Kurznachrichten: 20.11.2019

News: Kurz und knackig – KW 47/2019

Xerox vs HP – wer schluckt wen? Mediaset vs Vivendi – Vivendi passt. Disney+ vs. Wettbewerber – drei Riesen teilen sich 2025 den Streaming-Markt. D vs. UK – die Bundesregierung pumpt 1,1 Mrd. Euro in Funklöcher, die britische Labour-Opposition will die Netze nationalisieren.

Unternehmen

Von dem Verkauf von W&B TV an Leonine wurden die Berliner W&B-Geschäfte ausgenommen. Endemol will eine neue Berlin-Dependance gründen, geführt von der bisherigen Mitgeschäftsführerin von W&B Berlin, Nanni Erben.
Eine weitere mehrtägige Streikwelle unterstrich die Forderungen der Gewerkschaften vor den nächsten Runden der Tarifverhandlungen. Die Sender bleiben weiter unterhalb des Volumens im öffentlichen Dienst, so die Kritik der Arbeitnehmer-Seite. Die aktuell angebotenen Einkommens-Steigerungen seien nur über Umschichtungen und Personalabbau finanzierbar, entgegnete der BR. Bei höheren Zugeständnissen drohe weiterer Abbau von Beschäftigung und beim Programm. Die Streiks führten zu Einschränkungen bei Radio und TV. U.a. wurden »Tagesschau«-Ausgaben während des »Morgenmagazins« ohne Hintergrund-Grafiken gesendet.
Bei seiner Strategie der europaweiten Ausdehnung ist der Berlusconi-Konzern um einen Ärger ärmer: Nach verlorenem Rechtsstreit um die neue Mediaset-Holding MediaForEurope will  Vivendi seinen 29%-Anteil am Konzern reduzieren.
Der Computerpionier Hewlett Packard hält ein Kaufangebot von Xerox für zu gering und lehnt es ab. Man wolle aber im Gespräch bleiben. Laut US-Medien wurde  HP mit 33 Mrd. US-Dollars (30 Mrd. Euro) bzw. 22 Dollars je Aktie bewertet. Der HP-Verwaltungsrat verwies auf rückläufige Xerox-Umsätze. Das werfe die Frage nach der Richtung des Geschäfts auf.

Broadcast

Die neue Version 3.5 des Frequenz- und Netzplanungstools für den terrestrischen Rundfunk unterstützt erstmals auch die Planung von 5G-Sendenetzen und kommt bereits im 5G Today-Projekt zum Einsatz.
Die Kommission schlägt die Erhöhung des monatlichen Rundfunkbeitrages ab 2021 von 17,50 Euro auf 18,36 Euro vor. Dieses vorläufige Ergebnis entspreche den Erwartungen, so RP-Staatssekretärin Heike Raab. Nach Anhörungen der Sender soll der finale Bericht im Frühjahr vorliegen. Dann entscheiden die 16 Länderparlamente.
Der Bundestag steigerte das Budget des Auslandssenders für 2020 um 15 auf 365,5 Mio. Euro bzw. um gut 4%.
Der Kabelkanal will sein sächsisches Empfangsgebiet mit einem »ostalgisch« orientierten Programm und einer Show mit Wolfgang Lippert erweitern und ab 2020 über Astra senden. Die Lizenz sei beantragt worden.

Streaming

Binnen weniger Tage nach dem Start meldet Disney zehn Mio. Abonnenten in den USA, Kanada und den Niederlanden. Bis 2025 könnte die Kundenzahl 100 Mio. überschreiten, so Analysten (s.u.).
ARD und ZDF vernetzen ihre Mediatheken. Sucht man im ZDF-Angebot die »Tagesschau«, erfolgt eine Weiterleitung zur ARD. 200 Formate und Suchbegriffe sind bisher erfasst. Das funktioniert z. Zt. jedoch nur browserbasiert, nicht mit den Apps.
10 Jahre ORF-TVthek: Den monatlich knapp 1,7 Mio. Usern stehen 220 Sendungen  – 38% des linearen ORF-Angebots – sowie 3.300 Archivvideos zur Verfügung. 2020 soll u.a. das 24/7-Streaming der vier TV-Sender integriert werden. Einige Spiele der Euro 2020 kommen in UHD.
Die Programmplattform bobbles.tv, die in Europa lebenden Bürgern aus sechs Staaten Asiens heimatliches TV offerierte, macht zu. Das Geschäftsmodell werde durch die dramatisch gestiegene Piraterie torpediert, so CEO Arnold C. Kulbatzki.

Kino, Film, Festivals, Wettbewerbe

Der RBB stiftet den seit 2017 vergebenen Dokumentarfilmpreis der Berlinale samt Dotierung von 40.000 Euro zwischen 2020 und 2024. 2020 gehen rund 18 Produktionen in diese Sektion. RBB Media wird Co-Partner des A-Festivals.

