Broadcast, Top-Story: 20.07.2004

RTL II: Neues Gebäude, neues Sendezentrum von CBC

Das Cologne Broadcasting Center (CBC) hat für RTL II in deren neuem Gebäude in Grünwald bei München ein topmodernes, file-basierendes Sendezentrum errichtet. Im Juni 2004 nahm das neue System den Sendebetrieb auf. www.film-tv-video.de hat die Facility besucht.

Klare Strukturen, viel Tageslicht und ein offenes Ambiente: So präsentiert sich das neue RTL-II-Gebäude in Grünwald, das in den vergangenen 18 Monaten auf einem neu erschlossenen Gelände in unmittelbarer Nähe zum Bavaria-Filmgelände gebaut wurde. Technisches Herz am neuen Standort ist ein neu eingerichtetes, modernes Sendezentrum.

Die offene Architektur des Gebäudes setzt sich auch im Sendezentrum fort, das der Kölner Broadcast-Dienstleister Cologne Broadcasting Center (CBC) für RTL II in dem neuen Gebäude installiert hat und nun auch auf der Basis eines Dienstleistungsvertrags mit eigenem Personal in den Räumen von RTL betreibt: Am Ende eines lichtdurchfluteten Atriums, dessen gewölbtes Dach sich mit seinen großen Glasflächen zwischen den beiden Hauptgebäudeteilen spannt, liegt nur durch eine vom Boden bis zur Decke reichende Glaswand getrennt, die neue Sendeabwicklung.

Nicht nur von Optik und Design geht das Sendezentrum neue Wege, auch bei der Technik trifft das zu: Basis des weit gehend file-basierenden Sendezentrums ist der IMX-Standard; für den File-Austausch sieht die Installation das MXF-Fileformat vor, gespeichert und ausgespielt werden die Programme mit Omneon-Servern (D-Vertrieb: Netorium).CBC war bei dem Projekt für die Beratung, Planung, Systemintegration und die Realisierung verantwortlich. Nach der erfolgreichen Umsetzung sorgen nun 15 CBC-Techniker und -Ingenieure vor Ort für den reibungslosen Betrieb von Sendeabwicklung, Übertragungstechnik und Postproduktion.

Die Sendeabwicklung liegt im Zentrum des Gebäudes, dank Tageslicht wirkt der großzügig bemessene Raum ausgesprochen angenehm. Wer andere, oft dunkle, enge kellerartige Sendeabwicklungen kennt, weiß diesen Vorteil zu schätzen. Direkt an die Sendeabwicklung angegliedert ist auf der rechten Seite der Schaltraum, links die mit RTL-II-Mitarbeitern besetzte Senderegie. CBC-Geschäftsführer Thomas Harscheidt erläutert: »Wir haben kein eigenes Schaltraumpersonal vorgesehen, diesen Bereich betreuen die Ingenieure in der Sendeabwicklung mit. Deshalb mussten die Wege zwischen SAW und Schaltraum kurz sein.« Der kurze Weg zum Büro von Senderegie/Sendeleitung ermöglicht auch zu dieser Seite die direkte Kommunikation.

»Bereits bei der Planung war uns sehr wichtig, der Sendeabwicklung einen prominenten Platz in unserem neuen Gebäude zu verschaffen. Dank unserer Architekten ist dies hervorragend gelungen,« erläutert Jochen Starke, der kaufmännische Leiter von RTL II.

Besonders stolz ist man bei RTL II darauf, dass es mit der neuen Sendeabwicklung möglich ist, Sonderwerbeformen voll automatisiert und ohne spezielle Vorproduktion ganzer Programmblöcke ausspielen zu können. Den Trend in diese Richtung beobachtet der Dienstleister CBC schon seit geraumer Zeit und hat sich deshalb für Technik entschieden, die genau diese Flexibilität bietet. So erhielt SHM Broadcast von CBC einen Auftrag für die Installation mehrerer Windows-NT-basierender Schriftgeneratoren- und Grafiksysteme des Typs Clarity 2 von PixelPower. Mido Fayad, Leiter der Sendetechnik bei CBC, urteilt über das Gerät: »Das System bietet ideale Voraussetzungen, um anspruchsvolle Enhanced-Lösungen wie beispielsweise innovative Sonderwerbeformen während des laufenden TV-Programms on the fly zu produzieren und On Air zu bringen.«

Clarity 2 wird in der Sendeabwicklung über das Newsroom-Interface des Automationssystems Present it von Abit gesteuert. Beim Sendeablaufmischer hat sich der Sender für den M2100 von Thomson entschieden.

