Live, Sport, Top-Story, Veranstaltung: 06.10.2022

Sky Sport Summit 2022

Sky lud zum Sky Sport Summit nach Unterföhring. Bei einem abwechslungsreichen Programm traf sich die Live-Produktionsbranche und diskutierte aktuelle Trends und Themen.


Alessandro Reitano, Marcus Beisiegel, Stefan Kramper.
DFL und Innovation

Mit Marcus Beisiegel (DFL) und Stefan Kramper (Dolby) sprach Alessandro Reitano über aktuelle Innovation der DFL. Letztlich sei es harte Arbeit, innovativ zu sein, so Marcus Beisiegel, aber der Wille zur Innovation zeichne die DFL aus. Er findet, dass gerade die Kooperationen mit Partnern vielversprechend seien. Mit der Produktion des Top-Spiels in Dolby Atmos etwa habe man einen wichtigen Meilenstein erreicht, so Beisiegel. Spätestens in der Pandemie habe man erkannt, wie wichtig der Ton für die Berichterstattung sei, ergänzt Stefan Kramper von Dolby, und dieses Verständnis sei nun auf breiter Basis da.

Das Top-Spiel wird nun in Dolby Atmos produziert.

Eine Herausforderung für die DFL ist die Entwicklungsgeschwindigkeit, die man am Markt feststellen kann. Die DFL-Entwicklungszyklen dauern üblicherweise mehrere Jahre. Soll heißen, ein Produkt, das heute entwickelt wird, geht erst in mehreren Jahren tatsächlich an den Start. Das sei in einem Markt, der sich insbesondere bei den Produkten für die junge Zielgruppe sehr schnell verändere, eine Herausforderung, die man bei der DFL aber gerne annehme, so Beisiegel. Die zentrale Frage sei es, welcher Content sich für welche Zielgruppe in welcher Form eigne, so Beisiegel. Um hier Antworten zu finden, habe sich ein kollaborativer Ansatz als erfolgreich erwiesen. Den verfolge man auch beim Projekt »Sky Next Generation«, bei dem die DFL gemeinsam mit Sky eine kindgerechte Übertragung des Klassikers FCB-BVB realisiert. 

DTM Produktion

Wie fesselnd Motorsport produziert werden kann, zeigte das nächste Panel.

DTM-Produktion unter der Lupe.

Mit Oliver Simon von der DTM und Wolfang Reeh von TV Skyline sprach Alessandro Reitano über die aufregende DTM, die pro Jahr an acht Wochenenden mit jeweils riesigem Aufwand realisiert wird. Oliver Simon betonte, dass Fan Engagement für die DTM ein zentrales Element sei, das auch in der Produktion berücksichtigt werde. Er beschrieb, wie herausfordernd es sei, 27 Fahrzeuge auf einer Strecke in Szene zu setzen – und vor allem im Auge zu behalten. Zudem arbeite man in der Produktion sehr eng getaktet und habe für jedes Rennen nur sehr kurze Aufbauzeiten zur Verfügung. 

Als Innovation habe man in dieser Saison virtuelle Grafiken eingeführt, so Simon. Wenn Werbung besser lesbar sei, könne man damit neue Revenue Streams eröffnen, sagt Simon. 

Wolfgang Reeh erläuterte, dass man bei der DTM pro Rennen bis zu 70 Kameras einsetze.

Wolfgang Reeh erläuterte, dass man bei der DTM pro Rennen im Extremfall bis zu 70 Kameras einsetze und sehr viel Drahtlostechnik verwende. Remote Produktionen, wie sie derzeit bei vielen Events umgesetzt werden, eignen sich aus der Sicht von Wolfgang Reeh für die DTM nur bedingt. Während der Pandemie, als englische Kommentatoren nicht reisen konnten, haben man aber durchaus Remote-Produktionselemente genutzt, sodass die englischen Kommentatoren die Rennen von zuhause aus kommentieren konnten. 

