Broadcast, Top-Story: 22.11.2007

Sony-Innovationsforum: HD als Regeldienst?

Im November lud Sony in diesem Jahr wieder zum Innovationsforum ins Sony-Center nach Berlin und stellte den Besuchern aus Produktion, Postproduktion und Broadcast-Branche die Frage »Sind wir mit HDTV auf dem rechten Weg?« Zahlreiche Vortragende gaben darauf ganz unterschiedliche Antworten und und boten den Teilnehmern die Gelegenheit, sich über aktuelle Trends und Tendenzen zu informieren und mit den Vortragenden diskutieren.

Das Innovationsforum gibt Branchen-Insidern seit 2002 die Gelegenheit, sich über aktuelle Themen und Tendenzen in der Branche zu informieren und auszutauschen. Veranstalter ist Sony, erdacht hat das Innovationsforum Jürgen Burghardt, Senior Manager Broadcast Strategy des Unternehmens, der auch in diesem Jahr das Thema setzte und die Referenten aus verschiedenen Bereichen der Branche einlud. In diesem Jahr rückte Jürgen Burghardt erneut das Thema HD in den Fokus und wollte mit den Teilnehmern »die diversen Aspekte des langjährigen Übergangs von SD– zu HD-Diensten ausloten und auf dieser Basis realistische Maßnahmen zur HDTV-Vollversorgung« diskutieren.

Goran Hantschel, Divisional Director Professional Solutions Europe bei Sony, eröffnete die Veranstaltung, begrüßte die Gäste und Referenten und warf zunächst die rhetorische Frage auf, wo die Innovation bei HD liege. Dann zeigte Hantschel die Potenziale auf, die nicht nur in HD stecken, sondern auch in der Entwicklung über HD hinaus in Richtung 4K und 8K. Weiter führte Goran Hantschel aus, dass der Markt derzeit mit zwei ganz gegenteiligen Entwicklungen umgehen müsse: Auf der einen Seite stehe der Consumer mit einem eindeutigen Trend zu Flachdisplays, auf der anderen Seite stünden Broadcaster und HD-Produzenten, die noch der SD-Welt verhaftet seien und einen Weg hin zu HD finden müssten. Zwischen diesen beiden Positionen entstehe ein Spannungsbogen, der aus Hantschels Sicht die Frage aufwirft, wer davon profitieren und wer daran zerbrechen wird.

Moderator Jürgen Burghardt griff diesen Faden auf und gab weitere Beispiele dafür, dass man derzeit mit einem sehr ambivalenten Markt leben müsse: »HD ist bei manchen längst Realität, steckt aber bei anderen noch in den Kinderschuhen«, so Burghardt. Während der vergangenen IBC gab es laut Jürgen Burghardt eine Feierveranstaltung mit dem Titel »25 Jahre HDTV«: So lange ist das Thema schon virulent. Und obwohl HD tatsächlich in der Produktion, in kleinerem Umfang bei den Sendern und auch bei den Displays längst Realität sei, fehle der endgültige Durchbruch auf breiter Front.

Die Ambivalenz des Marktes, die Burghardt plakativ dargestellt hatte, bestätigte Dr. Frauke Sander von der Unternehmensberatung Deloitte und zitierte die Ergebnisse einer Studie, die Deloitte im Auftrag von Astra erstellt hatte. Demnach dürften bis zum Jahr 2010 zwar rund 40% der Haushalte mit HD-Ready-Geräten ausgerüstet sein, aber nur 8% werden dann auch tatsächlich HD sehen können. Weiteres Problem aus Sicht von Deloitte: HDTV hängt fest, weil die Zuschauer den Mehrwert nicht erkennen, solange sie zuhause kein HD-Programm empfangen können, die Anbieter wiederum haben keine Zuschauer, weshalb sie nicht mehr Geld in HDTV stecken wollen. Es herrsche eine Diskrepanz zwischen dem Angebot und der Verbreitung von HD-Ready-Equipment einerseits und der Verfügbarkeit von Programmen und der Rezeption von HD-Signalen andererseits, resümierte Dr. Sander. Aus der Sicht von Dr. Sander lässt sich dieser Widerspruch letztlich nur auflösen, wenn »alle Beteiligten der Wertschöpfungskette« zusammenarbeiten, um HD voranzubringen. Glaubt man der Studie, hat sich die Mehrzahl der Befragten längst von der Idee einer zügigen Umstellung auf HD verabschiedet: Rund ein Drittel der Befragten rechnet frühestens in drei Jahren mit umfassender HD-Durchdringung, ein weiteres Drittel sogar erst in frühestens sechs Jahren – auch wenn auf Konsumentenseite im selben Zeitraum mit einer größeren HD-Durchdringung bei den TV-Geräten zu rechnen sei, so Dr. Sander.

