Messe, Top-Story: 07.08.2008

Cinegear: Zubehör-Neuheiten, heiß serviert

Wer im Sommer nach Kalifornien fährt, sollte sich auf hohe Temperaturen einstellen: Die Filmtechnikmesse Cinegear mutierte bei Temperaturen jenseits von 40 Grad im Schatten zum Belastungstest für Mensch und Maschine.

Einen positiven Aspekt konnte man der Hitze während der Filmtechnikmesse Cinegear in diesem Jahr abgewinnen: Sie sorgte dafür, dass man live sehen konnte, wie das teilweise recht empfindliche elektronische Equipment jeweils mit den extremen Temperaturen zurechtkam. Spreu und Weizen konnte man so — zumindest unter dem Temperaturaspekt — schon auf den ersten Blick voneinander trennen: Während an manchen Ständen selbst hochgezüchtete Highspeed-Kameras ohne Kühlung klaglos ihren Dienst verrichteten, mussten andernorts zusätzlich aufgestellte Ventilatoren die Geräte am Leben halten.

Trotz dieser aus den Vorjahren nicht ganz unbekannten, im Jahr 2008 nur etwas extremer ausgefallenen Wetterwidrigkeiten, nutzten auch in diesem Jahr wieder viele Anbieter die Gelegenheit, dem vorwiegend aus dem Filmbereich stammenden Publikum ihre Neuigkeiten zu präsentieren.

Zumindest für die Besucher lief zumindest der Start der Messe besser ab: An den Badge-Ausgabestellen ging es in diesem Jahr vorbildlich organisiert zu. Eine angenehme Neuerung, denn im vergangenen Jahr hatten sich hier noch endlos lange Schlangen von Wartenden gebildet. Offensichtlich haben die vielen Proteste der Besucher doch etwas bewirkt.

Neuheiten

Der anfängliche Hype um die Red-One-Kamera hat sich mittlerweile etwas gelegt: Befürworter wie Skeptiker können nun auf reale Erfahrungen zurückgreifen. Eine davon: Etliche Anwender stellten im praktischen Betrieb fest, dass die Verbindung zwischen Kamera und Außenwelt aufgrund der Verwendung unüblicher Steckernormen nicht immer ganz einfach ist. Diese Lücke will Toys4Red ausfüllen. Der Hersteller bietet ein Anschluss-Panel mit zugehöriger Breakout-Box an. Damit ist es nach Herstellerangaben möglich, unter Beibehaltung der vollen Signalqualität mit üblichen Steckernormen zu arbeiten. Weiterhin kann über die Breakout-Box auch abgesetzt von der Kamera auf die Signale zugegriffen werden. Die Verbindung erfolgt über ein handelsübliches DVI-I-Kabel mit einer Länge von bis zu 50 Fuß (etwa 15 m).

Für den großen Lichtleistungsbedarf präsentierte CinePower den neuen Tageslicht-Multi-Fluter Galaxy 7. Die sieben einzeln aufgehängten PAR-Scheinwerfer besitzen einen GY22-Sockel und können mit HMI-, MSR- oder Keramikbrennern zwischen 500 und 800 W ausgerüstet werden. Jede Lampe wird durch ein eigenes Vorschaltgerät angesteuert, wobei die dazu erforderlichen sieben Vorschaltgeräte in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht sind. Die Reflektoren können über zwei Fokusregler und eine Lateraltrimmung verstellt werden. Nach Herstellerangaben können beim Betrieb mit Keramikbrennern in der in Spot-Einstellung beispielsweise Beleuchtungsstärken von ca 25.000 lx in 10 m Abstand erzeugt werden.

