Editorial, Kommentar: 11.11.2017

Der Modetanz von gestern

Fünf Jahre ist es her, dass der koreanische Rapper Psy mit »Gangnam Style« einen weltweit erfolgreichen Megahit landete und sich der zugehörige, alberne Modetanz verbreitete.

Schon oder erst fünf Jahre her?

Dabei wollen wir es vollkommen Ihnen überlassen, ob das nun »schon« oder »erst« fünf Jahre sind, denn diese Einschätzung hängt natürlich von vielen individuellen Faktoren ab.

»Gangnam Style« zeigte, welches Potenzial in Youtube und anderen sozialen Medien steckt.

Damals haben wir uns schon einmal mit Psy und dem »Gangnam Style« befasst, denn an diesem Beispiel konnte man zur damaligen Zeit besonders anschaulich zeigen, welches Potenzial in Youtube und anderen sozialen Medien steckt: Wie ein viraler Netzhit es schaffte, auch in zahllosen anderen Medien und auf Online-Verkaufsplattformen Niederschlag zu finden und einen globalen Erfolg zu befeuern.

Das Video »Gangnam Style« kommt mittlerweile auf fast 3 Milliarden Aufrufe.

Damals hatte »Gangnam Style« innerhalb relativ kurzer Zeit rund 620 Millionen Aufrufe bei Youtube geschafft. Mittlerweile notiert das offizielle Video bei fast 3 Milliarden Aufrufen — ebenfalls rekordverdächtig.

»Dress classy, dance cheesy.«

Seit der Veröffentlichung von »Gangnam Style« hat sich natürlich viel verändert. So hat sich etwa unter anderem bei manchen Menschen der unerschütterliche Glaube herausgebildet, man könne eine solche Geschichte einfach klonen und es gebe ein Rezept, das automatisch zu solchen Erfolgen in der Netzvermarktung führe.

Natürlich ist das ein tragischer Irrtum, denn selbst wenn man alle Zutaten genau kennen würde, und der nach dem exakt kopierten Rezept gebackene Kuchen ganz sicher gelänge, wüsste man immer noch nicht, ob er dem Publikum heute genauso schmecken würde, wie damals. Es gehört eben immer noch ein Quäntchen Magie dazu — oder wenn man es rationaler will: ein bestimmtes Zeitfenster und bestimmte Co-Faktoren, die man nicht kennt.

Das Formelhafte hat dennoch in vielen Bereichen um sich gegriffen: Aktuelle Kinoblockbuster etwa, sind ein Beispiel hierfür. Oder die Idee, aus erfolgreichen Kinofilmen nun eben auch noch eine Serie zu stricken. Ein weiterer Testfall für letzteren Ansatz könnte »Herr der Ringe« werden, denn es gibt Gerüchte darüber, dass Amazon und Netflix darüber nachdenken, diesen Stoff auch nochmal als Serie aufzukochen.

Besonders kreativ ist das alles jedenfalls nicht und man fragt sich, ob Hirnschmalz, Geld und Arbeit nicht besser investiert wären, wenn man in den Entscheideretagen auch mal was Neues überlegen und zulassen würde.

Sie werden sehen.

 

P. S.: Das Genre alberner Modetanz ist bei Youtube übrigens in vielen, interessanten Ausprägungen präsent. Ein besonderes Schätzchen ist dabei sicherlich der Hoppel-Poppel, präsentiert vom Tanzlehrer-Ehepaar Fern im Jahr 1965.