Stephan Heimbecher, Head of Innovations & Standards Technology bei Premiere, erläuterte das Szenario der HD-Markteinführung beim deutschen Bezahlsender, er konnte also von praktischen Erfahrungen eines Broadcasters mit HDTV berichten. Die größten Probleme beim HDTV-Rollout bei Premiere lagen zum damaligen Zeitpunkt laut Heimbecher eher im Bereich der Decoder als in der sonstigen Technik — insgesamt habe man zunächst aber doch mit einigen Startschwierigkeiten kämpfen müssen. Premiere hat laut Heimbecher mittlerweile 90.000 HD-Abonnenten, und mit dieser Zahl sei man zufrieden — wünsche sich bei Premiere aber gleichzeitig, dass auch andere Broadcaster in Deutschland den HDTV-Sendebetrieb aufnehmen. Nur so lasse sich der Markt letztlich umfassend aufbereiten. Rückblickend bestätigt Heimbecher, dass man sich nach dem HD-Sendestart von etlichen Ideen und Konzepten verabschieden musste, die sich in der Realität letztlich nicht umsetzen ließen oder beim Zuschauer nicht auf fruchtbaren Boden fielen. So wurden etwa geplante Kanäle zusammengefasst und technische Schwierigkeiten hätten dazu geführt, dass Premiere HD erst dieser Tage bei T-Home verfügbar geworden sei. Auch deshalb dominiert der Satellit als Verbreitungsweg für HD derzeit den deutschen Markt. Auch bei der Aufklärung der Endkunden sieht Heimbecher noch großen Bedarf, den Premiere mit speziellen Testsendungen und Kundensupport auch selbst in Angriff nimmt.

Dass die Einführung von HD letztlich nur möglich ist, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen, lautete das Credo von Christian Garrels, Leiter Kommunikation von der ProSiebenSat.1 Produktion. Die Senderfamilie hatte im Jahr 2005 damit begonnen, ihr Programm parallel zu SD auch in HD auszustrahlen. In den Anfängen wurde dabei der Großteil des Programms von SD auf HD hochkonvertiert, wofür der Sender viel Kritik einstecken musste (siehe auch Report dazu). Doch mittlerweile bestreite man rund 20% des Primetime-Programms mit »echtem« HD-Material, so Christian Garrels. 400 Stunden in originärer HD-Auflösung hat die Sendergruppe demnach insgesamt seit Oktober 2005 ausgestrahlt. Damit wolle man den Kritikern des Simulcast-Betriebs zeigen, dass man an HD glaube und nicht nur einen HD-Probebetrieb auf Sparflamme fahre. Außerdem sichere sich der Sender schon jetzt die HD-Rechte beim Lizenzkauf und fülle so die Archive nach und nach mit HD-Produktionen auf. Wichtiger Aspekt ist laut Garrels für die ProSieben-Sat.1-Sendergruppe beim schrittweisen Umstieg auf HD letztlich immer die wirtschaftliche Komponente – anders lasse sich ein Umstieg nicht realisieren, wenn man wirtschaftlich arbeiten müsse. Herausforderungen für die Sender liegen aus Garrels‘ Sicht keineswegs nur im Bereich HD, sondern etwa auch darin, Fernsehen gegen das Internet zu positionieren. Dennoch investiere niemand mehr in SD, sondern man wende sich ganz klar HD zu.

Für 2006 kündigte Garrels weitere Aktivitäten der ProSieben-Sat.1-Sendergruppe im HD-Bereich an — wenn auch nicht in Deutschland, sondern in Belgien und Dänemark. Bei der Verbreitung der HD-Programme von ProSieben-Sat.1 setzt das Unternehmen auf alle Distributionswege: In Deutschland werden die HD-Angebote der Sendergruppe über T-Home (V-DSL), Kabel BW und Satellit verbreitet. Eine treibende Kraft für HD sieht Christian Garrels auch in der Werbewirtschaft, die zunehmend die Ausstrahlung von HD-Spots anfrage.

