Unternehmen: 04.07.2005

Open House bei Sachtler: neues Firmengelände, neue Academy, neue Produkte

Am 1. Juli lud Sachtler zum Open House auf dem neuen Firmengelände in Eching ein. Dort, vor den Toren Münchens, baute das Unternehmen hierfür neben den Firmengebäuden eine ganze Zeltstadt auf. Leider spielte das Wetter nicht so mit wie geplant, aber trotz Regen hatte Sachtler Grund, sich zu freuen: Das neue Firmengelände wurde einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt, die Idee und die Räume der neuen Sachtler Academy wurden präsentiert, außerdem zeigten Sachtler und zahlreiche Partner des Unternehmens aktuelle Produkte. (PDF-Version mit mehr Bildern: Download am Textende.)

Sachtler-Geschäftsführer Heinz Kossler sieht das Unternehmen gut aufgestellt, er erläuterte in seiner Eröffnungsrede die jüngsten Entwicklungen und beschrieb die Marktposition des Unternehmens.

Grund für den Umzug von Sachtler war unter anderem, dass das Unternehmen im Jahr 2003 die komplette Produktion nach Costa Rica verlagert hat, wo schon seit 1985 die Montage verschiedener Produkte erfolgt und sich zuvor schon Teile der Sachtler-Produktion befanden. Damit hatten sich die räumlichen Anforderungen am deutschen Unternehmenssitz verändert und so suchte Sachtler neue Firmengebäude in der Nähe Münchens.

Mit der Verlagerung der Produktion nach Costa Rica sind Kosteneinsparungen verbunden, die aber laut Heinz Kossler zu einem wesentlichen Teil in erweiterte Forschung und Entwicklung in Deutschland gesteckt wurden. Das brachte dem Unternehmen auch eine Erwähnung in einem »Spiegel«-Artikel auf der Seite der Globalisierungsgewinner ein. Dazu passt auch, dass Sachtler in Moskau und in China nun eigene Niederlassungen eröffnete, um diese wachsenden Märkte besser bedienen zu können.

Mit dem im Vergleich zum Jahr 1999 auf das 2,5fache gestiegenen Budget für Forschung und Entwicklung sieht Kossler das Unternehmen auch in der Tradition des Firmengründers Wendelin Sachtler und bringt das so auf den Punkt: »Sachtler lebt von der Innovation«.

Die permanente Anpassung der Produktpalette an die Bedürfnisse und Anforderungen des Marktes als zentralen Schlüssel für den Erfolg zeigte Heinz Kossler an einem Beispiel auf: Im Markt werden auf breiter Basis immer leichtere und preisgünstigere Kameras und Camcorder eingesetzt, was sich entsprechend auch bei den Stativen spiegeln muss. Mit der Fertigung neuer, an diese Entwicklung angepasster Produkte im kostengünstigeren Costa Rica, kann Sachtler im Gleichtakt mit diesem Kameratrend im Markt agieren und leichtere, preisgünstigere Stative mit dem von Sachtler im Markt erwarteten Qualitätsniveau anbieten.

Sachtler wurde 1958 vom Kameramann Wendelin Sachtler gegründet und ist heute Teil der Vitec Group, zu der zahlreiche Firmen aus dem Broadcast-Markt gehören, unter anderem auch Anton Bauer, Drake, Radamec und Vinten. Bei Sachtler in Eching sind rund 70 Mitarbeiter beschäftigt.

Insgesamt reklamiert Sachtler-Geschäftsführer Kossler für das Unternehmen mindestens im ENG-Bereich die Marktführerschaft. Aber auch in anderen Bereichen ist das Unternehmen aktiv und hat in den vergangenen Jahren die Produktpalette erfolgreich diversifiziert. Mit der Übernahme von Oconnor etwa wurde 2003 auch der Marktführer bei Stativköpfen im Filmbereich zu einem Teil des Unternehmens. Außerdem baute Sachtler zusätzlich zum Bereich Reportagelicht auch die eigene Angebotspalette beim Studiolicht weiter aus. Hier kann Sachtler mit der Abteilung Studio Lighting Solutions mittlerweile Komplettlösungen anbieten, hat sich also den Zugang zum System- und Projektgeschäft eröffnet, wie es Horst Eickmann erläuterte, der für diesen Bereich des Unternehmens zuständige Geschäftsführer.

Neben der breiten Palette eigener Studioprodukte, die etwa Leuchten, Hebesysteme und Pedestale (Studiofahrstative) umfasst, bietet Sachtler im Rahmen solcher Lösungen auch Produkte anderer Hersteller an, plant und installiert maßgeschneiderte Lösungen, schult das Personal und wartet die Systeme. Oft müssen dabei laut Horst Eickmann auch Randbedingungen berücksichtigt werden, die nur mit viel Erfahrung und aus einer Hand realisiert werden können. So etwa, wenn es darum geht, bei der Neuinstallation schon eine eventuell für später geplante Automatisierung zu berücksichtigen.

