Branche: 30.03.2001

Müllers Geburtstag: 1080/25P-Kurzfilm-Projekt

Ähnlich wie bei »Gone Underground« haben sich auch bei »Müllers Geburtstag« einige Produktionsfirmen und Verleiher aus München mit einigen Geräte-Hersteller zusammengetan, um gleichzeitig ein Nachwuchs-Filmprojekt zu fördern, Erfahrungen mit der digitalen HD-Produktion zu sammeln und für das neue HD-Format mit 1080 Zeilen die Werbetrommel zu rühren.

Mit Martin Kreitl von TaurusMediaTechnik und Ben Wiedenmann von BTN waren bei »Müllers Geburtstag« die gleichen Produzenten am Werk, wie schon beim HD-Projekt »Gone Underground«. Aber wie die beiden bei der Premiere klarstellten, waren die Voraussetzungen und die Zielvorgaben beim aktuellen Projekt andere: Technisch war es bei »Gone Underground« darum gegangen zu zeigen, dass man mit 1080 unter bestimmten Voraussetzungen für“s Kino produzieren kann. Deshalb wurde mit 24 Vollbildern pro Sekunde gedreht (1080/24P), man schaute sich nach einem prominenten DoP um und fand ihn in Michael Ballhaus, auch auf der Set-Seite und bei den Schauspielern wurde für deutsche Verhältnisse geklotzt. Auch die teure Belichtung des kompletten Films auf 35-mm-Material wurde bei »Gone Underground« realisiert. Anders beim wesentlich einfacher ausgestatteten »Müllers Geburtstag«, der nicht mit Blick aufs Kino, sondern auf TV-Bedingungen umgesetzt wurde und für den auch einfach nicht so viel Geld zur Verfügung stand: Es wurde mit 25 Bildern pro Sekunde gedreht (1080/25P), die ganze Produktion war noch stärker auf Nachwuchskräfte, freiwillige, unbezahlte Mitarbeit und kostenlose Beistellungen angewiesen, als das Kino-Projekt. Deshalb wird natürlich auch noch intensiver auf die Partnerunternehmen der Produktion von »Müllers Geburtstag« verwiesen: TaurusMediaTechnik, Sony, Krausser & Co, Videor Technical, Mediarent, Videocation, SZM, Avid, BTN, Fujinon und BetaDigital.

Götz Vierkant, Drehbuchautor und Regisseur von »Müllers Geburtstag«, der klar sagte, dass es ihm in erster Linie darum ging, eine »spannende schräge Kurzkomödie zu drehen« bedankte sich bei den Förderern des Projekts auch mit den Worten: »Jugendförderung und Praxiserfahrung mit 1080/25P sind sicherlich gute Gründe, einen Film zu produzieren.«

Die (Video-)Projektion des Films gefiel dem Nachwuchs-Kameramann Ben Kempas, der »Müllers Geburtstag« ins Bild setzte, ganz offensichtlich nicht so gut wie erhofft. Er fand sie zu bunt und erläuterte, dass beim Color Grading eigentlich ein wesentlicher »entsättigterer Look« hergestellt worden sei. Dietrich Gzuk, Head of Video Department bei TaurusMediaTechnik, und Produzent Ben Wiedenmann erklärten dies damit, dass es bislang keine exakte Norm der Farbwiedergabe bei Projektionssystemen gebe und man daher nicht in jedem Fall eine exakte Übereinstimmung zwischen den Monitor-Phosphoren und dem projizierten Bild erreichen könne. Bei »Gone Underground« war dieses Problem mit zwei unterschiedlichen Kopien für die Monitorwiedergabe und für die Projektion gelöst worden, bei »Müllers Geburtstag« hatten Zeit und Budget das nicht hergegeben.

Interessant fand Kameramann Kempas, dass die eigenen Tests im Vorfeld gezeigt hätten, dass man Super-16- und HD-Video-Material sehr gut mischen könne. Außerdem sei eine zu Testzwecken ausgeführte Belichtung von HD-Material auf Film von Testzuschauern sehr positiv, »filmischer« und besser als die Videoprojektion bewertet worden, obwohl das Ausgangsmaterial in beiden Fällen das gleiche war.

Zum Thema Finanzen versprach Ben Wiedenmann eine Nachkalkulation, die exakt aufschlüsseln werde, wieviel man ohne die Beistellungen hätte bezahlen müssen. Noch liegen die exakten Zahlen laut Wiedenmann nicht vor, aber als Anhaltspunkt gab er an, dass man wohl unterhalb der Größenordnung einer Super-16-Produktion liegen werde. Die Bearbeitungszeit für das Bild des knapp 15 Minuten langen Films betrug nur fünf Tage, inklusive Dreharbeiten wurde das Projekt in 13 Projekttagen realisiert. Ben Kempas sekundierte den Produzenten des Films mit der Anmerkung, dass die HD-Produktion im Vergleich zu Filmproduktion um so günstiger werde, je schlechter das Drehverhältnis sei, was ja im Dokumentarbereich unvermeidlich ist. Genereller Tenor war, dass den höheren Leihkosten, die im Vergleich zu Super-16 für das HD-Equipment bezahlt werden müssen, eine mindestens gleich große Ersparnis in der Postproduktion entgegenstehe.

Präsentiert wurde der fertige Kurzfilm »Müllers Geburtstag« im Rahmen des 1. OpenHouse in Unterföhring, einer Veranstaltung die künftig jährlich stattfinden soll.