Mit Josef Nehl kam ein Schwergewicht aus der deutschen Sportproduktion zu Wort: Der frühere Wige-Manager und ehemalige Fußball-Profi ist Geschäftsführer von Sportcast – einer 100%igen DFL-Tochter. Sportcast produziert im Auftrag der DFL die Fußballspiele der ersten und zweiten Bundesliga. Nehl resümierte, dass die Fußball-WM in der TV-Produktion sicherlich zu etlichen Änderungen verholfen habe: So habe sich erst dadurch die 16:9-Produktion bei den öffentlich-rechtlichen Sendern etabliert, auch wenn die »Shoot&Protect«-Thematik — also die Aufzeichnung in 16:9 unter Berücksichtigung des 4:3-Ausschnitts — nach wie vor ein leidiges Thema sei.

Ganz anders als noch vor wenigen Jahren geplant, ist laut Josef Nehl heute in der Fußballübertragung 4:3 nicht mehr das dominierende Seitenverhältnis, sondern es wird praktisch immer in 16:9 und HD produziert. Einzig DSF ist in Deutschland noch auf 4:3-Kurs, mittlerweile als einziger nationaler Verwerter von Fußballrechten, so Nehl. Sportcast produziert, so Josef Nehl, in der aktuellen Saison alle Bundesligapiele in HD mit 1.080i — obwohl es teilweise bei der Technik noch Einschränkungen gibt, etwa was die Qualität und Verfügbarkeit von Torkameras und Slow-Motion-Technik in HD betrifft sowie Glasfaserverbindungen in den Stadien. Auch bei den Sendern gebe es eben teilweise noch große Vorbehalte gegenüber HD. Damit bestätigt Nehl, was Jürgen Burghardt zu Beginn der Veranstaltung festgestellt hatte: Auf der einen Seite ist HD längst Alltag, auf der anderen ist HD noch nicht einmal über das Anfangsstadium hinausgekommen.

Zur Fußball-WM im vergangenen Jahr hatte Nehl noch einen besonderen Kommentar: Ohne die zur Fußball-WM in Deutschland erfolgten Investitionen in HD, wären demnach die aktuellen Anforderungen der Bundesliga-Verwerter weltweit gar nicht erfüllbar.

Mit Rolf Allenbach vom Schweizer TV-Dienstleister TPC kam ein Praktiker aus der mobilen HD-Produktion zu Wort. TPC tritt als Generalunternehmer für TV-Produktionen auf, größter Kunde ist dabei das Schweizer Fernsehen mit einem Umsatzanteil von 70 Prozent. Zu den HD-Highlights bei TPC zählen die zahlreichen HD-Opernproduktionen – nach Aussage Allenbachs ein Bereich, bei dem sich HD-Produktionen auch wirtschaftlich rechnen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es in HD-Ländern wie etwa Japan eine große Nachfrage nach hochwertigen Opernproduktionen gibt, so Allenbach. Aber auch die DVD-Auswertung von aufwändigen Opern kann durchaus interessant sein – auch für den hiesigen Markt. Das gelte auch für Opern, die auf besondere Art produziert oder an besonderen Orten aufgeführt würden, führte Allenbach weiter aus: So habe man mit der »Zauberflöte« einen großen Quotenerfolg im Schweizer Fernsehen erzielt, weil man zusätzlich zur Oper parallel auch eine Art Backstage-Doku produziert und gesendet habe, was auf großen Anklang gestoßen sei. Fürs nächste Jahr ist die Aufführung und Aufzeichnung einer Oper aus dem Zürcher Hauptbahnhof geplant, zur Fußball-EM soll es ebenfalls eine Opernübertragung in HD geben – auch in diese Art von HD-Events setzen die Schweizer große Erwartungen und glauben, dass etwa Public-Viewing-Einsätze von HD-Übertragungen das Interesse und die Akzeptanz bei den Endkunden befeuern können. Dass TPC bei der Vielzahl der bisher produzierten HD-Groß-Events über einen reichen HD-Erfahrungsschatz verfügt, versteht sich von selbst. Allenbach konnte in der Kürze der Zeit nicht sehr weit ins Detail gehen, aber anhand etlicher Beispiele gelang es ihm, aufzuzeigen, wo Vorteile und Stolpersteine bei HD-Produktionen liegen können: Bei Opernproduktionen etwa beim Setzen des Lichts, bei der Maske für die Schauspieler, beim Einstellen und Beurteilen der Schärfe, aber auch beim Berücksichtigen von Laufzeitunterschieden, wenn am Spielort große Distanzen überbrückt werden müssen – um nur einige Aspekte zu nennen. Weiteres Beispiel: Acht bis zehn HDCAM SRMAZen setzt TPC bei der Aufzeichnung einer Oper ein. Weil jede der Maschinen auch 16 Audiokanäle bietet, kann man gleichzeitig mit der HD-Videoaufzeichnung parallel zur Harddisk-Aufzeichnung ein sehr hochwertiges Audio-Backup auf den Videokassetten realisieren.

