Kamera, Test, Top-Story: 10.10.2019

Praxistest: Ursa Mini Pro G2

Äußerlich ist die zweite Generation der Usa Mini Pro nicht vom Vorgänger zu unterscheiden. Sie bietet einen S35-4,6K-Sensor mit hoher Dynamik und kann mit 300 fps in »Windowed HD« und mit 120 fps in 4K aufzeichnen. film-tv-video.de hat die Kamera ausführlich ausprobiert.





Ergonomie und Bedienung

Die etwas vollmundige Beschreibung auf der Website als »federleicht« trifft zumindest 2019 nicht mehr zu – Im Gegenteil: Das massive und stabile Gehäuse aus Magnesium wirkt zwar sehr wertig, doch zusammen mit Griff, Schulterstütze, Sucher und Akku auf der Rückseite ist das Gewicht der Kamera deutlich zu spüren. Vor allem das Ausbalancieren auf der Schulter ist mit dem optionalen Handgriff nicht ganz einfach. Entweder sitzt die Kamera zu weit vorne und ist zu kopflastig, oder es ist mit dem Schwerpunkt über der Schulter schwer, eine angenehme Haltung einzunehmen. Mit dem Haltegriff befindet sich der rechte Arm zu nah am Körper. 

Das Menü für alle wichtigen Einstellungen lässt sich über den Touchscreen oder ein Drehrad im Sucher aufrufen.

Die Griffverlängerung, die an der Arri-Rosette montiert wird, ist dafür einfach zu kurz geraten. Allerdings hängt das auch stark vom Objektiv ab. Mit einem großen Zoomobjektiv ist es einfacher, eine gute Balance herzustellen. Auch für das Halten vor dem Körper ist die Ursa Mini Pro G2 selbst in minimaler Konfiguration zu schwer. Das seitlich angeordnete 4-Zoll-Display macht auch mechanisch einen belastbaren Eindruck, es ist sogar schon etwas zu schwergängig. Es kann 90 Grad nach oben und unten ausgerichtet, aber nicht komplett gedreht und wieder eingeklappt werden.

Das grafische Menü kann nur über das Display eingestellt werden. Also muss dazu das Display immer ausgeklappt werden, was das Einstellen von der Schulter sehr schwierig und ungemütlich gestaltet. Über den Sucher kann auf eine limitierte Version des Menüs zugegriffen werden, beispielsweise für ISO, Blende, Shutter oder Bildfrequenz. Diese Einstellungen können über ein Drehrad vorgenommen werden, was gerade bei größeren Wechseln der Werte viel schneller geht als mit den Dip-Schaltern unter dem Menürad.

Das monochrome Display auf der Außenseite des Touchscreens ist auch bei direkter Sonne noch gut zu lesen und bietet die wichtigsten Informationen.

Insgesamt ist das aber eine gute Lösung für die Bauform, sofern man die Grundeinstellungen im Menü einmal gemacht hat. Praktisch ist das Schwarzweiß-Display auf der Außenseite des Displays, das alle wichtigen Einstellungen in einem Fenster anzeigt. Neben dem sehr dominanten Timecode sind das Bildfrequenz, Shutter, Weißabgleich, ISO, Blende und die Anzeige, wie viel Raum noch auf der Karte frei ist. Dazu zeigt es den Audiopegel beider Kanäle.

Die Montage der Kamera auf dem Stativ führte nicht in in allen Varianten zu befriedigender Stabilität. Es empfiehlt sich, die Kameraplatte im vorderen Bereich der Schulterstütze zu montieren – das setzt aber voraus, dass das Stativ auch dann noch genügend Raum und Auflagefläche für die Positionierung des Schwerpunktes über der Mitte bietet. Leider sitzt die Kamera nicht ganz so stabil auf der V-Lock-Platte wie ein Sony Camcorder, sie wackelt seitlich leicht.

Ursa Mini Pro G2, @Nonkonform
Die Lüftungsschlitze auf der Ober- und Unterseite der Kamera sind so groß …
Ursa Mini Pro G2, @Nonkonform
… dass man durch die Kamera hindurchsehen kann (Blick von oben).

