Kamera, Test, Top-Story: 02.01.2019

Sony Venice: neue Horizonte

6K, Vollformat, 15 Blendenstufen Dynamikumfang und ein neues Farbmanagment – das sind nur einige grundlegende Eckdaten der Sony-Vollformatkamera Venice. Wie schlägt sich das Sony-Flaggschiff bei einer Produktion? Tobias Körtge hat’s ausprobiert.




Er hat die Vollformatkamera Sony Venice für film-tv-video.de bei der Produktion eines Films zum Thema Cyber Security eingesetzt und getestet. Dabei standen Bedienung und Handling und natürlich auch die Nutzung des Vollformat-Sensors im Fokus.

 

Band Pro Munich stellte das Equipment für diesen Praxistest.

Körtge arbeitete in der Vergangenheit oft mit Arri Amira, testete für film-tv-video.de auch schon Canons C700 und warf nun einen Blick auf die Sony Venice. Band Pro Munich stellte das Test-Equipment zur Verfügung.

Die Kamera
Auflösung und Formate
Herz der Sony Venice ist ein Vollformat-Sensor.

Herz der Sony Venice ist ein Vollformat-Sensor, der ein Bildfenster in der klassischen Größe von 36 x 24 mm aufweist und eine Auflösung von 6K erreicht. Eine Besonderheit des Sensors besteht darin, dass er unabhängig vom Seitenverhältnis nutzbar ist. Im Vollformat-Modus etwa ist es möglich, die volle Sensorbreite von 6048 Pixeln für unterschiedlichste Bildseitenverhältnisse zu nutzen (3:2, 2,39:1, 1,85:1 und 17:9).

Der flexible Sensor.

Die Sony Venice lässt sich zudem auch mit anarmorphotischen Objektiven betreiben und nutzt dann die volle Höhe des Sensors aus. Für Super-Breitbild-Produktionen bietet sie zwei 2 x anamorphotisch verzerrte Imager-Modi in voller Höhe, einschließlich 6:5- und 4:3-Aufnahmemodi für Szenen im Format 12:5 (2.39:1) bzw. 8:3 (2,66:1).

Mount + ND-Filter
Venice bietet standardmäßig PL- und E-Mount.

Sony Venice ist mit einem PL-Mount bestückt, der die Cooke/i-Technologie unterstützt, also Bild für Bild auch Metadaten erfasst. Hinter dem PL-Mount sitzt ein Sony E-Mount-Anschluss mit Lever-Lock-System. Dieser Sperrhebel bietet zusätzliche Sicherheit bei großen Objektiven. Um von PL auf eMount zu wechseln, muss man lediglich einige Sechskantschrauben entfernen, dann kann man schon den eMount »freilegen« und nutzen.

Venice bietet ein achtstufiges ND-Filtersystem.

Eine Besonderheit der Kamera ist das achtstufige ND-Filtersystem, das beim Dreh enorme Flexibilität bietet. Der mechanische, achtstufige ND-Filter der Sony Venice umfasst einen ND-Bereich von 0,3 (1/2 = 1 Blendenstufe) bis 2,4 (1/256 = 8 Stufen).

Body
Sony hat den Body sehr robust konstruiert.

Das rund vier Kilogramm schwere Gehäuse der Sony Venice ist sehr robust und soll auch härtesten Bedingungen standhalten, betont der Hersteller. Sony erläutert, dass man das Belüftungssystem der Kamera von elektronischen Komponenten isoliert habe, um so zu verhindern, dass Staub oder gar Wasserspritzer leicht eindringen können. Falls es doch einmal Probleme geben sollte, lässt sich der Lüfter, der seitlich platziert ist, austauschen – bei Bedarf auch am Set.

Venice ist modular aufgebaut.

Von der Bauform her orientiert sich Sony mit der Venice am Blockdesign, das sich in den vergangenen Jahren etabliert hat. Dabei legt der Hersteller großen Wert auf Modularität. So lassen sich etwa Sucher und Handgriff vergleichsweise einfach einstellen und individuell anpassen.

Aufnahmeformate

Sony Venice ist bei den möglichen Aufnahmeformaten sehr flexibel. Auf SxS-Karten kann wahlweise in XAVC, Apple ProRes oder auch MPEG-HD aufgezeichnet werden. Wenn’s ein bisschen mehr sein soll, kommt der externe Recorder AXS-R7 ins Spiel. Er lässt sich mit nur vier Schrauben an der Venice befestigen und erlaubt die Aufzeichnung von 16-Bit-Raw-Daten.

Venice kann intern auf SxS-Karten, aber wahlweise auch auf einen angeflanschten AXS-R7-Recorder aufzeichnen.

Zudem ist es möglich, mit dem AXS-R7 X-OCN (eXtended tonal range Original Camera Negative) mit 16 Bit aufzuzeichnen. Dahinter verbirgt sich letztlich eine komprimierte 16-Bit-Raw-Daten-Aufzeichnung, mit der sich die Datenmenge um etwa 30% reduzieren lässt. Das ist ein echtes Plus der Venice, denn das Handling von Raw-Daten ist nach wie vor nicht ganz einfach.

Sony betont, dass X-OCN in der Post und gerade im Grading dank des neuen Farbmanagement-Systems viele Möglichkeiten für die Bildbearbeitung biete. Softwares wie etwa DaVinci Resolve können mit X-OCN problemlos arbeiten und das Material qualitativ ausreizen. Mit Catalyst Browse und dem Raw Viewer bietet der Hersteller zudem auch eigene, einfachere Programme an, die man herunterladen kann, um das Material der Venice zu betrachten oder in eingeschränkterem Rahmen auch zu bearbeiten.

Parallele Aufzeichnung

Wer mit der Venice in hoher Qualität aufzeichnet, kann seinen Workflow optimieren, indem er gleichzeitig auf zwei Speichermedien aufzeichnet: also beispielsweise X-OCN-Daten auf den externen Recorder AXS-R7 und zusätzlich auf den SxS-Karten in niedrigerer Auflösung ProRes. Großes Plus: Auch ohne Verwendung des AXS-R7 kann Venice XAVC 4K- und Apple ProRes-422- Proxy-Formate gleichzeitig aufnehmen – dann auf zwei SxS-Karten.

Dual Base ISO
Für die Ausgabe der Bildsignale stehen SDI-Ausgänge zur Verfügung.

Als Grundempfindlichkeit bietet die Sony Venice einen ISO-Wert von 500, was für viele Drehsituationen einen sinnvollen Dynamikbereich liefert. In Situationen mit weniger Licht kann die Kamera aber auch mit einem ISO-Wert von 2.500 genutzt werden. Auch bei lichtschwachen Objektiven ist es eine Option, im höheren ISO-Bereich zu arbeiten.

Anschlüsse

Aktuell ist es über vier SDI-Anschlüsse möglich, 4K-Signale auszugeben, 12G ist fürs nächste Firmware-Update angekündigt. TC- und Genlock-Eingänge sind ebenso vorhanden wie ein HDMI– und ein Monitor-Ausgang. Über eine fünfpolige XLR-Buchse lässt sich ein Stereo-Tonsignal aufzeichnen.

 

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