Film, Postproduction: 07.02.2014

Schmalfilm bis 16 mm digitalisieren — mit einer DSLR

Die hohe Bildqualität von DSLRs mit großen Sensoren zu nutzen, um damit Filmmaterial zu digitalisieren — einzelbildweise oder direkt als fortlaufender Film: Das ist die Idee hinter einer neuen Entwicklung von Film-Digital. Das Unternehmen baut hierfür Filmprojektoren so um, dass sich damit unter Einsatz einer DSLR Filme in den Formaten Super 8, Normal 8, 16 mm und Super 16 digitalisieren lassen.

Film-Digital hat sich auf Digitalisierungslösungen für Schmalfilme spezialisiert. Das Unternehmen baut dafür bestehende Projektoren um, vorwiegend solche von Bauer. Über eine Spezialoptik kann eine DSLR oder ein SLS-Camcorder mit dem Projektor kombiniert werden und digitalisiert so die Filmbilder (siehe auch frühere Meldung).

Jetzt stellt das Unternehmen eine neue, weiterentwickelte Lösung vor, die höhere Bildqualität ermöglicht und unterschiedliche Workflows unterstützt. Dabei erfolgt der Filmtransport im Projektor über einen neuen Schrittmotor, der von einer separaten Steuereinheit kontrolliert wird. Damit kann der Film wie bisher abgespielt und als Bewegtbild-Clip digitalisiert, aber nun auch alternativ in Form von Einzelbildern abgetastet werden.

Der erste Transferweg führt zu raschen Ergebnissen, man hat am Ende der Überspielung schon einen fertigen digitalen Film in der Kamera und kann — wenn vorhanden — auch die Tonspur des Films gleich mitkopieren. Nach der Aufnahme muss das Material nur noch mit einer geeigneten Software gespiegelt werden, wenn die beim Überspielen verwendete Kamera nicht über eine integrierte Spiegelfunktion verfügt.

Der zweite Weg, also die Einzelbildabtastung, ermöglicht höhere Bildqualität, weil einerseits das Filmbild länger stillsteht, also eine bessere Bildstabilität erreicht wird und man andererseits an der abtastenden Kamera die Belichtungszeit variieren und die optimale Kombination aus ISO-Empfindlichkeit, Blende und Belichtungszeit für den jeweiligen Fall einstellen kann. Auch HDR-Aufnahmen sind bei der Einzelbildabtastung möglich. Allerdings dauert bei Einzelbildabtastung die Überspielung länger und man muss die Einzelbilder in der Nachbearbeitung erst wieder zu einem Film zusammenführen.

Die neue Entwicklung von Film-Digital erlaubt also den Transfer von altem analogen Material über großformatige Sensoren auf zwei Wegen. Die neue Film- und Foto-Transfereinheit ist für die Kunden gedacht, die in Verbindung mit hochwertigen Kameras das optimale Bildergebnis erzielen wollen. Wie auch die schon verfügbare Lösung, ist das neue System für die Formate Super 8, Normal 8, 16 mm und Super 16 geeignet.

Umbau und Anpassung

Film-Digital weist darauf hin, dass keine komplette Neuanschaffung nötig ist: Vorhandene DSLRs oder Camcorder können genutzt werden, je nach Modell kann auch ein vorhandener, eigener Projektor umgerüstet werden. Film-Digital hat eine spezielle HD-Lichteinheit und DSLR-Filmtransferoptiken entwickelt, die mit gängigen DSLR- und SLS-Camcordern verwendet werden können. Die Optik ist kompatibel mit Sensorgrößen von APS-C bis hin zu Super 35.

Der modifizierte Projektor bleibt eine kompakte Einheit, er kann also auch problemlos transportiert und mobil eingesetzt werden.

Die Modifikation des Projektors ist allerdings relativ tiefgehend: Die Transferprojektoren sind so umgebaut, dass eine herkömmliche Projektion zunächst nicht mehr möglich ist. Der Umbau ist aber reversibel: Film-Digital kann bei Bedarf den Projektor auch wieder kostenpflichtig auf normalen Projektionsbetrieb zurückbauen.

