Editorial, Kommentar, Top-Story: 12.09.2013

Technikbegeisterung

Technikbegeisterung kennt viele Formen. Warb etwa die Elektronik-Handelskette Saturn vor ein paar Jahren noch mit dem Slogan »Wir lieben Technik«, heißt es dort nun »Soo! muss Technik«. Darin kann man einerseits — bei entsprechender Geisteshaltung — eine fortschreitende sprachliche Verarmung erkennen, in der sich auch andere zivilisatorische Verfallserscheinungen spiegeln. Andererseits kann man diese beiden Slogans aber auch als Ausdruck verschiedener Haltungen gegenüber der Technik deuten: Die bedingungslose Liebe zu neuen Produkten einerseits und eine zumindest im Ansatz etwa kritischere, eher fordernde Position andererseits.

All das begegnet einem in der Praxis natürlich auch in unserer Branche: Da gibt es die Fanboys, die jede Ankündigung einer Neuheit gut finden, solange nur der richtige Herstellername draufsteht — oder zumindest nicht der falsche.

Dann gibt es den kritischeren, aber durchaus noch begeisterungsfähigen Branchenteilnehmer, der erst mal fragt »Was bringt mir das?«, der aber bei positiver Beantwortung dieser Frage durchaus Enthusiasmus entfaltet — und bei negativem Ergebnis eben gleichgültig bleibt.

Und natürlich gibt es auch noch diejenigen, die früher mal technikbegeistert waren und so in die Branche gerutscht sind, die sich dann aber der — zumindest aus Herstellersicht — dunklen Seite zugewandt haben: Die Dauernörgler, die einfach alles blöd, überflüssig und nachteilig finden, die vorhersagen, dass alle neuen Entwicklungen die Branche unmittelbar in den Abgrund führen werden.

Allen in der Branche, die nicht zu letzterer, fast nicht mehr aus ihrem Negativismus zu rettenden Gruppe gehören, bietet sich in wenigen Tagen mit der IBC in Amsterdam wieder mal die Chance, sich über neue Technik zu informieren und sich vielleicht sogar dafür zu begeistern.

Die Redaktion von film-tv-video.de jedenfalls wird dort sein und ist durchaus bereit, sich begeistern zu lassen. Auch wenn die Trends in den vergangenen Jahren vielleicht etwas zu kurzlebig und aufgeblasen waren, erfindet sich die Branche schließlich doch immer wieder neu und bringt interessante Innovationen und Entwicklungen hervor. Und über die wollen wir in den kommenden Tagen angemessen berichten: Ohne in den dauererregten Ton der Fanboys zu verfallen und ohne uns von der dauernörgelnden Trübsalfraktion anstecken zu lassen. Darin sehen wir unseren Job und die richtige Definition von Technikbegeisterung.

Sie werden sehen.

Autor
Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller

Bildrechte
Saturn

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