt, der diese Bilder auch verarbeiten und vorführen kann: Man braucht einen Monitor oder Projektor, der 50 progressive (Voll-)Bilder darstellen und letztlich auch ein Schnittsystem, das damit umgehen kann.

Im 50p-Modus — dem Power-Feature des 251ers — laufen die Bewegungen flüssig und weich ab: Die 720/50p-Aufnahmen des HD251 von schneller bewegten Objekten sahen im Test gleichmäßiger und auch minimal schärfer aus, als 1080i-Aufnahmen, die in der gleichen Aufnahmesituation parallel mit dem V1 von Sony und dem G1 von Canon gedreht wurden.

Bei der Aufzeichnung in 25p haben alle drei Camcorder große Schwächen, diese Bilder ruckeln für den Geschmack der Tester einfach zu stark, aber auch in dieser Disziplin liefert JVCs 251er noch etwas bessere Ergebnisse als seine Konkurrenten.

Wieder einmal zeigt sich, dass 1080i nicht automatisch besser aussehen muss als 720p, nur weil die größere Zahl vorne steht: Es spielen eben viele Faktoren eine Rolle, wenn es um einen optimalen Bildeindruck geht.

Tonqualität und -funktionalität

Bei der Tonaufzeichnung liegen die drei Camcorder ebenfalls recht nahe zusammen: Alle sind — wie eingangs erwähnt — mit XLR-Buchsen für den Anschluss externer Tonquellen ausgerüstet und letztlich bestimmt eigentlich hauptsächlich diese externe Quelle die Tonqualität, denn in allen drei Camcordern gibt es nur wenige analoge Verarbeitungsstufen und letztlich wird der Ton gemäß HDV-Standard in MPEG-1-Audiodaten umgewandelt und aufgezeichnet. Hier sind — was die Tonverarbeitung innerhalb der Geräte und damit die maximal erreichbare Tonqualität betrifft — keine dramatischen Unterschiede zu erwarten und es wurden von den Testern auch keine festgestellt.

Größere Unterschiede gibt es im Audiobereich aber bei der Grundausstattung und bei der Bedienung. Canon hat, anders als Sony und JVC, in seinen Camcorder ein fest integriertes Stereomikrofon eingebaut. Das kann manchmal ein großer Vorteil sein, besonders wenn auch unorganisierte Menschen mit dem Gerät umgehen: Ein integriertes Mikro kann man nicht vergessen …

Sony und JVC legen ihren Camcordern jeweils ein brauchbares, aber einfaches Monomikro bei.

Alle drei mitgelieferten Mikros bieten durchschnittliche Qualität, in den meisten Fällen wird es sich ganz zweifellos lohnen, zwei oder drei auf verschiedene Einsatzzwecke optimierte, höherwertige Mikros anzuschaffen und diese stattdessen einzusetzen.

Bei den Einstellmöglichkeiten für den Ton punktet Sonys V1 und setzt sich klar an die Spitze des Feldes, erlaubt er doch die kanalweise manuelle Pegelung ebenso, wie die individuelle Vorverstärkung und –dämpfung. Die Tonsektion des V1 sitzt direkt da, wo auch das externe Mikrofon angebracht und angeschlossen wird. Hier lassen sich die beiden Tonkanäle automatisch und auf Wunsch manuell pegeln – mit griffigen und stabilen Drehreglern. Auch die Phantomspeisung wird hier zugeschaltet.

JVC bietet hier etwas weniger Funktionalität und platziert sich in dieser Disziplin im Mittelfeld.

Canon bietet beim G1 eingeschränktere Möglichkeiten, weil sich etwa die manuelle Aussteuerung und die Pegelanpassung immer nur für beide Tonkanäle gemeinsam aktivieren lässt. Außerdem muten die Audioregler für die manuelle Tonaussteuerung beim Canon billig an, laufen nicht überzeugend rund und sitzen schlecht geführt an der falschen Stelle des Camcorder-Gehäuses. Dadurch erfordert manuelles Pegeln etwas zu viel Fingerspitzengefühl und man schießt oft über das Ziel hinaus. Wer mit diesen Reglern manuell pegeln will, der sehnt sich rasch nach ordentlichen Pegelstellern.