ACME Light and Grip präsentiert die neu entwickelte Komet12. Sie verfügt über 12 hermetisch gekapselte Hochleistungs-LEDs, die in einem Raster angeordnet sind. Der Hersteller verspricht bei einem Abstrahlwinkel von 18 Grad eine Beleuchtungsstärke von 300 fc (rund 3.230 lx) in 3 m Objektentfernung. Die zur Wärmeabfuhr mit massiven Aluminiumkühlkörpern ausgestattete Leuchteneinheit weist ein Gewicht von etwa 6 kg auf. Der Hersteller nennt die Aufnahmeleistung nicht explizit, als Anschlussdaten gibt er jedoch 1,6 A Stromaufnahme bei 22 V Betriebsspannung an. Als Zubehör ist ein Akku mit eingebautem Ladegerät lieferbar. Laut Hersteller ist es sogar möglich, die Lampe in Wassertiefen von bis zu 4 m einzusetzen.

Die Fluoreszenzleuchten von Rololight sind nun schon ein paar Jahre auf dem Markt, und nun hat der Hersteller die Leuchten mit einigen technischen Änderungen auf den neuesten Stand gebracht. So sind nun in der 230-V-Version Weitbereichs-Vorschaltgeräte von Philips eingebaut. Mit diesen lassen sich die Leuchtstoffröhren nun voll aussteuern. Der Hersteller hat jetzt auch die bislang etwas rustikal anmutenden Steckverbindungen zwischen den Lampenmodulen gegen hochwertige spritzwasserdichte Industrie-Steckverbinder ausgetauscht. Für die Sicherheit und Langlebigkeit der Verbindungen ist das ganz sicher vorteilhaft. Als Zubehör bietet Rololight nun die Soft Egg Crates von Lightools an. Man kann zwischen Öffnungswinkeln von 30, 40 und 50 Grad wählen.

Die Firma Movie-Intercom hat sich auf die auf die lichttechnische Umsetzung von Unwettern spezialisiert und dafür die Lighting FX Tools entwickelt. Die zentrale Steuereinheit mit dem Namen LFX-Hub dient als Schaltstation für eine Vielzahl an Sensoren, Aktoren und Interfaces. Mit deren Hilfe lassen sich Blitze und andere Erscheinungen realitätsnah nachbilden. So soll es beispielsweise nun möglich sein, das emittierte Licht eines Feuers nachzubilden. Es soll aber auch machbar sein, mit Hilfe eines Lichtsensors das von einem tatsächlichen Feuer emittierte Licht aufzunehmen und mit gewöhnlichen Lichtquellen synchron zu »verstärken«. In der Lichtgestaltung eröffnen sich damit neue Möglichkeiten.

Die Firma Motion Light Design stellte unter dem Namen Pola-Disc eine neuartige Lichtsteuereinheit für polarisiertes Licht vor. In diesem Gerät befindet sich eine motorisch drehbare polarisierte Glasscheibe, die in einem schwenkbaren Rahmen untergebracht ist. Lässt man durch diese Anordnung Licht fallen, so kann der Polarisationswinkel des austretenden Lichts gesteuert werden. Damit lassen sich Reflexe auf Oberflächen gezielt beeinflussen. Mit Hilfe eines zweiten Polarisationsfilters ist die Lichtintensität steuerbar. Außerdem ist es möglich, Diffusoren und Gobos in den Rahmen einzuspannen, um das Licht gezielt zu streuen. Zur Steuerung dient eine eigene drahtgebundene Steuerungseinheit. Die Scheibe steht in Durchmessern von 24 und 36 Zoll zur Verfügung, eine 42-Zoll-Version ist in Vorbereitung. Derzeit wird das System ausschließlich über den Hersteller vermietet.

