Live, Site-Report, Sport, Top-Story, Video, Ü-Wagen: 05.07.2018

Benzin im Blut: DTM-Live mit neuem TV-Technikkonzept

Rasante Action auf der Rennstrecke, ein neues Konzept für die Live-TV-Übertragung: film-tv-video.de hat die DTM besucht und dabei den Einsatz eines ganz besonderen Übertragungsfahrzeugs angeschaut: »The Gallery«.



Ausstattung und Technik im G10

Wie schon erläutert, ist die Hardware im G10 auf das Notwendigste reduziert. Man sitzt beim Arbeiten im G10 sozusagen in einer Remote-Zentrale, von der aus Equipment an anderen Orten — etwa in anderen Ü-Wagen — gesteuert und genutzt wird. Außerdem stehen natürlich alle notwendigen Kommunikationswege zur Verfügung: am wichtigsten sind dabei die Intercom-Sprechstellen, die über eine eigene kleine Riedel-Matrix Kontakt zu den Intercom-Systemen der Ü-Wagen herstellen.

DTM, Norisring, Gallery, Regie A, © Nonkonform
22 UHD-Monitore mit Bildschirmdiagonalen von 48 bis 65 Zoll sind im G10 installiert.

22 UHD-Monitore mit Bildschirmdiagonalen von 48 bis 65 Zoll sind insgesamt im G10 installiert. Diese werden über eine 3G-Kreuzschiene mit 128 x 128 Koppelpunkten mit Signalen beschickt, wobei 4K-Multiviewing möglich ist.

DTM, Norisring, Wige-Ü-Wagen, © Nonkonform
Die Mutiviewer und andere Broadcast-Hardware befindet sich in den Ü-Wagen.

Im G10 können also auf den Monitoren Multiviewer-Signale dargestellt werden. Die Mutiviewer-Systeme (Evertz, Grass Valley) selbst, die diese Signale erzeugen, befinden sich aber in den Ü-Wagen und schicken nur die jeweils gewünschten Signale per Glasfaser in den G10.

Die vier einzeln nutzbaren Arbeitsräume des G10 können jeweils separat betreten werden: Es gibt vorne und hinten im Fahrzeug einen separaten Zugang, der jeweils in einen Vorraum mündet. Von dort gelangt man durch Schiebetüren in die einzelnen Arbeitsräume.

Wige Broadcast, Gallery, Grafik, © Wige Broadcast
Es gibt vorne und hinten im Fahrzeug einen separaten Zugang.

Das sind zunächst einmal zwei, von den technischen Möglichkeiten weitgehend identisch ausgestattete, große Regien mit den Bezeichnungen A und B.

In Regie A stehen sechs in einer Reihe angeordneten Arbeitsplätze zur Verfügung. Unter anderem ist in dieser Regie ein Mischerbedienpult des Typs Kayenne von Grass Valley eingebaut und zusätzlich gibt es noch ein Pult des Typs Kayak DD.

Wige Broadcast, Gallery, Grafik, © Wige Broadcast
Zwei, von den technischen Möglichkeiten weitgehend identisch ausgestattete, große Regien sind im G10 nebeneinander angeordnet.
DTM, Norisring, Gallery, Regie B, © Nonkonform
Als Mischerbedienpult ist in Regie B ein Karrera K-Frame im Einsatz.

In Regie B stehen fünf Arbeitsplätze zur Verfügung. Als Mischerbedienpult ist hier ein Karrera K-Frame im Einsatz.

DTM, Norisring, Gallery, Regie A, © Nonkonform
Im Vordergrund Regie A, im Hintergrund Regie B. Bei Bedarf durch eine Schiebetür trennbar.

Die beiden großen Regien können völlig unabhängig voneinander betrieben werden. Bei Bedarf trennt eine Glasschiebetür diese beiden Regien, sie lassen sich aber auch kombinieren. Gegenüber von diesen beiden Regien, auf der anderen Seite der Monitorwand, ist im G10 die etwas anders aufgebaute und technisch anders bestückte Regie C angeordnet.