Es gibt aber auch noch eine Gemeinsamkeit bei der Audioausstattung: Bei allen Camcordern sind die XLR-Buchsen suboptimal positioniert: Stets stehen die Stecker angeschlossener Mikros oder Line-Quellen ungeschickt seitlich heraus, hängen Kabel mehr oder weniger störend im Weg.

Ausstattung

Praktisch alle neuen Camcorder der oberen HDV-Klasse bieten umfassende Möglichkeiten, in die Bildgestaltung einzugreifen. Bei allen drei Testkandidaten gibt es beispielsweise die Möglichkeit, Parameter wie Gamma, Schwarzwert oder auch die Farbmatrix individuell einzustellen. Das wird meist im Menü vorgenommen, wobei sich hier keiner der Camcorder durch kinderleichte Menüführung hervortut – am ehesten gelingt es hier noch mit Sonys V1, schnell zum Ziel zu kommen. Aber wer sich auf dieses Terrain wagt, muss sich mit seinem Camcorder einfach sehr intensiv beschäftigen, dann kann er auch jene Looks erreichen, die er gerne hätte – natürlich immer im Rahmen des HDV-Formats. Canon bietet hier übrigens mit der optional verfügbaren Software Console sehr viele Möglichkeiten, die besonders bei szenischen Produktionen interessant sind. Mit dieser Software lassen sich beispielsweise bestimmte Bildeinstellungen vergleichen: Was Console bietet, geht weit über das hinaus, was im Alltagsbetrieb relevant ist.

Bei der Laufzeit der Akkus liegt JVCs HD251 vorne, und zwar schlichtweg deshalb, weil er Anschlussmöglichkeiten für ein professionelles Akkusystem bietet. Beim V1 und beim G1 muss man mit den einfachen Akkus Vorlieb nehmen, wobei der G1 eine sehr ordentliche Laufzeit aufweist.

Auch bei der Vielfalt der Anschlüsse hat JVC mit dem HD251 die Nase vorn: Er bietet neben den gängigen I/Os einen HD-SDI-Ausgang, getrennte Buchsen für Timecode In und Out sowie einen Fernsteueranschuss, mit sich der 251er zur Studiokamera ausbauen lässt.

Canons G1 verfügt zwar wie JVCs 251er ebenfalls über eine HD-SDI-Buchse, doch im Direktvergleich ist der Camcorder einen Tick spärlicher mit Buchsen bestückt. Schlusslicht in dieser Disziplin ist Sonys V1, der auch keinen HD-SDI-Ausgang bietet.

Bedienung

Sonys V1 ist aus Sicht der Tester am leichtesten zu bedienen und auch für ungeübtere Kameraleute sehr schnell zu beherrschen. Für Canons G1 braucht man etwas mehr Zeit, doch auch dessen Bedienkonzept erschließt sich vergleichsweise schnell. Bei JVCs HD251 braucht es dagegen manchmal etwas länger, wenn man über die alltäglichen Funktionen hinaus etwas einstellen will, bis man die richtige Position im Menü gefunden hat — Profis dürften mit dem Bedienkonzept bei den Grundfunktionen mit diesem Camcorder allerdings umso zufriedener sein.

Besonderheiten der Camcorder

Jeder der Camcorder im Test hat neben dem bisher genannten Eigenschaften noch weitere Besonderheiten, die ihn positiv oder negativ von den anderen Camcordern im Test abheben.

Beim G1 zählt dazu, dass die Einstellmöglichkeiten sehr weit in die Tiefe gehen. Das Ganze läuft aber — wenig anschaulich — über Zahlenmenüs, die man im Menü in Tabellenform aufruft und mit denen man dann Parameter für Parameter einstellt. Das werden wohl nur echte Tüftler wirklich nutzen. Die Tabellen, in denen Farbwerte eingestellt werden können, sind prinzipiell sicher keine schlechte Idee, aber auf dem Mini-Display und mit den Bedienelementen des Camcorders erfordert es doch hohe Motivation, hiermit zu arbeiten.

