Broadcast, Unternehmen, Ü-Wagen: 09.12.2016

Verkauf: Wige Broadcast und Wige Solutions

Wige verkauft Firmenteile, die früher das Kerngeschäft des Unternehmens ausmachten und richtet sich somit neu aus. Käufer sind — in verschiedenen Konstellationen — Wolfgang Reeh und Thomas Riedel.

Wige Media Logo
Wige Media baut um und trennt sich von früheren Hauptgeschäftsfeldern.

Wolfgang Reeh von TV Skyline übernimmt laut einer Pressemitteilung von Wige deren Firmenbereich Wige Broadcast zu einem Preis von rund 500.000 Euro.

Thomas Riedel, der Eigentümer von Riedel Communications hat mit einem Partner ein neues Unternehmen gegründet, das für rund 3,5 Millionen Euro die Assets von Wige Solutions erwirbt.

Der Verkäufer Wige Media selbst will sich nach eigenen Angaben künftig auf profitablere Bereiche konzentrieren, als Generalunternehmer im Sportbereich auftreten und mit neuen Technologien für die autonome Live-Übertragung in eine neue Ära starten.

Hintergründe

Im aktuellen Geschäftsjahr verzeichnet Wige Media bei einem Gesamtumsatz von 63 Millionen Euro einen operativen Verlust von 6,5 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern. Vor dem Hintergrund, dass das Unternehmen schon seit einigen Jahren wirtschaftlich schwierige und unternehmerisch turbulente Zeiten durchmacht, sah die Geschäftsleitung nun den Zeitpunkt für einen harten Schnitt gekommen — auch wenn das gleichzeitig vom Unternehmen auch wieder relativiert und etwas anders dargestellt wird.

Wige Broadcast_Logo
Älteres Logo von Wige Broadcast.

Jedenfalls hat Wige Media nun de facto die Reißleine gezogen und den Verkauf von Wige Broadcast und Wige Solutions eingetütet. Künftig wolle man sich auf neue Geschäftsfelder und internationales Projektgeschäft konzentrieren.

Deshalb habe das Unternehmen das »Verlustgeschäft mit der TV-Produktion für nationale und internationale Sender, Verbände und Veranstalter sowie die margenschwache und kapitalintensive Medientechnik« veräußert, heißt es in der Pressemitteilung.

Peter Lauterbach von Wige Media
Firmenchef Peter Lauterbach baut Wige radikal um.

Wige-Chef Wolfgang Lauterbach sagt: »Mit dem Konzernumbau haben wir die bilanziellen Altlasten komplett abgebaut und das Unternehmen um die margenschwachen Geschäftsfelder vollständig bereinigt. Ein klarer Schnitt, der Wige voll auf die potenzialstarken Wachstumsfelder ausrichtet. Ab 2017 erwarten wir durchgängig positive, stetig wachsende Ergebnisse.«

Die nötigen Mittel für die Neuausrichtung sollen Wige aus dem Verkauf der Firmenbereiche Wige Broadcast und Wige Solutions zufließen. Zudem werde man mit diesem Schritt auch seine operativen Kosten reduzieren.

Aus der Transaktion werden Wige Media voraussichtlich 1,6 Millionen Euro in bar zufließen. Die Zahl der Mitarbeiter der Wige-Gruppe werde zugleich um 115 auf rund 215 Personen sinken. Ab 2017 könne man zudem das jährliche Investitionsvolumen deutlich reduzieren, die Rede ist hier von durchschnittlich 1,8 Millionen Euro jährlich. Wige betont, dass man allein im ersten Halbjahr 2017 rund 1,1 Millionen Euro in das Broadcast-Segment und die Medientechnik hätte investieren müssen. »Wir können nun unsere Mittel weitaus effizienter in vielversprechende, margenstarke Segmente investieren«, so CEO Peter Lauterbach.

Käufer: Wolfgang Reeh und Thomas Riedel

Wige Media bleibt zwar auch weiterhin als Generalunternehmer in der TV-Produktion aktiv, übernimmt hier aber mehr oder weniger nur eine Vermittlerrolle und gibt — zumindest nach eigener Darstellung — »das Verlustrisiko aus dem operativen Betrieb des stark saisonalen Geschäfts an den Käufer ab«.

Thomas Riedel
Thomas Riedel hat in jüngerer Zeit schon mehrere Unternehmen übernommen.

»Mit Thomas Riedel und Wolfgang Reeh bündeln wir künftig für unsere großen Kunden komplementäre Kompetenzen. Wige Media bleibt zentraler Ansprechpartner für die Kunden und die seit Jahrzehnten erfolgreich im Mediengeschäft agierenden Thomas Riedel und Wolfgang Reeh gewährleisten einen erstklassigen operativen Betrieb«, betont Peter Lauterbach.

Wolfgang Reeh
Wolfgang Reeh ist in der Branche mit seinem Unternehmen TV Skyline aktiv.

Wolfgang Reeh ist sich sicher, dass es realistische Chancen gibt, Wige Broadcast wieder profitabel zu machen: »Es ergeben sich zahlreiche Synergien zwischen TV Skyline und Wige Broadcast, die wir nutzen möchten.«

Reeh erläutert weiter, dass TV Skyline ohnehin über den Bau eines weiteren Ü-Wagens nachgedacht habe. Mit der Übernahme von Wige Broadcast habe man nun aber sofort Zugriff auf zwei weitere, große Fahrzeuge, mit denen unmittelbar produziert werden könne. Das habe ebenso für eine Übernahme gesprochen, wie die Möglichkeit, mit weiterem Wachstum auch mehr unternehmerischen Gestaltungsspielraum zu gewinnen.

Reeh ist sehr zuversichtlich, die saisonalen Effekte, mit denen Wige Broadcast in der Vergangenheit durch die starke Fokussierung auf den Motorsport zu kämpfen hatte, mit dem neuen Konstrukt wesentlich besser abfedern zu können.

Neues Geschäftsfeld von Wige Media: »sporttotal.tv«
Kamerasystem für Sport Total TV von Wige Media
Ziel von Wige ist es, deutsche Amateurvereine mit einer speziellen Videotechnik auszustatten, die es erlaubt, Fußball-Spiele in hoher Qualität und vollautomatisch live mit der neuen Plattform »sporttotal.tv« zu übertragen.

Die Wige Media AG möchte künftig »im skalierbaren Digitalgeschäft, im margenstarken internationalen Projektgeschäft sowie im Geschäft mit Live-Events« expandieren.

So werde das Unternehmen in einer Partnerschaft mit dem Deutschen Fußball-Bund deutsche Amateurvereine mit einer speziellen Videotechnik ausstatten, die es erlaube, Fußball-Spiele in hoher Qualität und vollautomatisch live mit der neuen Plattform »sporttotal.tv« zu übertragen: Live-Übertragung via Web ohne Kameraleute und mit massiv reduziertem Technikaufwand vor Ort also.