Rolf Allenbachs Vortrag zeigte nicht nur die Hürden auf, die es bei HD-Produktionen zu überwinden gilt, sondern verdeutlichte auch einmal mehr, dass die Schweizer Broadcast-Landschaft in Sachen HD schon wesentlich weiter ist als der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland.

Manfred Gerdes, Managing Director der Sony Deutschland GmbH, griff diesen Aspekt auf und kritisierte, dass in Deutschland HD zerredet werde und die Endkunden somit nur verunsichert würden. Gerdes gehört dem Präsidium der Bitkom an, in der sich rund 1.000 Unternehmen aus dem Medien- und Telekombereich zusammengeschlossen haben. »Warum sind wir bei HD so langsam in Deutschland«, fragte Gerdes. Wenn es nach den Mitgliedern des Interessensverbandes Bitkom geht, so Gerdes, sollten die Sendeanstalten nach der EM im kommenden Jahr möglichst zeitnah einen regelmäßigen HD-Sendebetrieb aufnehmen und bis zum Jahr 2010 einen HDTV-Programm-Anteil von 50% anstreben. Nur so lasse sich der Rückstand Deutschlands im Vergleich zu anderen Ländern wieder etwas aufholen. Gerdes untermauerte diese Forderungen mit etlichen Statistiken und Zahlen, auf deren Basis die Bitkom ein Positionspapier erstellt hat.

Dr. Werner, Chefingenieur beim WDR, wusste, dass er bei der Veranstaltung keinen leichten Stand haben würde, hatte sich aber dennoch in die Höhle des Löwen gewagt um als Vertreter einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt zu sprechen. Natürlich vertrat er eine andere Meinung als Gerdes und betonte die Kosten, die eine Umstellung auf HD verursache. Man könne nicht nur den Wechsel hin zu HD fordern und dabei diesen wichtigen Aspekt unterschlagen, so Dr. Werner. Während man in der Akquisition oft mit nur 15% Mehrkosten schon in HD drehen könne, verursache die Umstellung von SD- auf HD-Sendebetrieb ein Vielfaches der aktuellen Kosten: Dabei komme es außerdem darauf an, wie man sich denn den Wechsel zu HD vorstelle: Sollte man analoges SD, digitales SD und HD gleichzeitig ausstrahlen – und wenn ja, wie sollten die massiven Mehrkosten finanziert werden? Diese Aspekte sprechen aus Sicht von Dr. Werner klar für die von den öffentlich-rechtlichen eingeschlagene Linie. Außerdem verwies Dr. Werner auch auf etliche technische Ungereimtheiten und offene Fragen. Ob der vielen Bedenken entspann sich bei den Teilnehmern des Forums eine lebhafte Diskussion, in deren Verlauf mehrfach die Frage zu hören war, ob sich die öffentlich-rechtlichen Sender mit all ihren Einwänden nicht in eine Verhinderungshaltung verrennen, die letztlich allen Beteiligten nur schadet. Für Dr. Werner und wohl nicht nur für ihn ist allerdings klar, dass eine »HD-Einführung, die sich nicht den Realitäten stellt, keine nachhaltige Einführung wäre«. Auch den Vorwurf, Deutschland sei massiv im Hintertreffen, ließ Dr. Werner nicht gelten: Demnach plant die BBC im Jahr 2009 neun Stunden HD pro Tag auszustrahlen — das ist vom Vollprogramm auch noch deutlich entfernt.

Die verteilten Strukturen der ARD erschweren laut Dr. Werner zudem die Umstellung: Redaktion, Sendeablauf und Playout liegen oft nicht in der gleichen Hand. Da eine große technische Umstellung zu stemmen, erfordert laut Dr. Werner einfach Zeit.

In der steigenden Verbreitung von Flachdisplays sieht Dr. Werner ebenfalls kein stichhaltiges Argument für eine Beschleunigung der HD-Einführung: HD-fähige Set-Top-Boxen sind laut Dr. Werner im Markt immer noch Mangelware, es wurden demnach bisher weniger als 100.000 Geräte im deutschen Markt verkauft, was gegenüber rund 33 Millionen TV-Haushalten in Deutschland viel zu wenig sei, um Marktbedeutung zu haben. Außerdem führte Dr. Werner an, dass einige der aktuellen Set-Top-Boxen mit 720p50 Probleme haben. Weitere Minenfelder sieht Dr. Werner etwa bei der Kombination von Videotext und HDMI.