Ganz im Stil großer PAR-Fluter sind die neuen LED-Leuchten des Typs Brute 9 von LedZ ausgelegt. Wie der Name schon andeutet, sind sie mit neun matrixförmig angeordneten LEDs ausgestattet. Die Aufnahmeleistung beträgt nach Herstellerangaben 27 W pro Leuchteneinheit. Die Leuchten lassen sich einzeln oder in Gruppen zu zwei oder vier Einheiten auf dazu lieferbare Schwenkbügel montieren. Pro Leuchteneinheit beträgt die Leistungsaufnahme nach Herstellerangaben 27 W. Dabei soll eine Beleuchtungsstärke von 48 fc (rund 516 lx) in einer Entfernung von 6 Fuß (etwa 1,82 m) erreicht werden. Die Versorgung erfolgt mittels eines Weitbereichsnetzteils oder direkt mit 12 V DC. Durch den recht großen Abstand der einzelnen LEDs voneinander lässt sich jedoch leider unterhalb von etwa 2 m Objektabstand kein stufenschattenfreies Lichtbild erzeugen. Der Hersteller bietet jedoch einsteckbare Diffusionsfilter als Zubehör an.

Littelfuse hat sich auf Schaltungsschutztechnik spezialisiert und präsentiert unter der Marke Shock Block Schutzgeräte für die Absicherung von Stromkreisen. Im Mittelpunkt steht dabei nach Firmenangaben der Schutz von Mensch und Gerät bei Fehlern in elektrischen Netz-Versorgungsanlagen. Die nach UL943 Klasse A gefertigten und vorwiegend für den mobilen Einsatz gedachten Geräte bieten Schutz gegen Überlast, Kurzschluss und Fehlerstrom. Weiterhin sollen transiente Spannungsspitzen von den elektrischen Verbrauchern ferngehalten werden. Im Lieferprogramm finden sich auch ein- und mehrphasige Geräte Geräte von 100-400 A Schaltvermögen. Es können Leistungen bis zu 330 kW abgesichert werden.

Seit einigen Jahren sind die Hochgeschwindigkeits-Kameras von Nathan Nebeker unter dem Namen Millisecond Cinematography im Verleih erhältlich. Abweichend von herkömmlichen High-Speed-Verfahren verwendet diese Kamera einen Filmstreifen von nur 120 Bildern Länge – das entspricht bei 24 fps einer Wiedergabedauer von 5 s. Dieser Filmstreifen ist in einer Trommel von etwa 70 cm Durchmesser untergebracht und lässt sich darin auf 100 Umdrehungen pro Sekunde beschleunigen, was einer Aufnahmerate von 12.000 fps entspricht. Über ein Prismen/Shutter-System wird der Filmstreifen radial belichtet. Da jeweils nur 120 Bilder zur Verfügung stehen, muss der Aufnahmezeitpunkt extrem genau ausgelöst werden, was sich mit elektronischen Hilfsmitteln realisieren lässt. Bestechend ist bei dieser Technologie, dass pro Take nur etwa 2,2 m Film belichtet werden. So sind bis zu 50 Takes mit einer 400-m-Rolle zu realisieren. Es bleibt also viel Freiraum für Experimente, ohne dass das Drehverhältnis allzu sehr leidet. Durch eine kontinuierliche Rotationsbewegung anstelle eines schrittweisen Transports treten laut Hersteller auch keine Probleme beim Bildstand auf, was bei herkömmlichen Systemen oft ein Thema ist. Die Kamera kann sowohl mit PL-Mount und Panavision PV-Objektiven, als auch mit Nikon-F Fotolinsen ausgestattet werden. Da die Kamera aufgrund der extrem kurzen Belichtungszeit recht lichtschwach ist, stehen frame-synchronisierte Xenon-Blitzleuchten zur Ausleuchtung zur Verfügung. Das Kamerasystem ist tageweise mietbar. Bei so viel Spezialtechnik ist es allerdings nicht verwunderlich, dass in der Regel ein Operator und ein Assistent dazu gemietet werden müssen.

3ality Systems präsentierte ein mit zwei HD-Kameras von Iconix ausgestattetes 3D-Rig. Es soll sich nahtlos in die bereits bestehende 3D-Infrastruktur aus gleichem Hause einfügen. Damit soll es möglich sein, auch bei beschränkten Platzverhältnissen in voller 3D HD-Auflösung zu drehen. Das Rig verfügt über die gleichen Verstellmöglichkeiten wie sie auch bei den großen Systemen bestehen.

