Messe, Top-Story: 30.04.2008

NAB2008-Trend: Asset Management für alle

In der digitalen Welt wird produziert und produziert und produziert. Die Unmengen an Daten, die anfallen, wollen verwaltet werden. Dazu braucht es auf allen Ebenen die passende Soft- und Hardware. Die NAB2008 erlebte einen wahren Sturm von ganz neuen Systemen, Erweiterungen und Verbesserungen in diesem Bereich: für große und kleine Installationen, für große und kleine Geldbeutel.

Auf allen Ebenen der Produktion, Postproduktion und Distribution geht es immer mehr darum, riesige Datenmengen effizient zu verwalten. Das liegt auch daran, dass Speicherplatz im Vergleich zu Filmmaterial sehr viel günstiger zu haben ist und deshalb in aller Regel sehr viel mehr Material aufgenommen wird, sobald man digital produziert.

Die Strukturen hierfür müssen in den meisten Fällen erst geschaffen oder zumindest optimiert werden. Dazu gibt es ganz unterschiedliche Ansätze. Bei der Akquisition der Daten etwa geht es zunehmend darum, schon während der Aufzeichnung Metadaten zu speichern. Die Möglichkeiten dazu sind vielfältig, auch wenn die Entwicklungen dafür meist noch nicht über erste Produktvorstellungen hinausgehen (siehe Meldung hierzu).

In der nächsten Stufe, der Postproduktion des akquirierten Materials, ist der Leidensdruck schon längst größer geworden, denn auch wer mit einem günstigen Editing-System schneidet, gelangt irgendwann an die Grenzen der Übersichtlichkeit. Dabei muss Avids leistungsfähiges und eher auf größere Installationen abgestimmtes Interplay nicht als Maß gelten: oft tun es auch kleinere Lösungen, denn einen Bedarf, das Material sinnvoll bereitstellen, verwalten und später archivieren zu können, gibt es auch durchaus schon bei Einzelplatz-Installationen.

Apple reagierte darauf mit der Vorstellung von Final Cut Server — und will das System nun auch tatsächlich ab sofort ausliefern. Final Cut Server verbindet Media Asset Management und Workflow-Automation, es katalogisiert große Datenbestände automatisch und soll es den angeschlossenen Clients erlauben, das vorhandene Material einfacher sichten, bewerten und freigeben zu können. Laut Apple lässt sich das System an die Arbeitsabläufe kleiner Zwei-Mann-Betriebe ebenso anpassen, wie an die großer Produktionshäuser. Das wird sich in der Praxis sicher erst noch zeigen müssen, aber die Zielrichtung ist klar: Asset Management und Datenverwaltung sind längst nicht mehr nur den großen Playern vorbehalten: die Software kostet 900 Euro, wenn bis zu zehn parallele Nutzer zugreifen wollen, unbegrenzte Nutzerzahl erlaubt die Unlimited-Version für rund 1.800 Euro. Zugriff auf die Funktionalität von Final Cut Server bietet ein Java-Client, der auf Macs und PCs läuft.

Eine skalierbare Lösung bietet auch Focus Enhancements mit ProxSys an: Das Asset Management System wird als Komplettsystem verkauft und setzt sich aus einem Server, passendem Speicher und beliebig vielen Client-Lizenzen zusammen, ProxSys dient der Erfassung, Organisation, Verwaltung und dem Playout von Videosequenzen. In Deutschland nutzen etliche Regionalsender das System. ProxSys bietet mittlerweile etwa auch eine Erweiterung, die dafür sorgt, dass Material von P2– oder SxS-Karten schnell verarbeitet werden und direkt in einer Low-Res-Variante in der Internet-Plattform des jeweiligen Anbieters »on air« gehen kann.

Was Avid vor zwei Jahren mit dem Asset-Management- und Workflow-System Interplay ankündigte und seither in größeren Installationen und im Zusammenspiel mit dem Zentralserver Unity Isis auch an etliche Sender und größere Produktions- und Postproduktionshäuser auslieferte, setzt sich auf vielen anderen Ebenen ebenfalls durch.

Editshare etwa präsentierte in diesem Jahr mit Flow einen sehr kostengünstigen Ingest-Server mit MediaBrowser (siehe Meldung), der den Vorteil hat, dass er mit Avid-Systemen ebenso harmoniert, wie mit Apple-Systemen — und etwa Material direkt an Avid- oder Apple-Bins übergeben kann. Dank ihres attraktiven Preises und ihrer Offenheit für beide gängigen Editing-Systeme konnten sich Editshare-Systeme innerhalb sehr kurzer Zeit am Markt etablieren.

Ein weiteres System, das sich dem Management und der Speicherung von Daten annimmt, ist Spycerbox von DVS. DVS-Systeme sind insgesamt eher für datenintensive, leistungshungrige Applikationen optimiert, wo etwa auch 4K-Wiedergabe in Echtzeit gefordert ist. Aber natürlich können DVS-Systeme nicht nur in solchen Umgebungen genutzt werden. Der Hersteller sieht in Spycer einen »Medien-Hub«, der sowohl als NAS-Lösung mit integriertem Storage wie auch als File-Server oder als Backup-System für ein DVS-SAN-Speichersystem genutzt werden kann. Auch bei DVS sieht man eine der wichtigen Anforderungen des Marktes darin, mit seinen Speicherlösungen möglichst offen für viele Software-Anbieter zu sein. So sei es mittlerweile gut möglich, DVS-Systeme auch in Apple-Umgebungen einzusetzen und bis zum Sommer werde man auch das von Red Digital Cinema bei der Kamera Red One eingesetzte Raw-Data-Format Red-Code offiziell unterstützen können.

In der Distribution, wo die Verwaltung großer Datenmengen schon länger ein Thema ist, beschäftigt man sich derweil damit, vorhandene Asset-Management-Systeme wie etwa Media Archive von Blue Order immer weiter auszubauen und zu erweitern. Systeme wie Media Archive aufs Asset Management zu reduzieren, hieße allerdings, nur einen ganz schmalen Bereich des Leistungsspektrums heraus zu greifen. Mittlerweile steuern Systeme wie Media Archive nämlich ganze Prozesse, angefangen von der Digitalisierung übers Multi-Purposing bis hin zur Distribution und zum Rechtemanagement des Contents.

Ähnliche Wege wie Blue Order geht auch Annova mit seinem Redaktionssystem OpenMedia. Auch hier wird es immer wichtiger, die Metadaten des vorhandenen Contents mit einem zentralen System aufzunehmen und zu verwalten und den Content für die Ausgabe auf ganz unterschiedlichen Kanälen zu optimieren. Dazu brauche es ein offenes System wie OpenMedia, so Annova (siehe auch Videoreport).

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