Angesprochen auf den Fachkräftemangel in der Branche bestätigt auch Wolfgang Reeh, dass dies durchaus ein Thema sei, dem man bei TV Skyline aber bereits seit vielen Jahren mit einer intensiven Ausbildung im Unternehmen begegne. Für die DTM gesprochen habe sich zudem eine Produktionsfamilie mit extrem geringer Fluktuation entwickelt. Wer bei der DTM mitarbeite, begeistere sich in der Regel auch für das Produkt und für die DTM – und nehme dafür auch teilweise unattraktivere Arbeitszeiten in Kauf. 

Mit Florin Mitu konnte Alessandro Reitano für das nächste Panel über die Fußball-WM in Katar einen wichtigen Fifa-Repräsentanten gewinnen.
WM in Katar

Mit Florin Mitu konnte Alessandro Reitano für das nächste Panel über die Fußball-WM in Katar einen wichtigen Fifa-Repräsentanten gewinnen. Man könne sich auf ein globales Event freuen, so Mitu.

Im IBC seien 74 Broadcaster vertreten, wobei viele aber remote produzierten. 

Jedes Spiel werde in UHD und HDR/HLG mit 42 Kameras produziert, so Mitu. Mit Drohnen und Helis gewinne man neue Perspektiven, und ein Chip im Fußball sorge dafür, dass man bei der WM die Ballgeschwindigkeit erfassen und etwa bei einem Elfmeter anzeigen könne. Mit zwei Cine-Style-Kameras sorge man für einen neuen Look, zudem gebe es viele neue digitale Elemente. 

In den Stadien selbst stehen in Katar 5G-Netze zur Verfügung, das Thema Fan Engagement lässt sich damit auf ein neues Niveau heben. »It is all going into a digital direction«, betonte Mitu. 

Erfolgsmodell NFL

Die Begeisterung für American Football ist in den vergangenen Jahren in Deutschland sukzessive gewachsen – nicht zuletzt aufgrund der Ran-NFL-Berichterstattung von ProSieben. Davon berichtete Alexander Rösner von der Seven One Entertainment Group. Er blickte zurück auf die Entwicklung des Ran-NFL-Formats: Weil der Worldfeed für Football aus den USA mit vielen Werbepausen unterbrochen werde, habe man die Breaks genutzt, um das Spiel zu erklären – und dabei auch Spaß zu haben. Das kam gut an, und die Community habe viele Inhalte beigesteuert, die letztlich ins Format gewandert seien. »So haben wir Fan Engagement für uns entdeckt«, erzählt Alexander Rösner. 

Ran erhielt den Deutschen Fernsehpreis als beste Sportsendung.

Die Mühe für die jahrelange NFL-Berichterstattung von Ran wurde übrigens auch so belohnt: Das Football-Format aus dem Hause ProSiebenSat.1 wurde beim Deutschen Fernsehpreis 2022 als »beste Sportsendung« ausgezeichnet. Preisgekrönt sind damit nicht nur die NFL-Übertragungen auf ProSieben und ProSieben Maxx, sondern auch die Live-Berichterstattung zum College-Football und der European League of Football.

Bitter für die Ran-Redaktion: RTL hat sich die Übertragungsrechte für die NFL bis 2028 gesichert – und wird ab April 2023 davon berichten. 

American Football wird auch in Deutschland immer beliebter.

Mit Craig Bernstein von der NBC und Michael Davis von Fox waren in der sich anschließenden Diskussion zwei NFL-Experten zugeschaltet, die interessante Einblicke in die NFL-Produktion in den USA lieferten. Fox etwa nahm erst kürzlich ein neues Studio in Betrieb, das weg von Greenscreen hin zu LED-Wänden und virtueller Produktion ging. 

Als wichtige Meilensteine in der US-NFL-Produktion nannten die beiden den Wechsel zur 1080p/HDR-Produktion und den Einsatz von JPEG XS für Transmission. Craig Bernstein erläuterte zudem, dass man in allen Gewerken mittlerweile auch Anteile von Remote Produktion habe. Michael Davis findet zudem, dass auch Cloud Produktion in den kommenden 12 Monaten ein Thema werde. Weiter hätten sich auch Digital-Cinematography-Elemente in der Berichterstattung der NFL etabliert, und auch der Einsatz von Drohnen habe zugenommen. 

