Messe: 20.04.2009

NAB2009: Harris verhalten optimistisch

Harris will verstärkt auch weitere Märkte jenseits des klassischen Broadcast-Bereichs bedienen, in denen das Unternehmen bisher weniger aktiv war, etwa Digital Signage.

Harris gehörte während der vergangenen Messen zu den Firmen, die mit immer größeren Messeständen, dem Zukauf anderer Unternehmen und starkem Wachstum auf sich aufmerksam machten. Umso größer war das Interesse daran, was Tim Thorsteinson, Chef der Harris-Broadcast-Abteilung, in diesem Jahr zu sagen hatte — nicht zuletzt deshalb, weil Thorsteinson noch zu jenen seltenen Exemplaren der Branche gehört, die mitunter die Dinge auch offen beim Namen nennen. Vor der NAB hatte sich Thorsteinson als »still bullish on the future of broadcast and media markets« geäußert (Meldung).

Gilt das immer noch? Ohne Zweifel habe man in den vergangenen Monaten mit »softeren« Märkten leben müssen, und zwar weltweit, so Thorsteinson. Neben diesen okönomischen Veränderungen müsse man sich als Hersteller aber auch damit auseinandersetzen, dass sich die Businessmodelle der Kunden veränderten und Broadcaster neue Vermarktungswege finden müssten — sei es über neue, zusätzlich Kanäle, sei es über Mobile-TV-Applikationen oder über vollkommen neue Formen der Content-Distribution. Harris bedient diese Anforderungen der Kunden auf ganz unterschiedlichen Ebenen und geht dabei letztlich auch Märkte an, die für das Unternehmen neu sind.

Eines der Felder, die jenseits des klassischen Broadcast-Geschäfts liegen, ist die Ausstattung großer Sportarenen. So meldet Harris einen Mega-Deal mit dem Basketball-Team Orlando Magic: Der NBA-Verein baut eine der größten Sportarenen der USA, und Harris liefert dafür die komplette Broadcast-Technik im großen Stil zu. Weiteres Wachstumspotenzial sieht Harris im wachsenden Markt für Digital Signage, wofür das Unternehmen mit Punctuate eine Lösung zuliefert, mit der sich Digital-Signage-Systeme steuern und auswerten lassen.

Ein interessantes Pilotprojekt wickelt Harris derzeit mit McDonald’s ab: Die Fast-Food-Kette plant einen eigenen TV-Kanal, der in allen McDonald’s-Filialen laufen soll und jüngst in Las Vegas und Los Angeles getestet wurde. Dabei setzte die Kette auf Harris-Technik und plant nun offenbar eine Ausweitung des Pilotprojekts.

Beim Thema Mobile TV sieht man bei Harris nun die technischen Voraussetzungen für Applikationen geschaffen. Erste Projekte mit Broadcastern in den USA kann Harris hier schon vorweisen und der Hersteller geht davon aus, dass rasch weitere folgen werden. Auf die Frage nach prognostiziertem Umsatz aus diesem Bereich merkt Thorsteinson an, dass Harris derzeit eher zurückhaltende Zahlen im Businessplan habe — nicht zuletzt deshalb, weil man beim Thema HD habe leidvolle Erfahrungen sammeln müssen: Es habe deutlich länger als erhofft gedauert, bis aus HD ein echtes Business entstanden sei.

Gleichzeitig weist Thorsteinson darauf hin, dass sich der Broadcast-Bereich von Harris nach wie vor vergleichsweise gut entwickle und Harris bei den großen Broadcast-Installationen im Vergleich zum Vorjahr deutliches Wachstum verzeichne.

Auf die obligatorische Frage, ob Harris weitere Firmenübernahmen plane, gibt Thorsteinson eine eindeutige Antwort: An Akquisition im klassischen Broadcast-Bereich sei man derzeit nicht interessiert — stattdessen suche man nach neuen Märkten mit großen Wachstums-Chancen.

Dennoch will Harris natürlich die bestehenden Märkte und Kunden nicht vernachlässigen. Einer der NAB2009-Schwerpunkte von Harris ist das Thema Signalverteilung, wo Harris mit 3-Gbps- und mit Glasfaserlösungen der Opto+-Reihe neue Produkte vorstellt.

»Heute sind Broadcast-Unternehmen oft über viele Standorte verteilt und die Notwendigkeit, Signale mit hohen Bandbreiten zu transportieren, ist die Norm. Deshalb interessieren sich Broadcaster verstärkt für Glasfaser-Lösungen, als effeizeinten Weg, Signale zu transportieren«, erläutert Thorsteinson.

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