Editorial, Kommentar, Top-Story: 06.05.2009

Nach der Messe ist vor der Messe

Für viele Hersteller steht nun, knapp zwei Wochen nach der NAB, eine wichtige IBC-Entscheidung an: Ab 8. Mai — rund 100 Tage vor dem Beginn der Herbstmesse — tritt nämlich die nächste Stufe der Stornogebühr in Kraft. Wer einen schon gebuchten Stand ganz kündigt oder verkleinern will, der zahlt bis zu diesem Termin 25 % und danach 50 % der Standmiete für die betroffene Fläche als Stornogebühr. Um einen Anhaltspunkt für die Größenordnung zu geben: 363 Euro pro Quadratmeter kostet derzeit die nackte Fläche in den IBC-Messehallen und 499 Euro pro Quadratmeter ein Stand mit Wänden, Teppich, Spotlights und Steckdose.

Besonders nun, nachdem sich zur NAB2009 ein deutlicher Besucherrückgang um offiziell 25 % gezeigt hat, stellt sich die Frage der IBC-Teilnahme. Die grundlegende Frage, ob die Broadcast-Messen noch sinnvoll sind, steht schon länger im Raum, das Für und Wider wurde in diesem Newsletter schon mehrfach beleuchtet.

Fakt ist, dass Sony seine IBC-Teilnahme abgesagt hat und Panasonic schon seit einigen Messen nur mit einem kleinen Stand mit Meeting-Räumen vertreten ist. Das hat natürlich gravierende Folgen, denn wenn die großen Player der Messe fehlen, gibt es auch für viele Besucher zumindest einen Grund weniger, zur IBC zu fahren.

Das Fernbleiben einiger großer Aussteller ist für die kleineren Aussteller jedoch ganz sicher nicht der wichtigste Grund, auf die Messeteilnahme zu verzichten: Die Kosten für einen Messeauftritt mit zweifelhaftem Erfolgsaussichten schmerzen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schlichtweg zehnmal so stark, wie in besseren Zeiten. Und wenn’s an allen Ecken klemmt, ist es für eine Firma allemal einfacher, einen großen Posten aus dem Budget zu streichen, anstatt günstigeres Büromaterial einzukaufen oder irgendwelche Hilfskräfte im Preis zu drücken.

Die IBC reagiert auf derlei Nöte der Aussteller verhalten und lässt über die Presseabteilung Durchhalte-Parolen verbreiten: »IBC2009 set to be a successful show« heißt es da. Man liege bislang nur 10 % unter den Buchungsanfragen aus dem Vorjahr und gehe davon aus, dass es erneut eine sehr erfolgreiche IBC2009 geben werde. Pfeifen im Wald?

Den Trend hin zu lokalen Events und zu Firmen-Roadshows gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Dazu mag man stehen, wie man will, Fakt ist jedenfalls, dass die IBC in diesem Umfeld an Bedeutung verliert. In der Folge könnte sie sehr viel schneller aus den Messekalendern vieler Branchenteilnehmer verschwinden, als es den Veranstaltern Recht sein kann — auch wenn die IBC nun damit lockt, der jetzt freie Sony-Platz werde für einen großen Kameravergleich verschiedener Hersteller genutzt. Reichlich spät kopiert die IBC damit die erfolgreichen Konzepte kleinerer Veranstaltungen. Das Justieren weniger bedeutender Stellschrauben am Konzept »Messe« hat schließlich viele Jahre lang funktioniert — doch jetzt ist das vielleicht zu wenig geworden.

Sie werden sehen.