Branche, Interview, Top-Story: 01.02.2005

Martin Wacker und Frank Schliefer: HD-Jahr 2005?

50 Insider aus verschiedenen Bereichen der Film-, TV- und Videobranche haben die Fragen von www.film-tv-video.de zum Thema HD beantwortet. Eine Zusammenfassung analysiert die Stimmung in der Branche, zudem stehen auch die Antworten der einzelnen Befragungen in voller Länge zur Verfügung. In diesem Beitrag lesen Sie die Antworten von F. Schliefer und M. Wacker. (Zum Download bitte auf den Dateinamen am Ende des Artikels klicken.)

**Welche Bedeutung hat HD heute in Ihrem Tätigkeitsbereich? Wie und wann wird sich das aus Ihrer Sicht ändern?

Die VCC Perfect Pictures-Gruppe bearbeitet regelmässig HiRes-Jobs. Ob nun in den Auflösungen HDTV, 2K oder 4K spielt dabei kaum eine Rolle.

**Beim Thema HD wird in Deutschland oft von der Signalwirkung gesprochen, die von der Fußball-WM 2006 ausgehen werde. Wie beurteilen Sie dieses Thema?

Die WM wird sicher im Broadcast-Bereich zu einigen Neuerungen führen, besonders in der digitalen Akquisition. In der Postproduction wird sie sich kaum auswirken.

**Welches Hindernis hemmt derzeit die Verbreitung von HD im Markt am meisten? Wie könnte man dem begegnen? Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit HD in Deutschland alltägliche Realität wird?

Um den Durchbruch in Deutschland zu bekommen, müssen die großen Senderfamilien verstärkt auf Ausstrahlungen in HDTV setzen, sonst haben wir das klassische Henne-Ei-Problem.

**Wann werden die Zuschauer in Deutschland regelmäßig bei mehreren Sendern HDTV sehen können? Spielt das für Ihren Tätigkeitsbereich eine Rolle? Was erwarten Sie beim Thema HDTV von den öffentlich-rechtlichen Anbietern, was von den privaten?

Ein Blick in die Glaskugel sagt uns: zwischen 2006 und 2012. Von den Sendern erwarten wir mehr Produktionen in HD.

**Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht der Consumer-Markt mit Technologien wie HDV in der Aufzeichnung, mit HD-DVD und der zunehmenden Verbreitung von Plasma- und LC-Displays?

Bei uns steht die Creation im Vordergrund, welche Plattform man dazu benutzt, ist doch erst einmal zweitrangig. Wenn uns neue Technologien helfen, ein besseres Produkt zu erstellen, setzen wir Sie ein – nur ist das leider nicht bei allen Neuerungen der Fall.

**Wie sollte aus Ihrer Sicht ein europäischer HDTV-Standard aussehen? Nennen Sie uns bitte die Eckwerte und ergänzen Sie diese mit einer kurzen Begründung.

1080p wäre aus technischer Sicht erstrebenswert. Nach den letzten EBU-Ankündigungen werden es wohl eher 1080i oder 720p sein.

**Was wollen Sie uns noch zum Thema HD mitteilen?

Ist die Diskussion zum Thema HD nicht überbewertet? Wurde in der Vergangenheit jemals soviel über neue Formate oder den Übergang vom linearen zum non-linearen Editing diskutiert? Wohl kaum. Sicher sind mit dem Formatwechsel Investitionen verbunden, doch gehört dies zum Alltag der professionellen Anbieter.
Weitaus bedeutender für die Zukunft werden Themen wie etwa Grid Computing oder Media Asset Management sein, da durch die Digitalisierung sowohl im Bereich Postproduktion als auch im Fernsehen neue Workflows entstehen werden. Den größten Einfluss wird HD im Bereich der Aufnahmemedien, sprich Kamera, ausüben.
Entscheidend für die Verbreitung von HD ist letztlich die Akzeptanz des Verbrauchers, der sich nicht unbedingt für die technisch beste, sondern für die sichtbar beste und in Bezug auf den Anschaffungspreis moderate Lösung entscheidet. Ein paar Beispiele können das verdeutlichen:
Eine DVD im MPEG-2-Format bietet heute schon eine bessere Bild- und Tonqualität als Free-TV. Die 100-Hz-Technik versprach bessere Bilder, aber schon bei einem normalen Lauftitel auf n-tv werden die Schwächen entlarvt. Mittlerweile werden mehr Songs im MP3-Format distribuiert als durch die technisch bessere Audio-CD.
Die Diskussion über den Standard HD sollte deshalb nicht in die gleiche Sackgasse führen wie seinerzeit der Hype um UMTS.

Downloads zum Artikel:

T_0105_HD_VCC_Schlief_Wack.pdf

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