Mit der physischen Oberfläche des Camcorder-Gehäuses konnten sich die Tester ebenfalls nicht so recht anfreunden. Das raue, schwarze Finish sieht zwar edel aus, ist aber für einen Camcorder zu empfindlich: Fussel, Staub und Hautabrieb haften daran besser an, als gut ist.

Für den G1 bietet Canon zudem die Fernsteuer-Software Console an, mit der sich der Camcorder vom PC aus steuern und kontrollieren lässt. Damit ist es möglich, die Camcordersignale mittels Oszilloskop- und Vektorskop-Darstellung zu analysieren und zu kontrollieren. Weiter ist es mit Hilfe der Software möglich, HDV-Signale direkt auf die Harddisk des angeschlossenen Laptops aufzuzeichnen.

Console ist auch so etwas wie eine CCU für Arme: Man kann damit den Camcorder im Live-Betrieb fernsteuern, allerdings nicht immer in Echtzeit, es kann zu kleinen Verzögerungen kommen. Den G1 wie eine Studiokamera im Broadcast-Betrieb mitzuziehen, das geht damit nicht wirklich.

Beim GY-HD251 von JVC ist die 50p-Aufzeichnung natürlich das wichtigste Alleinstellungsmerkmal dieses Camcorders, denn in der HDV-Klasse gibt es bislang kein anderes Gerät, das mit dieser Fertigkeit aufwarten könnte.

Wie löst JVC das Problem, mehr Bilder bei gleicher Datenrate aufzunehmen? Die Antwort liegt in einem speziellen MPEG-Codec, der dafür sorgt, dass die Datenrate trotz der höheren Bildrate von 50p nicht anwächst, aber trotzdem innerhalb der Vorgaben von HDV eine hohe Bildqualität erreicht. Die höhere Bildrate wiederum ermöglicht eine deutlich flüssigere und wegen der progressiven Auflösung auch schärfere Wiedergabe von bewegten Objekten im Bild als mit anderen HDV-Camcordern. Zwar bleiben auch beim HD251 die systembedingten, HDV-typischen Bewegungsunschärfen, die aus der Long-GoP-Kompression herrühren erhalten, aber der abgehackte, stroboskopartige Bildeindruck, der bei 25p-Aufnahmen mit schnellen Objekt- oder Kamerabewegungen auftreten kann, fällt weg.

Außerdem hat JVC den HD251 mit einem professionellen Akkusystem ausgerüstet und damit auf die Kritik am Vorgänger HD100 reagiert. Jetzt lassen sich an der Rückseite des Camcorders leistungsfähige IDX-Akkus, aber auch andere professionelle Akkusysteme befestigen.

Insgesamt ist der Camcorder dadurch sehr gut ausbalanciert und liegt ausgewogen auf der Schulter, auch wenn er im Vergleich zu den leichteren Konkurrenten aus der HDV-Klasse natürlich schon ein schwerer Junge ist. Viele professionelle Kameraleute werden sich dennoch mit der Gewichtsklasse des HD251 schnell anfreunden können, denn im Vergleich zu Betacam-Camcordern ist der HD251 natürlich immer noch ein Leichtgewicht, er ist aber schwer genug, um ihn recht ruhig auf der Schulter zu stabilisieren.

Eine weitere Besonderheit des JVC-Camcorders ist die Möglichkeit, ihn mit einem Studio-Kit zu erweitern. Dafür steht ein 10poliger Anschluss zur Verfügung, an den sich der Aufrüst-Kit KA-HD250 anschließen lässt. In dieser Konfiguration wird der JVC zu einer konkurrenzlos günstigen HD-Studiokamera.