Bislang war die kalifornische Firma Pro8mm vor allem durch die Umrüstung von Super-8-Kameras auf 16×9-Bildfenster und durch ein eigenes Angebot an Super-8-Filmmaterial bekannt. Außerdem liefert Pro8mm komplette 8- und 16-mm-Kameras, die nach Herstelleraussagen durch eine Generalüberholung und eine Umrüstung auf zeitgemäße Technik »besser als neu« sein sollen. Ab diesem Jahr tritt Pro8mm nun auch als Dienstleister auf und bietet die Möglichkeit, 8- und 16-mm-Filmmaterial in HD-Qualität zu scannen. Damit steht bei dem Hersteller eine vollständige Lab-Produktionskette zur Verfügung.

Jerry Hill hat als Steadicam-Operator über etliche Jahre ein nach praktischen Gesichtspunkten ausgerichtetes Zubehörprogramm entwickelt, das mit etlichen kleinen Tools die Arbeit des Operators erleichtern soll. Neu im Programm ist ein kompakter Mount, der die Umrüstung von Panavision-Objektiven von manuellem Fokusantrieb auf die Antriebsmotoren von Preston Cinema ermöglichen soll. Der Adapter wird in die MFFA-Prismenplatte von Panavision unterhalb des Objektivs eingesetzt und besitzt zwei kurze 15-mm-Rohre zur Montage des Motors. Ebenfalls neu ist das Mag-Dock, eine Docking-Station zur Montage an Maglinern.

Der Hersteller Mo-Sys präsentierte unter dem Namen Car Pole einen fahrzeugmontierbaren vertikalen Schlitten, mit dem sich Kamerafahrten mit einer an einem Fahrzeug befestigten Kamera realisieren lassen. Auf dem Schlitten lässt sich eine Kamera nebst Zubehör montieren. Ein Elektromotor treibt eine in dem Laufschienengehäuse aus gezogenem Aluminium untergebrachte Spindel an. Die Steuerung der Verfahrbewegungen erfolgt wahlweise mit Hilfe eines Joysticks, mit Handrädern oder durch ein Fußpedal. Über die Ansteuerelektronik lassen sich Verfahrbewegungen programmieren. Die Versorgung der Vorrichtung kann wahlweise auch aus der Fahrzeugbatterie erfolgen.

Derzeit sind kurze horizontale Kamerafahrten auf kompakten Schienensystemen auf der Produktionsseite besonders gefragt. Anders ist es nicht zu erklären, dass gleich mehrere Hersteller solche Schienensysteme neu vorstellten. Modern Studio Equipment etwa zeigte eine Schiene, die durch die Verwendung spezieller Mehrfachlager besonders belastungsresistent sein soll. Der Hersteller legte bei der Gesamtkonstruktion nach eigenen Aussagen besonderen Wert auf eine massive Konstruktion, um Verwindungen auszuschließen.

Der Hersteller That Cat präsentierte den Silent Cat Camera Slider, der besonders geräuscharm laufen soll. Damit könnte er für jene Fälle interssant sein, bei denen mit O-Ton gearbeitet wird. Die Kamerabasis des Silent Cat Camera Sliders ist mit wenigen Handgriffen von der Oberseite auf die Unterseite der Laufschiene umrüstbar. Damit sollte ein Low-Mode-Betrieb der Kamera kein Problem darstellen. Die Laufschienen beider Hersteller besitzen eine einstellbare Dämpfung.

Rahmenprogramm

Neben dem eigentlichen Ausstellungsbetrieb haben die Veranstalter der Cinegear auch dieses Jahr wieder ein umfangreiches Begleitprogramm zusammengestellt: Viele Hersteller veranstalteten Seminare und Workshops, und zusätzlich fand ein Filmwettbewerb statt — die »Film Series«. Unter den wachsamen Augen der Jury, bestehend aus Gabriel Beristain, ASC, Barry Isaacson, Isidore Mankofsky, ASC, John Michaels und Mark Tanner wurden sechzehn Filme bewertet.