Artificial Intelligence, Postproduction: 17.10.2025

KI-gestützte Produktion bei »Bauer sucht Frau«

Wie Martin Härtlein und sein Team von ProSiebenSat.1 PULS 4 die Kampagnen-Produktion mit künstlicher Intelligenz voranbringen.

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Martin Härtlein, Head of Creation bei ProSiebenSat.1 PULS 4

Martin Härtlein, Head of Creation bei ProSiebenSat.1 PULS 4, steht jedes Jahr vor einer enormen Herausforderung: Mit seinem schlanken Team von nur 26 Personen muss er nach Abschluss der Dreharbeiten im April innerhalb kürzester Zeit hochwertige Promos und digitale Assets für die österreichische Version von »Bauer sucht Frau« produzieren – parallel zur Betreuung anderer Netzwerkprogramme. Die Kampagne muss Mitte Mai broadcast- und streamingfertig sein. Für die Postproduktion, in der 15 Bauern vorgestellt werden müssen, bleibt nur wenig Zeit.

»Unser Publikum erwartet eine hochglänzende, filmische Version von Liebe und Leben auf dem österreichischen Land«, erklärt Härtlein. »Das müssen wir Jahr für Jahr in Rekordzeit liefern.«

Martin Härtlein und Tim Conrad erklären im Video, wie sie KI aus der Creative Cloud in der Postproduktion einsetzen (externes Video). 


Wie Adobe Firefly die Produktion von Bauer sucht Frau voranbringt, erläutert dieses Video.
Frame.io beschleunigt den Workflow

Das Team nutzte zunächst die Review-Plattform Frame.io, um den Produktionsprozess zu optimieren. Das gedrehte Material wird bereits am Drehort hochgeladen. »Zuvor haben wir mit Festplatten gearbeitet und diese in die Zentrale geschickt. Das hat natürlich viel Zeit gekostet«, so Härtlein. »Mit dem Upload auf Frame.io können wir in der Zentrale noch während des Drehs mit dem Sichten beginnen. Die Postproduktion lässt sich so deutlich entzerren, und wir konnten die Postproduktionszeit um über 30 Prozent reduzieren.«

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In einem ersten Schritt nutzte der Sender Frame.io, um effizienter zu arbeiten.

Im einem nächsten Optimierungsschritt beschäftigte sich das Team sukzessive mit KI-Tools. »Gemeinsam mit Adobe konnten wir unsere Prozesse systematisch im gesamten Produktionsworkflow anpassen – von der ersten Idee bis zur finalen Postproduktion.«

Generative KI für filmische Qualität

In der Postproduktion nutzt Härtlein KI-gestützte Funktionen wie Generative Fill in Adobe Photoshop, um das Filmmaterial aufzuwerten und den filmischen Look zu kreieren, den die Zuschauer lieben.

»Bauer sucht Frau lebt von der Schönheit Österreichs. Aber wir drehen schon Ende April, da ist das Wetter nicht immer gut, und es gibt auch häufig störende Elemente im Bild«, erläutert Härtlein. »Hier hilft uns die generative KI, diese zu entfernen.«


Unschwer zu erkennen: Das Titelbild dieses Trailers entstand ebenfalls mit KI.

Auf diese Weise verschwinden Handymasten, Stromleitungen, Baustellen, Autobahnen und vieles mehr aus dem Bild, Landschaften wirken sonniger und schöner. »Wir erschaffen das Österreich, das die Menschen sehen wollen«, erklärt Härtlein, »wenngleich wir keine Märchenwelt gestalten, sondern kosmetisch vorgehen und ein Idealbild der Realität kreieren.«

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KI-Funktionen in Premiere Pro beschleunigen die Post.

Besonders wertvoll erwies sich die KI bei der Rettung von B-Roll-Material mit Tieren. Clips, die früher unbrauchbar gewesen wären, können durch Verlängerung zu hochwertigem Content transformiert werden – ohne kostspielige Nachdrehs. Kühe blicken direkt ins Objektiv, Ziegen springen fröhlich durchs Bild, und Hühner picken dort, wo es am besten passt.

Daneben unterstützte die KI-gestützte Media Intelligence in Premiere Pro bei der schnellen Suchfunktion, um spezifische Shots effizient zu finden und Workflows so zu beschleunigen.

Schnellere Ideenfindung und Konzeptentwicklung

Das Team von Härtlein ist auch verantwortlich für die Bewerbung und Verpackung der Sendung. Hier arbeitet es mit Adobe Firefly und integrierten KI-Partner-Modellen wie Veo 3 und Flux, um kreative Konzepte zu visualisieren. Was früher grobe Skizzen und langwierige Diskussionen erforderte, wird heute deutlich schneller realisiert.

»Jeder kann nun ganz einfach eine Idee mit Firefly entwerfen und pitchen«, sagt Härtlein. »Das war früher deutlich aufwändiger.« Die durchschnittliche Prototyping-Zeit konnte so erheblich reduziert werden.

Von Photoshop aus geht es dann in After Effects, um die Standbilder zu animieren.

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Rechtssicherheit als Vorteil

Ein oft übersehener, aber entscheidender Vorteil: Alle im Adobe-Ökosystem erstellten KI-Inhalte sind für kommerzielle Nutzung konzipiert. »Wir sind ein großer Konzern, wir können uns keine langwierigen rechtlichen Prüfungen erlauben, das würde zu viel Zeit kosten. Deshalb ist es für uns entscheidend, dass die Inhalte, die wir per KI generieren, commercially safe sind«, betont Härtlein.

Messbare Erfolge

Die KI-gestützte Produktionsweise zahlt sich für das Team von Härtlein aus:

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KI spart Zeit, sagt Martin Härtlein.

Die 21. Staffel von »Bauer sucht Frau« erzielte einen durchschnittlichen Marktanteil von 14,1 % in der Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen und war damit ein zentraler Treiber für den Quotenerfolg von ATV in der Primetime. Parallel dazu entwickelte sich das Format auf Joyn zum Streaming-Hit: Mit über 209 Millionen gestreamten Minuten und 5,4 Millionen Video-Views zählt »Bauer sucht Frau« zu den beliebtesten Formaten auf Österreichs kostenlosem SuperStreamer.

Fazit

»Adobe hat uns sehr geholfen, eine Pipeline für unsere Anforderungen aufzubauen«, sagt Härtlein. KI spare in der Summe viel Zeit ein, man müsse sich aber auch intensiv mit der Thematik beschäftigen. »Es reicht nicht, KI über bestehende Prozesse drüberzustülpen – man muss sie stattdessen neu denken. Und dann kann man wirklich sehr stark davon profitieren.«