Ein weiteres störendes Design-Detail bleibt leider bestehen: Die Lüftungsschlitze auf der Ober- und Unterseite der Kamera sind so groß, dass man durch die Kamera hindurchsehen kann. Gerade bei Regen scheint das nicht gerade eine sehr praktikable Bauweise zu sein, denn das Wasser kann sehr schnell in das Innere der Kamera eindringen.

Ursa Mini Pro G2, @Nonkonform
Essenziell für dokumentarisches Arbeiten: das Filterrad für die ND-Filter.

Die Bedienung ist nahe an klassischen Schulter-Camcordern. Dank der zusätzlichen Schalter und Tasten am Gehäuse der Ursa Mini Pro G2 muss man im eigentlichen Drehbetrieb das Menü nur noch selten aufrufen, wenn man die Kamera zuvor schon in den wichtigsten Einstellungen für den Dreh vorbereitet hat. Die Bedienelemente im vorderen Bereich der Kamera sind auch im Schulterbetrieb nach kurzer Übung blind zu bedienen. Die Schaltelemente sind haptisch gut und geben gute taktile Rückmeldung. Das Einstellrad für die ND-Filter für zwei, vier und sechs Blendenstufen sitzt an der gewohnten Stelle und rastet gut ein. Bei geschlossenem Display stehen die meisten wichtigen Funktionen als Schaltelemente auf der rechten Seite zur Verfügung.

Der Weißabgleich-Schalter sitzt an der üblichen Stelle.

Die Dip-Schalter für Gain, Shutter und Weißabgleich sind allerdings keine Schalter mit festen Positionen, sondern schalten einen Wert nach oben oder unten. Bei ISO und Shutter ist das meist ein gutes Konzept, da sich diese Werte in der Regel nicht zu stark verändern; für den Weißabgleich ist das aber weniger praktisch, da man sich immer erst durch die Weißwerte in 50-Kelvin-Schritten durchschalten muss, anstatt auf feste gespeicherte Werte gehen zu können. Es gibt zwar einen Schalter für einen automatischen Weißabgleich, aber nicht die üblichen zwei Speicherplätze. Zwei Funktionstasten darunter lassen sich allerdings frei mit den wichtigsten Funktionen belegen, so können sie auch spezifischen Weißwerten zugeordnet werden.

Ursa Mini Pro G2, @Nonkonform
Für den ISO-Werte ist der Dip-Schalter praktisch, da nur zwischen den Werten 200, 400, 800, 1600 und jetzt neu auch 2000, 2500 und 3200 gewählt werden kann.

Mit der HFR-Taste kann man mit einem Klick in den vorher im Menü eingestellten Zeitlupenmodus wechseln. Es ist aber auch möglich, diese Taste mit einer anderen Funktion zu belegen. Über ein Drehrad kann zwischen Blende, Lautstärke des eingebauten Monitors und Kopfhörer-Lautstärke umgeschaltet werden. Der Lautsprecher befindet sich auf dem eingeklappten Display und kann ganz gut dazu verwendet werden, den Ton, zumindest rudimentär, auch ohne Kopfhörer mitzuhören.

Ursa Mini Pro G2, @Nonkonform
Fast alle wichtigen Audioeinstellungen lassen sich über Schalter vornehmen.

Alle wichtigen Audio-Einstellungen für die XLR-Eingänge befinden sich unter dem Display, die beiden Lautstärkeregler sitzen auf dem Display. Diese sind zwar ganz gut einzustellen, sind aber nicht abgedeckt und können beim Hantieren versehentlich verstellt werden.

Der Sucher ist zwar nur optional im Lieferumfang, für den Schulterbetrieb aber unverzichtbar. Über die Tasten auf dem Sucher kann das Peaking und die Ausschnittsvergrößerung schnell aktiviert oder deaktiviert werden. Der dritte Schalter dient dazu, das Sucherbild von allen Anzeigen zu befreien.

Seite 1: Eckdaten, Ausstattung, Konzept
Seite 2: Sensor, Auflösung, Formate // HFR Clips
Seite 3: Ergonomie und Bedienung
Seite 4: Menü, Belichtung, Mounts
Seite 5: Bildqualität, Ton, Fazit

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