Weiteres JVC-Zubehör, das gemeinsam mit Tandberg entwickelt wurde, ist ein drahtloses HD-Übertragungs-System. Der kompakte Sender CT2200HDV wird direkt via FireWire mit dem MPEG-2-komprimierten HDV-Signal gespeist, das er dann unverändert überträgt. Ein Drahtlos-Komplettsystem inklusive Camcorder und den anderen Komponenten kostet rund 25.000 Euro, was deutlich günstiger ist als andere HD-Drahtlos-Kamerasysteme.

Wer mit mehreren Camcordern dreht, kann sich das Leben leichter machen, wenn er die Timecodes der unterschiedlichen Camcorder synchronisieren kann. Sowohl Canons G1 wie auch JVCs HD251 bieten diese Möglichkeit: wahlweise über die Timecode-In-Buchse, wenn das Signal eines externen Timecodegenerators aufgezeichnet wird oder auch via Genlock, wenn der interne Timecode der Camcorder mit der externen Quelle synchronisiert werden soll.

Sonys V1 bietet hier weniger, und es fehlt auch eine Funktion, mit deren Hilfe sich Monitore flimmerfrei abfilmen lassen — die es bei JVC und Canon gibt.

Dennoch kann auch der V1 neben dem niedrigsten Preis im Test mit weiteren positiven Besonderheiten punkten. So zeichnet sich der V1 durch eine sehr gute Verarbeitung aus und er liegt gut in der Hand.

Eine nützliche ergänzende Funktion, die im Testfeld nur das Sony-Gerät aufweisen kann, ist »Histogramm« — Sony hat sie auch schon bei anderen HDV-Camcorder eingebaut. Sie stellt grafisch die Helligkeits-Verteilung von Schwarz nach Weiß dar und kann somit wenigstens eine Idee davon geben, ob die Belichtung des Bildes in Ordnung ist oder ganz daneben liegt. Das Histogramm bietet also bei der Bildbeurteilung etwas Unabhängigkeit vom Display, dessen Bildwiedergabe ja bei allen Camcordern von den Display-Einstellungen und den Betrachtungsbedingungen abhängt.

Fazit

Der JVC GY-HD251 wirkt optisch, aber auch durch seine Ausstattung und vor allem durch seine Bildqualität wie ein »richtiger« Profi-Camcorder: Sei es das Wechselobjektiv, der HD-SDI-Ausgang, das Sucher- oder das professionelle Akkusystem — der HD251 hat, was viele professionelle Kameraleute wünschen. Auch beim Preis orientiert sich der HD251 eher in Richtung Profi-Liga: 9.450 Euro sind nicht eben wenig für einen Camcorder der HDV-Klasse. Trotzdem: Der HD251 ist sein Geld wert — zumindest für alle, denen klassischer Profi-Look sowie HD-SDI und die anderen Besonderheiten dieses Camcorders wichtig sind.

Canon ist mit dem G1 ein echter Shooting Star gelungen: Der G1 ist der Preis-/Leistungs-Schlager in der HDV-Klasse: Er liefert ein hervorragendes Bild, fast unendliche viele Möglichkeiten für Tüftler und Techniker, im Menü oder mit der optional verfügbaren Software Console das Bild zu tunen und er ist außerdem auch noch gut verarbeitet.

Sonys HVR-V1 hält sich an bewährte Sony-Rezepte und bietet kompaktes Design, ein verständliches Bedienkonzept und gute Bild- und Tonwerte. Ob VJ, Industrie- oder Dokumentarfilmer: Alle, die mit einem eng beschränkten Budget klarkommen müssen, einen Camcorder brauchen, in den man sich schnell einarbeiten kann und den besten Kompromiss aus kompakter Baugröße und Bildqqualität suchen, sind mit dem V1 sehr gut beraten.

Downloads zum Artikel:

T_0507_Test_HD251_G1_V1.pdf

Anzeige:

Autor
Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller

Bildrechte
alle Bilder © Nonkonform GmbH

Schlagwortsuche nach diesen Begriffen
Kamera, Test, Top-Story