Kurznachrichten: 27.02.2020

News: Kurz und knackig – KW 09/2020

Die KEF schlägt nach 12 Jahren erstmals eine Erhöhung des Rundfunkbeitrages vor. ServusTV hat neue Studios. Streamer sollen 30% europäische Inhalte anbieten und propagieren. Mit DAB+ in die Gewinnzone. HbbTV personalisiert Werbung. Rohde & Schwarz sendet in 5G. Huawei kontraktiert fleißig – trotz US-Bedrohung.

Unternehmen

Nach der Allianz mit dem ZDF kommt der Mehrheitseinstieg bei der belgischen Produktionsfirma Bravado Fiction von Jan Theys, mit dem man unter anderem bei »Professor T« schon zusammen arbeitete.

Broadcast

Zwei neue Studios gingen neben der Salzburger Red Bull Arena in Betrieb. Das vollautomatisierte Studio 2 sei »eines der modernsten Nachrichtenstudios in Europa« mit vier Remote-Kameras (drei auf Schienen), zwei ferngesteuert fahrbaren Videowalls und einer 40-qm-Videowall im Hintergrund. Studio 1 hat auf 330 qm u.a. eine 30 qm Greenbox und bietet Platz für 100 Zuschauer.
Unter dem Druck der Streamer lanciert die ARD neue Erzählformen in die Mediatheken. Laut Degeto-Chefin Strobl soll man bei der Schirach-Adaption »Der Feind – zwischen Recht und Gerechtigkeit« zwischen dem Ersten und den Dritten umschalten. Das gab es erstmals 1986 bei »Wer erschoß Boro?« als ARD/ZDF-Koop.

Rundfunkbeitrag

Der Rundfunkbeitrag kann erstmals seit zwölf Jahren steigen, wenn die Bundesländer eine Erhöhung um 86 Cent auf 18,36 Euro monatlich unterstützen. Das schlägt die KEF in ihrem 22. Bericht vor.
Der Kulturkanal darf aufgrund der Frankreich-Partnerschaft ab 2021 via Sat parallel in UltraHD senden. Die KEF gibt im 22. Bericht (Tz. 125) dafür 11,2 Mio. € frei, die bis dahin für SD budgetiert waren. Die anderen Kanäle von ARD und ZDF müssen SD abschalten.
Nachdem die Bundesländer nach jahrelanger Debatte offenbar keinen gemeinsamen Ansatz zur Beschneidung des Sendeauftrages von ARD, ZDF und Deutschlandradio gefunden haben, fordern die Privatsender eine »externe Kommission zur Evaluierung der Strukturen und des Angebots«. Dabei seien die wirtschaftlichen Interessen der Privatsender zu berücksichtigen und Werbung und Sponsoring weiter zu limitieren.
Trotz der Erhöhung müsse man »äußerst diszipliniert wirtschaften«, so der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow. Man müsse »Prioritäten setzen«, um »weiterhin das bestmögliche Programm« anzubieten. Über die zwölf Jahre, in denen der Beitrag sogar gesenkt wurde, lag die Teuerungsrate bei 14%.

Streaming

Ein Novellen-Entwurf der EU-Richtlinie zu AV-Mediendiensten (AVMSD) verpflichtet OnDemand-Dienste dazu, mindestens 30% europäische Titel anzubieten und deren Bekanntheit zu sichern. Eine Konsultation läuft bis zum 13. März.

Film, Kino, Festivals

Die Kinos in Europa verzeichneten 2019 nach Anhaben der EU-Informationsstelle mehr als eine Mrd. Besucher und einen Zuwachs von 5,5% zum Vorjahr. Es handele sich um den Bestwert der EU-Länder seit 2004, der u.a. durch Deutschland (+12,6%), Italien (+14,2%) erreicht wurde. Unter den größten Märkten war nur England um 2,2% rückläufig.

Studien, Statistik

Jeder zweite britische Haushalt hat ein Streaming-Abo. Der Anteil sei im Q4/2019 um 600.000 auf 14,47 Mio. Abos gestiegen. Netflix führt nach einem 20% -Jahreswachstum mit 12,35 Mio. Kunden vor Amazon, das um 35% auf 7,14 Mio. Kunden wuchs. 6,03 (plus 1,72) Mio. Haushalte haben mehr als einen Dienst abonniert.