5G

Die Bundesregierung gibt den Mobilfunkbetreibern 1,1 Mrd. Euro aus dem Erlös der letzten Frequenzauktion von 6,55 Mrd. Euro indirekt zurück. Eine bundeseigene Firma soll bis zu 5.000 Masten bauen, um bis 2024 die Funklöcher im 4G-Netz zu beseitigen, die die Netzbetreiber offen lassen.
Heftige Gegenreaktionen hat die britische Labour-Party ausgelöst. Sie will kostenloses Internet für alle und den technischen Ausbau mit 20,3 Mrd. Pfund (23,7 Mrd. Euro) finanzieren. Parteichef Corbyn setzt im Gegenzug die Nationalisierung der Breitband-Infrastruktur bis 2030 voraus.

Standards

Die jetzt verabschiedete Spezifikation DVB-I sichert die lineare TV-Verbreitung über das Internet auf Geräte mit Webanschluss wie SmartTVs, Smartphones, Tablets u.a. Streaming-Produkte.
Der Spezialist für Zugangssysteme stellte mit Skyworth (Chips, Settopboxen) ein Referenzdesign für hybride STBen auf Android-Basis vor. Zertifizierte kostengünstige Massenprodukte würden Plattform-Betreibern kurzfristig angeboten.

Radio, Audio

@Bild von Maximilian Greger auf Pixabay Der einzige noch analoge Rundfunkübertragungsweg bleibt wohl bis mindestens 2032 erhalten. Bis dahin vergab die Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein mehrere Zuweisungen für UKW-Frequenzen.

Studien, Statistiken

Fernseher bestimmen die Unterhaltungselektronik immer weniger. Im Vergleich zu 2018 (4,6 Mio. Stück, -7,9%) wurden in den drei Quartalen 2019 nochmals 4,4 Mio. Stück (-3,6%) weniger verkauft. Der Umsatz fiel um 9,4% auf 2,5 Mrd. Euro. Laut dem Handelsindex Hemix sorgen u.a. Audio- und Videozubehör (862 Mio. Euro, +26%) und Wearables (3,6 Mio. Stück, +39%) sowie in kleinerer Dimension Küchen- und Haushaltstechnik dafür, dass der Umsatz der gesamten Heimelektronik seit Jahresbeginn nur um 0,8% unter dem des Zeitraums 2018 bei 29,1 Mrd. Euro lag.
Bis 2025 teilen sich drei Anbieter den globalen Streaming-Markt. DigitalTV Research rechnet mit der Verdopplung der SVOD-Abos von heute 257 auf 529 Mio. Netflix werde mit 236 Mio. Kunden (45%) mit Abstand vor Amazon (135 Mio.) und Disney+ (102 Mio.) dominieren.
Die Umsätze europäischer Kabelnetzbetreiber erreichten 2018 rekordreife 23 (2017: 22,3) Mrd. Euro. Trotz des Trends vom Kabel zu OTT-Diensten wurden die Umsätze pro Kunde (ARPU) durch Dienste-Bundling gesteigert. Vodafone kontrolliert rund die Hälfte des Sektors.
Die weltweiten Umsätze mit adressierbarer TV-Werbung sollen bis 2025 von aktuell 15,6 auf 85,5 Mrd. Dollars – das Sechsfache – steigen. Das sagen die Analysten von Rethink TV im Bericht »Advertising Forecast to 2025« voraus.

Verbände

Im 70. Jahr sieht sich der Verband als wirksame Vertretung der technisch-kreativen Dienstleister. Bei Politik, Institutionen und Branchenpartnern will man mehr Anerkennung als Investoren in und Betreiber von Produktionstechnik und als Koproduzenten erreichen. Der Verband hat 40 Mitgliedsfirmen in fünf Bereichen.
Ein Büro in Brüssel schafft Lobby-Präsenz bei der EU im Gebäude des internationalen Produzentenverbandes FIAPF. Justiziar Matthias Schwarz ist verantwortlich für Europafragen, Boris Frank ist Europabeauftragter.

Personalia

Die wohl einzige erhaltene Sendung des DDR-Fernsehens begeht am 22. November den 60. Geburtstag. Federführender Sender ist der RBB, mit MDR und NDR. Der RBB zeigt am 22. November um 20.15 Uhr eine Sondersendung.
Benjamin Bach hat die Twentieth Fox Germany Austria & Switzerland am 15. November verlassen. Erst Ende 2018 hatte er die Geschäftsführung von Vincent de la Tour übernommen.
Michael Krüßel, HA-Leiter Finanzen beim WDR, wechselt als Geschäftsführer zum Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Er folgt – vorbehaltlich der Zustimmung des WDR-Verwaltungsrates – auf Stefan Wolf, der die Gemeinschaftseinrichtung bereits verlassen hat.