Marktübersicht, Technology, Top-Story, Wireless: 22.08.2016

Wireless Video: Drahtlos am Set

Bild und Ton am Set drahtlos zu übertragen, ist schon lange kein unbezahlbares Hexenwerk mehr. film-tv-video.de hat mit den Drahtlos-Experten von Band Pro Munich über aktuelle Technik, Systeme und Trends im Wireless-Bereich gesprochen, und eine PDF-Tabelle listet gängige Systeme auf.

Basics: Frequenzbereiche

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Der 5-GHz-Bereich ist bei Wireless-Systemen sehr beliebt, sagt Kitty Scharinger.

»Die meisten professionellen Wireless-Video-Systeme arbeiten im 5-GHz-Bereich«, erläutert Kitty Scharinger von Band Pro.

Das ist einer der Frequenzbereiche, die für die lizenzfreie Nutzung freigegeben sind. Der andere ist der 2,4-GHz-Bereich, in dem sich aber die meisten Bluetooth-Geräte, schnurlose Telefone und W-LANS tummeln, die für Störungen und Interferenzen sorgen können. Multikopter mit eingebauter Kamera nutzen oft den 2,4-GHz-Bereich, müssen dann aber auch mit dessen Überlastung und auch mit der Signalkomprimierung leben, die daraus resultiert.

Also bietet der 5-GHz-Bereich weniger Verkehr und etwas mehr Sicherheit. Der 5-GHz-Bereich erreicht aber bei gleicher Sendeleistung nur eine kürzere Reichweite: Vereinfacht kann man nämlich sagen, je höher die Funkfrequenz, desto geringer die Reichweite.

Für den 5-GHz-Bereich spricht wiederum dass er ein breiteres verfügbares Frequenzspektrum bietet: Es stehen auf vier Bändern 23 nicht überlappende Kanäle mit 555 MHz Spektrum zur Verfügung, kurz gesagt: Es wird dort eine bessere Leistung erreicht. Deshalb wird 5-GHz-Technik meist dort eingesetzt, wo Videosignale übertragen werden sollen. Künftig wird auch die Car-to-Car-Kommunikation in diesem Frequenzbereich eine wachsende Rolle spielen.

Alle Wireless-Systeme müssen bei der Inbetriebnahme zunächst alle Kanäle scannen, um festzustellen ob bestimmte Kanäle durch vorrangige Signale belegt sind — zumindest theoretisch.

Um gegenseitige Störungen zu minimieren, ist zudem geregelt, dass beim Ground-to-Ground-Betrieb mit maximal 200 mW gesendet werden darf, im Air-to-Ground-Einsatz sind nur 25 mW erlaubt.

Ob die Anwender sich daran halten, ist eine andere Frage. Rein theoretisch kann man zwar Ärger bekommen, wenn man sich nicht an diese Regeln hält, in der Praxis ist das aber kaum zu überwachen. »In der Realität lässt sich die Sendeleistung bei den meisten Systemen durch den Anwender gar nicht einstellen«, stellt Martin Kreitl klar. Diese dürften dann nur Ground-to-Ground genutzt werden.

Weitere, genauere Infos zu diesem Themenbereich finden Sie in den »Tech-Info«-Abschnitten am Ende dieses Artikels.

Basics: Reichweite

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Mit einer zusätzlichen Panelantenne …

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… lässt sich die Reichweite eines Systems vergrößern.

Ein zentraler Aspekt beim Einsatz von Wireless-Systemen ist deren Reichweite. Üblicherweise geben die Hersteller dies für den Fall an, dass eine Sichtverbindung/ LoS (Line of Sight) zwischen Sender und Empfänger besteht. Gängig sind Entfernungen von 91 m (300 ft), 182 m (600 ft) und 609 m (2000 ft), 915 m (3000 ft), bis zu 1 km (3300 ft).

»Man muss sich aber darüber im klaren sein, dass es hier um optimale Verhältnisse und direkte Sichtverbindungen geht. De facto erreicht man diese Werte nur, wenn keinerlei Hindernisse zwischen Sender und Empfänger liegen«, weiß Martin Kreitl.

Die Reichweite eines Wireless-Systems lässt sich bei Bedarf auch vergrößern, etwa mit Hilfe einer zusätzlichen Panelantenne, einem sogenannten Array Extender. »Das setzt allerdings voraus, dass das Wireless-System den Einsatz externer Antennen auch unterstützt, was nicht bei allen Produkten der Fall ist«, führt Martin Kreitl aus.

 
Basics: Latenz, Signale, Frameraten, Schnittstellen

Systeme mit langer Latenzzeit, wie sie etwa im Consumer-Bereich zur kabellosen Übertragung von AV-Signalen angeboten werden, eignen sich natürlich nicht, wenn man etwa auf Basis des kabellos übertragenen Bildes Kamerabewegungen exakt steuern oder die Schärfe auf den Punkt nachführen will. Dann braucht man Live-Signale, die diese Bezeichnung auch verdienen.

 

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Teradek-Systeme können viele Formate/Signalarten übertragen.

»Die meisten professionellen Systeme, die im Profibereich angeboten werden, weisen eine Latenz von unter einer Millisekunde auf. Damit kann man professionell arbeiten, je geringer die Latenz, desto besser«, fasst Kitty Scharinger zusammen.

Außer der Latenz muss vorab natürlich auch geklärt werden, welche Signale, Formate und Frameraten übertragen werden sollen. Gut ausgestattete Teradek-Systeme etwa können Signale in HD (1.080 Zeilen) mit bis zu 60 progressiven Frames unkomprimiert übertragen — aber das hat natürlich auch seinen Preis.

Weitere wichtige Frage: Welche Videoanschlüsse bietet das Wireless-System? Sind nur HDMI- oder auch HD-SDI-Anschlüsse vorgesehen?

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Connex-Mini-Systeme sind extrem kompakt …

Was sinnvoll ist, hängt in erster Linie vom jeweiligen Equipment ab, das man mit dem Wireless-System kombinieren will. Aber es spielen teilweise auch andere Überlegungen eine Rolle: So sind Im Rental-Bereich vor allem HD-SDI-Systeme im Einsatz, weil diese Schnittstelle sehr viel robuster und sicherer ist als HDMI.

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… und bieten ausschließlich HDMI-I/Os.

Es gibt aber auch zunehmend reine HDMI-Systeme, weil diese Schnittstelle vor allem bei kompakten und günstigeren Kameras sehr verbreitet ist. Wireless-Systeme etwa, die speziell für den Drohneneinsatz konzipiert sind, setzen meist ausschließlich auf die HDMI-Schnittstelle.

Teilweise bieten die Produkte aber auch den Dual-Format-Betrieb, unterstützen also HD-SDI- und HDMI-Schnittstelle.

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