DTM, Norisring, Gallery, Regie A, Kayak DD, © Nonkonform
In Regie A steht neben dem großen Kayenne auch noch ein Kayak DD zur Verfügung.
DTM, Norisring, Gallery, Regie C, © Nonkonform
Regie C ist auch autark nutzbar.

Regie C wurde bei den bisherigen Einsätzen des G10 für die Bildregie des jeweiligen Event-Programms genutzt, also bei der DTM für das Fan-TV, das an der Rennstrecke auf Großbildschirmen läuft.

Die Regie C unterscheidet sich von den anderen Regien dadurch, dass sie in gewissen Grenzen auch autark genutzt werden kann: Sie braucht nicht unbedingt einen zugeordneten Ü-Wagen, wie das bei den anderen Regien der Fall ist. Die Regie C verfügt also auch über eigene Technik, die über reine Remote-Funktionalität hinausgeht.

DTM, Norisring, Gallery, Regie C, © Nonkonform
Der Audiomischer in Regie C stammt von PreSonus.

Hier ist ein K2-Server von Grass Valley im Betrieb, von dem Trailer abgespielt werden, außerdem ein Atem-Mischer von Blackmagic und ein Audiomischer von PreSonus.

Außerdem gibt es ein Grafiksystem und die Regie C hat auch Zugriff auf eine eigene Wireless-Kamera, die Impressionen von Fans zeigt und eigene, nur im Fan-TV verfügbare Interviews umsetzt.

DTM, Norisring, Renngeschehen, © DTM
Auf Großbildschirmen an der Strecke lauft das Fan-TV.
DTM, Norisring, Gallery, Regie A, © Nonkonform
In jeder der Regien gibt es unter anderem auch ein VSM-Panel.

In jeder der Regien gibt es auch ein VSM-Panel für das Steuerungssystem von Lawo, über das sich bestimmte Signale, die auf der Monitorwand angezeigt werden, umschalten lassen.

DTM, Norisring, Gallery, Besprechung, © Nonkonform
Der Besprechungsraum kann als Produktionsbüro dienen, hier kann aber bei Bedarf auch eine weitere Regie eingebaut werden.

Vierter Raum des G10 ist ein Produktionsbüro, in dem Produktionsleiter und/oder Redakteure arbeiten oder in dem Besprechungen stattfinden können. Bei Bedarf könnte in diesem Raum mit relativ geringen Umbauarbeiten auch noch eine weitere Regie eingebaut werden, es könnten Slomo-Operator-Plätze oder andere event-spezifische Arbeitsplätze eingerichtet werden.

In den äußeren Ecken der beiden Vorräume können ebenfalls Arbeitsplätze realisiert und genutzt werden — etwa für einen zusätzlichen Grafik-Operator, einen Supervisor, den Kommandoingenieur oder ähnliche Aufgaben.

Insgesamt stehen im G10 im beschriebenen Normalfall 18 Arbeitsplätze zur Verfügung, bis zu 20 sind ganz einfach, weitere nach einem kleineren Umbau möglich. Das Fahrzeug misst im produktionsbereiten Zustand 19 x 5 x 4 m.

DTM, Norisring, Wige-Ü-Wagen, © Nonkonform
Blick in einen der Ü-Wagen, wo die Bilder, Töne und Signale verteilt, aufbereitet und überwacht werden, die dann im G10 zur Verfügung stehen, um das Programmsignal zu gestalten.
DTM, Norisring, Wige-Ü-Wagen, © Nonkonform
Die technische Basis für die Verbindung zwischen dem hier gezeigten Ü-Wagen zum G10, bilden Riedel-Systeme.

Die Bildverbindungen zwischen G10 und den Ü-Wagen werden derzeit noch überwiegend per Kupferkabel und mit SDI-Signalen hergestellt. Der nächste Schritt ist hier aber schon fest geplant: Nach der DTM-Saison wird diese Anbindung auf Glasfaser umgerüstet. Das vereinfacht dann den Aufbau und es können problemlos auch größere Entfernungen zwischen dem G10 und den Ü-Wagen realisiert werden.