Produkt Marketing Manager Jürgen Sommer sieht im Trend zu High-End-HD-Systemen einerseits und zu kompakten, leichten Camcordern andererseits eine Spaltung des Marktes. Gerade der untere Bereich weist demnach Wachstumsraten von rund 20 bis 25% pro Jahr auf und wird dadurch für Sachtler immer wichtiger. Dieser Trend könnte aus Sommers Sicht sogar das bisherige Mittelsegment des Marktes mittelfristig marginalisieren. Generell sieht Sommer den Markt im Wandel, sieht veränderte Anforderungen: Heute ist meist weniger Traglast von Stativ und Stativkopf gefordert, aber ein breiterer Einstellbereich für den Gewichtsausgleich. Schnelles, flexibles Arbeiten mit einer großen Bandbreite verschiedener Kameras und Camcorder ist gefragt und die Antwort sieht Sommer in den neu entwickelten Köpfen von Sachtler, die mit dem schnell justierbaren Speedbalance-Gewichtsausgleich ausgestattet sind. Die Robustheit der Köpfe, die Bedienfreundlichkeit etwa mit der beleuchteten Libelle und die Service-Freundlichkeit, sieht Sommer weiter als wesentliche Aspekte. Konkrete Neuheiten kündigte Sommer ebenfalls an: So kommt zum Jahresende eine neue Version des meistverkauften Stativkopfs Video 18 von Sachtler, das die genannten Features aufgreift. Im Jahr 2006 soll erstmals von Sachtler ein Kopf mit 3 bis 30 kg Traglast nach dem Side-Load-Prinzip kommen.

Bei den Kamera-Support-Systemen hat Sachtler neben den Stativen und Köpfen auch verschiedene Kräne, das Kamerastabilisierungssystem Artemis in fünf Varianten und neuerdings auch einen Remote-Kopf im Angebot. Letzterer bietet einige interessante Details, etwa einen teleskopierbaren Bügel, der die optimale Anpassung an die jeweils eingesetzte Kameragröße und die Minimierung von Windeinflüssen erlaubt. Dass vielleicht irgendwann von Sachtler auch ein Dolly kommen könnte, wollte Sommer weder bestätigen noch ausschließen.

Ein Highlight der Open-House-Veranstaltung war die offizielle Einweihung der Sachtler-Academy. Das ist ein Gebäude und gleichzeitig auch die Idee, hier verschiedenste Veranstaltungen und den Austausch von Erfahrungen und Informationen anzubieten. Sachtler hat hierfür ein Nebengebäude auf dem neuen Firmengelände umgebaut und daraus ein voll funktionsfähiges Studio gestaltet, das man auf Seite des Unternehmens als »Treffpunkt für die Branche und Plattform für Wissenstransfer sieht«.

Ali Ahmadi, Sales Manager Projects ist zusammen mit Marion Ahrensfeld bei Sachtler für die Academy zuständig und führte aus, dass hier verschiedenste Veranstaltungen, Workshops und Seminare stattfinden sollen, er lud aber auch ausdrücklich die Filmhochschulen ein, die Academy als Studio zu nutzen, wenn sie verfügbar ist. Das Academy-Gebäude ist umfassend und komfortabel mit Licht und einem Vorhangsystem ausgestattet, es ist ganz nebenbei ein beeindruckender Showroom, der die praxisnahe Demonstration von Sachtler-Equipment erlaubt.

Die Idee der Academy soll aber nicht auf das Studio beschränkt bleiben, sondern auch »on the road« transportiert werden. Bei den aktuellen »Summer Workshops« aber sind Idee und Ort wieder identisch: Dann werden erstmals im Studio der Sachtler Academy drei Workshops angeboten, die mit Unterstützung von Sponsoren wie Band Pro, JVC, Panasonic, Arri und anderen stattfinden (Preise: 150 bis 270 Euro pro Tag).

In den Tagen vor dem Open House hatte Sachtler am neuen Standort schon ein Sales Meeting mit den weltweit aktiven Vertriebsmitarbeitern gehalten, einen Studio Lighting Workshop durchgeführt und seine Händler aus mehr als 50 Ländern versammelt. Mit dem Open House kulminierte dann die mit Events gespickte Woche bei Sachtler in einer Equipment-Ausstellung, bei der auch Hersteller wie JVC, Panasonic und Sony sowie etliche andere Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen vorstellten.

Interessant am Rand: Sachtler hatte im Vorfeld seiner Feier mehr als 70 Medienhochschulen angeschrieben und angeboten, deren jeweils ältesten Sachtler-Kopf gegen ein hochwertiges neues Modell auszutauschen. Die Resonanz blieb klein: nur fünf antworteten und können sich nun über neue Sachtler-Stativköpfe freuen. Zwei hatten persönliche Vertreter geschickt, um die neuen Köpfe in Empfang zu nehmen: die HFF aus München und die SRT aus Nürnberg. Geht es dem Rest der Hochschulen so gut, dass sie großzügige Equipment-Angebote der Industrie nicht brauchen?

Downloads zum Artikel:

B_0705_Sachtler_OH.pdf