Postproduction: 16.11.2009

Lückenfüller für Final Cut Pro: Lensflare

Plug-Ins und Zusatzprogramme von Drittanbietern können die Funktionalität von Final Cut Pro sinnvoll und effektiv ergänzen. Dieser Teil des Tests befasst sich mit dem Thema Lensflare.

Wem die Möglichkeiten innerhalb von FCP nicht immer ausreichen, der kann das Apple-Schnittprogramm mit Plug-Ins von Drittanbietern »pimpen«. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl von Plug-Ins für Linsen-Effekte wie Lensflare, die in der täglichen Produktion sinnvoll sind und eine wichtige Rolle spielen können.

Lensflare
Red Giant Knoll Lights Factory 2.5.2 (rund 370 Euro)

Knoll Light Factory (KLF) besteht aus zwei Filtern. Ein dritter für Partikeleffekte, der im PDF-Handbuch erwähnt wird, ist bei der FCP-Version nicht dabei. Der EZ-Filter bietet nur wenig Einstellungsmöglichkeiten und eine Auswahl gängiger Presets in einem Aufklappmenü. Bis auf die Position, die Ausrichtung und die Helligkeit kann hier nichts animiert werden.

Die Vielfalt des zweiten Plug-Ins hingegen offenbart sich, wenn man den Lens Editor öffnet. Dass die grafische Oberfläche noch aus den 90ern stammt, sieht man der einfachen, aber übersichtlichen Oberfläche gleich an. Auch hier kann man auf 70 Presets zurückgreifen, diese aber über Schieberegler bis ins kleinste Detail nach den eigenen Bedürfnissen einrichten. Dabei zeigt ein Vorschaufenster, wie das Ergebnis aussehen wird. Auch die Position der Lichtquelle kann man dort testen.

Einstellen muss man den Effekt dann allerdings im Viewer und dabei kann zwar die Lichtquelle, nicht aber die Ausrichtung justiert werden, diese wird automatisch bestimmt. Neben der Ausrichtung sind nur noch die Größe und die Helligkeit animierbar. Alle anderen Parameter aus dem Lens Editor können nicht animiert werden. Bei der Light Factory handelt es sich nicht um ein FX-Plug und die Quantisierung ist auf 16 Bit beschränkt. Wenn der Filter in einer Komposition mit anderen Ebenen mit Alphakanälen kombiniert wird, kann er mit diesen interagieren. Dabei hat man die Wahl, ob man den Alpha- oder den umgekehrten Alphakanal oder die RGB-Ebene verwenden will. Die Option zum GPU-Rendering beschleunigt die Berechnung der Effekte erheblich. Hier liegt Knoll weit vor Boris, allerdings beschränkt auf 16 Bit.

Boris Continuum Units: Lens Flare (rund 90 Euro)

Die Lens-Flare-Unit von Boris besteht wie der Konkurrent aus zwei Filtern: Neben dem einfachen Lens Flare gibt es eine Advanced-Variante. Wie bei Knoll ist der einfache Filter lediglich mit einigen Presets ausgestattet, bietet sonst aber kaum Bearbeitungsmöglichkeiten. Hier wird nur ein Objektiv ausgewählt, nach dem der Filter dann die Eigenschaften der Einstrahlungen in Form und Größe automatisch erstellt. Zudem ist die Auswahl an Presets mit nur sieben Varianten ziemlich eingeschränkt. Meist wird man also auf die Advanced-Version zurückgreifen, in der alle Eigenschaften wie Flare, Discs, Hollows, Glows und weitere, selbst bestimmt werden können und in der 20 Presets bereitstehen.

Die Einstellungsoptionen sind umfangreich und werden aufgrund der Listenansicht im Viewer nicht gerade übersichtlich dargestellt. Allerdings bietet das Boris-Paket den Vorteil, dass alle Eigenschaften über Keyframes animiert werden können, eine Option, die es in der Knoll Light Factory nicht gibt.

Um die Bewegung des Effektes selbst zu animieren, stehen sowohl Lichtquelle als auch Pivot Point zur Verfügung. Dabei ist es zwar logischer, dass die Lichtquelle eingestellt wird und nicht der Mittelpunkt der Einstrahlung selbst, wie in der Knoll Light Factory, allerdings bedeutet das in der Praxis immer, dass das Bild im Viewer verkleinert werden muss, da die eigentliche Quelle oft außerhalb des Bildes liegt. Der unlogischere Weg ist hier also praktischer.

In der Summe gibt Lens Flare von Boris erheblich umfangreichere Möglichkeiten, Linseneffekte nach eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Gerade für Schriftanimationen oder Grafikeffekte ist das ein Vorteil. Boris kann mit den Alphainformationen anderer Ebenen interagieren. Allerdings kann nur der Alphakanal und ein Prozentwert als Interaktion angegeben werden. Da es sich um FX-Plugs handelt, werden alle Daten grundsätzlich in 32 Bit berechnet. Darauf ist es wohl auch zurückzuführen, dass Boris meist fast die dreifache Zeit zum Berechnen benötigt wie KLF.

Der Rendervergleich

Im Test wurden einige typische Lichteffekte in einer 10-Sekunden-Sequenz angelegt: Einmal mit Lens Flare von Boris und einmal mit Knoll Light Factory (KLF). Dann wurden die Renderzeiten erfasst und verglichen: Dabei war KLF durchweg Sieger. Wenn die Option zum Rendern in der Grafikkarte aktiviert war, sank die benötigte Zeit gegenüber Boris auf rund die Hälfte bis ein Drittel von dessen Renderzeiten. Ohne GPU-Einsatz war KLF um rund 10 % schneller als Boris. Konkret: Während KLF die Berechnung eines wandernden Lens Flares mit zehn Light Discs in 14 Sekunden erledigte, benötigt Boris Lens Flare dafür 34 Sekunden. Ohne GPU-Rendering brauchte KLF 30 Sekunden.

Unfair ist an diesem Vergleich, dass Boris Lens Flare ein FX-Plug ist und damit in 32 Bit rendert, während KLF nur in 16 Bit arbeitet.

Fazit Lens Flare

Lens Flare ist unter den Boris Continuum Units ein echter Preistipp. Red Giant Knoll Light Factory bietet zwar wesentlich mehr Presets und ist dank der grafischen Oberfläche zunächst einfacher zu bedienen, doch dass allein genügt nicht, um den sehr viel höheren Preis zu rechtfertigen. Die Listenansicht beim Boris Lens Flare wird zwar schnell unübersichtlich, aber die Gestaltungsmöglichkeiten sind bei Boris ebenfalls umfangreich. Zudem rendert Boris in 32 Bit und bietet mehr Freiheiten beim Animieren des Effektes.

Hier gelangen Sie zu den weiteren Teilen des Plug-In-Test:

Keying
Look-Gestaltung, Color Grading
Tracking

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