Eine Herausforderung und Besonderheit bei der für RTL II konzipierten Installation bestand darin, die unterschiedlichen Werbefenster für Österreich und die Schweiz zu integrieren, wo RTL II ebenfalls sendet. Dort sollen nicht nur teilweise andere Spots laufen als in Deutschland, sondern es gelten auch andere Gesetze und Werberichtlinien, was Dauer und Positionierung der Spots im Programm betrifft.

Andere Sender lösen diese Problematik meist so, dass parallel drei unterschiedliche Programme komplett unabhängig voneinander ausgespielt werden. CBC hatte eine andere Idee, die nicht nur Kosten spart sondern auch mehr Flexibilität bietet: Zusammen mit dem Automations-Software-Hersteller Abit konzipierte das Planungsteam ein Server-System, das diese Anforderung elegant und automatisch erfüllt, ohne dass drei komplett separate Programmabläufe erstellt und drei separate Programme ausgespielt werden müssten. Abit leistete laut CBC hier ausgezeichnete Programmierarbeit und integrierte die notwendige Funktionalität in seine Sendeablaufautomation Present It. Stefan Uhl, Leiter Technik bei RTL, merkt dazu an: »Unser Sendezentrum setzt sowohl technologisch wie optisch neue Maßstäbe. Wir schaffen für Werbekunden verschiedene innovative Möglichkeiten, ihre Ideen im Fernsehen mit uns um zu setzen.« Mido Fayad ergänzt: »Besonders auch bei Live-Programmen sind wir mit unserem Konzept im Drei-Länder-Service viel flexibler.«

In puncto Werbschaltung bringt das neue System bei RTL II ebenfalls große Fortschritte: Ist ein Spot erstmal auf dem Server-System gespeichert, kann er mit einer Vorlaufzeit von wenigen Minuten per »Drag and Drop« in die Playlist gezogen und ausgepielt werden.

In den kommenden Monaten soll es auch in der Postproduktion noch weitere Investitionen geben: Es soll eine netzwerkzentrierte Infrastruktur mit mehreren Nachbearbeitungsplätzen aufgebaut werden, um damit künftig die komplette Nachbearbeitung der eigenen Programmbeiträge bei RTL II ab zu wickeln. Die fertigen Files sollen dann aus der Postproduktion direkt via MXF an die Sendeabwicklung weitergeleitet werden. Das MXF-File-Format, das nun endgültig standardisiert ist, wird aus Sicht der Beteiligten helfen, viele Abläufe bei RTL II weiter zu optimieren, so dass künftig noch effektiver auf File-Basis gearbeitet werden kann.

Bei diesen Schritten wird CBC weiterhin eng mit RTL II zusammen arbeiten. Planung, Realisation sowohl der Sendeabwicklung wie auch der kompletten Postproduktion erbrachte und erbringt CBC als Dienstleister für RTL II. Auch den laufenden Betrieb dieser technischen Bereiche wickelt künftig CBC für RTL II auf der Basis eines Pauschalvertrags ab. Beide Partner äußern sich positiv und zufrieden zu diesem Modell, zu dem sie sich zunächst für fünf Jahre vertraglich verpflichtet haben. Jochen Starke, der kaufmännischer Leiter von RTL II, sieht die Zusammenarbeit bis dato als sehr erfolgreich an und bringt die Grundlagen so auf den Punkt: »Der technische Betrieb steht ja nicht im Zentrum des Geschäftsmodells von RTL II. Wir leben vom Verkauf von Werbezeiten. Mit CBC haben wir einen Partner gefunden, dessen Businessmodell auf technischen Dienstleistungen liegt und dessen Stärken hier liegen. Das ergänzt sich ideal.«

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