Für Wolfgang Elsäßer, den Geschäftsführer von APS und SES-Astra in Deutschland, ist HD schon sehr viel realer: Mittlerweile gebe es 46 HD-Sender, die HD via Astra sendeten, so Elsäßer. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen, nur in Deutschland habe es kein entsprechendes Wachstum gegeben. 30 der 46 HD-Sender bei Astra sind nach Elsäßers Ausführungen kommerziell tätig. Dabei sei klar erkennbar, dass der HDTV-Anteil nicht im Free-TV, sondern im Pay-TV wachse, und dieser Trend dürfte sich aus seiner Sicht auch weiter fortsetzen. Damit sich HD schneller etablieren kann, wünscht sich Elsäßer, dass die Politik unterstützend eingreift und für eine Digitalisierung bis zum Jahr 2010 sorgt.

Dass HD und TV-Inhalte nicht zwangsläufig über die klassischen Broadcast-Wege verbreitet werden müssen, ist spätestens seit der Verfügbarkeit von DSL und IP-TV klar – und mittlerweile funktionieren diese Verbreitungswege auch besser und zuverlässiger, so dass sie relevant werden. Klaus Merkel, Fachreferent für Informations- und Datendienste am IRT, fasste die technischen Grundlagen und den aktuellen Status Quo von IP-TV in Deutschland zusammen. Er zeigte auf, dass mit den gängigen IP-TV-Angeboten, wie sie etwa T-Online oder Arcor anbieten, ein Technikwechsel und eine Kopplung von Inhalt und Übertragungsweg stattfindet. So wird »Fernsehen über DSL« keineswegs über die normale Internet-Infrastruktur verteilt, sondern wird von den Anbietern in eigene Kopfstationen eingespeist und von dort an die DSL-Endkunden verteilt: Nur so lässt sich ein kontinuierlicher Service in hoher Bildqualität gewährleisten. Außerdem sind Angebote wie etwa T-Home nicht mehr von jedem Provider aus nutzbar, wie das bisher im Internet bei den »normalen« Diensten üblich war: Nur T-Online-Kunden können T-Home nutzen. Die Unabhängigkeit der Inhalte vom Provider wird bei IP-TV also — zumindest vorerst — der Vergangenheit angehören.

Weitere Erkenntnis von Merkel: die gängigen IP-TV-Dienste jenseits von Video-on-Demand lassen sich schon jetzt mit den meisten gängigen DSL-Netzen problemlos nutzen, die nötige Netzinfrastruktur für Videodienste sei derzeit aber lediglich punktuell verfügbar.

Klaas Bubenzer von der Deutschen Telekom konnte bei diesem Aspekt der Fernsehzukunft Erkenntnisse aus der Praxis besteuern: HD-Inhalte über T-Home zu verbreiten, habe sich als größere Herausforderungen herausgestellt, und zwar nicht nur technisch, sondern auch in der Vermarktung beim Kunden, der mit allerhand technischen Randbedingungen leben muss und diese auch verstehen sollte, wenn er die Zusatzdienste nutzen möchte. Deshalb sehe man es nun als zentrale Aufgabe, die Angebote einfacher und besser zu strukturieren, um erfolgreicher beim Kunden zu werden.

Als Quintessenz könnte man die Ausführungen von Klaas Bubenzer vielleicht so zusammenfassen: Den Endkunden muss erstmal klar werden, dass TV über IP geht, HD kommt dann erst später. Demnach sind bei T-Online für 2008 keine Aktivitäten im HD-Bereich geplant, Neuheiten wird es hier von Seiten der Telekom erst in den Jahren 2009/2010 geben.

Vertiefende Workshops

In Workshops konnten die Teilnehmer des Innovationsforums schließlich das Gehörte noch intensiv diskutieren und ihre Erkenntnisse in kleineren Runden vertiefen. Bei der Fülle der Vorträge und Themen gab es für die Teilnehmer der Veranstaltung insgesamt genügend neue Aspekte – auch wenn das Thema HD selbst nicht neu ist. Aber bis HD in Deutschland flächendeckend Realität wird, könnte das Thema durchaus noch beim ein oder anderen Innovationsforum vorkommen.