DTM, Norisring, Wige-Ü-Wagen, © Nonkonform
Künftig werden die hier gezeigte Technik im Ü-Wagen oder Bildtechnik in Form von anderen mobilen Systemen, mit dem G10 per Glasfaser verbunden.

Per Glasfaser, auf Basis von IP-Technik, werden dann die Systeme vernetzt. Die technische Basis dafür bilden Riedel-Systeme. Neben den Monitoring-Signalen werden auch jetzt schon die Bildmischer-Panels im G10 mit der jeweiligen Processing-Hardware in den Ü-Wagen per Netzwerk verbunden und es gibt auch zahlreiche IT-Verbindungen, etwa für die VSM-Panels von Lawo, die im G10 eingebaut sind. Im Audiobereich ist auch jetzt schon Glasfasertechnik im Einsatz. 

Wige Broadcast, G10, Regiefahrzeug, Regie C, © Wige Broadcast
Blick in Regie C des G10, an der Ecke die Klimasteuerung.

Jeder Raum im G10 kann mit individuellen Klimaeinstellungen genutzt werden, das Fahrzeug bietet also sechs separat steuerbare Klimazonen und ist in allen Räumen mit Fußbodenheizung ausgestattet.

Das gesamte Fahrzeug ist per USV gegen Stromausfall gesichert. Die Leistungsaufnahme liegt bei rund 17 kW.

Wige Broadcast, G10, Regiefahrzeug, © Wige Broadcast
Die Farbgebung des Innen- und Außenlichts kann beim G10 frei eingestellt werden.

Die Farbgebung des Innen- und Außenlichts kann beim G10 frei eingestellt werden, die integrierten LED-Leuchten machen’s möglich.

Wige Broadcast, G10, Regiefahrzeug, © Wige Broadcast
Große, aufwändige und komplexe Produktionen können mit dem G10 umgesetzt werden.
Fazit

Das Konzept hinter dem G10 eröffnet neue, flexible Produktionsmöglichkeiten. Es schafft für die Schwesterunternehmen Wige Broadcast und TV Skyline neue Wege, bestehende Technik zu kombinieren und auch in modernen Workflows in der Live-Produktion weiter zu nutzen.

DTM, Norisring, Gallery, Regie B, © Nonkonform
Im Vordergrund Regie B, im Hintergrund Regie A.

Große, aufwändige und komplexe Produktionen können hier so umgesetzt werden, dass eine gut nach Themen- und Tätigkeitsbereichen geordnete, überschaubare, Struktur entsteht. Dies kombiniert mit einer angenehmen Raumatmosphäre, bei der man nicht das Gefühl hat, in einem Maschinenraum zu sitzen, ist ein Konzept mit großem Potenzial, das offenbar auf reges Kundeninteresse stößt.

DTM, Norisring, Renngeschehen, © DTM
Derzeit treiben V8-Motoren mit 346 kW die Hinterräder der DTM-Rennwagen an. Mercedes fährt aber nur noch in der Saison 2018 mit.

2018 ist die 32. Saison der DTM, die zwischendurch auch schon mal ein paar Jahre pausierte. In dieser langen Zeit sind die Ansprüche der Zuschauer an der Strecke gewachsen, etwa auch in puncto Fan-TV — und natürlich auch die Ansprüche der TV-Zuschauer. Mit dem G10 kann Wige Broadcast diese gewachsenen Ansprüche problemlos befriedigen und hat sogar noch etwas Headroom für die Zukunft.

Seite 1: Überblick DTM und G10, DTM-Highlight-Video, Video mit Robert Kis
Seite 2: Video mit Alex Wenke, Konkreter Einsatz am Norisring, G10-DTM-Video
Seite 3: Ausstattung und Technik im G10, Fazit

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