Grading, Top-Story: 23.05.2024

»The Zone of Interest« im Grading

Die Farbkorrektur spielt eine entscheidende Rolle, um Stimmung und Atmosphäre der Geschichte über das Familienleben des Nazi-Kommandanten Rudolf Höss zu vermitteln.


»The Zone of Interest« war auch bei der Oscarverleihung 2024 vertreten.

Der von Jonathan Glazer inszenierte Film »The Zone of Interest« wurde kürzlich bei der Oscarverleihung 2024 als bester internationaler Film und für den besten Ton ausgezeichnet. Er gewann außerdem den Großen Preis in Cannes und zwei Baftas und erhielt über 150 weitere Nominierungen.

Der Film beleuchtet das komfortable Familienleben des Nazi-Kommandanten Rudolf Höss in einem erschütternden Familiendrama vor der Kulisse des Konzentrationslagers Auschwitz. Die Farbkorrektur, für die Gareth Bishop von Dirty Looks verantwortlich ist, spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung der Stimmung und Atmosphäre der Geschichte.

Eine enge Zusammenarbeit

Da Bishop bereits in der Vergangenheit mehrfach mit Glazer zusammengearbeitet hat, begann seine Arbeit an »The Zone of Interest« bereits in der Vorproduktion. Er unterstützte Glazer und den Kameramann Lukasz Zal bei technischen Kameratests und half bei der Analyse des verfügbaren Lichts, bevor die Dreharbeiten begannen.


Trailer von »The Zone of Interest«.

»Ich habe mit Jonathan schon mehrmals als Kameraassistent zusammengearbeitet, und wir haben eine gute Beziehung zueinander und verstehen uns gut«, erklärt Bishop. »Wir haben bei einer Handvoll Werbespots und einigen Kurzfilmen zusammengearbeitet. Unsere erste Zusammenarbeit war bei Under the Skin (2013), wo ich das Glück hatte, dem verstorbenen – und sehr talentierten – John Claude beim Grading zu assistieren.«

Bei »The Zone of Interest« arbeiteten Bishop und Glazer sehr eng zusammen, um ein naturalistisches Grading zu schaffen.

Gareth Bishop von Dirty Looks war für die Farbkorrektur verantwortlich.

»Jon hatte eine sehr genaue Vorstellung davon, wie der Film aussehen sollte und wie er das Endergebnis haben wollte,« erinnert sich Bishop. »Er gab mir Hinweise und Ideen, was er wollte, und ließ mich dann arbeiten, während er sich auf andere wichtige Bereiche, wie das Sounddesign, konzentrierte.«

»Jonathan ist sehr engagiert«, fügt Bishop hinzu. »Wir arbeiten immer eng zusammen, als Colorist und Regisseur. Er weiß genau, was er will, und nimmt sich Zeit, um die Aufnahmen am Set richtig zu machen, so dass die Bilder großartig aussehen, wenn sie mich erreichen. Er hat ein unglaubliches Auge.«

Eine naturalistische Note

Das Hauptziel des Gradings war es, eine naturalistische Ästhetik zu erhalten. Bishop wollte die Essenz jeder Szene einfangen – von der Opulenz einer Partysequenz mit ihren hohen Decken und kräftigen Rot- und Goldtönen bis hin zu den geschlossenen und düsteren Tönen in Auschwitz.

»Wir wollten nicht, dass es altmodisch aussieht«, erklärt Bishop. »Das Produktionsdesign, die Kostüme und der Inhalt des Films versetzen den Zuschauer in die 1940er Jahre – nicht der Look des Films. Wir wollten, dass es sich natürlich und zeitgemäß anfühlt, so dass der Zuschauer das Gefühl hat, er könnte in diesem Garten stehen.«

Mit Baselight setzte Bishop eine Kombination von Techniken ein, um den gewünschten Look zu erreichen. Von der Anpassung der Belichtung und der Sättigung bis hin zur Feinabstimmung der Kontraste – jede Entscheidung wurde von der Verpflichtung zur Authentizität geleitet.

Mit Baselight setzte Bishop eine Kombination von Techniken ein, um den gewünschten Look zu erreichen.

»Glazer verwendet keine visuellen Referenzen, es geht mehr darum, wie sich der Film anfühlen soll«, erklärt Bishop. »Wir wollten nicht, dass sich irgendetwas verblasst anfühlt, also ging es nur darum, diese Trennung zu erreichen.«

»Es war wichtig, einen Kontrast zwischen den Schauplätzen zu schaffen«, fügt Bishop hinzu. »Es hat lange gedauert, bis wir das richtig hinbekommen haben, und wir haben die Szenen immer wieder im Zusammenhang mit dem Rest des Films überprüft, um sicherzugehen, dass wir der Authentizität treu bleiben und dass alles zusammenpasst – wir haben die Sättigung und die Belichtung angepasst, bis wir das Gefühl hatten, dass wir eine gute Balance gefunden hatten.«

Das Grading fand bei Dirty Looks mit Baselight von Filmlight statt.

Da der Film mit modernen Kameras und Objektiven gedreht wurde, bestand eine von Bishops Aufgaben darin, alles Unnatürliche zu entfernen, um das Gefühl des Realismus zu erhalten.

»Der Kameramann hat nur mit vorhandenem und praktischem Licht gedreht, und diesen Stil haben wir auch beim Grading beibehalten«, fügt Bishop hinzu. »Wir haben die Bilder nie geformt und keine Keyframes verwendet, außer in einer Szene. Aber für den größten Teil des Films gibt es kein Shaping, keine Vignetten, kein Aufhellen von Gesichtern – es ist alles so, wie es gedreht wurde.«

Im Gegensatz zu vielen modernen Filmen verzichtete Bishop auf einen filmischen Look und versuchte stattdessen, ein gestochen scharfes Bild zu erzeugen.

»Wir haben eine Menge Schärfungswerkzeuge in Baselight verwendet, um diesen gestochen scharfen Filmlook zu erzeugen«, sagt Bishop. »Ich habe das Bild bewusst zu stark geschärft, und dann sind wir es durchgegangen und haben die Schärfung überall dort entfernt, wo es zu stark war – mit Baselight haben wir dafür Formen gezeichnet.«

Matching 

Eine besonders schwierige Szene war jene, in der Hedwig Höss (Sandra Hüller) mit ihrer Mutter durch den Garten geht, da sich das Sonnenlicht ständig änderte.

Der Großteil des Films wurde mit bis zu 10 Kameras gleichzeitig gedreht, was für Bishop eine Herausforderung darstellte.

Für den größten Teil des Films gibt es kein Shaping, keine Vignetten, kein Aufhellen von Gesichtern – es ist alles so, wie es gedreht wurde.

»In mancher Hinsicht war es dadurch einfacher«, sagt Bishop. »In anderer Hinsicht war es aber auch schwieriger, da ich viel abgleichen musste. In einigen Szenen änderte sich das Licht so stark, was normalerweise ein Alptraum wäre – aber da wir wollten, dass es sich echt und authentisch anfühlt, konnten wir es einfach laufen lassen, was sehr schön war.«

»Wir kamen bis zum Ende der Szene, und Jonathan schlug vor, dass wir es vielleicht mit einem Keyframe versuchen sollten, um eine halbe Blende nach oben oder unten zu ziehen. Aber wir konnten es nicht tun – es fühlte sich einfach falsch an.«

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