Craig Bernstein von NBC wünscht sich, dass insbesondere bei den RF-POV-Kameras die Qualität noch besser wird, sie falle derzeit im Vergleich zu anderen Bildern der Berichterstattung qualitativ zu stark ab. Auf dem Weg zu 1080p HDR und 4K müssten die RF-POV-Kameras künftig definitiv eine bessere Qualität liefern, so Bernstein. 

Elefantenrunde

Im Schlusspanel der Veranstaltung ging es um Cloud Migration und »The future of Broadcasting«. Auf dem Panel saßen Daniel Url (Grass Valley), Thomas Riedel (Riedel Communications), Uli Voigt (Vizrt), Markus Osthaus (TVN), Tim Achberger (Sportcast) und Steffen Buschmann (Ross Video).

Die Elefantenrunde zum Schluss.

Für Daniel Url ist klar, dass sich die Branche radikal ändert. Dem habe man bei Grass Valley mit der bereits seit sieben Jahren stattfindenden Entwicklung der AMPP Plattform Rechnung getragen.

Markus Osthaus von TVN findet, dass sich in der Cloud zwar schon viel abbilden lässt, dass man aber von Produktion zu Produktion entscheiden müsse, welche Produktionsform sinnvoll sei. Er findet »Rein in die Cloud kann günstig sein, raus aus der Cloud dann teuer.«

Auch Thomas Riedel differenziert. Dass sein Unternehmen mit SimplyLive ein Cloudunternehmen gekauft habe, helfe seinem Unternehmen in puncto Software und passe zudem sehr gut zu Riedel, weil es produktseitig praktisch keine Überschneidungen gebe. »Die Cloud kann viel, sie wird aber auch nicht alles lösen«, sagt er. 

Daniel Url glaubt an die Cloud.

Für Uli Voigt von Vizrt ist Cloud schon Realität geworden, weil Vizrt etliche reine Cloudprodukte anbietet. Das größte Kompliment erhalte er, wenn Kunden, die ein Cloudprodukt nutzten, gar nicht merkten, dass sie in der Cloud arbeiten. 

Steffen Buschmann von Ross Video hingegen findet, dass sich künftig wohl noch eher Hybridmodelle etablieren werden. »Cloud wie auch Hardware werden eine Zukunft haben«, sagt er. 

Auf die Frage, wie viel Cloud denn schon in der Produktion eines Bundesligatags stecke, antwortete Tim Achberger, dass es hier durchaus schon einzelne Elemente gebe, dass es im Tier One-Bereich aber wohl noch längere Zeit Hybridmodelle geben werde. 

Das sieht Daniel Url anders, er betont, dass die meisten AMPP-Kunden bei Grass Valley aus dem Tier One-Bereich kommen. Doch auch er sagt, dass letztlich Faktoren wie Sinnhaftigkeit, Kosten, Fachkräfte etc. berücksichtigt werden müssten, wenn es darum gehe, zu entscheiden, ob eine Cloud Produktion funktioniere. 

Erfolgreicher Event: Sky Sport Summit 2022.

Thomas Riedel sieht die Cloud eher im Playout und weniger im Live Betrieb. Er führt noch einen anderen Aspekt an. Den meisten Kunden gehe es doch darum, dass man für ihre jeweiligen Probleme eine Lösung entwickle – und das versuche Riedel mit perfekter Hard- und Software aus einer Hand zu realisieren. 

Markus Osthaus bestätigt diesen Ansatz: »Unsere Kunden wollen Lösungen von uns, und da wird Cloud wie auch Remote ein Bestandteil davon sein und werden.« Wichtig sei es aber vor allem, Lösungen zu entwickeln und herauszufinden, was funktioniere – und was eben nicht. 

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