Broadcast, Top-Story: 08.06.2006

Mehr HD für alle

Wige gehört zu den beiden deutschen TV-Dienstleistern, die während der Fußball-WM für den Fifa-Partner Host Broadcast Services (HBS) im Einsatz sind. Wige produziert für HBS die Spiele in Hamburg und Köln und ist zusätzlich auch für Premiere aktiv. (PDF-Download im druckfreundlichen Layout mit mehr Bildern und weiteren Infos am Ende des Online-Artikels.)

»Nach knapp einjähriger Bauzeit hat Wige Media vor kurzem seinen neuen Ü-Wagen in Betrieb genommen. Wige Media hebt das Raumkonzept des 40-Tonners hervor, das zwei getrennte Regieräume sowie zwei weitere separate Bereiche für Bildtechnik und Tonregie bietet. Für MAZ– und Slomo-Techniker stehen weitere Arbeitsplätze zur Verfügung, so dass insgesamt bis zu 27 Mitarbeiter die Bilder von maximal 24 Kameras und weiteren Signalquellen verarbeiten können.

»Durch die kompakte Bauweise des Ü-Wagens können nicht nur besonders viele Funktionen von einer Schaltzentrale aus bedient werden, die Kommunikation zwischen den einzelnen Abteilungen einer aufwändigen TV-Produktion wird auch deutlich erleichtert«, erläutert Wige-Technikleiter Gregor Mucha, der für die Planung des High-Tech-Aufliegers verantwortlich war. Der Ü-Wagen wurde bei Grass Valley Deutschland gebaut, und deren Geschäftsführer Wilfried Wüst urteilt: »Wir haben inzwischen über 1.000 Übertragungswagen gebaut. Hier gehört der HD1 von Wige sicher zu den ambitioniertesten und innovativsten Projekten.«

Die ersten Einsätze hat der HD1 bereits absolviert: Neben der Produktion von »Holiday on Ice« als Premiere in der Köln-Arena, übertrug der neue HD-Ü-Wagen bei einer mehrtägigen Aufzeichung für den Bayerischen Rundfunk in München die Oper »Norma«. Dass der HD1 gleich bei seinen ersten Einsätzen im Unterhaltungsbereich genutzt wird, ist aus Wige-Sicht kein Zufall, schließlich ergänze der bislang überwiegend als Sportspeziaalist bekannte Mediendienstleister sein Portfolio zunehmend auch durch Übertragungen von Show- und Unterhaltungs-Events. Vorteile der HD-Technik sieht man bei Wige vor allem dort, wo viele Kameras zu koordinieren und lange Kabelstrecken zu überbrücken seien.

Technik

Rund neun Millionen Euro hat Wige in den HD1 investiert, gebaut wurde das Wige-Flaggschiff von der Systems-Gruppe von Grass Valley. Zentrale Elemente des Ü-Wagens sind 16 LDK 6000 MK-II-Kameras und vier der dazu passenden LDK 6200 HD-Super-Slomo-Kameras. Die LDK-6000-Kameras haben den Vorteil, dass sie sich wahlweise über Triax und über Glasfaser anschließen lassen, was bei etlichen Events Vorteile bieten kann, wenn etwa die Entfernungen für Triax-Verkabelung zu lang sind.

Die Kameras werden mit Fujinon-HD-Objektiven betrieben, die weitgehend mit der Scharfstellhilfe »Precision Focus« ausgerüstet sind. Gerade bei Sportübertragungen ist Precision Focus für die Kameraleute eine große Hilfe, um die Schärfe auf Anhieb zu finden und zu halten. Die Investition im Überblick: Wige Media kauft vier 87fach-Objektive XA87x9.3BESM, drei 72fach-Objektive des Typs XA72x9.3BESM, ein HA25x6.8BESM-Objektiv, zwei HA42x9.7BERD-Objektive, drei HA22x7.8BERD- und drei HA13x4.5BERD-Objektive.

In Sachen Mischer hat sich Wige für zwei Kalypso-HD von Grass Valley entschieden. Mit Mischern dieses Herstellers, so Wige, habe man schon etliche Produktionserfahrung, die man auch beim HD1 nutzen wollte. Von den zwei Mischern, die im Fahrzeug installiert sind, bietet einer vier M/Es, der andere zwei. Bis zu 90 Eingänge und 48 Ausgänge lassen sich so verarbeiten. Die Verteilung der Signale läuft über eine Trinix-HD-Kreuzschiene der Ausbaustufe 512 x 512. Grass Valley hebt dabei hervor, dass die Kreuzschiene lediglich 32 HE Platz brauche und mit rund 2.0000 Watt einen sehr geringen Stromverbrauch habe — was natürlich gerade in einem Ü-Wagen ein Riesenvorteil ist.

Auf die Zukunft setzt Wige auch bei der Signalüberwachung: Der TV-Dienstleister hat sich hier für Flachbildschirme entschieden. Die eingebauten TFT-Displays von Penta haben Bilddiagonalen zwischen 23 bis 37 Zoll, sie können Bilder bei Bedarf in nativer HDTV-Auflösung von 1920 x 1080 darstellen. Jeder Monitor ist aber auch mit einem Splitter ausgestattet, so dass insgesamt bis zu 280 Bildqellen auf die Monitore geschaltet werden können. Die Bildtechnik verfüge aber dennoch auch weiterhin über mehrere Röhren-Monitore, so Wige Media.

Besonders Augenmerk legte Wige auch auf die Intercom-Anlage: Immer komplexer werdende TV-Übertragungen erforderten ein größtmögliches Maß an Kommunikation zwischen den zahlreichen Mitarbeitern bei den Mega-Events, so Wige Media, und dieser Entwicklung trage man mit einer leistungsfähigen Intercom-Anlage von Riedel Rechnung.

Im Audiobereich hat sich Wige Media wie einige andere TV-Dienstleister auch für ein Lawo-Pult entschieden. Es bietet 48 vollbestückte und 8 kurze Kanalzüge. Auf Wunsch kann Wige mit dem HD 1 auch Dolby-Digital-Surround-Ton von 5.1 bis 7.1 produzieren.

Im Slomo-Bereich hat Wige das Fahrzeug für die Zeit der Fußball-WM noch etwas aufgebohrt: Zehn Slomo-Units von EVS sollen dann ihren Dienst verrichten, dabei auf sechskanalige LSM-XT2-Server zugreifen und für beeindruckende Zeitlupen-Einspielungen sorgen.

Nach der WM

Die Übertragung von Sport-Events gehört bei Wige zum Kerngeschäft. Dass der HD1 aber nicht auf Sport begrenzt werden soll, zeigte sich schon in den ersten großen Jobs des Slomo-Ü-Wagens: der hochwertigen Produktion einer Oper und der Produktion einer aufwändigen Unterhaltungs-Show. Hier sieht man bei Wige Media weiteres Potenzial und glaubt, dass man sich hier auch auf internationaler Ebene neue Märke erschließen kann. Die Produktion der Fußball-WM kann hierfür den richtigen Einstieg bieten.

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