So wird aus einem Filmprojektor ein Transferprojektor: Die Beleuchtungseinheit wird ausgetauscht, der Originalantrieb des Projektors ist komplett ausgebaut und stattdessen ein neuer, extern angesteuerter Schrittmotor eingebaut. Die Bedienung erfolgt über das von Film-Digital entwickelte Steuerpanel. Zum Filmtransfer wird nach dem Umbau die Filmspule auf den Projektor gesteckt und der Filmanfang in den Eingang der Filmführung eingelegt. Danach läuft die gesamte Bedienung über den Touchscreen des Steuerpanels: angefangen beim Einfädeln, über den langsamen und schnellen Vor- und Rücklauf, bis hin zur Feinjustage der Geschwindigkeit.

Überspielung als Film oder in Einzelbildern

Will man das Ausgangsmaterial direkt als digitalen Film aufzeichnen, stehen dafür die Transfergeschwindigkeiten 16,66 oder 25 fps zur Verfügung, die Feinregelung erfolgt über die Steuer-Software. Soll die Digitalisierung in Form von Einzelbildern erfolgen, lässt sich variabel einstellen, wann jeweils ausgelöst werden soll — die Aufzeichnungsgeschwindigkeit ist also von der Kamera abhängig. Durch einen Impulsgeber im Filmprojektor wird die DSLR-Kamera im Fotomodus framegenau ausgelöst.

Da die DSLR-Kameras im Fotomodus mit unterschiedlichen Reihenaufnahmen und Bildraten, sowie je nach Kameratyp mit unterschiedlich schnellen Bildprozessoren arbeiten, kann die Abtastgeschwindigkeit über das Steuer-Panel in Verbindung mit dem Spezialmotor optimal eingestellt und gespeichert werden, so Film-Digital. Optional kann die Steuerung des Touchpanels auch mit einer windows-basierten Software (nicht im Standard-Paket enthalten) realisiert werden. Eine App für Smartphones oder Tablet-PCs ist laut Anbieter in Vorbereitung.

Während des Filmtransfers ist das Touchpanel durch eine Sperre so verriegelt, dass das Filmmaterial nicht durch Fehlbedienung beschädigt werden kann, erläutert Film-Digital. Durch den hochwertigen Schrittmotor und eine spezielle Funktionalität der neu entwickelten Steuer-Software wird der Film demnach auch sanft beschleunigt und gestoppt.

Preise und Verfügbarkeit

Preise, Verfügbarkeit und Kompatibilität mit dem eigenen Filmprojektor oder der eigenen Kamera können bei Film-Digital erfragt werden. Um einen ersten Anhaltspunkt zu geben: Die in jedem Fall notwendige, hochwertige Spezialoptik bietet Film-Digital einzeln zum Endkundenpreis von 1.850 Euro an.

Technische Eckdaten des Systems
  • Schrittmotor-Treiber-Kombination mit integriertem Controller
  • geringe Wärmeentwicklung, Dauerbetrieb möglich
  • bis zu 65 % Energieeinsparung im Vergleich zum herkömmlichen elektronisch geregelten Gleichstrommotor der Bauer-Serien
  • verbesserte, längere Lebensdauer
  • keine Schrittverluste durch Closed Loop Control
  • Betriebsspannung 24 VDC, 48 VDC
  • Bedienpanel mit 65.536 Farben
  • Steuerungseinheit (zum Ansteuern des neuen Motors) je nach Projektorserie entweder im Filmprojektor integriert oder extern
  • digitale Ein- und Ausgänge und Anschluss für peripherer Geräte in der Steuereinheit
  • Serielle Schnittstelle für andere Ansteuerungen, zum Beispiel Impulsgeber für Leuchtschalter oder Signalton bei Filmriss
  • Ethernet für Netzwerkverbindung und USB-Schnittstelle (nur für Datenverkehr)
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