Radio, Audio

DAB+-Submarken von UKW-Radios bringen erstmals Gewinne. Eine aktuelle Studie stellt Überschüsse von 0,5 Mio. € und eine Kostendeckung von 111% bei Radios wie Rock Antenne (Antenne Bayern), Energy National (NRJ) oder FFH Rock (Hitradio FFH) fest. DAB+-Radios ohne UKW-Bezug erreichen bei 28% der Ausgaben für die Verbreitung nur 65% Kostendeckung.
Das NRW-»Zweisäulenmodell« mit Betriebs- und Veranstaltergemeinschaften zur Stützung der Lokalradios schützt nicht vor der Pleite: Die vom Funke-Konzern dominierte Betriebsgesellschaft Westfunk, involviert bei 12 der 44 NRW-Lokalradios, verabschiedet sich aus dem defizitären Radio Ennepe Ruhr, um eine Insolvenz zu vermeiden.
Laut dem SWR kann es zwischen dem 28. Februar und dem 3. März jeweils zwischen 12.43h und 12.50h zu Ausfällen an einigen Sendern des DAB+-Netzes kommen. Hintergrund sind Störungen der Signalzuführung über Satellit durch Sonneninterferenzen.

Standards

Die neue Spezifikation Targeted Advertising (TA) ermöglicht mittels Personalisierungs- und Lokalisierungsfunktionen »hochgradig ausdifferenzierte Zielgruppen« für den Werbemarkt zu erschließen, während den Sendern der Massenmarkt erhalten bleibe. Das DVB-Board erweiterte HbbTV-TA um die Signalisierung im Live-TV.

5G

Am 25. Februar 2020 startete in Barcelona ein Projekt der Sendeanstalt RTVE und des Netzbetreibers Cellnet. Im Kanal 56 (Standort: Collserola) wird 4K-Content auf 5 MHz Bandbreite live und als Aufzeichnung gesendet.
Obwohl die Trump-Administration US-eigene TK-Ausrüster vor dem Wettbewerber schützt und Huawei ausschließt, können die Chinesen 91 Verträge für 5G-Netze vorweisen. Zu den 47 europäischen und 27 asiatischen Mobilfunk-Partnern zählt auch Spaniens Telefonica mit der deutschen Marke O2.

Recht

Kameramann Jost Vacano erlitt im jahrelangen Rechtsstreit um Folgehonorare für »Das Boot« einen Rückschlag. Der Bundesgerichtshof wies die von der Vorinstanz bestimmte Schätzung der Zahlungen auf Grundlage von Tarifverträgen zurück. Das 1981 gezahlte Pauschalhonorar müsse geteilt werden, weil damit »eine Vielzahl weiterer Nutzungen im In- und Ausland wie die Kinoauswertung oder die DVD-Verwertung abgegolten wurde«. Betrifft die Vorab-Abgeltung auch damals noch nicht existente Nutzungen wie BluRay oder Streaming?

Personalia

Vorstandsvorsitzender der 2.000 Mitglieder starken Deutschen Filmakademie bleibt Benjamin Herrmann, Denis Behnke vertritt weiter die VFX-Sparte, Martin Langer die Kameraleute. Neu im Gremium sind Hanse Warns (Ton), Fabian Busch (Schauspiel) und Karim Sebastian Elias (Musik).
Bob Iger (69) trat überraschend als CEO von Disney zurück, leitet aber den Verwaltungsrat bis Ende 2021. 15 Jahre lang hatte er den Konzern geprägt, u.a. um Pixar, Fox, Lucasfilm, Marvel Film erweitert und zuletzt die Online-Plattform Disney+ auf den Weg gebracht. Nachfolger Bob Chapek ist seit 30 Jahren im Konzern und verantwortete die Themenparks.
Chief Technology Officer Nick Thexton von P7S1 verlässt laut Berichten Ende Juni den Konzern. Die Position wurde erst im März 2019 für ihn geschaffen. Kurz zuvor wurde der Ausstieg der Entertainment-Chefin Michaela Tod angekündigt, weitere Führungspersonen waren Anfang 2019 gegangen.
Unterhaltungschef Uwe Schlindwein verlässt den Sender Ende Februar. Zuvor wurde Mark Land, bislang in gleicher Verantwortung bei RTL, als Senior Vice President Programm angekündigt.
Um die Vermarktungs-Aufgabe der Tochter zu stärken, wechselt Thomas Port von SevenOne Medien dorthin. Er fungiert ab März als zweiter Geschäftsführer neben Stefan Zart. Zeljko Karajica verlässt den Konzern.
Director Local Productions Televisions Anne Solá Ferrer wechselte von Warner Bros als Produzentin zur Fiction-Tochter des Joko&Klaas-Unternehmens an die Seite von Showrunner Lars Jessen.
Die Versammlung der Niedersächsischen Landesmedienanstalt wählte Christian Krebs zum Direktor. Er übernimmt Ende Juli von Andreas Fischer, der nach zehn Amtsjahren in den Ruhestand geht. Krebs ist seit 2004 in der NLM, seit 2011 deren Justiziar und seit 2025 Stellvertreter des Direktors.